Fleming, Paul: Teütsche Poemata. Lübeck, [1642].Poetischer Wälder Von sechs Schwestern SO bald der vierdte Tag deß Winter-monats kommen/Auff deroselben Vettern Geburts- Tag. So hat mann inn der Welt auch andre Zeit ver- nommen. Der Sonnen güldnes Liecht/ das nunmehr gantz und gaar Jn so viel Wochen nicht gesehen worden waar/ Gooß seine Straalen aus. Die trüben Wolken lieffen/ Und ließen eilends nach mit Reegen so zu trieffen. Die Lüffte würden klaar. An statt daß Sturm und Wind Zu Land und See erschrekt so manches Mutter-Kind/ Da trat der West-wind ein mit seinem sanfften sausen. Die Fluut der grünen See ließ nach sich so zu krausen. Es fiel' ein sanffter Schnee/ und ein gesunder Frost Macht' aus die weiche Zeit uns eine frische Lust. Herr Vetter/ diese Zier ist euch zur Zier geschehen/ Mit der ihr euren Tag gekröhnet könnet sehen/ Den wier mit euch begehn aus hertzlicher Begier. Sonst ist hier traurigs nichts/ als daß ihr nicht seyd hier. Der allerhöchste Gott der woll' euch langes Leeben Jn Glükk' und Unglükk' Heyl/ und alle Wohlfahrt geeben/ Und daß mann rühmen mag/ wie wohl er euch getahn/ So bring' er Euch allhier bald frisch und glüklich an. Und/ daß ihr gleichwohl auch inn abseyn seyd gebunden/ So sey euch dieses Band zu Ehren auffgewunden/ Das keiner zwar von uns euch itzt anlegen kan/ Doch binden wier euch mehr mit unsern Hertzen an. Sol diß dem Höchsten wohl nicht gehn zu Hertzen grunde? Sechs Schwestern sprechen es zugleich' aus einem Munde. Auff
Poetiſcher Waͤlder Von ſechs Schweſtern SO bald der vierdte Tag deß Winter-monats kom̃en/Auff deroſelben Vettern Geburts- Tag. So hat mann inn der Welt auch andre Zeit ver- nommen. Der Sonnen guͤldnes Liecht/ das nunmehr gantz und gaar Jn ſo viel Wochen nicht geſehen worden waar/ Gooß ſeine Straalen aus. Die truͤben Wolken lieffen/ Und ließen eilends nach mit Reegen ſo zu trieffen. Die Luͤffte wuͤrden klaar. An ſtatt daß Sturm und Wind Zu Land und See erſchrekt ſo manches Mutter-Kind/ Da trat der Weſt-wind ein mit ſeinem ſanfften ſauſen. Die Fluut der gruͤnen See ließ nach ſich ſo zu krauſen. Es fiel’ ein ſanffter Schnee/ und ein geſunder Froſt Macht’ aus die weiche Zeit uns eine friſche Luſt. Herꝛ Vetter/ dieſe Zier iſt euch zur Zier geſchehen/ Mit der ihr euren Tag gekroͤhnet koͤnnet ſehen/ Den wier mit euch begehn aus hertzlicher Begier. Sonſt iſt hier traurigs nichts/ als daß ihr nicht ſeyd hier. Der allerhoͤchſte Gott der woll’ euch langes Leeben Jn Gluͤkk’ und Ungluͤkk’ Heyl/ und alle Wohlfahrt geeben/ Und daß mann ruͤhmen mag/ wie wohl er euch getahn/ So bring’ er Euch allhier bald friſch und gluͤklich an. Und/ daß ihr gleichwohl auch inn abſeyn ſeyd gebunden/ So ſey euch dieſes Band zu Ehren auffgewunden/ Das keiner zwar von uns euch itzt anlegen kan/ Doch binden wier euch mehr mit unſern Hertzen an. Sol diß dem Hoͤchſten wohl nicht gehn zu Hertzen grunde? Sechs Schweſtern ſprechen es zugleich’ aus einem Munde. Auff
