konets von der Art, wie sie während der Schwedenzeit so vielfach in Gebrauch waren. Manches, was früher von interessantem alten Hausrath im Schlosse vorhanden war, hat inzwischen, als nicht länger salonfähig, das Feld räumen und im Dorfe ein Unter- kommen suchen müssen. So befindet sich im Hausflur des Gusower Gasthofes ein altes Bild, das ein Reitergefecht zwischen Schweden und Brandenburgern darstellt. Die Klinge eines märkischen Dra- goners fährt seinem Gegner durch die Brust, und so erbärmlich die Pinselei ist, so erweckt sie doch dadurch Interesse, daß sie höchst wahrscheinlich die Illustrirung eines Vorgangs aus dem Leben des alten Feldmarschalls ist.
Der Park ist ungewöhulich groß und neben den schönsten Baumpartien auch reich an jenen gepflegten Rasenplätzen, die die Engländer "Lawn" nennen. Der alte Derfflinger, dem Gusow, wie so vieles andere, auch diesen Park verdankt, war besonders darauf aus, südliche Bäume, Cedern und Cypressen, großzuziehen. Die Cedern, wohl zwanzig an der Zahl, bilden eine Gruppe, eine Parkpartie für sich, die den Namen "Libanon" führt. Die Haupt- zierde aber ist eine mehr denn sechzig Fuß hohe Cypresse von drei Fuß Durchmesser, von der es heißt, daß sie der schönste derartige Baum in den Marken sei, ein Prachtstück, das König Friedrich Wilhelm IV. vergeblich bemüht war für Schloß Sanssouci zu erwerben. Nach meiner botanischen Kenntniß ist es übrigens keine Cypresse, sondern ein Taxodium.
Die Kirche ist ein alter Bau aus wahrscheinlich vorlutheri- scher Zeit; dafür spricht das reliefartig in Holz geschnittene und übermalte Altarbild. Derfflinger aber erweiterte und renovirte die Kirche, und zwar, wie eine Inschrift hinter dem Altarbilde besagt, von 1666 bis 1670, nach dem Tode seiner zweiten Frau, "seiner seligen, hochadligen, herzliebsten Barbara, Rosina von Behren." Rechts und links vom Altar befinden sich Kirchenstühle mit den Wappen folgender Familien: v. Schapelow, v. Berfeld, v. Rilicher, v. Promnitzer, v. Stosch, v. Haubitz, v. Löben, v. Hacke, v. Re- dern, v. Schulenburg, v. Röbel, v. Winkstern. Die gewöhnliche
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konets von der Art, wie ſie während der Schwedenzeit ſo vielfach in Gebrauch waren. Manches, was früher von intereſſantem alten Hausrath im Schloſſe vorhanden war, hat inzwiſchen, als nicht länger ſalonfähig, das Feld räumen und im Dorfe ein Unter- kommen ſuchen müſſen. So befindet ſich im Hausflur des Guſower Gaſthofes ein altes Bild, das ein Reitergefecht zwiſchen Schweden und Brandenburgern darſtellt. Die Klinge eines märkiſchen Dra- goners fährt ſeinem Gegner durch die Bruſt, und ſo erbärmlich die Pinſelei iſt, ſo erweckt ſie doch dadurch Intereſſe, daß ſie höchſt wahrſcheinlich die Illuſtrirung eines Vorgangs aus dem Leben des alten Feldmarſchalls iſt.
Der Park iſt ungewöhulich groß und neben den ſchönſten Baumpartien auch reich an jenen gepflegten Raſenplätzen, die die Engländer „Lawn“ nennen. Der alte Derfflinger, dem Guſow, wie ſo vieles andere, auch dieſen Park verdankt, war beſonders darauf aus, ſüdliche Bäume, Cedern und Cypreſſen, großzuziehen. Die Cedern, wohl zwanzig an der Zahl, bilden eine Gruppe, eine Parkpartie für ſich, die den Namen „Libanon“ führt. Die Haupt- zierde aber iſt eine mehr denn ſechzig Fuß hohe Cypreſſe von drei Fuß Durchmeſſer, von der es heißt, daß ſie der ſchönſte derartige Baum in den Marken ſei, ein Prachtſtück, das König Friedrich Wilhelm IV. vergeblich bemüht war für Schloß Sansſouci zu erwerben. Nach meiner botaniſchen Kenntniß iſt es übrigens keine Cypreſſe, ſondern ein Taxodium.
