Der Sander ist ein länglicher, und mit rauchen oder scharffen Schuppen bedeckter Fisch, aus einem Hecht und aus einem Persch gleichsam zusammen gesetzt, denn der Kopff ist schmahl, nach Art der Hechte, der übrige Leib aber gleichet ei- nem Parsch. Es gedencket der seelige Elsholtz in seinem Tisch-Buche pag. 379. wie alte Leute berichteten, daß dieser Fisch vor Zeiten nicht bekandt gewesen, wie denn auch Colerus dieses Fisches in seiner Oeconomia nicht gedächte. Jn den ietzi- gen Zeiten giebt es deren viel in der Oder und Spree, und fängt man auch solche in den Teichen in der Nieder-Lausitz.
§. 5.
Er wird zuweilen einer Ellen lang, ist auf dem Leibe mit schwartzen Fle- cken eingesprengt, und hat grau-blaue Floßfedern. Jm April leichet er, hernach wird er wieder fett, und ist fast das gan- tze Jahr gut. Sein Fleisch ist weiß, wohl- geschmackt, und giebt gute Nahrung; wiewohl die grossen etwas hart-dauig, so spühret man doch an den kleinen der- gleichen nicht, sonderlich sind die Schwän- tze derselben untadelich. Man richtet sie zu, wie die Hechte, und wie die Persche; man kan sie auch, wenn man will, wie die Hechte einsaltzen, und räuchern.
§. 6.
Die Schleyen sollen ihre Be- nennung haben von dem schlammichten Grund, in welchem sie sich aufzuhalten gewohnt sind. Jhre Haut ist schlüpffrig und dicke, daß sie unter die glatten Strohm-Fische mit passiren können; die Farbe ihrer Haut ziehet auf schwartz, die Floßfedern aber sind blaulicht. Sie wach- sen sehr geschwinde, und kommen bald zu ihrer gehörigen Grösse, wozu denn etwas ohne Zweifel hilfft, daß es ihnen nie an Nahrung mangelt, sintemahl dieselbe der Schlamm und Moder im Grunde ist, dergleichen Oerter in Teichen, Seen, und Ströhmen er zu seiner Wohnung meh- rentheils erwehlet. Sie leichen einmahl um Ostern, und noch einmahl, wenn der Roggen und Weitze blühet. Man fängt sie fast in allen Wassern.
§. 7.
Sie sind eben nicht gar wider- lich vom Schmack, vielmehr ist ihr Fleisch süßlich und angenehm; dennoch geben sie keine gute noch reine Nahrung, sondern, wenn sie nicht recht gesaubert, und wohl zubereitet werden, können sie bey schwa- chen Personen leicht ein Fieber verursa- chen. Man kan die Schleyen entweder mit einer säuerlichen Brühe mit Speck und Zwiebeln zurichten, oder solche auch [Spaltenumbruch]
braten. Sie kommen gar selten auf vor- nehme Tafeln, sondern der gemeine Mann pflegt sie mehrentheils zu speisen. Sie schmecken sehr nach Schlamm, und müs- sen daher, ehe man sie kocht, mit Asche und Saltz sehr wohl abgerieben werden. Es ist falsch, was man von ihnen vor- giebt, daß sie nicht leichten, sondern vom Schlamm und faulen Schilff in den moo- sigten Wassern gezeuget würden. Man will von ihnen vorgeben, daß sie sich mit den Schlangen belieffen, welches aber eben so ungereimt, als wenn man von ihnen meldet, daß sie sich, wenn man sie in einen Topff thäte, und einige Tage in die Erde grübe, alsdenn in Schlangen verwan- deln solten.
§. 8.
Die Fischer können sie viel- mahls mit den Händen aus dem Schlamm herausziehen. Sonst sind sie besser mit Hahmen, als Garnen, oder Reusen zu fangen, doch kriechen sie zur Leich-Zeit noch eher in die Reusen. Man hat sie gerne in den Teichen bey den Karpffen, darinnen viel Schlamm ist, damit sie den Karpffen einen Weg durch den Schlamm machen, daß sie durchgehen können. Die Leute pflegen sich der Schleyen bey der gelben Sucht zu bedienen, und binden sie unten auf die Fußsohlen. Worinnen ihr Medicinischer Gebrauch weiter beste- he, wird in einem eigenen Capitel unten gezeiget werden. Einige vergleichen die Schleyen den Schweinen an ihrem weis- sen und harten Fleisch, an den Speck- Schwarten, denen ihre dicke Haut und Fett gleichet, ingleichen an dem Wühlen im Koth und Schlamme. Man giebet von ihnen vor, daß sich der beschädigte Hecht an ihnen riebe, und also seinen Schaden hierdurch heilete.
