Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Poetischer Wälder Nimt aller Sachen wahr. Jm fall daß er vermerckt/daß sein verschoner liegt; Er sieht wie er sich stärckt/ Vergisst der alten Treu' und seiner guten Worte. Setzt unvermerckt an ihn/ und fällt ihn an dem Ohrte/ da mann es nicht gedacht. Alsdenn so ists zu spaat/ Wenn mann bereuen wil/ daß mann geschonet hat/ und so barmhertzig war. Jch hab' es wohl erfahren. Dem Kriege zieh' ich nach nun bey so vielen Jahren/ Jch weiß deß Krieges Brauch. Jch gebe kein Quartier/ und kähm ein General und König selbst mir für. Jch achte dessen nicht/ daß er von höhern Stamme/ Als ich/ gebohren ist. Diß eben macht die Flamme/ daß ich mehr siegen wil/ in dem er grösser ist/ An Ahnen/ nicht an Muth. Ein dapfrer Geist erkiest Jhm stets ein höhers aus/ mit dem er möge ringen. Der Ruhm der wächst mit ihm/ daß er aus hohen dingen Vorhinn entsprossen ist. Kein Adel dient vor mich. Diß Schwerdt das adelt mich. Mein Ritter Sitz binn Jch. Mein Leib ist mein Pallast. Ein Krieger ist vergnüget/ daß er von einem mahl' aus andre so viel krieget Als er benötigt ist. Was hilfft ihm Land und Gut die Feigen sehn auff diß. Jch zahle baares Blut Vor meine Güter aus. Wem ließ ichs wohl zu erben/ Solt' etwan heute noch ich vor dem Feinde sterben/ den ich mir wünsche stets? Jch lobe meinen Sinn. Mein Leben lieb' ich nicht. Ein ander ziehe hinn/ und karge wie er wil. Wir kommen leicht zu Gelde/ und leichtlich wieder drümm. Wir nähmens auff dem Felde/ und gäbens in der Stadt. Uns ehret Jedermann. Und wer nicht wil der muß. Es ist uns unterthan Nicht ein Land nur. Die Welt die muß uns Herren heissen/ Wenn Herren uneins sind. Wir können uns nicht beissen/ Wie alte Mütter thun. Mann schlägt mit Fäusten drein/ Mit Degen und Pistool/ wenn mann nicht Freund wil seyn. Und das heisst recht geherscht. Wir sterben wie wir leben/ Frisch/ dapfer/ ritterlich. Wir sind den Todt ergeben/ Wier
Poetiſcher Waͤlder Nimt aller Sachen wahr. Jm fall daß er vermerckt/daß ſein verſchoner liegt; Er ſieht wie er ſich ſtaͤrckt/ Vergiſſt der alten Treu’ und ſeiner guten Worte. Setzt unvermerckt an ihn/ und faͤllt ihn an dem Ohrte/ da mann es nicht gedacht. Alsdenn ſo iſts zu ſpaat/ Wenn mann bereuen wil/ daß mann geſchonet hat/ und ſo barmhertzig war. Jch hab’ es wohl erfahren. Dem Kriege zieh’ ich nach nun bey ſo vielen Jahren/ Jch weiß deß Krieges Brauch. Jch gebe kein Quartier/ und kaͤhm ein General und Koͤnig ſelbſt mir fuͤr. Jch achte deſſen nicht/ daß er von hoͤhern Stamme/ Als ich/ gebohren iſt. Diß eben macht die Flamme/ daß ich mehr ſiegen wil/ in dem er groͤſſer iſt/ An Ahnen/ nicht an Muth. Ein dapfrer Geiſt erkieſt Jhm ſtets ein hoͤhers aus/ mit dem er moͤge ringen. Der Ruhm der waͤchſt mit ihm/ daß er aus hohen dingen Vorhinn entſproſſen iſt. Kein Adel dient vor mich. Diß Schwerdt das adelt mich. Mein Ritter Sitz biñ Jch. Mein Leib iſt mein Pallaſt. Ein Krieger