Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

Bild:
<< vorherige Seite
Der Oden
Als sie noch am Eiteln klebte/
war ihr eitels nicht gemein.
Selig war sie/ weil sie lebte/
solte sie es itzt nicht seyn/
Jtzt/ da sie nun ewig bleibet/
wo man seligs Leben treibet.
Wo die großen Möstel gehen/
neben greiser Ewigkeit/
und in jener Zeit bestehen/
So doch kennet keine Zeit.
Jn die Schaaren aller Frommen
ist sie herrlich eingenommen.
Laßt GOtt euren Sinn sich geben/
und verwirrt euch nicht zu sehr;
Gönnet ihr das ander Leben/
und gedenckt ümm so viel mehr/
weil GOt zweyfach euch betrübet
daß Er euch auch zweyfach liebet.


JX.
Auff Herren Timothei Poli

neugebohrnen Töchterleins
CHRJSTJNEN
Jhr Absterben.
JSts denn wieder schon verlohren?
war es doch kaum recht gebohren
das geliebte schöne Kind.
Ja. So bald es vor ist kommen/
So bald ist es auch genommen.
Schaut doch/ was wir Menschen sind.
Etwan/
Der Oden
Als ſie noch am Eiteln klebte/
war ihr eitels nicht gemein.
Selig war ſie/ weil ſie lebte/
ſolte ſie es itzt nicht ſeyn/
Jtzt/ da ſie nun ewig bleibet/
wo man ſeligs Leben treibet.
Wo die großen Moͤſtel gehen/
neben greiſer Ewigkeit/
und in jener Zeit beſtehen/
So doch kennet keine Zeit.
Jn die Schaaren aller Frommen
iſt ſie herꝛlich eingenommen.
Laßt GOtt euren Sinn ſich geben/
und verwirꝛt euch nicht zu ſehr;
Goͤnnet ihr das ander Leben/
und gedenckt uͤmm ſo viel mehr/
weil GOt zweyfach euch betruͤbet
daß Er euch auch zweyfach liebet.


JX.
Auff Herren Timothei Poli

neugebohrnen Toͤchterleins
CHRJSTJNEN
Jhr Abſterben.
JSts denn wieder ſchon verlohren?
war es doch kaum recht gebohren
das geliebte ſchoͤne Kind.
Ja. So bald es vor iſt kommen/
So bald iſt es auch genommen.
Schaut doch/ was wir Menſchen ſind.
Etwan/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0344" n="324"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Oden</hi> </fw><lb/>
          <lg n="13">
            <l> <hi rendition="#fr">Als &#x017F;ie noch am Eiteln klebte/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">war ihr eitels nicht gemein.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Selig war &#x017F;ie/ weil &#x017F;ie lebte/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">&#x017F;olte &#x017F;ie es itzt nicht &#x017F;eyn/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Jtzt/ da &#x017F;ie nun ewig bleibet/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">wo man &#x017F;eligs Leben treibet.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="14">
            <l> <hi rendition="#fr">Wo die großen Mo&#x0364;&#x017F;tel gehen/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">neben grei&#x017F;er Ewigkeit/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">und in jener Zeit be&#x017F;tehen/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">So doch kennet keine Zeit.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Jn die Schaaren aller Frommen</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">i&#x017F;t &#x017F;ie her&#xA75B;lich eingenommen.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="15">
            <l> <hi rendition="#fr">Laßt GOtt euren Sinn &#x017F;ich geben/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">und verwir&#xA75B;t euch nicht zu &#x017F;ehr;</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Go&#x0364;nnet ihr das ander Leben/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">und gedenckt u&#x0364;mm &#x017F;o viel mehr/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">weil GOt zweyfach euch betru&#x0364;bet</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">daß Er euch auch zweyfach liebet.</hi> </l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head><hi rendition="#b">JX.<lb/>
Auff Herren Timothei Poli</hi><lb/>
neugebohrnen To&#x0364;chterleins<lb/><hi rendition="#g">CHRJSTJNEN</hi><lb/>
Jhr Ab&#x017F;terben.</head><lb/>
          <lg n="1">
            <l> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">J</hi>Sts denn wieder &#x017F;chon verlohren?</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">war es doch kaum recht gebohren</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">das geliebte &#x017F;cho&#x0364;ne Kind.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">Ja. So bald es vor i&#x017F;t kommen/</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">So bald i&#x017F;t es auch genommen.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#in">Schaut doch/ was wir Men&#x017F;chen &#x017F;ind.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Etwan/</hi> </fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[324/0344] Der Oden Als ſie noch am Eiteln klebte/ war ihr eitels nicht gemein. Selig war ſie/ weil ſie lebte/ ſolte ſie es itzt nicht ſeyn/ Jtzt/ da ſie nun ewig bleibet/ wo man ſeligs Leben treibet. Wo die großen Moͤſtel gehen/ neben greiſer Ewigkeit/ und in jener Zeit beſtehen/ So doch kennet keine Zeit. Jn die Schaaren aller Frommen iſt ſie herꝛlich eingenommen. Laßt GOtt euren Sinn ſich geben/ und verwirꝛt euch nicht zu ſehr; Goͤnnet ihr das ander Leben/ und gedenckt uͤmm ſo viel mehr/ weil GOt zweyfach euch betruͤbet daß Er euch auch zweyfach liebet. JX. Auff Herren Timothei Poli neugebohrnen Toͤchterleins CHRJSTJNEN Jhr Abſterben. JSts denn wieder ſchon verlohren? war es doch kaum recht gebohren das geliebte ſchoͤne Kind. Ja. So bald es vor iſt kommen/ So bald iſt es auch genommen. Schaut doch/ was wir Menſchen ſind. Etwan/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/344
Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/344>, abgerufen am 16.06.2024.