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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724.

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Des Vierdten Theils 23. Capitel/ von allerhand Vögeln.
[Spaltenumbruch] des Wetters durch einen Laut sich hören
zu lassen, der mit zweyen Thonen um-
wechselt. Jhre Bruth hat sie an Sumpf-
fen und auf Hügeln, und leget ihre Ey-
er, deren vier sind, ohne zusammengetra-
genes Geniste gantz bloß hin. Die letzte
Art der Schnepffen ist der Sand-Läuffer,
wird auch sonst das Grießhuhn genennt.
Dieses ist die kleineste Art unter den
Schnepffen. Sie sind schwartz gesprengt,
und haben eine weisse Brust, sonst a-
ber an Schnabel und Füssen den andern
Schnepffen gleich. Hier zu Lande brü-
ten sie in dem Sand, sonderlich auf gros-
sen in denen Flüssen liegenden Jnsuln,
oder Griessen. Sie haben zwey biß drey
Junge, nehren sich von Wasser-Gewür-
me, und ziehen gleich im Anfange des
Herbstes nach Jacobi, kommen auch zu-
erst auf dem Rück-Zug wieder. Wie
man denn ihre Ankunfft und Abzug leicht-
lich mercken kan, und solchen durch ihren
hellen Ruf zu vernehmen geben, welchen
sie bey ihrem Zuge sowohl Nachts als Ta-
ges, ingleichen auch sonst, wenn sie gespren-
get werden, von sich hören lassen.

§. 8.

Der Kybitz läßt sich hier im
Früh-Jahr sehen, sobald als der Sumpff
von Frost offen wird, worinnen er seine
Nahrung sucht. Ob er gleich sonst sehr
scheu und vorsichtig ist, daß man ihm in
der Herbst-Zeit nicht wohl beykommen
kan, so ist er dennoch in der Bruth-Zeit
so kühne, daß er Menschen und Hunden
fast auf den Kopff flieget, und daher im
Fliegen mit sonderbarer Lust zu schiessen
ist. Nachdem er 14. Tage gesessen, bringt
er drey biß vier Junge aus, welche er
nachmahls mit allerhand in Sümpffen
sich befindlichen Gewürme aufziehet. Den
Ringel-Tauben kan man nicht anders
beykommen, als auf denen in Wäldern
befindlichen Plätzen, und an den Trän-
cken. Die Hohl-Tauben nisten und brü-
ten wie die Spechte allezeit in die hohlen
Bäume, daher sie auch den Nahmen ei-
ne Hohl-Taube führen, haben im übri-
gen ein gar schwartzes Wildpräth. Die
Turtel-Tauben bringen zwey Junge aus,
einen Taubert, und eine Täubin. Auch ist
zu mercken, daß der Taubert die Jungen
mit hilfft ausbringen, welches iedoch so
gar hitzig und fleißig nicht geschicht, son-
dern auch wohl mitgehet.

[Spaltenumbruch]
Das 23. Capitel/
Von allerhand Vögeln/ so auf
den Herden und in Schneiden
gefangen werden.
§. 1.

Der Krammets-Vogel wird auf dem
Herde und in Lauf-Schlingen in
grosser Menge gefangen. Jedoch auf
dem Herde ohne seines gleichen Lock-
Vogel nicht. Sonst ist er gut durch den
Winter zu bringen, und zahm zu ma-
chen. Zum Futter giebt man ihm als-
denn Weitzen-Kleyen und Milch, nebst
Eber-Esch oder Vogelsbeeren. Sein
Schreyen, Sitzen und Bewegen kommt
ziemlich Elsterhafftig heraus. Die Schner-
re ist auf dem Herde nicht gar wohl zu be-
kommen, indem sie nicht gerne einfällt,
iedoch geschicht es auch vielfältig. Wenn
sie hier zu Lande brütet, so geschicht sol-
ches an Echen und andern Bäumen, wie
die Amsel und Zippe zu thun pflegt.
Winters-Zeit erhält sie sich mit von den
Mistel-Beeren, so auf Tannen und an-
dern Bäumen wachsen. Die Zipp-Dros-
seln setzen ihre Nester wie die Schnerren
an die Bäume, iedoch findet man auch
ihre Bruth offters in Klafftern oder Wel-
len-Haufen. Wenn sie 14. Tage gesessen,
bringen sie 4. biß 5. Junge aus.

§. 2.

