"Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimath be- sitzen." Das hab' ich an mir selber erfahren und die ersten Anregungen zu diesen "Wanderungen durch die Mark" sind mir auf Streifereien in der Fremde gekommen. Die Anre- gungen wurden Wunsch, der Wunsch wurde Entschluß.
Es war in der schottischen Grafschaft Kinroß, deren schön- ster Punkt der Leven-See ist. Mitten im See liegt eine Insel und mitten auf der Insel, hinter Eschen halb versteckt, erhebt sich ein altes Douglas-Schloß, das in Lied und Sage viel- genannte Lochleven-Castle. Es sind nur Trümmer noch, die Kapelle liegt als ein Steinhaufen auf dem Schloßhof und statt der alten Einfassungs-Mauer zieht sich Weidengestrüpp um die Insel her; aber der Rundthurm steht noch, in dem Queen Mary gefangen saß, die Pforte ist noch sichtbar, durch die Willy Douglas die Königin in das rettende Boot führte, und das Fenster wird noch gezeigt, über dessen Brüstung hin- weg die alte Lady Douglas sich beugte, um mit weit vor- gehaltener Fackel dem nachsetzenden Boot den Weg und wo- möglich die Spur der Flüchtigen zu zeigen.
Vorwort.
„Erſt die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimath be- ſitzen.“ Das hab’ ich an mir ſelber erfahren und die erſten Anregungen zu dieſen „Wanderungen durch die Mark“ ſind mir auf Streifereien in der Fremde gekommen. Die Anre- gungen wurden Wunſch, der Wunſch wurde Entſchluß.
Es war in der ſchottiſchen Grafſchaft Kinroß, deren ſchön- ſter Punkt der Leven-See iſt. Mitten im See liegt eine Inſel und mitten auf der Inſel, hinter Eſchen halb verſteckt, erhebt ſich ein altes Douglas-Schloß, das in Lied und Sage viel- genannte Lochleven-Caſtle. Es ſind nur Trümmer noch, die Kapelle liegt als ein Steinhaufen auf dem Schloßhof und ſtatt der alten Einfaſſungs-Mauer zieht ſich Weidengeſtrüpp um die Inſel her; aber der Rundthurm ſteht noch, in dem Queen Mary gefangen ſaß, die Pforte iſt noch ſichtbar, durch die Willy Douglas die Königin in das rettende Boot führte, und das Fenſter wird noch gezeigt, über deſſen Brüſtung hin- weg die alte Lady Douglas ſich beugte, um mit weit vor- gehaltener Fackel dem nachſetzenden Boot den Weg und wo- möglich die Spur der Flüchtigen zu zeigen.
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Vorwort.
„Erſt die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimath be-
ſitzen.“ Das hab’ ich an mir ſelber erfahren und die erſten
Anregungen zu dieſen „Wanderungen durch die Mark“ ſind
mir auf Streifereien in der Fremde gekommen. Die Anre-
gungen wurden Wunſch, der Wunſch wurde Entſchluß.
Es war in der ſchottiſchen Grafſchaft Kinroß, deren ſchön-
ſter Punkt der Leven-See iſt. Mitten im See liegt eine Inſel
und mitten auf der Inſel, hinter Eſchen halb verſteckt, erhebt
ſich ein altes Douglas-Schloß, das in Lied und Sage viel-
genannte Lochleven-Caſtle. Es ſind nur Trümmer noch, die
Kapelle liegt als ein Steinhaufen auf dem Schloßhof und
ſtatt der alten Einfaſſungs-Mauer zieht ſich Weidengeſtrüpp
um die Inſel her; aber der Rundthurm ſteht noch, in dem
Queen Mary gefangen ſaß, die Pforte iſt noch ſichtbar, durch
die Willy Douglas die Königin in das rettende Boot führte,
und das Fenſter wird noch gezeigt, über deſſen Brüſtung hin-
weg die alte Lady Douglas ſich beugte, um mit weit vor-
gehaltener Fackel dem nachſetzenden Boot den Weg und wo-
möglich die Spur der Flüchtigen zu zeigen.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. [V]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/11>, abgerufen am 23.11.2024.
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