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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Vierdten Theils 16. Capitel/
[Spaltenumbruch]
Das 16. Capitel/
Von dem Schiessen und Fan-
gen allerhand Raub- und an-
derer Vögel.
§. 1.

Gleichwie die Raub-Vögel insgesamt
geschossen werden; also hat man
auch nachgehends unterschiedliche Arten,
sie ausser dem auf andere Weise zu fangen.
Der Stein-Adler wird gerne am Luder
in Teller-Eisen gefangen, welche meh-
rentheils nach Wölffen und Füchsen ge-
legt werden; zuweilen wird er auch am
Luder geschossen. Der Schuhu, den man
am Tage gar selten zu sehen bekommt,
ebenfalls mit Teller-Eisen; iedoch müs-
sen solche vor die Klüffte geleget werden,
wo er sich aufhält; Macht man ihn nun
einmahl aus, so kan man auch seine Jun-
gen, die man gar wohl höret, bey Abend-
und Morgen-Zeit, wo sie sich aufhalten,
mit Stangen und Krätzern, samt dem
Neste aus ihren Klüfften herausziehen,
da sich denn der Alte ziemlich wehret,
daß man ihn auch wohl zu schiessen be-
kommen kan; sonst ist ihm wenig mit dem
Schuß beyzukommen.

§. 2.

Der Kolck-Rabe wird gleich-
falls mehrentheils am Luder geschossen,
und auch daselbst mit dem Teller-Eisen
gefangen. So werden auch der Blaufuß,
Habicht, Sperber, Baum-Falcke, Rit-
tel-Geyer, Eule, Mäuse-Geyer, Fisch-
Geyer, Käutz, und andere mehr, gleich-
falls am Luder gefangen. Jedoch kommt
man ihnen auch mit Schiessen, wie allen
andern Vögeln, bey; wiewohl der Fisch-
Geyer nicht leichtlich geschossen werden
kan, wo man ihn nicht im Wasser, wenn
er den Fisch beisset, oder im Fliegen, hin-
tergehen kan.

§. 3.

Alle Raub-Vögel, so nach Vö-
geln stossen, werden auch in den so genann-
ten Habicht-Körben gefangen. Um sol-
che zu verfertigen, setzet man eine ziemli-
che Seule in die Erde, und verwahret sie
wohl. Auf diese Seule setzet man nach-
gehends einen Korb, der wie ein Fliegen-
Schranck gestaltet, nur daß an statt des
Tuches die Wände aus Garn bestehen.
Der Boden darinnen ist von Bretern ge-
leget, und oben in der Höhe bleibt er of-
fen, ausser, daß an einem Ende ein Gärn-
gen, so breit als der Korb ist, fest angena-
gelt wird, an des Gärngens anderer
[Spaltenumbruch] Seite ist ein klein Stängelgen nach der
Breite des Garnes fest gemacht. Die an-
dern zwey Seiten des Garnes haben Rin-
cken, welche auf den beyden Seiten des
Korbes an denen daselbst befindlichen run-
den Stängelgen hin und wieder lauffen,
also daß, vermöge dieser Rincken, das
Garn durch ein an dem Korb herab hän-
gendes Gewichte über den gantzen Korb
geschwinde zugezogen werden kan. Mit-
ten in dem Korb wird eine Stäbel fest ge-
setzt, die etwan halb so hoch, als der Korb
selbst ist. Jn diese Stäbel legt man wie-
der einen Stock, der von der Seite des
Korbes, wo das Garn angenagelt ist, biß
gegen über an die andere Seite gehen
muß. Durch solchen Stock gehen wieder
über zwerch etliche Ruthen, daß also der
Habicht, wenn er nach der auf dem Bo-
den des Korbes angepflöckten Taube stos-
sen will, allenthalben an solchen Rüth-
gen und Stock anstossen muß. An der
Seite, wo das Garn oben angenagelt,
wird eine Potelle auf den in der Stäbel
liegenden Stock gestellet, und das oberste
Ende der Potelle an dem am Korbe oben
befindlichen schmahlen Absatz ein klein we-
nig eingeklemmet, iedoch also, daß das
Gärngen zuvor aufgezogen ist, und hin-
ter der Potelle lieget. So bald nun der
Habicht, der nach der Taube stossen will,
den in der Stäbel liegenden Stock, oder
dessen Rüthgen berühret, so fällt die Po-
telle
um, und das Gärngen wird alsdenn
durch das Gewichte oben geschwinde vor-
gezogen, daß der Habicht auf solche Art im
Korbe gefangen wird.