Die Nahrung des Stahres ist
eigentlich Gesämig, ingleichen Gewürme
und so fort. Er ist auf allerhand Art zu
fangen, weil er ein sehr tummer Vogel.
Wenn man ihn schiessen will, siehet er
wohl den Jäger noch dazu an, und schnar-
ret dabey. Der Buch-Fincke gleichet
den Fincken an der Grösse und Gestalt;
doch ist er an Farbe viel schöner, gestalt
er von auror-gelber und weiß-gesprenckel-
ter Farbe am Bauche, meistens aber un-
ter dem Halse ist, auf dem Rücken aber
ist er dergestalt braun-gelbe und weiß ge-
sprengt, daß er nur mit Lust anzuschau-
en. Seine Nahrung ist Hanf, Lein und
andere Gesämig auf der Heide. Er pflegt
mit den Fincken auf dem Flug gemeiniglich
zu ziehen, brütet und heckt aber hier zu
Lande nicht. Der Grienitz ist mit dem
Schnabel sonderlich gestaltet, massen er
gantz spitzig. Der Obertheil des Schna-
bels ist bey manchen auf die rechte, bey
andern aber auf die lincke Seite gewach-
sen; daher jener der Recht-Schlegel,

dieser
U u (Anderer Haupt-Theil.)

Des Vierdten Theils 23. Capitel/ von allerhand Voͤgeln.
[Spaltenumbruch] des Wetters durch einen Laut ſich hoͤren
zu laſſen, der mit zweyen Thonen um-
wechſelt. Jhre Bruth hat ſie an Sumpf-
fen und auf Huͤgeln, und leget ihre Ey-
er, deren vier ſind, ohne zuſammengetra-
genes Geniſte gantz bloß hin. Die letzte
Art der Schnepffen iſt der Sand-Laͤuffer,
wird auch ſonſt das Grießhuhn genennt.
Dieſes iſt die kleineſte Art unter den
Schnepffen. Sie ſind ſchwartz geſprengt,
und haben eine weiſſe Bruſt, ſonſt a-
ber an Schnabel und Fuͤſſen den andern
Schnepffen gleich. Hier zu Lande bruͤ-
ten ſie in dem Sand, ſonderlich auf groſ-
ſen in denen Fluͤſſen liegenden Jnſuln,
oder Grieſſen. Sie haben zwey biß drey
Junge, nehren ſich von Waſſer-Gewuͤr-
me, und ziehen gleich im Anfange des
Herbſtes nach Jacobi, kommen auch zu-
erſt auf dem Ruͤck-Zug wieder. Wie
man denn ihre Ankunfft und Abzug leicht-
lich mercken kan, und ſolchen durch ihren
hellen Ruf zu vernehmen geben, welchen
ſie bey ihrem Zuge ſowohl Nachts als Ta-
ges, ingleichen auch ſonſt, wenn ſie geſpren-
get werden, von ſich hoͤren laſſen.

§. 8.

Der Kybitz laͤßt ſich hier im
Fruͤh-Jahr ſehen, ſobald als der Sumpff
von Froſt offen wird, worinnen er ſeine
Nahrung ſucht. Ob er gleich ſonſt ſehr
ſcheu und vorſichtig iſt, daß man ihm in
der Herbſt-Zeit nicht wohl beykommen
kan, ſo iſt er dennoch in der Bruth-Zeit
ſo kuͤhne, daß er Menſchen und Hunden
faſt auf den Kopff flieget, und daher im
Fliegen mit ſonderbarer Luſt zu ſchieſſen
iſt. Nachdem er 14. Tage geſeſſen, bringt
er drey biß vier Junge aus, welche er
nachmahls mit allerhand in Suͤmpffen
ſich befindlichen Gewuͤrme aufziehet. Den
Ringel-Tauben kan man nicht anders
beykommen, als auf denen in Waͤldern
befindlichen Plaͤtzen, und an den Traͤn-
cken. Die Hohl-Tauben niſten und bruͤ-
ten wie die Spechte allezeit in die hohlen
Baͤume, daher ſie auch den Nahmen ei-
ne Hohl-Taube fuͤhren, haben im uͤbri-
gen ein gar ſchwartzes Wildpraͤth. Die
Tuꝛtel-Tauben bringen zwey Junge aus,
einen Taubert, und eine Taͤubin. Auch iſt
zu mercken, daß der Taubert die Jungen
mit hilfft ausbringen, welches iedoch ſo
gar hitzig und fleißig nicht geſchicht, ſon-
dern auch wohl mitgehet.

[Spaltenumbruch]
Das 23. Capitel/
Von allerhand Voͤgeln/ ſo auf
den Herden und in Schneiden
gefangen werden.
§. 1.