iſt vergnuͤget/ daß er von einem mahl’ aus andre ſo viel krieget Als er benoͤtigt iſt. Was hilfft ihm Land und Gut die Feigen ſehn auff diß. Jch zahle baares Blut Vor meine Guͤter aus. Wem ließ ichs wohl zu erben/ Solt’ etwan heute noch ich vor dem Feinde ſterben/ den ich mir wuͤnſche ſtets? Jch lobe meinen Sinn. Mein Leben lieb’ ich nicht. Ein ander ziehe hinn/ und karge wie er wil. Wir kommen leicht zu Gelde/ und leichtlich wieder druͤm̃. Wir naͤhmens auff dem Felde/ und gaͤbens in der Stadt. Uns ehret Jedermann. Und wer nicht wil der muß. Es iſt uns unterthan Nicht ein Land nur. Die Welt die muß uns Herren heiſſen/ Wenn Herren uneins ſind. Wir koͤnnen uns nicht beiſſen/ Wie alte Muͤtter thun. Mann ſchlaͤgt mit Faͤuſten drein/ Mit Degen und Piſtool/ wenn mañ nicht Freund wil ſeyn. Und das heiſſt recht geherſcht. Wir ſterben wie wir leben/ Friſch/ dapfer/ ritterlich. Wir ſind den Todt ergeben/ Wier
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Poetiſcher Waͤlder
Nimt aller Sachen wahr. Jm fall daß er vermerckt/
daß ſein verſchoner liegt; Er ſieht wie er ſich ſtaͤrckt/
Vergiſſt der alten Treu’ und ſeiner guten Worte.
Setzt unvermerckt an ihn/ und faͤllt ihn an dem Ohrte/
da mann es nicht gedacht. Alsdenn ſo iſts zu ſpaat/
Wenn mann bereuen wil/ daß mann geſchonet hat/
und ſo barmhertzig war. Jch hab’ es wohl erfahren.
Dem Kriege zieh’ ich nach nun bey ſo vielen Jahren/
Jch weiß deß Krieges Brauch. Jch gebe kein Quartier/
und kaͤhm ein General und Koͤnig ſelbſt mir fuͤr.
Jch achte deſſen nicht/ daß er von hoͤhern Stamme/
Als ich/ gebohren iſt. Diß eben macht die Flamme/
daß ich mehr ſiegen wil/ in dem er groͤſſer iſt/
An Ahnen/ nicht an Muth. Ein dapfrer Geiſt erkieſt
Jhm ſtets ein hoͤhers aus/ mit dem er moͤge ringen.
Der Ruhm der waͤchſt mit ihm/ daß er aus hohen dingen
Vorhinn entſproſſen iſt. Kein Adel dient vor mich.
Diß Schwerdt das adelt mich. Mein Ritter Sitz biñ Jch.
Mein Leib iſt mein Pallaſt. Ein Krieger iſt vergnuͤget/
daß er von einem mahl’ aus andre ſo viel krieget
Als er benoͤtigt iſt. Was hilfft ihm Land und Gut
die Feigen ſehn auff diß. Jch zahle baares Blut
Vor meine Guͤter aus. Wem ließ ichs wohl zu erben/
Solt’ etwan heute noch ich vor dem Feinde ſterben/
den ich mir wuͤnſche ſtets? Jch lobe meinen Sinn.
Mein Leben lieb’ ich nicht. Ein ander ziehe hinn/
und karge wie er wil. Wir kommen leicht zu Gelde/
und leichtlich wieder druͤm̃. Wir naͤhmens auff dem Felde/
und gaͤbens in der Stadt. Uns ehret Jedermann.
Und wer nicht wil der muß. Es iſt uns unterthan
Nicht ein Land nur. Die Welt die muß uns Herren heiſſen/
Wenn Herren uneins ſind. Wir koͤnnen uns nicht beiſſen/
Wie alte Muͤtter thun. Mann ſchlaͤgt mit Faͤuſten drein/
Mit Degen und Piſtool/ wenn mañ nicht Freund wil ſeyn.
Und das heiſſt recht geherſcht. Wir ſterben wie wir leben/
Friſch/ dapfer/ ritterlich. Wir ſind den Todt ergeben/
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