§. 4.

Jngleichen hat man Habichts-
Rinnen. Dieses ist ein Garn, so mit einer
Masche angehoben, und auf beyden Sei-
ten zugegeben wird, so hoch man das
Garn haben will. Wenn man es nun
aufstellet, werden vier lange Stäbelgen
ins Quadrat, etwan in der Weite eines
viereckigten Tisches, hingesetzt, und in die
Erde fest gemacht. An der einen Stange
wird das Garn angebunden, und um-
wickelt. An die andern drey Stangen
schneidet man etliche Kummen unter ein-
ander, und zwar alle aufwerts, daß das
Garn, wenn es innerhalb der Stange
daran hingezogen wird, gantz lose in sol-
cher Kummen eine behangen bleibt. Mit-
ten im Platz wird eine Taube an der Er-
den angepflöcket. Wenn nun der Ha-
bicht nach der Taube stößt, und nur ein
klein wenig mit den Flügeln das Garn be-

rühret,
Des Vierdten Theils 16. Capitel/
[Spaltenumbruch]
Das 16. Capitel/
Von dem Schieſſen und Fan-
gen allerhand Raub- und an-
derer Voͤgel.
§. 1.

Gleichwie die Raub-Voͤgel insgeſamt
geſchoſſen werden; alſo hat man
auch nachgehends unterſchiedliche Arten,
ſie auſſer dem auf andere Weiſe zu fangen.
Der Stein-Adler wird gerne am Luder
in Teller-Eiſen gefangen, welche meh-
rentheils nach Woͤlffen und Fuͤchſen ge-
legt werden; zuweilen wird er auch am
Luder geſchoſſen. Der Schuhu, den man
am Tage gar ſelten zu ſehen bekommt,
ebenfalls mit Teller-Eiſen; iedoch muͤſ-
ſen ſolche vor die Kluͤffte geleget werden,
wo er ſich aufhaͤlt; Macht man ihn nun
einmahl aus, ſo kan man auch ſeine Jun-
gen, die man gar wohl hoͤret, bey Abend-
und Morgen-Zeit, wo ſie ſich aufhalten,
mit Stangen und Kraͤtzern, ſamt dem
Neſte aus ihren Kluͤfften herausziehen,
da ſich denn der Alte ziemlich wehret,
daß man ihn auch wohl zu ſchieſſen be-
kommen kan; ſonſt iſt ihm wenig mit dem
Schuß beyzukommen.

§. 2.

Der Kolck-Rabe wird gleich-
falls mehrentheils am Luder geſchoſſen,
und auch daſelbſt mit dem Teller-Eiſen
gefangen. So werden auch der Blaufuß,
Habicht, Sperber, Baum-Falcke, Rit-
tel-Geyer, Eule, Maͤuſe-Geyer, Fiſch-
Geyer, Kaͤutz, und andere mehr, gleich-
falls am Luder gefangen. Jedoch kom̃t
man ihnen auch mit Schieſſen, wie allen
andern Voͤgeln, bey; wiewohl der Fiſch-
Geyer nicht leichtlich geſchoſſen werden
kan, wo man ihn nicht im Waſſer, wenn
er den Fiſch beiſſet, oder im Fliegen, hin-
tergehen kan.

§. 3.