Das 36. Capitel/ Von den Welßen/ Weißfischen/ und Wetter-Fischgen.
§. 1.
Der Welß ist einer der grösten Fische mit in unsern Ströhmen, und glei- chet, seiner äusserlichen Gestalt nach, et- was der Qvappe. Seine Haut ist schwärtzlich, und dabey glatt und schlüpff- rig, zuweilen auch mit dunckel-gelben Flecken eingesprengt. Die Welße findet man in der Elbe, und in der Oder, und fängt man deren zuweilen, die zwey und
mehr
L l l (Anderer Haupt-Theil.)
Von Schmerlen/ Sandern/ und Schleyen.
[Spaltenumbruch]
§. 4.
Der Sander iſt ein laͤnglicher, und mit rauchen oder ſcharffen Schuppen bedeckter Fiſch, aus einem Hecht und aus einem Perſch gleichſam zuſammen geſetzt, denn der Kopff iſt ſchmahl, nach Art der Hechte, der uͤbrige Leib aber gleichet ei- nem Parſch. Es gedencket der ſeelige Elsholtz in ſeinem Tiſch-Buche pag. 379. wie alte Leute berichteten, daß dieſer Fiſch vor Zeiten nicht bekandt geweſen, wie denn auch Colerus dieſes Fiſches in ſeiner Oeconomia nicht gedaͤchte. Jn den ietzi- gen Zeiten giebt es deren viel in der Oder und Spree, und faͤngt man auch ſolche in den Teichen in der Nieder-Lauſitz.
§. 5.
Er wird zuweilen einer Ellen lang, iſt auf dem Leibe mit ſchwartzen Fle- cken eingeſprengt, und hat grau-blaue Floßfedern. Jm April leichet er, hernach wird er wieder fett, und iſt faſt das gan- tze Jahr gut. Sein Fleiſch iſt weiß, wohl- geſchmackt, und giebt gute Nahrung; wiewohl die groſſen etwas hart-dauig, ſo ſpuͤhret man doch an den kleinen der- gleichen nicht, ſonderlich ſind die Schwaͤn- tze derſelben untadelich. Man richtet ſie zu, wie die Hechte, und wie die Perſche; man kan ſie auch, wenn man will, wie die Hechte einſaltzen, und raͤuchern.
§. 6.
Die Schleyen ſollen ihre Be- nennung haben von dem ſchlammichten Grund, in welchem ſie ſich aufzuhalten gewohnt ſind. Jhre Haut iſt ſchluͤpffrig und dicke, daß ſie unter die glatten Strohm-Fiſche mit paſſiren koͤnnen; die Farbe ihrer Haut ziehet auf ſchwartz, die Floßfedern aber ſind blaulicht. Sie wach- ſen ſehr geſchwinde, und kommen bald zu ihrer gehoͤrigen Groͤſſe, wozu denn etwas ohne Zweifel hilfft, daß es ihnen nie an Nahrung mangelt, ſintemahl dieſelbe der Schlamm und Moder im Grunde iſt, dergleichen Oerter in Teichen, Seen, und Stroͤhmen er zu ſeiner Wohnung meh- rentheils erwehlet. Sie leichen einmahl um Oſtern, und noch einmahl, wenn der Roggen und Weitze bluͤhet. Man faͤngt ſie faſt in allen Waſſern.
§. 7.
Sie ſind eben nicht gar wider- lich vom Schmack, vielmehr iſt ihr Fleiſch ſuͤßlich und angenehm; dennoch geben ſie keine gute noch reine Nahrung, ſondern, wenn ſie nicht recht geſaubert, und wohl zubereitet werden, koͤnnen ſie bey ſchwa- chen Perſonen leicht ein Fieber verurſa- chen. Man kan die Schleyen entweder mit einer ſaͤuerlichen Bruͤhe mit Speck und Zwiebeln zurichten, oder ſolche auch [Spaltenumbruch]
braten. Sie kommen gar ſelten auf vor- nehme Tafeln, ſondern der gemeine Mann pflegt ſie mehrentheils zu ſpeiſen. Sie ſchmecken ſehr nach Schlamm, und muͤſ- ſen daher, ehe man ſie kocht, mit Aſche und Saltz ſehr wohl abgerieben werden. Es iſt falſch, was man von ihnen vor- giebt, daß ſie nicht leichten, ſondern vom Schlamm und faulen Schilff in den moo- ſigten Waſſern gezeuget wuͤrden. Man will von ihnen vorgeben, daß ſie ſich mit den Schlangen belieffen, welches aber eben ſo ungereimt, als wenn man von ihnen meldet, daß ſie ſich, wenn man ſie in einen Topff thaͤte, und einige Tage in die Erde gruͤbe, alsdenn in Schlangen verwan- deln ſolten.
