Grabpyramide, die er sich erbaut hatte, und fügten die Steinplatte ein mit jener mehrerwähnten Inschrift: "Jette, par sa nais- sance, dans ce tourbillon de vaine fumee," deren Wortlaut ich in den Anmerkungen gebe.
In demselben Jahre (1802) gelangten Graf und Gräfin La Roche-Aymon in den Besitz des Gutes Koepernitz, das eines der sechs Erbzinsgüter war, die zum Amte Rheinsberg gehörten. Ob der Prinz erst in seinem Testamente oder umgekehrt schon bei Lebzeiten (kurz vor seinem Tode) diese Schenkung machte, habe ich nicht mit Bestimmtheit in Erfahrung bringen können. Wahr- scheinlich fand ein Scheinkauf statt, mit Hülfe von prinzlichem Gelde, das schließlich in die prinzliche Kasse zurückfloß.
Koepernitz war nun gräfliches Besitzthum. Es scheint aber nicht, daß das gräfliche Paar auch nur vorübergehend das Gut bezog, vielmehr eilten sie nach Berlin, um endlich wieder zu ge- nießen, was sie, trotz aller Anhänglichkeit an den Prinzen, so lange entbehrt hatten -- das Leben der großen Stadt. Das Gut wurde verpachtet und die Pacht-Erträge sollten ausreichen zu einem Leben in der Residenz. Das junge Paar, das große An- sprüche erhob, und nicht gewöhnt war, sich Wünsche zu versagen, sah bald, daß es die Rechnung ohne den Wirth gemacht hatte und der Graf, eben so bedürftig nach Sold, wie nach Beschäf- tigung, war doppelt froh, im Jahr 1805 dem Goecking'schen (ehemals Zieten'schen) Husaren-Regiment als Major aggregirt zu werden. Als solcher machte er die Schlacht bei Jena mit. 1807 wurde er Kommandeur des schwarzen Husaren-Regiments und zeichnete sich an der Spitze desselben durch eine glänzende Attacke bei Preußisch-Eylau aus. Napoleon, als er nach dem Kommandeur fragte, gerieth in heftigen Zorn, als er einen französischen Namen hörte. 1809 wurde der Graf Oberst und bearbeitete das Exercier- Reglement der Reiterei, wie er denn überhaupt vorzugsweise ein glänzender Cavallerie-Führer war. Seine Bücher über diesen Ge- genstand sollen werthvoll und bis diesen Augenblick kaum über- troffen sein. 1810 zum Inspekteur der leichten Truppen ernannt,
Grabpyramide, die er ſich erbaut hatte, und fügten die Steinplatte ein mit jener mehrerwähnten Inſchrift: „Jetté, par sa nais- sance, dans ce tourbillon de vaine fumée,“ deren Wortlaut ich in den Anmerkungen gebe.
In demſelben Jahre (1802) gelangten Graf und Gräfin La Roche-Aymon in den Beſitz des Gutes Koepernitz, das eines der ſechs Erbzinsgüter war, die zum Amte Rheinsberg gehörten. Ob der Prinz erſt in ſeinem Teſtamente oder umgekehrt ſchon bei Lebzeiten (kurz vor ſeinem Tode) dieſe Schenkung machte, habe ich nicht mit Beſtimmtheit in Erfahrung bringen können. Wahr- ſcheinlich fand ein Scheinkauf ſtatt, mit Hülfe von prinzlichem Gelde, das ſchließlich in die prinzliche Kaſſe zurückfloß.