Die Kirche iſt ein alter Bau aus wahrſcheinlich vorlutheri- ſcher Zeit; dafür ſpricht das reliefartig in Holz geſchnittene und übermalte Altarbild. Derfflinger aber erweiterte und renovirte die Kirche, und zwar, wie eine Inſchrift hinter dem Altarbilde beſagt, von 1666 bis 1670, nach dem Tode ſeiner zweiten Frau, „ſeiner ſeligen, hochadligen, herzliebſten Barbara, Roſina von Behren.“ Rechts und links vom Altar befinden ſich Kirchenſtühle mit den Wappen folgender Familien: v. Schapelow, v. Berfeld, v. Rilicher, v. Promnitzer, v. Stoſch, v. Haubitz, v. Löben, v. Hacke, v. Re- dern, v. Schulenburg, v. Röbel, v. Winkſtern. Die gewöhnliche
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konets von der Art, wie ſie während der Schwedenzeit ſo vielfach
in Gebrauch waren. Manches, was früher von intereſſantem alten
Hausrath im Schloſſe vorhanden war, hat inzwiſchen, als nicht
länger ſalonfähig, das Feld räumen und im Dorfe ein Unter-
kommen ſuchen müſſen. So befindet ſich im Hausflur des Guſower
Gaſthofes ein altes Bild, das ein Reitergefecht zwiſchen Schweden
und Brandenburgern darſtellt. Die Klinge eines märkiſchen Dra-
goners fährt ſeinem Gegner durch die Bruſt, und ſo erbärmlich die
Pinſelei iſt, ſo erweckt ſie doch dadurch Intereſſe, daß ſie höchſt
wahrſcheinlich die Illuſtrirung eines Vorgangs aus dem Leben des
alten Feldmarſchalls iſt.
Der Park iſt ungewöhulich groß und neben den ſchönſten
Baumpartien auch reich an jenen gepflegten Raſenplätzen, die die
Engländer „Lawn“ nennen. Der alte Derfflinger, dem Guſow,
wie ſo vieles andere, auch dieſen Park verdankt, war beſonders
darauf aus, ſüdliche Bäume, Cedern und Cypreſſen, großzuziehen.
Die Cedern, wohl zwanzig an der Zahl, bilden eine Gruppe, eine
Parkpartie für ſich, die den Namen „Libanon“ führt. Die Haupt-
zierde aber iſt eine mehr denn ſechzig Fuß hohe Cypreſſe von drei
Fuß Durchmeſſer, von der es heißt, daß ſie der ſchönſte derartige
Baum in den Marken ſei, ein Prachtſtück, das König Friedrich
Wilhelm IV. vergeblich bemüht war für Schloß Sansſouci zu
erwerben. Nach meiner botaniſchen Kenntniß iſt es übrigens keine
Cypreſſe, ſondern ein Taxodium.
Die Kirche iſt ein alter Bau aus wahrſcheinlich vorlutheri-
ſcher Zeit; dafür ſpricht das reliefartig in Holz geſchnittene und
übermalte Altarbild. Derfflinger aber erweiterte und renovirte die
Kirche, und zwar, wie eine Inſchrift hinter dem Altarbilde beſagt,
von 1666 bis 1670, nach dem Tode ſeiner zweiten Frau, „ſeiner
ſeligen, hochadligen, herzliebſten Barbara, Roſina von Behren.“
Rechts und links vom Altar befinden ſich Kirchenſtühle mit den
Wappen folgender Familien: v. Schapelow, v. Berfeld, v. Rilicher,
v. Promnitzer, v. Stoſch, v. Haubitz, v. Löben, v. Hacke, v. Re-
dern, v. Schulenburg, v. Röbel, v. Winkſtern. Die gewöhnliche
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/341>, abgerufen am 23.11.2024.
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