§. 8.
Die Fiſcher koͤnnen ſie viel- mahls mit den Haͤnden aus dem Schlam̃ herausziehen. Sonſt ſind ſie beſſer mit Hahmen, als Garnen, oder Reuſen zu fangen, doch kriechen ſie zur Leich-Zeit noch eher in die Reuſen. Man hat ſie gerne in den Teichen bey den Karpffen, darinnen viel Schlamm iſt, damit ſie den Karpffen einen Weg durch den Schlam̃ machen, daß ſie durchgehen koͤnnen. Die Leute pflegen ſich der Schleyen bey der gelben Sucht zu bedienen, und binden ſie unten auf die Fußſohlen. Worinnen ihr Mediciniſcher Gebrauch weiter beſte- he, wird in einem eigenen Capitel unten gezeiget werden. Einige vergleichen die Schleyen den Schweinen an ihrem weiſ- ſen und harten Fleiſch, an den Speck- Schwarten, denen ihre dicke Haut und Fett gleichet, ingleichen an dem Wuͤhlen im Koth und Schlamme. Man giebet von ihnen vor, daß ſich der beſchaͤdigte Hecht an ihnen riebe, und alſo ſeinen Schaden hierdurch heilete.
Das 36. Capitel/ Von den Welßen/ Weißfiſchen/ und Wetter-Fiſchgen.
§. 1.
Der Welß iſt einer der groͤſten Fiſche mit in unſern Stroͤhmen, und glei- chet, ſeiner aͤuſſerlichen Geſtalt nach, et- was der Qvappe. Seine Haut iſt ſchwaͤrtzlich, und dabey glatt und ſchluͤpff- rig, zuweilen auch mit dunckel-gelben Flecken eingeſprengt. Die Welße findet man in der Elbe, und in der Oder, und faͤngt man deren zuweilen, die zwey und
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L l l (Anderer Haupt-Theil.)
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[445/0613]
Von Schmerlen/ Sandern/ und Schleyen.
§. 4. Der Sander iſt ein laͤnglicher,
und mit rauchen oder ſcharffen Schuppen
bedeckter Fiſch, aus einem Hecht und aus
einem Perſch gleichſam zuſammen geſetzt,
denn der Kopff iſt ſchmahl, nach Art der
Hechte, der uͤbrige Leib aber gleichet ei-
nem Parſch. Es gedencket der ſeelige
Elsholtz in ſeinem Tiſch-Buche pag. 379.
wie alte Leute berichteten, daß dieſer Fiſch
vor Zeiten nicht bekandt geweſen, wie
denn auch Colerus dieſes Fiſches in ſeiner
Oeconomia nicht gedaͤchte. Jn den ietzi-
gen Zeiten giebt es deren viel in der Oder
und Spree, und faͤngt man auch ſolche
in den Teichen in der Nieder-Lauſitz.
§. 5. Er wird zuweilen einer Ellen
lang, iſt auf dem Leibe mit ſchwartzen Fle-
cken eingeſprengt, und hat grau-blaue
Floßfedern. Jm April leichet er, hernach
wird er wieder fett, und iſt faſt das gan-
tze Jahr gut. Sein Fleiſch iſt weiß, wohl-
geſchmackt, und giebt gute Nahrung;
wiewohl die groſſen etwas hart-dauig,
ſo ſpuͤhret man doch an den kleinen der-
gleichen nicht, ſonderlich ſind die Schwaͤn-
tze derſelben untadelich. Man richtet ſie
zu, wie die Hechte, und wie die Perſche;
man kan ſie auch, wenn man will, wie
die Hechte einſaltzen, und raͤuchern.