Alle Raub-Voͤgel, ſo nach Voͤ-
geln ſtoſſen, werden auch in den ſo genann-
ten Habicht-Koͤrben gefangen. Um ſol-
che zu verfertigen, ſetzet man eine ziemli-
che Seule in die Erde, und verwahret ſie
wohl. Auf dieſe Seule ſetzet man nach-
gehends einen Korb, der wie ein Fliegen-
Schranck geſtaltet, nur daß an ſtatt des
Tuches die Waͤnde aus Garn beſtehen.
Der Boden darinnen iſt von Bretern ge-
leget, und oben in der Hoͤhe bleibt er of-
fen, auſſer, daß an einem Ende ein Gaͤrn-
gen, ſo breit als der Korb iſt, feſt angena-
gelt wird, an des Gaͤrngens anderer
[Spaltenumbruch] Seite iſt ein klein Staͤngelgen nach der
Breite des Garnes feſt gemacht. Die an-
dern zwey Seiten des Garnes haben Rin-
cken, welche auf den beyden Seiten des
Korbes an denen daſelbſt befindlichen run-
den Staͤngelgen hin und wieder lauffen,
alſo daß, vermoͤge dieſer Rincken, das
Garn durch ein an dem Korb herab haͤn-
gendes Gewichte uͤber den gantzen Korb
geſchwinde zugezogen werden kan. Mit-
ten in dem Korb wird eine Staͤbel feſt ge-
ſetzt, die etwan halb ſo hoch, als der Korb
ſelbſt iſt. Jn dieſe Staͤbel legt man wie-
der einen Stock, der von der Seite des
Korbes, wo das Garn angenagelt iſt, biß
gegen uͤber an die andere Seite gehen
muß. Durch ſolchen Stock gehen wieder
uͤber zwerch etliche Ruthen, daß alſo der
Habicht, wenn er nach der auf dem Bo-
den des Korbes angepfloͤckten Taube ſtoſ-
ſen will, allenthalben an ſolchen Ruͤth-
gen und Stock anſtoſſen muß. An der
Seite, wo das Garn oben angenagelt,
wird eine Potelle auf den in der Staͤbel
liegenden Stock geſtellet, und das oberſte
Ende der Potelle an dem am Korbe oben
befindlichen ſchmahlen Abſatz ein klein we-
nig eingeklemmet, iedoch alſo, daß das
Gaͤrngen zuvor aufgezogen iſt, und hin-
ter der Potelle lieget. So bald nun der
Habicht, der nach der Taube ſtoſſen will,
den in der Staͤbel liegenden Stock, oder
deſſen Ruͤthgen beruͤhret, ſo faͤllt die Po-
telle
um, und das Gaͤrngen wird alsdenn
durch das Gewichte oben geſchwinde vor-
gezogen, daß der Habicht auf ſolche Art im
Korbe gefangen wird.

§. 4.

Jngleichen hat man Habichts-
Rinnen. Dieſes iſt ein Garn, ſo mit einer
Maſche angehoben, und auf beyden Sei-
ten zugegeben wird, ſo hoch man das
Garn haben will. Wenn man es nun
aufſtellet, werden vier lange Staͤbelgen
ins Quadrat, etwan in der Weite eines
viereckigten Tiſches, hingeſetzt, und in die
Erde feſt gemacht. An der einen Stange
wird das Garn angebunden, und um-
wickelt. An die andern drey Stangen
ſchneidet man etliche Kummen unter ein-
ander, und zwar alle aufwerts, daß das
Garn, wenn es innerhalb der Stange
daran hingezogen wird, gantz loſe in ſol-
cher Kummen eine behangen bleibt. Mit-
ten im Platz wird eine Taube an der Er-
den angepfloͤcket. Wenn nun der Ha-
bicht nach der Taube ſtoͤßt, und nur ein
klein wenig mit den Fluͤgeln das Garn be-

