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Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].

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Der Oden
XXVJ.
ES ist unverwand/ mein Hertze/
das ich trage gegen dir.
Es ist unverwand in mir/
du mein Trost und auch mein schmertze/
was sich regt in meinem Blute/
weiß von keinem Wanckel-muthe.
Lasse dich diß nicht betrüben/
daß ich dir ohn unterlaß
von der Pein/ die mich macht blaß
seither habe nicht geschrieben.
Das Gemüthe redt die fülle/
schweigt gleich Mund und Feder stille.
Siehst du/ wie die festen Eichen
für den Stürmen sicher sind/
wie der schwache Norden-wind
von den Felsen ab muß weichen?
Mein starck Hertze/ das dich meynt/
bleibt/ weil uns die Sonne scheint.
Geuß die Strahlen deiner lieben/
deiner süßen Trefligkeit/
in mein Hertze/ das sich freut/
sich ümm dich auch zu betrüben.
Deine keusche Schönheit macht
daß mein Mund auch weinend lacht.
Eben diß ist mir ein Zeichen
deiner ungefärbten Gunst/
wenn du mich in dieser Brunst
nicht gantz Hülfloß läßt erbleichen/
und weil du mich nicht kanst küssen/
mich doch lässest noch begrüssen.
Nun
Der Oden
XXVJ.
ES iſt unverwand/ mein Hertze/
das ich trage gegen dir.
Es iſt unverwand in mir/
du mein Troſt und auch mein ſchmertze/
was ſich regt in meinem Blute/
weiß von keinem Wanckel-muthe.
Laſſe dich diß nicht betruͤben/
daß ich dir ohn unterlaß
von der Pein/ die mich macht blaß
ſeither habe nicht geſchrieben.
Das Gemuͤthe redt die fuͤlle/
ſchweigt gleich Mund und Feder ſtille.
Siehſt du/ wie die feſten Eichen
fuͤr den Stuͤrmen ſicher ſind/
wie der ſchwache Norden-wind
von den Felſen ab muß weichen?
Mein ſtarck Hertze/ das dich meynt/
bleibt/ weil uns die Sonne ſcheint.
Geuß die Strahlen deiner lieben/
deiner ſuͤßen Trefligkeit/
in mein Hertze/ das ſich freut/
ſich uͤmm dich auch zu betruͤben.
Deine keuſche Schoͤnheit macht
daß mein Mund auch weinend lacht.
Eben diß iſt mir ein Zeichen
deiner ungefaͤrbten Gunſt/
wenn du mich in dieſer Brunſt
nicht gantz Huͤlfloß laͤßt erbleichen/
und weil du mich nicht kanſt kuͤſſen/
mich doch laͤſſeſt noch begruͤſſen.
Nun
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[518/0538] Der Oden XXVJ. ES iſt unverwand/ mein Hertze/ das ich trage gegen dir. Es iſt unverwand in mir/ du mein Troſt und auch mein ſchmertze/ was ſich regt in meinem Blute/ weiß von keinem Wanckel-muthe. Laſſe dich diß nicht betruͤben/ daß ich dir ohn unterlaß von der Pein/ die mich macht blaß ſeither habe nicht geſchrieben. Das Gemuͤthe redt die fuͤlle/ ſchweigt gleich Mund und Feder ſtille. Siehſt du/ wie die feſten Eichen fuͤr den Stuͤrmen ſicher ſind/ wie der ſchwache Norden-wind von den Felſen ab muß weichen? Mein ſtarck Hertze/ das dich meynt/ bleibt/ weil uns die Sonne ſcheint. Geuß die Strahlen deiner lieben/ deiner ſuͤßen Trefligkeit/ in mein Hertze/ das ſich freut/ ſich uͤmm dich auch zu betruͤben. Deine keuſche Schoͤnheit macht daß mein Mund auch weinend lacht. Eben diß iſt mir ein Zeichen deiner ungefaͤrbten Gunſt/ wenn du mich in dieſer Brunſt nicht gantz Huͤlfloß laͤßt erbleichen/ und weil du mich nicht kanſt kuͤſſen/ mich doch laͤſſeſt noch begruͤſſen. Nun

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Zitationshilfe: Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642], S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fleming_poemata_1642/538>, abgerufen am 02.06.2024.