Der Krammets-Vogel wird auf dem
Herde und in Lauf-Schlingen in
groſſer Menge gefangen. Jedoch auf
dem Herde ohne ſeines gleichen Lock-
Vogel nicht. Sonſt iſt er gut durch den
Winter zu bringen, und zahm zu ma-
chen. Zum Futter giebt man ihm als-
denn Weitzen-Kleyen und Milch, nebſt
Eber-Eſch oder Vogelsbeeren. Sein
Schreyen, Sitzen und Bewegen kommt
ziemlich Elſterhafftig heraus. Die Schner-
re iſt auf dem Herde nicht gar wohl zu be-
kommen, indem ſie nicht gerne einfaͤllt,
iedoch geſchicht es auch vielfaͤltig. Wenn
ſie hier zu Lande bruͤtet, ſo geſchicht ſol-
ches an Echen und andern Baͤumen, wie
die Amſel und Zippe zu thun pflegt.
Winters-Zeit erhaͤlt ſie ſich mit von den
Miſtel-Beeren, ſo auf Tannen und an-
dern Baͤumen wachſen. Die Zipp-Droſ-
ſeln ſetzen ihre Neſter wie die Schnerren
an die Baͤume, iedoch findet man auch
ihre Bruth offters in Klafftern oder Wel-
len-Haufen. Wenn ſie 14. Tage geſeſſen,
bringen ſie 4. biß 5. Junge aus.

§. 2.

Die Nahrung des Stahres iſt
eigentlich Geſaͤmig, ingleichen Gewuͤrme
und ſo fort. Er iſt auf allerhand Art zu
fangen, weil er ein ſehr tummer Vogel.
Wenn man ihn ſchieſſen will, ſiehet er
wohl den Jaͤger noch dazu an, und ſchnar-
ret dabey. Der Buch-Fincke gleichet
den Fincken an der Groͤſſe und Geſtalt;
doch iſt er an Farbe viel ſchoͤner, geſtalt
er von auror-gelber und weiß-geſprenckel-
ter Farbe am Bauche, meiſtens aber un-
ter dem Halſe iſt, auf dem Ruͤcken aber
iſt er dergeſtalt braun-gelbe und weiß ge-
ſprengt, daß er nur mit Luſt anzuſchau-
en. Seine Nahrung iſt Hanf, Lein und
andere Geſaͤmig auf der Heide. Er pflegt
mit den Fincken auf dem Flug gemeiniglich
zu ziehen, bruͤtet und heckt aber hier zu
Lande nicht. Der Grienitz iſt mit dem
Schnabel ſonderlich geſtaltet, maſſen er
gantz ſpitzig. Der Obertheil des Schna-
bels iſt bey manchen auf die rechte, bey
andern aber auf die lincke Seite gewach-
ſen; daher jener der Recht-Schlegel,