§. 6. Die Schleyen ſollen ihre Be-
nennung haben von dem ſchlammichten
Grund, in welchem ſie ſich aufzuhalten
gewohnt ſind. Jhre Haut iſt ſchluͤpffrig
und dicke, daß ſie unter die glatten
Strohm-Fiſche mit paſſiren koͤnnen; die
Farbe ihrer Haut ziehet auf ſchwartz, die
Floßfedern aber ſind blaulicht. Sie wach-
ſen ſehr geſchwinde, und kommen bald zu
ihrer gehoͤrigen Groͤſſe, wozu denn etwas
ohne Zweifel hilfft, daß es ihnen nie an
Nahrung mangelt, ſintemahl dieſelbe der
Schlamm und Moder im Grunde iſt,
dergleichen Oerter in Teichen, Seen, und
Stroͤhmen er zu ſeiner Wohnung meh-
rentheils erwehlet. Sie leichen einmahl
um Oſtern, und noch einmahl, wenn der
Roggen und Weitze bluͤhet. Man faͤngt
ſie faſt in allen Waſſern.
§. 7. Sie ſind eben nicht gar wider-
lich vom Schmack, vielmehr iſt ihr Fleiſch
ſuͤßlich und angenehm; dennoch geben ſie
keine gute noch reine Nahrung, ſondern,
wenn ſie nicht recht geſaubert, und wohl
zubereitet werden, koͤnnen ſie bey ſchwa-
chen Perſonen leicht ein Fieber verurſa-
chen. Man kan die Schleyen entweder
mit einer ſaͤuerlichen Bruͤhe mit Speck
und Zwiebeln zurichten, oder ſolche auch
braten. Sie kommen gar ſelten auf vor-
nehme Tafeln, ſondern der gemeine Mann
pflegt ſie mehrentheils zu ſpeiſen. Sie
ſchmecken ſehr nach Schlamm, und muͤſ-
ſen daher, ehe man ſie kocht, mit Aſche
und Saltz ſehr wohl abgerieben werden.
Es iſt falſch, was man von ihnen vor-
giebt, daß ſie nicht leichten, ſondern vom
Schlamm und faulen Schilff in den moo-
ſigten Waſſern gezeuget wuͤrden. Man
will von ihnen vorgeben, daß ſie ſich mit
den Schlangen belieffen, welches aber eben
ſo ungereimt, als wenn man von ihnen
meldet, daß ſie ſich, wenn man ſie in einen
Topff thaͤte, und einige Tage in die Erde
gruͤbe, alsdenn in Schlangen verwan-
deln ſolten.
§. 8. Die Fiſcher koͤnnen ſie viel-
mahls mit den Haͤnden aus dem Schlam̃
herausziehen. Sonſt ſind ſie beſſer mit
Hahmen, als Garnen, oder Reuſen zu
fangen, doch kriechen ſie zur Leich-Zeit
noch eher in die Reuſen. Man hat ſie
gerne in den Teichen bey den Karpffen,
darinnen viel Schlamm iſt, damit ſie den
Karpffen einen Weg durch den Schlam̃
machen, daß ſie durchgehen koͤnnen. Die
Leute pflegen ſich der Schleyen bey der
gelben Sucht zu bedienen, und binden ſie
unten auf die Fußſohlen. Worinnen
ihr Mediciniſcher Gebrauch weiter beſte-
he, wird in einem eigenen Capitel unten
gezeiget werden. Einige vergleichen die
Schleyen den Schweinen an ihrem weiſ-
ſen und harten Fleiſch, an den Speck-
Schwarten, denen ihre dicke Haut und
Fett gleichet, ingleichen an dem Wuͤhlen
im Koth und Schlamme. Man giebet
von ihnen vor, daß ſich der beſchaͤdigte
Hecht an ihnen riebe, und alſo ſeinen
Schaden hierdurch heilete.
Das 36. Capitel/
Von den Welßen/ Weißfiſchen/
und Wetter-Fiſchgen.
§. 1.
Der Welß iſt einer der groͤſten Fiſche
mit in unſern Stroͤhmen, und glei-
chet, ſeiner aͤuſſerlichen Geſtalt nach, et-
was der Qvappe. Seine Haut iſt
ſchwaͤrtzlich, und dabey glatt und ſchluͤpff-
rig, zuweilen auch mit dunckel-gelben
Flecken eingeſprengt. Die Welße findet
man in der Elbe, und in der Oder, und
faͤngt man deren zuweilen, die zwey und
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Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/613>, abgerufen am 22.12.2024.
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