Des Fisch-Buchs 51. Cap. von Nixen / oder Wasser-Gespenstern.
[Spaltenumbruch]
len sich in der menschlichen Gestalt zeiget, und den Menschen eine Furcht einjagen will.
§. 14.
Es würden viel curieuse und seltene Fragen herauskommen, wenn man behaupten wolte, daß in dem Mee- re recht ordentliche Menschen wären, die mit Leib und Seel und Vernunfft be- gabt wären, als wie wir. Wären die- se Menschen von Adam hergekommen, oder nicht? Sind sie wohl gefallen, als wir? Was vor eine Religion und Glau- ben bekennen sie? Wenn sie sterben, wo- hin solten sie wohl fahren? Woher ha- ben sie die Sprachen gelernet? Discouri- ren sie auch wohl in diesem kalten und nassen Element mit einander? Was vor eine Verfassung und Republic haben sie unten? u. s. w.
§. 15.
Paracelsus und unterschiedene andere Autores behaupten, daß in dem Feuer, Lufft, Erde, und Wasser unter- schiedene Arten der Geister wären. Ob ein iedes Element von besondern Geistern bewohnet werde, die von unterschiedenen und ungleichen Eigenschafften sind, oder, ob die Geister überhaupt sich bald in die- ses, bald in jenes Element begeben, ist schwer zu sagen. So ist auch noch unge- wiß, ob es nur gute, oder lauter böse Gei- ster gebe, oder auch andere Sorten, die zwischen diesen sind. Denn ob uns gleich in Göttlicher Heil. Schrifft nur von zwey- erley Art Geistern Meldung geschiehet, so folget doch deswegen nicht, als ob es auch nicht andere Arten der Geister gebe, indem uns die Heilige Schrifft nicht die Geheimnisse der Natur lehren, sondern den Weg zur ewigen Seeligkeit anwei- sen wollen.
§. 16.
Die Nixe sollen, nach man- cher leichtgläubiger Historicorum Be- richt, die Gewohnheit vor diesem gehabt haben, daß sie den Sechswöchnerinnen die Kinder weggeholet, und solche gegen die so genannten Wechselbälge ausgetau- schet, wie ich oben gesagt, sonderlich zur Mittags-Zeit zwischen 11. und 12. oder zur Mitternacht zwischen 11. und 12. Uhr, da- her auch die Mode aufgekommen seyn soll, [Spaltenumbruch]
daß die Wöchnerinnen des Nachts iemand bey sich wachen lassen. So gedencket Praetorius in seiner Neuen Welt-Be- schreibung von allerley wunderbaren Menschen, p. 135. daß einsten ein Nix zu einer Wöchnerin in der Gestalt ihres Mannes gekommen, der auch die Spra- che ihres Mannes angenommen, und von ihr verlangt, sie solte doch hinaus kom- men, er wolte ihr was sonderliches wei- sen. Allein es war ihr wunderlich vor- gekommen, und hatte dannenhero drauf geantwortet: Er solte nur hinein kom- men, es schickte sich ja mit ihr nicht, daß sie zu Mitternacht aufstünde, und her- ausgienge, er hätte ja den Schlüssel draus- sen in einem Loch über der Haus-Thü- re liegen, wie er wohl wüste. Darauf versetzte das Gespenst, er wüste es gar wohl, sie solte aber nur hinaus kommen, er wolte ihr was sonderliches weisen. Die- se Reden hätte sie, nach ihres Mannes Art, lange Zeit continuiret, biß die Wöch- nerin endlich von ihrem Wochen-Bette aufgestanden, und hinausgangen, dar- auf wäre das Gespenst immer vor sie hin- gegangen, und hätte sie nachgefolget, da wäre es, das er ihr zeigen wolte, biß sie endlich fast an das Wasser gewesen, das nicht weit vor dem Hause vorbey geflos- sen. Mittlerweile hätte das Gespenst an- gefangen wider sie zu sagen: Heb auf dein Gewand, daß du nicht fallest in Dosten und Dorant. Wie sie nun das Wasser erblicket, so wäre sie in Dosten und Do- rant, der häuffig in dem Garten gestan- den, mit Fleiß gefallen, und habe sich al- so salvirt.
§. 17.
Ob die bösen Geister sich mit diesen Kräutern vertreiben lassen, lasse dahin gestellt seyn; inzwischen ist es noch biß auf diese Zeit gebräuchlich, daß man mit diesen beyden Kräutern, ingleichen mit Teufels-Abbiß, und andern derglei- chen, den Zauberern, Hexen, und andern dergleichen, Resistence thun will, wie man so wohl bey den Scriptoribus Bota- nicis, als auch aus der gemeinen und täglichen Erfahrung sattsam verificiren kan.
Als
Des Fiſch-Buchs 51. Cap. von Nixen / oder Waſſer-Geſpenſtern.
[Spaltenumbruch]
len ſich in der menſchlichen Geſtalt zeiget, und den Menſchen eine Furcht einjagen will.
§. 14.
Es wuͤrden viel curieuſe und ſeltene Fragen herauskommen, wenn man behaupten wolte, daß in dem Mee- re recht ordentliche Menſchen waͤren, die mit Leib und Seel und Vernunfft be- gabt waͤren, als wie wir. Waͤren die- ſe Menſchen von Adam hergekommen, oder nicht? Sind ſie wohl gefallen, als wir? Was vor eine Religion und Glau- ben bekennen ſie? Wenn ſie ſterben, wo- hin ſolten ſie wohl fahren? Woher ha- ben ſie die Sprachen gelernet? Diſcouri- ren ſie auch wohl in dieſem kalten und naſſen Element mit einander? Was vor eine Verfaſſung und Republic haben ſie unten? u. ſ. w.
§. 15.
Paracelſus und unterſchiedene andere Autores behaupten, daß in dem Feuer, Lufft, Erde, und Waſſer unter- ſchiedene Arten der Geiſter waͤren. Ob ein iedes Element von beſondern Geiſtern bewohnet werde, die von unterſchiedenen und ungleichen Eigenſchafften ſind, oder, ob die Geiſter uͤberhaupt ſich bald in die- ſes, bald in jenes Element begeben, iſt ſchwer zu ſagen. So iſt auch noch unge- wiß, ob es nur gute, oder lauter boͤſe Gei- ſter gebe, oder auch andere Sorten, die zwiſchen dieſen ſind. Denn ob uns gleich in Goͤttlicher Heil. Schrifft nur von zwey- erley Art Geiſtern Meldung geſchiehet, ſo folget doch deswegen nicht, als ob es auch nicht andere Arten der Geiſter gebe, indem uns die Heilige Schrifft nicht die Geheimniſſe der Natur lehren, ſondern den Weg zur ewigen Seeligkeit anwei- ſen wollen.
§. 16.
Die Nixe ſollen, nach man- cher leichtglaͤubiger Hiſtoricorum Be- richt, die Gewohnheit vor dieſem gehabt haben, daß ſie den Sechswoͤchnerinnen die Kinder weggeholet, und ſolche gegen die ſo genannten Wechſelbaͤlge ausgetau- ſchet, wie ich oben geſagt, ſonderlich zur Mittags-Zeit zwiſchen 11. und 12. oder zur Mitternacht zwiſchen 11. und 12. Uhr, da- her auch die Mode aufgekommen ſeyn ſoll, [Spaltenumbruch]
daß die Woͤchnerinnen des Nachts iemand bey ſich wachen laſſen. So gedencket Prætorius in ſeiner Neuen Welt-Be- ſchreibung von allerley wunderbaren Menſchen, p. 135. daß einſten ein Nix zu einer Woͤchnerin in der Geſtalt ihres Mannes gekommen, der auch die Spra- che ihres Mannes angenommen, und von ihr verlangt, ſie ſolte doch hinaus kom- men, er wolte ihr was ſonderliches wei- ſen. Allein es war ihr wunderlich vor- gekommen, und hatte dannenhero drauf geantwortet: Er ſolte nur hinein kom- men, es ſchickte ſich ja mit ihr nicht, daß ſie zu Mitternacht aufſtuͤnde, und her- ausgienge, er haͤtte ja den Schluͤſſel drauſ- ſen in einem Loch uͤber der Haus-Thuͤ- re liegen, wie er wohl wuͤſte. Darauf verſetzte das Geſpenſt, er wuͤſte es gar wohl, ſie ſolte aber nur hinaus kommen, er wolte ihr was ſonderliches weiſen. Die- ſe Reden haͤtte ſie, nach ihres Mannes Art, lange Zeit continuiret, biß die Woͤch- nerin endlich von ihrem Wochen-Bette aufgeſtanden, und hinausgangen, dar- auf waͤre das Geſpenſt immer vor ſie hin- gegangen, und haͤtte ſie nachgefolget, da waͤre es, das er ihr zeigen wolte, biß ſie endlich faſt an das Waſſer geweſen, das nicht weit vor dem Hauſe vorbey gefloſ- ſen. Mittlerweile haͤtte das Geſpenſt an- gefangen wider ſie zu ſagen: Heb auf dein Gewand, daß du nicht falleſt in Doſten und Dorant. Wie ſie nun das Waſſer erblicket, ſo waͤre ſie in Doſten und Do- rant, der haͤuffig in dem Garten geſtan- den, mit Fleiß gefallen, und habe ſich al- ſo ſalvirt.
§. 17.
Ob die boͤſen Geiſter ſich mit dieſen Kraͤutern vertreiben laſſen, laſſe dahin geſtellt ſeyn; inzwiſchen iſt es noch biß auf dieſe Zeit gebraͤuchlich, daß man mit dieſen beyden Kraͤutern, ingleichen mit Teufels-Abbiß, und andern derglei- chen, den Zauberern, Hexen, und andern dergleichen, Reſiſtence thun will, wie man ſo wohl bey den Scriptoribus Bota- nicis, als auch aus der gemeinen und taͤglichen Erfahrung ſattſam verificiren kan.
Als
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0668"n="500"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Des Fiſch-Buchs 51. Cap. von Nixen / oder Waſſer-Geſpenſtern.</hi></fw><lb/><cb/>
len ſich in der menſchlichen Geſtalt zeiget,<lb/>
und den Menſchen eine Furcht einjagen<lb/>
will.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 14.</head><p>Es wuͤrden viel <hirendition="#aq">curieuſe</hi> und<lb/>ſeltene Fragen herauskommen, wenn<lb/>
man behaupten wolte, daß in dem Mee-<lb/>
re recht ordentliche Menſchen waͤren, die<lb/>
mit Leib und Seel und Vernunfft be-<lb/>
gabt waͤren, als wie wir. Waͤren die-<lb/>ſe Menſchen von Adam hergekommen,<lb/>
oder nicht? Sind ſie wohl gefallen, als<lb/>
wir? Was vor eine Religion und Glau-<lb/>
ben bekennen ſie? Wenn ſie ſterben, wo-<lb/>
hin ſolten ſie wohl fahren? Woher ha-<lb/>
ben ſie die Sprachen gelernet? <hirendition="#aq">Diſcouri-</hi><lb/>
ren ſie auch wohl in dieſem kalten und<lb/>
naſſen Element mit einander? Was vor<lb/>
eine Verfaſſung und <hirendition="#aq">Republic</hi> haben ſie<lb/>
unten? u. ſ. w.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 15.</head><p><hirendition="#aq">Paracelſus</hi> und unterſchiedene<lb/>
andere <hirendition="#aq">Autores</hi> behaupten, daß in dem<lb/>
Feuer, Lufft, Erde, und Waſſer unter-<lb/>ſchiedene Arten der Geiſter waͤren. Ob<lb/>
ein iedes Element von beſondern Geiſtern<lb/>
bewohnet werde, die von unterſchiedenen<lb/>
und ungleichen Eigenſchafften ſind, oder,<lb/>
ob die Geiſter uͤberhaupt ſich bald in die-<lb/>ſes, bald in jenes Element begeben, iſt<lb/>ſchwer zu ſagen. So iſt auch noch unge-<lb/>
wiß, ob es nur gute, oder lauter boͤſe Gei-<lb/>ſter gebe, oder auch andere Sorten, die<lb/>
zwiſchen dieſen ſind. Denn ob uns gleich<lb/>
in Goͤttlicher Heil. Schrifft nur von zwey-<lb/>
erley Art Geiſtern Meldung geſchiehet,<lb/>ſo folget doch deswegen nicht, als ob es<lb/>
auch nicht andere Arten der Geiſter gebe,<lb/>
indem uns die Heilige Schrifft nicht die<lb/>
Geheimniſſe der Natur lehren, ſondern<lb/>
den Weg zur ewigen Seeligkeit anwei-<lb/>ſen wollen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 16.</head><p>Die Nixe ſollen, nach man-<lb/>
cher leichtglaͤubiger <hirendition="#aq">Hiſtoricorum</hi> Be-<lb/>
richt, die Gewohnheit vor dieſem gehabt<lb/>
haben, daß ſie den Sechswoͤchnerinnen<lb/>
die Kinder weggeholet, und ſolche gegen<lb/>
die ſo genannten Wechſelbaͤlge ausgetau-<lb/>ſchet, wie ich oben geſagt, ſonderlich zur<lb/>
Mittags-Zeit zwiſchen 11. und 12. oder zur<lb/>
Mitternacht zwiſchen 11. und 12. Uhr, da-<lb/>
her auch die <hirendition="#aq">Mode</hi> aufgekommen ſeyn ſoll,<lb/><cb/>
daß die Woͤchnerinnen des Nachts iemand<lb/>
bey ſich wachen laſſen. So gedencket<lb/><hirendition="#aq">Prætorius</hi> in ſeiner Neuen Welt-Be-<lb/>ſchreibung von allerley wunderbaren<lb/>
Menſchen, <hirendition="#aq">p.</hi> 135. daß einſten ein Nix zu<lb/>
einer Woͤchnerin in der Geſtalt ihres<lb/>
Mannes gekommen, der auch die Spra-<lb/>
che ihres Mannes angenommen, und von<lb/>
ihr verlangt, ſie ſolte doch hinaus kom-<lb/>
men, er wolte ihr was ſonderliches wei-<lb/>ſen. Allein es war ihr wunderlich vor-<lb/>
gekommen, und hatte dannenhero drauf<lb/>
geantwortet: Er ſolte nur hinein kom-<lb/>
men, es ſchickte ſich ja mit ihr nicht, daß<lb/>ſie zu Mitternacht aufſtuͤnde, und her-<lb/>
ausgienge, er haͤtte ja den Schluͤſſel drauſ-<lb/>ſen in einem Loch uͤber der Haus-Thuͤ-<lb/>
re liegen, wie er wohl wuͤſte. Darauf<lb/>
verſetzte das Geſpenſt, er wuͤſte es gar<lb/>
wohl, ſie ſolte aber nur hinaus kommen,<lb/>
er wolte ihr was ſonderliches weiſen. Die-<lb/>ſe Reden haͤtte ſie, nach ihres Mannes<lb/>
Art, lange Zeit <hirendition="#aq">continuir</hi>et, biß die Woͤch-<lb/>
nerin endlich von ihrem Wochen-Bette<lb/>
aufgeſtanden, und hinausgangen, dar-<lb/>
auf waͤre das Geſpenſt immer vor ſie hin-<lb/>
gegangen, und haͤtte ſie nachgefolget, da<lb/>
waͤre es, das er ihr zeigen wolte, biß ſie<lb/>
endlich faſt an das Waſſer geweſen, das<lb/>
nicht weit vor dem Hauſe vorbey gefloſ-<lb/>ſen. Mittlerweile haͤtte das Geſpenſt an-<lb/>
gefangen wider ſie zu ſagen: Heb auf dein<lb/>
Gewand, daß du nicht falleſt in Doſten<lb/>
und Dorant. Wie ſie nun das Waſſer<lb/>
erblicket, ſo waͤre ſie in Doſten und Do-<lb/>
rant, der haͤuffig in dem Garten geſtan-<lb/>
den, mit Fleiß gefallen, und habe ſich al-<lb/>ſo <hirendition="#aq">ſalvi</hi>rt.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 17.</head><p>Ob die boͤſen Geiſter ſich mit<lb/>
dieſen Kraͤutern vertreiben laſſen, laſſe<lb/>
dahin geſtellt ſeyn; inzwiſchen iſt es noch<lb/>
biß auf dieſe Zeit gebraͤuchlich, daß man<lb/>
mit dieſen beyden Kraͤutern, ingleichen<lb/>
mit Teufels-Abbiß, und andern derglei-<lb/>
chen, den Zauberern, Hexen, und andern<lb/>
dergleichen, <hirendition="#aq">Reſiſtence</hi> thun will, wie<lb/>
man ſo wohl bey den <hirendition="#aq">Scriptoribus Bota-<lb/>
nicis,</hi> als auch aus der gemeinen und<lb/>
taͤglichen Erfahrung ſattſam <hirendition="#aq">verifici</hi>ren<lb/>
kan.</p></div></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Als</fw><lb/></body></text></TEI>
[500/0668]
Des Fiſch-Buchs 51. Cap. von Nixen / oder Waſſer-Geſpenſtern.
len ſich in der menſchlichen Geſtalt zeiget,
und den Menſchen eine Furcht einjagen
will.
§. 14. Es wuͤrden viel curieuſe und
ſeltene Fragen herauskommen, wenn
man behaupten wolte, daß in dem Mee-
re recht ordentliche Menſchen waͤren, die
mit Leib und Seel und Vernunfft be-
gabt waͤren, als wie wir. Waͤren die-
ſe Menſchen von Adam hergekommen,
oder nicht? Sind ſie wohl gefallen, als
wir? Was vor eine Religion und Glau-
ben bekennen ſie? Wenn ſie ſterben, wo-
hin ſolten ſie wohl fahren? Woher ha-
ben ſie die Sprachen gelernet? Diſcouri-
ren ſie auch wohl in dieſem kalten und
naſſen Element mit einander? Was vor
eine Verfaſſung und Republic haben ſie
unten? u. ſ. w.
§. 15. Paracelſus und unterſchiedene
andere Autores behaupten, daß in dem
Feuer, Lufft, Erde, und Waſſer unter-
ſchiedene Arten der Geiſter waͤren. Ob
ein iedes Element von beſondern Geiſtern
bewohnet werde, die von unterſchiedenen
und ungleichen Eigenſchafften ſind, oder,
ob die Geiſter uͤberhaupt ſich bald in die-
ſes, bald in jenes Element begeben, iſt
ſchwer zu ſagen. So iſt auch noch unge-
wiß, ob es nur gute, oder lauter boͤſe Gei-
ſter gebe, oder auch andere Sorten, die
zwiſchen dieſen ſind. Denn ob uns gleich
in Goͤttlicher Heil. Schrifft nur von zwey-
erley Art Geiſtern Meldung geſchiehet,
ſo folget doch deswegen nicht, als ob es
auch nicht andere Arten der Geiſter gebe,
indem uns die Heilige Schrifft nicht die
Geheimniſſe der Natur lehren, ſondern
den Weg zur ewigen Seeligkeit anwei-
ſen wollen.
§. 16. Die Nixe ſollen, nach man-
cher leichtglaͤubiger Hiſtoricorum Be-
richt, die Gewohnheit vor dieſem gehabt
haben, daß ſie den Sechswoͤchnerinnen
die Kinder weggeholet, und ſolche gegen
die ſo genannten Wechſelbaͤlge ausgetau-
ſchet, wie ich oben geſagt, ſonderlich zur
Mittags-Zeit zwiſchen 11. und 12. oder zur
Mitternacht zwiſchen 11. und 12. Uhr, da-
her auch die Mode aufgekommen ſeyn ſoll,
daß die Woͤchnerinnen des Nachts iemand
bey ſich wachen laſſen. So gedencket
Prætorius in ſeiner Neuen Welt-Be-
ſchreibung von allerley wunderbaren
Menſchen, p. 135. daß einſten ein Nix zu
einer Woͤchnerin in der Geſtalt ihres
Mannes gekommen, der auch die Spra-
che ihres Mannes angenommen, und von
ihr verlangt, ſie ſolte doch hinaus kom-
men, er wolte ihr was ſonderliches wei-
ſen. Allein es war ihr wunderlich vor-
gekommen, und hatte dannenhero drauf
geantwortet: Er ſolte nur hinein kom-
men, es ſchickte ſich ja mit ihr nicht, daß
ſie zu Mitternacht aufſtuͤnde, und her-
ausgienge, er haͤtte ja den Schluͤſſel drauſ-
ſen in einem Loch uͤber der Haus-Thuͤ-
re liegen, wie er wohl wuͤſte. Darauf
verſetzte das Geſpenſt, er wuͤſte es gar
wohl, ſie ſolte aber nur hinaus kommen,
er wolte ihr was ſonderliches weiſen. Die-
ſe Reden haͤtte ſie, nach ihres Mannes
Art, lange Zeit continuiret, biß die Woͤch-
nerin endlich von ihrem Wochen-Bette
aufgeſtanden, und hinausgangen, dar-
auf waͤre das Geſpenſt immer vor ſie hin-
gegangen, und haͤtte ſie nachgefolget, da
waͤre es, das er ihr zeigen wolte, biß ſie
endlich faſt an das Waſſer geweſen, das
nicht weit vor dem Hauſe vorbey gefloſ-
ſen. Mittlerweile haͤtte das Geſpenſt an-
gefangen wider ſie zu ſagen: Heb auf dein
Gewand, daß du nicht falleſt in Doſten
und Dorant. Wie ſie nun das Waſſer
erblicket, ſo waͤre ſie in Doſten und Do-
rant, der haͤuffig in dem Garten geſtan-
den, mit Fleiß gefallen, und habe ſich al-
ſo ſalvirt.
§. 17. Ob die boͤſen Geiſter ſich mit
dieſen Kraͤutern vertreiben laſſen, laſſe
dahin geſtellt ſeyn; inzwiſchen iſt es noch
biß auf dieſe Zeit gebraͤuchlich, daß man
mit dieſen beyden Kraͤutern, ingleichen
mit Teufels-Abbiß, und andern derglei-
chen, den Zauberern, Hexen, und andern
dergleichen, Reſiſtence thun will, wie
man ſo wohl bey den Scriptoribus Bota-
nicis, als auch aus der gemeinen und
taͤglichen Erfahrung ſattſam verificiren
kan.
Als
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fleming, Hans Friedrich von: Der Vollkommene Teutsche Jäger. Bd. 2. Leipzig, 1724, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_jaeger02_1724/668>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.