Koepernitz war nun gräfliches Beſitzthum. Es ſcheint aber nicht, daß das gräfliche Paar auch nur vorübergehend das Gut bezog, vielmehr eilten ſie nach Berlin, um endlich wieder zu ge- nießen, was ſie, trotz aller Anhänglichkeit an den Prinzen, ſo lange entbehrt hatten — das Leben der großen Stadt. Das Gut wurde verpachtet und die Pacht-Erträge ſollten ausreichen zu einem Leben in der Reſidenz. Das junge Paar, das große An- ſprüche erhob, und nicht gewöhnt war, ſich Wünſche zu verſagen, ſah bald, daß es die Rechnung ohne den Wirth gemacht hatte und der Graf, eben ſo bedürftig nach Sold, wie nach Beſchäf- tigung, war doppelt froh, im Jahr 1805 dem Goecking’ſchen (ehemals Zieten’ſchen) Huſaren-Regiment als Major aggregirt zu werden. Als ſolcher machte er die Schlacht bei Jena mit. 1807 wurde er Kommandeur des ſchwarzen Huſaren-Regiments und zeichnete ſich an der Spitze deſſelben durch eine glänzende Attacke bei Preußiſch-Eylau aus. Napoleon, als er nach dem Kommandeur fragte, gerieth in heftigen Zorn, als er einen franzöſiſchen Namen hörte. 1809 wurde der Graf Oberſt und bearbeitete das Exercier- Reglement der Reiterei, wie er denn überhaupt vorzugsweiſe ein glänzender Cavallerie-Führer war. Seine Bücher über dieſen Ge- genſtand ſollen werthvoll und bis dieſen Augenblick kaum über- troffen ſein. 1810 zum Inſpekteur der leichten Truppen ernannt,
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Grabpyramide, die er ſich erbaut hatte, und fügten die Steinplatte
ein mit jener mehrerwähnten Inſchrift: „Jetté, par sa nais-
sance, dans ce tourbillon de vaine fumée,“ deren Wortlaut
ich in den Anmerkungen gebe.
In demſelben Jahre (1802) gelangten Graf und Gräfin
La Roche-Aymon in den Beſitz des Gutes Koepernitz, das eines
der ſechs Erbzinsgüter war, die zum Amte Rheinsberg gehörten.
Ob der Prinz erſt in ſeinem Teſtamente oder umgekehrt ſchon bei
Lebzeiten (kurz vor ſeinem Tode) dieſe Schenkung machte, habe
ich nicht mit Beſtimmtheit in Erfahrung bringen können. Wahr-
ſcheinlich fand ein Scheinkauf ſtatt, mit Hülfe von prinzlichem
Gelde, das ſchließlich in die prinzliche Kaſſe zurückfloß.
Koepernitz war nun gräfliches Beſitzthum. Es ſcheint aber
nicht, daß das gräfliche Paar auch nur vorübergehend das Gut
bezog, vielmehr eilten ſie nach Berlin, um endlich wieder zu ge-
nießen, was ſie, trotz aller Anhänglichkeit an den Prinzen, ſo
lange entbehrt hatten — das Leben der großen Stadt. Das
Gut wurde verpachtet und die Pacht-Erträge ſollten ausreichen zu
einem Leben in der Reſidenz. Das junge Paar, das große An-
ſprüche erhob, und nicht gewöhnt war, ſich Wünſche zu verſagen,
ſah bald, daß es die Rechnung ohne den Wirth gemacht hatte
und der Graf, eben ſo bedürftig nach Sold, wie nach Beſchäf-
tigung, war doppelt froh, im Jahr 1805 dem Goecking’ſchen
(ehemals Zieten’ſchen) Huſaren-Regiment als Major aggregirt zu
werden. Als ſolcher machte er die Schlacht bei Jena mit. 1807
wurde er Kommandeur des ſchwarzen Huſaren-Regiments und
zeichnete ſich an der Spitze deſſelben durch eine glänzende Attacke
bei Preußiſch-Eylau aus. Napoleon, als er nach dem Kommandeur
fragte, gerieth in heftigen Zorn, als er einen franzöſiſchen Namen
hörte. 1809 wurde der Graf Oberſt und bearbeitete das Exercier-
Reglement der Reiterei, wie er denn überhaupt vorzugsweiſe ein
glänzender Cavallerie-Führer war. Seine Bücher über dieſen Ge-
genſtand ſollen werthvoll und bis dieſen Augenblick kaum über-
troffen ſein. 1810 zum Inſpekteur der leichten Truppen ernannt,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/157>, abgerufen am 29.11.2024.
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