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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Anderes Buch.
VJ.
Auff Herrn Peter Kuchens Ableben/
An die betrübte auch krancke

Wittwe.
BEtrübte Frau/ verzeihet mir/
wo ich zu viel mir nehme für/
Jn dem ich eurem matten Sinne/
der kaum für eigner Kranckheit webt;
Mehr von deß Liebsten Tode bebt/
Jtzt zu zureden diß beginne.
Vieleichte wird die wilde Pein/
ümm etwas lernen milder seyn/
wo nur geringster Zuspruch hafftet.
Wo nur der kleinste Trostes gran
bey Euch trifft guten Acker an/
und in dem wundten Hertzen safftet.
Vor allen Dingen meyn' ich wol
muß ich so viel ich kan und sol
auff gute Vorsicht mich befleissen/
daß nicht der unverharschte Schad'
in einen schlimmern Stand gerath'
und etwan möge weiter reissen.
Jhr/ Schwache/ klaget euren Mann/
ümm das euch niemand strafen kan.
Was lieb ist/ wird mit Ach verlohren.
Wer etwas/ weß er sich erfreut/
kan missen ohne Traurigkeit/
der soll noch werden erst gebohren.
Und wer auch Euch verhübe diß/
der müste seyn kein Mensch gewiß/
Kein
Anderes Buch.
VJ.
Auff Herꝛn Peter Kuchens Ableben/
An die betruͤbte auch krancke

Wittwe.
BEtruͤbte Frau/ verzeihet mir/
wo ich zu viel mir nehme fuͤr/
Jn dem ich eurem matten Sinne/
der kaum fuͤr eigner Kranckheit webt;
Mehr von deß Liebſten Tode bebt/
Jtzt zu zureden diß beginne.
Vieleichte wird die wilde Pein/
uͤmm etwas lernen milder ſeyn/
wo nur geringſter Zuſpruch hafftet.
Wo nur der kleinſte Troſtes gran
bey Euch trifft guten Acker an/
und in dem wundten Hertzen ſafftet.
Vor allen Dingen meyn’ ich wol
muß ich ſo viel ich kan und ſol
auff gute Vorſicht mich befleiſſen/
daß nicht der unverharſchte Schad’
in einen ſchlimmern Stand gerath’
und etwan moͤge weiter reiſſen.
Jhr/ Schwache/ klaget euren Mann/
uͤmm das euch niemand ſtrafen kan.
Was lieb iſt/ wird mit Ach verlohren.
Wer etwas/ weß er ſich erfreut/
kan miſſen ohne Traurigkeit/
der ſoll noch werden erſt gebohren.
Und wer auch Euch verhuͤbe diß/
der muͤſte ſeyn kein Menſch gewiß/
Kein
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[315/0335] Anderes Buch. VJ. Auff Herꝛn Peter Kuchens Ableben/ An die betruͤbte auch krancke Wittwe. BEtruͤbte Frau/ verzeihet mir/ wo ich zu viel mir nehme fuͤr/ Jn dem ich eurem matten Sinne/ der kaum fuͤr eigner Kranckheit webt; Mehr von deß Liebſten Tode bebt/ Jtzt zu zureden diß beginne. Vieleichte wird die wilde Pein/ uͤmm etwas lernen milder ſeyn/ wo nur geringſter Zuſpruch hafftet. Wo nur der kleinſte Troſtes gran bey Euch trifft guten Acker an/ und in dem wundten Hertzen ſafftet. Vor allen Dingen meyn’ ich wol muß ich ſo viel ich kan und ſol auff gute Vorſicht mich befleiſſen/ daß nicht der unverharſchte Schad’ in einen ſchlimmern Stand gerath’ und etwan moͤge weiter reiſſen. Jhr/ Schwache/ klaget euren Mann/ uͤmm das euch niemand ſtrafen kan. Was lieb iſt/ wird mit Ach verlohren. Wer etwas/ weß er ſich erfreut/ kan miſſen ohne Traurigkeit/ der ſoll noch werden erſt gebohren. Und wer auch Euch verhuͤbe diß/ der muͤſte ſeyn kein Menſch gewiß/ Kein

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/335>, abgerufen am 24.11.2024.