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0098" n="78"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Poetiſcher Waͤlder</hi> </fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Von ſechs Schweſtern<lb/> Auff deroſelben Vettern Geburts-<lb/> Tag.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">S</hi>O bald der vierdte Tag deß Winter-monats kom̃en/</l><lb/> <l>So hat mann inn der Welt auch andre Zeit ver-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">nommen.</hi> </l><lb/> <l>Der Sonnen guͤldnes Liecht/ das nunmehr gantz und gaar</l><lb/> <l>Jn ſo viel Wochen nicht geſehen worden waar/</l><lb/> <l>Gooß ſeine Straalen aus. Die truͤben Wolken lieffen/</l><lb/> <l><hi rendition="#aq">U</hi>nd ließen eilends nach mit Reegen ſo zu trieffen.</l><lb/> <l>Die Luͤffte wuͤrden klaar. An ſtatt daß Sturm und Wind</l><lb/> <l>Zu Land und See erſchrekt ſo manches Mutter-Kind/</l><lb/> <l>Da trat der Weſt-wind ein mit ſeinem ſanfften ſauſen.</l><lb/> <l>Die Fluut der gruͤnen See ließ nach ſich ſo zu krauſen.</l><lb/> <l>Es fiel’ ein ſanffter Schnee/ und ein geſunder Froſt</l><lb/> <l>Macht’ aus die weiche Zeit uns eine friſche Luſt.</l><lb/> <l>Herꝛ Vetter/ dieſe Zier iſt euch zur Zier geſchehen/</l><lb/> <l>Mit der ihr euren Tag gekroͤhnet koͤnnet ſehen/</l><lb/> <l>Den wier mit euch begehn aus hertzlicher Begier.</l><lb/> <l>Sonſt iſt hier traurigs nichts/ als daß ihr nicht ſeyd hier.</l><lb/> <l>Der allerhoͤchſte Gott der woll’ euch langes Leeben</l><lb/> <l>Jn Gluͤkk’ und <hi rendition="#aq">U</hi>ngluͤkk’ Heyl/ und alle Wohlfahrt geeben/</l><lb/> <l><hi rendition="#aq">U</hi>nd daß mann ruͤhmen mag/ wie wohl er euch getahn/</l><lb/> <l>So bring’ er Euch allhier bald friſch und gluͤklich an.</l><lb/> <l><hi rendition="#aq">U</hi>nd/ daß ihr gleichwohl auch inn abſeyn ſeyd gebunden/</l><lb/> <l>So ſey euch dieſes Band zu Ehren auffgewunden/</l><lb/> <l>Das keiner zwar von uns euch itzt anlegen kan/</l><lb/> <l>Doch binden wier euch mehr mit unſern Hertzen an.</l><lb/> <l>Sol diß dem Hoͤchſten wohl nicht gehn zu Hertzen grunde?</l><lb/> <l>Sechs Schweſtern ſprechen es zugleich’ aus einem Munde.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Auff</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [78/0098]
Poetiſcher Waͤlder
Von ſechs Schweſtern
Auff deroſelben Vettern Geburts-
Tag.
SO bald der vierdte Tag deß Winter-monats kom̃en/
So hat mann inn der Welt auch andre Zeit ver-
nommen.
Der Sonnen guͤldnes Liecht/ das nunmehr gantz und gaar
Jn ſo viel Wochen nicht geſehen worden waar/
Gooß ſeine Straalen aus. Die truͤben Wolken lieffen/
Und ließen eilends nach mit Reegen ſo zu trieffen.
Die Luͤffte wuͤrden klaar. An ſtatt daß Sturm und Wind
Zu Land und See erſchrekt ſo manches Mutter-Kind/
Da trat der Weſt-wind ein mit ſeinem ſanfften ſauſen.
Die Fluut der gruͤnen See ließ nach ſich ſo zu krauſen.
Es fiel’ ein ſanffter Schnee/ und ein geſunder Froſt
Macht’ aus die weiche Zeit uns eine friſche Luſt.
Herꝛ Vetter/ dieſe Zier iſt euch zur Zier geſchehen/
Mit der ihr euren Tag gekroͤhnet koͤnnet ſehen/
Den wier mit euch begehn aus hertzlicher Begier.
Sonſt iſt hier traurigs nichts/ als daß ihr nicht ſeyd hier.
Der allerhoͤchſte Gott der woll’ euch langes Leeben
Jn Gluͤkk’ und Ungluͤkk’ Heyl/ und alle Wohlfahrt geeben/
Und daß mann ruͤhmen mag/ wie wohl er euch getahn/
So bring’ er Euch allhier bald friſch und gluͤklich an.
Und/ daß ihr gleichwohl auch inn abſeyn ſeyd gebunden/
So ſey euch dieſes Band zu Ehren auffgewunden/
Das keiner zwar von uns euch itzt anlegen kan/
Doch binden wier euch mehr mit unſern Hertzen an.
Sol diß dem Hoͤchſten wohl nicht gehn zu Hertzen grunde?
Sechs Schweſtern ſprechen es zugleich’ aus einem Munde.
Auff
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |