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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Anderes Buch.
Nach seinem Traume/ an seinen
vertrauesten Freund.
MUß ich den langen Tag gleich nichts nicht thun als
klagen/
und mich vom Morgen an biß an den Abend schlagen
Mit der und jener Angst/ die mier auch manche Nacht
durch Kummer/ Furcht und Pein dem Tage gleiche macht
Jnn wachender Begier; so pfleget doch zu weilen
die Sorgen meiner quaal der Schlaaff zu übereilen/
Wie selten diß auch kömmt/ und kehrt mier meinen
Schmertz
Jnn ein gewoltest Spiel und lächerlichen Schertz.
Als wie miers heute gieng. Du weist ümm was ich traure/
Was/ auff die Tränen auch/ ich offt bey dier betaure.
Du weist es neben mier. Heut' ist der vierdte Tag/
daß ich für Leide nicht für Leute gehen mag.
Jch zwinge mich inn mier/ und kann mich doch nicht beugen/
Wie sehr ich wieder mich mich führe selbst zum Zeugen.
Es ist kein ander Raath. Jch muß mich geeben drein.
Mann fragt nicht ob ich wil. Es muß vertragen seyn.
Diß weiß ich mehr als wohl/ und gleichwohl führ ich klagen/
Als ob ich mich der Noht deß Glükkes könt' entschlagen.
Ummsonst ists/ was ich thu. Und thu ich noch so sehr.
Denn mein Verhängnüß wils. Was darff ich wollen
mehr.
So lieg' ich stets mit mier und wieder mich zu Felde.
Verkauffe mich mier selbst mit meinem eignen Gelde.
Bestreite mich durch mich. Der zweifelhaffte Krieg
Spricht meinem Feinde bald/ bald mier zu seinem Sieg;
Jch binn mier freund und feind. So streitet Streit mit Friede.
So schlagen sie sich selbst stets an einander müde.
Biß sich mein matter Leib nicht länger reegen kann.
Da fängt der munter Geist erst seine lermen ann.
Wacht
G v
Anderes Buch.
Nach ſeinem Traume/ an ſeinen
vertraueſten Freund.
MUß ich den langen Tag gleich nichts nicht thun als
klagen/
und mich vom Morgẽ an biß an den Abend ſchlagen
Mit der und jener Angſt/ die mier auch manche Nacht
durch Kum̃er/ Furcht und Pein dem Tage gleiche macht
Jnn wachender Begier; ſo pfleget doch zu weilen
die Sorgen meiner quaal der Schlaaff zu uͤbereilen/
Wie ſelten diß auch koͤmmt/ und kehrt mier meinen
Schmertz
Jnn ein gewolteſt Spiel und laͤcherlichen Schertz.
Als wie miers heute gieng. Du weiſt uͤmm was ich traure/
Was/ auff die Traͤnen auch/ ich offt bey dier betaure.
Du weiſt es neben mier. Heut’ iſt der vierdte Tag/
daß ich fuͤr Leide nicht fuͤr Leute gehen mag.
Jch zwinge mich inn mier/ und kann mich doch nicht beugen/
Wie ſehr ich wieder mich mich fuͤhre ſelbſt zum Zeugen.
Es iſt kein ander Raath. Jch muß mich geeben drein.
Mann fragt nicht ob ich wil. Es muß vertragen ſeyn.
Diß weiß ich mehr als wohl/ und gleichwohl fuͤhr ich klagen/
Als ob ich mich der Noht deß Gluͤkkes koͤnt’ entſchlagen.
Ummſonſt iſts/ was ich thu. Und thu ich noch ſo ſehr.
Denn mein Verhaͤngnuͤß wils. Was darff ich wollen
mehr.
So lieg’ ich ſtets mit mier und wieder mich zu Felde.
Verkauffe mich mier ſelbſt mit meinem eignen Gelde.
Beſtreite mich durch mich. Der zweifelhaffte Krieg
Spricht meinem Feinde bald/ bald mier zu ſeinem Sieg;
Jch biñ mier freund und feind. So ſtreitet Streit mit Friede.
So ſchlagen ſie ſich ſelbſt ſtets an einander muͤde.
Biß ſich mein matter Leib nicht laͤnger reegen kann.
Da faͤngt der munter Geiſt erſt ſeine lermen ann.
Wacht
G v
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[105/0125] Anderes Buch. Nach ſeinem Traume/ an ſeinen vertraueſten Freund. MUß ich den langen Tag gleich nichts nicht thun als klagen/ und mich vom Morgẽ an biß an den Abend ſchlagen Mit der und jener Angſt/ die mier auch manche Nacht durch Kum̃er/ Furcht und Pein dem Tage gleiche macht Jnn wachender Begier; ſo pfleget doch zu weilen die Sorgen meiner quaal der Schlaaff zu uͤbereilen/ Wie ſelten diß auch koͤmmt/ und kehrt mier meinen Schmertz Jnn ein gewolteſt Spiel und laͤcherlichen Schertz. Als wie miers heute gieng. Du weiſt uͤmm was ich traure/ Was/ auff die Traͤnen auch/ ich offt bey dier betaure. Du weiſt es neben mier. Heut’ iſt der vierdte Tag/ daß ich fuͤr Leide nicht fuͤr Leute gehen mag. Jch zwinge mich inn mier/ und kann mich doch nicht beugen/ Wie ſehr ich wieder mich mich fuͤhre ſelbſt zum Zeugen. Es iſt kein ander Raath. Jch muß mich geeben drein. Mann fragt nicht ob ich wil. Es muß vertragen ſeyn. Diß weiß ich mehr als wohl/ und gleichwohl fuͤhr ich klagen/ Als ob ich mich der Noht deß Gluͤkkes koͤnt’ entſchlagen. Ummſonſt iſts/ was ich thu. Und thu ich noch ſo ſehr. Denn mein Verhaͤngnuͤß wils. Was darff ich wollen mehr. So lieg’ ich ſtets mit mier und wieder mich zu Felde. Verkauffe mich mier ſelbſt mit meinem eignen Gelde. Beſtreite mich durch mich. Der zweifelhaffte Krieg Spricht meinem Feinde bald/ bald mier zu ſeinem Sieg; Jch biñ mier freund und feind. So ſtreitet Streit mit Friede. So ſchlagen ſie ſich ſelbſt ſtets an einander muͤde. Biß ſich mein matter Leib nicht laͤnger reegen kann. Da faͤngt der munter Geiſt erſt ſeine lermen ann. Wacht G v

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/125>, abgerufen am 09.11.2024.