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U u (Anderer Haupt-Theil.)
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[337/0493] Des Vierdten Theils 23. Capitel/ von allerhand Voͤgeln. des Wetters durch einen Laut ſich hoͤren zu laſſen, der mit zweyen Thonen um- wechſelt. Jhre Bruth hat ſie an Sumpf- fen und auf Huͤgeln, und leget ihre Ey- er, deren vier ſind, ohne zuſammengetra- genes Geniſte gantz bloß hin. Die letzte Art der Schnepffen iſt der Sand-Laͤuffer, wird auch ſonſt das Grießhuhn genennt. Dieſes iſt die kleineſte Art unter den Schnepffen. Sie ſind ſchwartz geſprengt, und haben eine weiſſe Bruſt, ſonſt a- ber an Schnabel und Fuͤſſen den andern Schnepffen gleich. Hier zu Lande bruͤ- ten ſie in dem Sand, ſonderlich auf groſ- ſen in denen Fluͤſſen liegenden Jnſuln, oder Grieſſen. Sie haben zwey biß drey Junge, nehren ſich von Waſſer-Gewuͤr- me, und ziehen gleich im Anfange des Herbſtes nach Jacobi, kommen auch zu- erſt auf dem Ruͤck-Zug wieder. Wie man denn ihre Ankunfft und Abzug leicht- lich mercken kan, und ſolchen durch ihren hellen Ruf zu vernehmen geben, welchen ſie bey ihrem Zuge ſowohl Nachts als Ta- ges, ingleichen auch ſonſt, wenn ſie geſpren- get werden, von ſich hoͤren laſſen. §. 8. Der Kybitz laͤßt ſich hier im Fruͤh-Jahr ſehen, ſobald als der Sumpff von Froſt offen wird, worinnen er ſeine Nahrung ſucht. Ob er gleich ſonſt ſehr ſcheu und vorſichtig iſt, daß man ihm in der Herbſt-Zeit nicht wohl beykommen kan, ſo iſt er dennoch in der Bruth-Zeit ſo kuͤhne, daß er Menſchen und Hunden faſt auf den Kopff flieget, und daher im Fliegen mit ſonderbarer Luſt zu ſchieſſen iſt. Nachdem er 14. Tage geſeſſen, bringt er drey biß vier Junge aus, welche er nachmahls mit allerhand in Suͤmpffen ſich befindlichen Gewuͤrme aufziehet. Den Ringel-Tauben kan man nicht anders beykommen, als auf denen in Waͤldern befindlichen Plaͤtzen, und an den Traͤn- cken. Die Hohl-Tauben niſten und bruͤ- ten wie die Spechte allezeit in die hohlen Baͤume, daher ſie auch den Nahmen ei- ne Hohl-Taube fuͤhren, haben im uͤbri- gen ein gar ſchwartzes Wildpraͤth. Die Tuꝛtel-Tauben bringen zwey Junge aus, einen Taubert, und eine Taͤubin. Auch iſt zu mercken, daß der Taubert die Jungen mit hilfft ausbringen, welches iedoch ſo gar hitzig und fleißig nicht geſchicht, ſon- dern auch wohl mitgehet. Das 23. Capitel/ Von allerhand Voͤgeln/ ſo auf den Herden und in Schneiden gefangen werden. §. 1. Der Krammets-Vogel wird auf dem Herde und in Lauf-Schlingen in groſſer Menge gefangen. Jedoch auf dem Herde ohne ſeines gleichen Lock- Vogel nicht. Sonſt iſt er gut durch den Winter zu bringen, und zahm zu ma- chen. Zum Futter giebt man ihm als- denn Weitzen-Kleyen und Milch, nebſt Eber-Eſch oder Vogelsbeeren. Sein Schreyen, Sitzen und Bewegen kommt ziemlich Elſterhafftig heraus. Die Schner- re iſt auf dem Herde nicht gar wohl zu be- kommen, indem ſie nicht gerne einfaͤllt, iedoch geſchicht es auch vielfaͤltig. Wenn ſie hier zu Lande bruͤtet, ſo geſchicht ſol- ches an Echen und andern Baͤumen, wie die Amſel und Zippe zu thun pflegt. Winters-Zeit erhaͤlt ſie ſich mit von den Miſtel-Beeren, ſo auf Tannen und an- dern Baͤumen wachſen. Die Zipp-Droſ- ſeln ſetzen ihre Neſter wie die Schnerren an die Baͤume, iedoch findet man auch ihre Bruth offters in Klafftern oder Wel- len-Haufen. Wenn ſie 14. Tage geſeſſen, bringen ſie 4. biß 5. Junge aus. §. 2. Die Nahrung des Stahres iſt eigentlich Geſaͤmig, ingleichen Gewuͤrme und ſo fort. Er iſt auf allerhand Art zu fangen, weil er ein ſehr tummer Vogel. Wenn man ihn ſchieſſen will, ſiehet er wohl den Jaͤger noch dazu an, und ſchnar- ret dabey. Der Buch-Fincke gleichet den Fincken an der Groͤſſe und Geſtalt; doch iſt er an Farbe viel ſchoͤner, geſtalt er von auror-gelber und weiß-geſprenckel- ter Farbe am Bauche, meiſtens aber un- ter dem Halſe iſt, auf dem Ruͤcken aber iſt er dergeſtalt braun-gelbe und weiß ge- ſprengt, daß er nur mit Luſt anzuſchau- en. Seine Nahrung iſt Hanf, Lein und andere Geſaͤmig auf der Heide. Er pflegt mit den Fincken auf dem Flug gemeiniglich zu ziehen, bruͤtet und heckt aber hier zu Lande nicht. Der Grienitz iſt mit dem Schnabel ſonderlich geſtaltet, maſſen er gantz ſpitzig. Der Obertheil des Schna- bels iſt bey manchen auf die rechte, bey andern aber auf die lincke Seite gewach- ſen; daher jener der Recht-Schlegel, dieſer U u (Anderer Haupt-Theil.)

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Zitationshilfe: Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 337. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/493>, abgerufen am 22.12.2024.