[Spaltenumbruch]
dern die Halt-Eisen müssen also bewandt seyn, daß der Wiederhalt an selbigen zu- gleich mit ist, ausser dem kan leicht ein eben so starcker Baum, als derjenige, woraus sie die Schindeln spalten, zu schanden ge- hauen und verderbt werden.
§. 2.
Es muß auch ein Forst-Bedien- ter, der vor seine Herrschafft um das Lohn Schindeln schlagen läßt, Acht ha- ben, daß dieselben im Herbst oder Win- ter, und nicht im Sommer geschlagen werden. Denn im Sommer oder Früh- Jahr ist das Holtz im Safft, und inwen- dig porös, auswendig aber zwischen der Schaale strunckigt und wässerigt, und dauert daher eine solche Schindel nicht halb so lange, als die Herbst- oder Win- ter-Schindeln, weil sie auf dem Dache gleich die Wetter an sich ziehet, und von denselben gefressen wird, da hergegen die Herbst- oder Winter-Schindeln, weil sie zu einer solchen Zeit, da das Holtz in seiner Reiffe, und der Safft zu lauterem Hartz worden ist, zubereitet, noch ein- mahl so lange, als jene, dauern. Es müssen nicht von den Klötzern, welche zu spalten nicht dienlich, die auswendigen Stücke um den Stock oder Klotz herum gleich denen Stock-Schmatzen abgespal- ten, zu Schindeln abgeschnitten, und mit eingeleget werden, denn wenn solche in das Wetter kommen, werden sie gleich von der Sonne krumm gezogen, und auf gerissen, und der Regen dringet nachge- hends in die Gebäude ein. Es müssen die Schindeln nicht von den Arbeitern schmahl und untauglich gemacht werden, damit nur die Zahl voll werde, auch in die Mittel-Stösse oder Sätze nicht ver- borgen gelegt werden, so, daß man die schmählern auf dem Schnitte nicht sehen kan, als wodurch die Herrschafft nur be- trogen, und muthwilliger Weise um das Macher-Lohn gebracht wird.
§. 3.
Bey Verarbeitung der Herr- schafftlichen Schindeln sind taugliche und nutzbare, und nicht wimmerichte und ästi- ge Stämme auszusuchen, die etwan nur drey oder vier Schindel-Klötzer geben, und dennoch aus denselben mehr Schin- delschläge, als nutzbare Schindeln gespal- ten werden. Denn auf solche Art be- kommt der Forst-Bediente von iedem Baum drey Theile Accidens, und die Herrschafft zu ihrem Nutzen den vierd- ten Theil, welches aber unverantwort- lich ist. Jn Ansehung der Bau- und Marckt-Schindeln ist der Grösse nach ein [Spaltenumbruch]
Unterscheid, und sind diese nicht so breit, als jene. Die Bau-Schindeln müssen eine Elle in die Länge, und 7. Zoll in die Breite haben, da hingegen die Marckt- Schindeln zwar auch eine Elle lang, aber nur drey und ein halb Zoll breit sind. Läßt nun die Herrschafft Schindeln ma- chen, so geben sie das Holtz dazu, und be- zahlen nur das Macher-Lohn, nemlich von 1000. Bau-Schindeln 1. fl. 9. gl. von 1000. Marckt-Schindeln aber 20. gl. da sie denn nachgehends das 1000. Bau- Schindeln wieder vor 3. fl. 7. gl. Marckt- Schindeln aber vor 1. fl. 9. gl. verkauffen können. Jedoch arbeiten die Leute nicht gerne um das Lohn, sondern kauffen die Bäume hierzu lieber selbst, welche sie mit einem Thaler, dreyßig Groschen, auch wohl anderthalben Thaler bezahlen. Wie- wohl einige Gefahr darauf bestehet, weil man es dem Baum von aussen nicht alle- zeit ansehen kan, ob er sich wohl spalten läßt, oder nicht.
§. 4.