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[324/0478] Des Vierdten Theils 16. Capitel/ Das 16. Capitel/ Von dem Schieſſen und Fan- gen allerhand Raub- und an- derer Voͤgel. §. 1. Gleichwie die Raub-Voͤgel insgeſamt geſchoſſen werden; alſo hat man auch nachgehends unterſchiedliche Arten, ſie auſſer dem auf andere Weiſe zu fangen. Der Stein-Adler wird gerne am Luder in Teller-Eiſen gefangen, welche meh- rentheils nach Woͤlffen und Fuͤchſen ge- legt werden; zuweilen wird er auch am Luder geſchoſſen. Der Schuhu, den man am Tage gar ſelten zu ſehen bekommt, ebenfalls mit Teller-Eiſen; iedoch muͤſ- ſen ſolche vor die Kluͤffte geleget werden, wo er ſich aufhaͤlt; Macht man ihn nun einmahl aus, ſo kan man auch ſeine Jun- gen, die man gar wohl hoͤret, bey Abend- und Morgen-Zeit, wo ſie ſich aufhalten, mit Stangen und Kraͤtzern, ſamt dem Neſte aus ihren Kluͤfften herausziehen, da ſich denn der Alte ziemlich wehret, daß man ihn auch wohl zu ſchieſſen be- kommen kan; ſonſt iſt ihm wenig mit dem Schuß beyzukommen. §. 2. Der Kolck-Rabe wird gleich- falls mehrentheils am Luder geſchoſſen, und auch daſelbſt mit dem Teller-Eiſen gefangen. So werden auch der Blaufuß, Habicht, Sperber, Baum-Falcke, Rit- tel-Geyer, Eule, Maͤuſe-Geyer, Fiſch- Geyer, Kaͤutz, und andere mehr, gleich- falls am Luder gefangen. Jedoch kom̃t man ihnen auch mit Schieſſen, wie allen andern Voͤgeln, bey; wiewohl der Fiſch- Geyer nicht leichtlich geſchoſſen werden kan, wo man ihn nicht im Waſſer, wenn er den Fiſch beiſſet, oder im Fliegen, hin- tergehen kan. §. 3. Alle Raub-Voͤgel, ſo nach Voͤ- geln ſtoſſen, werden auch in den ſo genann- ten Habicht-Koͤrben gefangen. Um ſol- che zu verfertigen, ſetzet man eine ziemli- che Seule in die Erde, und verwahret ſie wohl. Auf dieſe Seule ſetzet man nach- gehends einen Korb, der wie ein Fliegen- Schranck geſtaltet, nur daß an ſtatt des Tuches die Waͤnde aus Garn beſtehen. Der Boden darinnen iſt von Bretern ge- leget, und oben in der Hoͤhe bleibt er of- fen, auſſer, daß an einem Ende ein Gaͤrn- gen, ſo breit als der Korb iſt, feſt angena- gelt wird, an des Gaͤrngens anderer Seite iſt ein klein Staͤngelgen nach der Breite des Garnes feſt gemacht. Die an- dern zwey Seiten des Garnes haben Rin- cken, welche auf den beyden Seiten des Korbes an denen daſelbſt befindlichen run- den Staͤngelgen hin und wieder lauffen, alſo daß, vermoͤge dieſer Rincken, das Garn durch ein an dem Korb herab haͤn- gendes Gewichte uͤber den gantzen Korb geſchwinde zugezogen werden kan. Mit- ten in dem Korb wird eine Staͤbel feſt ge- ſetzt, die etwan halb ſo hoch, als der Korb ſelbſt iſt. Jn dieſe Staͤbel legt man wie- der einen Stock, der von der Seite des Korbes, wo das Garn angenagelt iſt, biß gegen uͤber an die andere Seite gehen muß. Durch ſolchen Stock gehen wieder uͤber zwerch etliche Ruthen, daß alſo der Habicht, wenn er nach der auf dem Bo- den des Korbes angepfloͤckten Taube ſtoſ- ſen will, allenthalben an ſolchen Ruͤth- gen und Stock anſtoſſen muß. An der Seite, wo das Garn oben angenagelt, wird eine Potelle auf den in der Staͤbel liegenden Stock geſtellet, und das oberſte Ende der Potelle an dem am Korbe oben befindlichen ſchmahlen Abſatz ein klein we- nig eingeklemmet, iedoch alſo, daß das Gaͤrngen zuvor aufgezogen iſt, und hin- ter der Potelle lieget. So bald nun der Habicht, der nach der Taube ſtoſſen will, den in der Staͤbel liegenden Stock, oder deſſen Ruͤthgen beruͤhret, ſo faͤllt die Po- telle um, und das Gaͤrngen wird alsdenn durch das Gewichte oben geſchwinde vor- gezogen, daß der Habicht auf ſolche Art im Korbe gefangen wird. §. 4. Jngleichen hat man Habichts- Rinnen. Dieſes iſt ein Garn, ſo mit einer Maſche angehoben, und auf beyden Sei- ten zugegeben wird, ſo hoch man das Garn haben will. Wenn man es nun aufſtellet, werden vier lange Staͤbelgen ins Quadrat, etwan in der Weite eines viereckigten Tiſches, hingeſetzt, und in die Erde feſt gemacht. An der einen Stange wird das Garn angebunden, und um- wickelt. An die andern drey Stangen ſchneidet man etliche Kummen unter ein- ander, und zwar alle aufwerts, daß das Garn, wenn es innerhalb der Stange daran hingezogen wird, gantz loſe in ſol- cher Kummen eine behangen bleibt. Mit- ten im Platz wird eine Taube an der Er- den angepfloͤcket. Wenn nun der Ha- bicht nach der Taube ſtoͤßt, und nur ein klein wenig mit den Fluͤgeln das Garn be- ruͤhret,

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/478>, abgerufen am 22.12.2024.