Wo die Waldungen groß, und offtmahls viel tausend Klafftern in Brü- chen und Sümpffen verderben, die sonst zu Nutz gebracht werden könten, so ist es gar rathsam, Schneide-Mühlen anzu- legen, indem man hierdurch das Holtz gar wohl nutzen und vertreiben kan; Es ist aber doch auch nicht rathsam, die Höltzer mit allzu vielen Schneide-Mühlen zu überhäuffen, sondern man muß hierbey sein Absehen auf solche Waldungen rich- ten, wo die Höltzer nicht können genutzet werden, oder sonst im grossen Uberfluß zu finden sind. Man muß bey den Schnei- de-Mühlen alle Brüche und dürren Höl- tzer, so da Bloche geben, mit dazu anwen- den. Zu Vermeidung alles Unterschleif- fes muß man ieden Bloch zuvor mit dem Wald-Eisen bezeichnen und zuposten, und wird der Bloch nach einem gewissen Preiß von den Schneide-Müllern erhan- delt. Jn Ansehung des Preisses hat man vor Alters bey Verkauffung solcher Blo- che den Herrschafftlichen Nutzen nicht son- derlich observiret, massen man in denen Privilegiis der Schneide-Mühlen findet, wie solche Bloche ohne Unterscheid vor 1. gl. 6. pf. auch 4. gl. bezahlet, und die Giebel-Bloche zwey vor einen gerechnet worden, darinnen der Herrschafft gar viel Schaden geschehen; Es ist dahero viel vor- theilhaffter, wenn die Bloche nach dem Modell gerechnet werden.
§. 5.
Das Modell ist dasjenige, nach welchem die Breter zu schneiden denen
Müllern
Des Vierdten Theils 5. Capitel/
[Spaltenumbruch]
dern die Halt-Eiſen muͤſſen alſo bewandt ſeyn, daß der Wiederhalt an ſelbigen zu- gleich mit iſt, auſſer dem kan leicht ein eben ſo ſtarcker Baum, als derjenige, woraus ſie die Schindeln ſpalten, zu ſchanden ge- hauen und verderbt werden.
§. 2.
Es muß auch ein Forſt-Bedien- ter, der vor ſeine Herrſchafft um das Lohn Schindeln ſchlagen laͤßt, Acht ha- ben, daß dieſelben im Herbſt oder Win- ter, und nicht im Sommer geſchlagen werden. Denn im Sommer oder Fruͤh- Jahr iſt das Holtz im Safft, und inwen- dig porös, auswendig aber zwiſchen der Schaale ſtrunckigt und waͤſſerigt, und dauert daher eine ſolche Schindel nicht halb ſo lange, als die Herbſt- oder Win- ter-Schindeln, weil ſie auf dem Dache gleich die Wetter an ſich ziehet, und von denſelben gefreſſen wird, da hergegen die Herbſt- oder Winter-Schindeln, weil ſie zu einer ſolchen Zeit, da das Holtz in ſeiner Reiffe, und der Safft zu lauterem Hartz worden iſt, zubereitet, noch ein- mahl ſo lange, als jene, dauern. Es muͤſſen nicht von den Kloͤtzern, welche zu ſpalten nicht dienlich, die auswendigen Stuͤcke um den Stock oder Klotz herum gleich denen Stock-Schmatzen abgeſpal- ten, zu Schindeln abgeſchnitten, und mit eingeleget werden, denn wenn ſolche in das Wetter kommen, werden ſie gleich von der Sonne krumm gezogen, und auf geriſſen, und der Regen dringet nachge- hends in die Gebaͤude ein. Es muͤſſen die Schindeln nicht von den Arbeitern ſchmahl und untauglich gemacht werden, damit nur die Zahl voll werde, auch in die Mittel-Stoͤſſe oder Saͤtze nicht ver- borgen gelegt werden, ſo, daß man die ſchmaͤhlern auf dem Schnitte nicht ſehen kan, als wodurch die Herrſchafft nur be- trogen, und muthwilliger Weiſe um das Macher-Lohn gebracht wird.
§. 3.
Bey Verarbeitung der Herr- ſchafftlichen Schindeln ſind taugliche und nutzbare, und nicht wimmerichte und aͤſti- ge Staͤmme auszuſuchen, die etwan nur drey oder vier Schindel-Kloͤtzer geben, und dennoch aus denſelben mehr Schin- delſchlaͤge, als nutzbare Schindeln geſpal- ten werden. Denn auf ſolche Art be- kommt der Forſt-Bediente von iedem Baum drey Theile Accidens, und die Herrſchafft zu ihrem Nutzen den vierd- ten Theil, welches aber unverantwort- lich iſt. Jn Anſehung der Bau- und Marckt-Schindeln iſt der Groͤſſe nach ein [Spaltenumbruch]
Unterſcheid, und ſind dieſe nicht ſo breit, als jene. Die Bau-Schindeln muͤſſen eine Elle in die Laͤnge, und 7. Zoll in die Breite haben, da hingegen die Marckt- Schindeln zwar auch eine Elle lang, aber nur drey und ein halb Zoll breit ſind. Laͤßt nun die Herrſchafft Schindeln ma- chen, ſo geben ſie das Holtz dazu, und be- zahlen nur das Macher-Lohn, nemlich von 1000. Bau-Schindeln 1. fl. 9. gl. von 1000. Marckt-Schindeln aber 20. gl. da ſie denn nachgehends das 1000. Bau- Schindeln wieder vor 3. fl. 7. gl. Marckt- Schindeln aber vor 1. fl. 9. gl. verkauffen koͤnnen. Jedoch arbeiten die Leute nicht gerne um das Lohn, ſondern kauffen die Baͤume hierzu lieber ſelbſt, welche ſie mit einem Thaler, dreyßig Groſchen, auch wohl anderthalben Thaler bezahlen. Wie- wohl einige Gefahr darauf beſtehet, weil man es dem Baum von auſſen nicht alle- zeit anſehen kan, ob er ſich wohl ſpalten laͤßt, oder nicht.
§. 4.
Wo die Waldungen groß, und offtmahls viel tauſend Klafftern in Bruͤ- chen und Suͤmpffen verderben, die ſonſt zu Nutz gebracht werden koͤnten, ſo iſt es gar rathſam, Schneide-Muͤhlen anzu- legen, indem man hierdurch das Holtz gar wohl nutzen und vertreiben kan; Es iſt aber doch auch nicht rathſam, die Hoͤltzer mit allzu vielen Schneide-Muͤhlen zu uͤberhaͤuffen, ſondern man muß hierbey ſein Abſehen auf ſolche Waldungen rich- ten, wo die Hoͤltzer nicht koͤnnen genutzet werden, oder ſonſt im groſſen Uberfluß zu finden ſind. Man muß bey den Schnei- de-Muͤhlen alle Bruͤche und duͤrren Hoͤl- tzer, ſo da Bloche geben, mit dazu anwen- den. Zu Vermeidung alles Unterſchleif- fes muß man ieden Bloch zuvor mit dem Wald-Eiſen bezeichnen und zupoſten, und wird der Bloch nach einem gewiſſen Preiß von den Schneide-Muͤllern erhan- delt. Jn Anſehung des Preiſſes hat man vor Alters bey Verkauffung ſolcher Blo- che den Herrſchafftlichen Nutzen nicht ſon- derlich obſerviret, maſſen man in denen Privilegiis der Schneide-Muͤhlen findet, wie ſolche Bloche ohne Unterſcheid vor 1. gl. 6. pf. auch 4. gl. bezahlet, und die Giebel-Bloche zwey vor einen gerechnet worden, darinnen der Herrſchafft gar viel Schaden geſchehen; Es iſt dahero viel vor- theilhaffter, wenn die Bloche nach dem Modell gerechnet werden.
§. 5.
Das Modell iſt dasjenige, nach welchem die Breter zu ſchneiden denen
Muͤllern
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[280/0424]
Des Vierdten Theils 5. Capitel/
dern die Halt-Eiſen muͤſſen alſo bewandt
ſeyn, daß der Wiederhalt an ſelbigen zu-
gleich mit iſt, auſſer dem kan leicht ein eben
ſo ſtarcker Baum, als derjenige, woraus
ſie die Schindeln ſpalten, zu ſchanden ge-
hauen und verderbt werden.
§. 2.Es muß auch ein Forſt-Bedien-
ter, der vor ſeine Herrſchafft um das
Lohn Schindeln ſchlagen laͤßt, Acht ha-
ben, daß dieſelben im Herbſt oder Win-
ter, und nicht im Sommer geſchlagen
werden. Denn im Sommer oder Fruͤh-
Jahr iſt das Holtz im Safft, und inwen-
dig porös, auswendig aber zwiſchen der
Schaale ſtrunckigt und waͤſſerigt, und
dauert daher eine ſolche Schindel nicht
halb ſo lange, als die Herbſt- oder Win-
ter-Schindeln, weil ſie auf dem Dache
gleich die Wetter an ſich ziehet, und von
denſelben gefreſſen wird, da hergegen
die Herbſt- oder Winter-Schindeln, weil
ſie zu einer ſolchen Zeit, da das Holtz in
ſeiner Reiffe, und der Safft zu lauterem
Hartz worden iſt, zubereitet, noch ein-
mahl ſo lange, als jene, dauern. Es
muͤſſen nicht von den Kloͤtzern, welche zu
ſpalten nicht dienlich, die auswendigen
Stuͤcke um den Stock oder Klotz herum
gleich denen Stock-Schmatzen abgeſpal-
ten, zu Schindeln abgeſchnitten, und mit
eingeleget werden, denn wenn ſolche in
das Wetter kommen, werden ſie gleich
von der Sonne krumm gezogen, und auf
geriſſen, und der Regen dringet nachge-
hends in die Gebaͤude ein. Es muͤſſen
die Schindeln nicht von den Arbeitern
ſchmahl und untauglich gemacht werden,
damit nur die Zahl voll werde, auch in
die Mittel-Stoͤſſe oder Saͤtze nicht ver-
borgen gelegt werden, ſo, daß man die
ſchmaͤhlern auf dem Schnitte nicht ſehen
kan, als wodurch die Herrſchafft nur be-
trogen, und muthwilliger Weiſe um das
Macher-Lohn gebracht wird.
§. 3.Bey Verarbeitung der Herr-
ſchafftlichen Schindeln ſind taugliche und
nutzbare, und nicht wimmerichte und aͤſti-
ge Staͤmme auszuſuchen, die etwan nur
drey oder vier Schindel-Kloͤtzer geben,
und dennoch aus denſelben mehr Schin-
delſchlaͤge, als nutzbare Schindeln geſpal-
ten werden. Denn auf ſolche Art be-
kommt der Forſt-Bediente von iedem
Baum drey Theile Accidens, und die
Herrſchafft zu ihrem Nutzen den vierd-
ten Theil, welches aber unverantwort-
lich iſt. Jn Anſehung der Bau- und
Marckt-Schindeln iſt der Groͤſſe nach ein
Unterſcheid, und ſind dieſe nicht ſo breit,
als jene. Die Bau-Schindeln muͤſſen
eine Elle in die Laͤnge, und 7. Zoll in die
Breite haben, da hingegen die Marckt-
Schindeln zwar auch eine Elle lang, aber
nur drey und ein halb Zoll breit ſind.
Laͤßt nun die Herrſchafft Schindeln ma-
chen, ſo geben ſie das Holtz dazu, und be-
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von 1000. Bau-Schindeln 1. fl. 9. gl. von
1000. Marckt-Schindeln aber 20. gl. da
ſie denn nachgehends das 1000. Bau-
Schindeln wieder vor 3. fl. 7. gl. Marckt-
Schindeln aber vor 1. fl. 9. gl. verkauffen
koͤnnen. Jedoch arbeiten die Leute nicht
gerne um das Lohn, ſondern kauffen die
Baͤume hierzu lieber ſelbſt, welche ſie mit
einem Thaler, dreyßig Groſchen, auch
wohl anderthalben Thaler bezahlen. Wie-
wohl einige Gefahr darauf beſtehet, weil
man es dem Baum von auſſen nicht alle-
zeit anſehen kan, ob er ſich wohl ſpalten
laͤßt, oder nicht.
§. 4.Wo die Waldungen groß, und
offtmahls viel tauſend Klafftern in Bruͤ-
chen und Suͤmpffen verderben, die ſonſt
zu Nutz gebracht werden koͤnten, ſo iſt es
gar rathſam, Schneide-Muͤhlen anzu-
legen, indem man hierdurch das Holtz gar
wohl nutzen und vertreiben kan; Es iſt
aber doch auch nicht rathſam, die Hoͤltzer
mit allzu vielen Schneide-Muͤhlen zu
uͤberhaͤuffen, ſondern man muß hierbey
ſein Abſehen auf ſolche Waldungen rich-
ten, wo die Hoͤltzer nicht koͤnnen genutzet
werden, oder ſonſt im groſſen Uberfluß zu
finden ſind. Man muß bey den Schnei-
de-Muͤhlen alle Bruͤche und duͤrren Hoͤl-
tzer, ſo da Bloche geben, mit dazu anwen-
den. Zu Vermeidung alles Unterſchleif-
fes muß man ieden Bloch zuvor mit dem
Wald-Eiſen bezeichnen und zupoſten,
und wird der Bloch nach einem gewiſſen
Preiß von den Schneide-Muͤllern erhan-
delt. Jn Anſehung des Preiſſes hat man
vor Alters bey Verkauffung ſolcher Blo-
che den Herrſchafftlichen Nutzen nicht ſon-
derlich obſerviret, maſſen man in denen
Privilegiis der Schneide-Muͤhlen findet,
wie ſolche Bloche ohne Unterſcheid vor
1. gl. 6. pf. auch 4. gl. bezahlet, und die
Giebel-Bloche zwey vor einen gerechnet
worden, darinnen der Herrſchafft gar viel
Schaden geſchehen; Es iſt dahero viel vor-
theilhaffter, wenn die Bloche nach dem
Modell gerechnet werden.
§. 5.Das Modell iſt dasjenige, nach
welchem die Breter zu ſchneiden denen
Muͤllern
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/424>, abgerufen am 22.12.2024.
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