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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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Jeder wohlhabende Bauer wohnt jetzt besser. Es scheint, man legte
damals Gewicht auf andere Dinge, auch auf andere äußerliche
Dinge. Ein höchst interessantes Sopha, das sich in den Damen-
zimmern des jetzigen Herrenhauses vorfindet, übernimmt den Be-
weis dafür. Als vor 10 oder 15 Jahren das alte Alvenslebensche
Fachwerkhaus zu einer Wohnung für den Meier oder Verwalter
des Gutes eingerichtet werden sollte, entdeckte man auf einem der
spinnenwebverhangenen Böden einen alten Deckelkasten, der sich
alsbald als eine Truhe zu erkennen gab. Dieser Fund erschien
Anfangs gleichgültig genug; als man aber den Kasten an's Licht
gebracht und von der Verstaubung eines Jahrhunderts gesäubert
hatte, erkannte man eine Truhe, die es mit den modernsten Weiß-
zeugspinden unserer Möbelmagazine kühnlich aufnehmen darf. Die
Vorderseite des Kastens war in vier Felder getheilt und jedes
Feld bestand aus allerhand buntem, reich vergoldetem Schnitzwerk,
in dessen Mitte sich ein sorglich gemaltes Wappenschild präsentirte.
Es waren die vier Wappen der Alvensleben, Redern, Hake und
Bredow. Der gegenwärtige Besitzer Löwenbruchs wußte aus die-
sem glücklichen Funde etwas zu machen. Er ließ von geschickter
Hand, die das Schnitzwerk der Original-Truhe zum Muster neh-
men mußte, eine Rückenlehne anfertigen, schmückte diese Lehne mit
seinem eigenen Wappen und erzielte auf diese Weise ein Original-
Sopha, das nach Erscheinung und Entstehungs-Geschichte nicht
leicht ein Seitenstück finden wird. Die alten Alvensleben hatten
ein schlichtes Haus; aber sie hatten eine reiche, adlige Truhe, und
der Inhalt derselben blieb muthmaßlich hinter dem vergoldeten
Schnitzwerk nicht zurück. Ihren Reichthum zeigt auch die schön-
geschnitzte Kanzel, die Achatz v. Alvensleben der Löwenbrucher Kirche
zum Geschenk machte.

Die Gröbens führen uns bis in dies Jahrhundert hinein.
Die letzten dieser Familie, die Löwenbruch besaßen, waren zwei
Brüder, die ohne männliche Descendenz verstarben. Der jüngere
von beiden, der unter Friedrich dem Großen Rittmeister im Regiment
Gend'armes gewesen war, war der eigentliche Besitzer. Er that

Jeder wohlhabende Bauer wohnt jetzt beſſer. Es ſcheint, man legte
damals Gewicht auf andere Dinge, auch auf andere äußerliche
Dinge. Ein höchſt intereſſantes Sopha, das ſich in den Damen-
zimmern des jetzigen Herrenhauſes vorfindet, übernimmt den Be-
weis dafür. Als vor 10 oder 15 Jahren das alte Alvenslebenſche
Fachwerkhaus zu einer Wohnung für den Meier oder Verwalter
des Gutes eingerichtet werden ſollte, entdeckte man auf einem der
ſpinnenwebverhangenen Böden einen alten Deckelkaſten, der ſich
alsbald als eine Truhe zu erkennen gab. Dieſer Fund erſchien
Anfangs gleichgültig genug; als man aber den Kaſten an’s Licht
gebracht und von der Verſtaubung eines Jahrhunderts geſäubert
hatte, erkannte man eine Truhe, die es mit den modernſten Weiß-
zeugſpinden unſerer Möbelmagazine kühnlich aufnehmen darf. Die
Vorderſeite des Kaſtens war in vier Felder getheilt und jedes
Feld beſtand aus allerhand buntem, reich vergoldetem Schnitzwerk,
in deſſen Mitte ſich ein ſorglich gemaltes Wappenſchild präſentirte.
Es waren die vier Wappen der Alvensleben, Redern, Hake und
Bredow. Der gegenwärtige Beſitzer Löwenbruchs wußte aus die-
ſem glücklichen Funde etwas zu machen. Er ließ von geſchickter
Hand, die das Schnitzwerk der Original-Truhe zum Muſter neh-
men mußte, eine Rückenlehne anfertigen, ſchmückte dieſe Lehne mit
ſeinem eigenen Wappen und erzielte auf dieſe Weiſe ein Original-
Sopha, das nach Erſcheinung und Entſtehungs-Geſchichte nicht
leicht ein Seitenſtück finden wird. Die alten Alvensleben hatten
ein ſchlichtes Haus; aber ſie hatten eine reiche, adlige Truhe, und
der Inhalt derſelben blieb muthmaßlich hinter dem vergoldeten
Schnitzwerk nicht zurück. Ihren Reichthum zeigt auch die ſchön-
geſchnitzte Kanzel, die Achatz v. Alvensleben der Löwenbrucher Kirche
zum Geſchenk machte.

Die Gröbens führen uns bis in dies Jahrhundert hinein.
Die letzten dieſer Familie, die Löwenbruch beſaßen, waren zwei
Brüder, die ohne männliche Descendenz verſtarben. Der jüngere
von beiden, der unter Friedrich dem Großen Rittmeiſter im Regiment
Gend’armes geweſen war, war der eigentliche Beſitzer. Er that

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[404/0422] Jeder wohlhabende Bauer wohnt jetzt beſſer. Es ſcheint, man legte damals Gewicht auf andere Dinge, auch auf andere äußerliche Dinge. Ein höchſt intereſſantes Sopha, das ſich in den Damen- zimmern des jetzigen Herrenhauſes vorfindet, übernimmt den Be- weis dafür. Als vor 10 oder 15 Jahren das alte Alvenslebenſche Fachwerkhaus zu einer Wohnung für den Meier oder Verwalter des Gutes eingerichtet werden ſollte, entdeckte man auf einem der ſpinnenwebverhangenen Böden einen alten Deckelkaſten, der ſich alsbald als eine Truhe zu erkennen gab. Dieſer Fund erſchien Anfangs gleichgültig genug; als man aber den Kaſten an’s Licht gebracht und von der Verſtaubung eines Jahrhunderts geſäubert hatte, erkannte man eine Truhe, die es mit den modernſten Weiß- zeugſpinden unſerer Möbelmagazine kühnlich aufnehmen darf. Die Vorderſeite des Kaſtens war in vier Felder getheilt und jedes Feld beſtand aus allerhand buntem, reich vergoldetem Schnitzwerk, in deſſen Mitte ſich ein ſorglich gemaltes Wappenſchild präſentirte. Es waren die vier Wappen der Alvensleben, Redern, Hake und Bredow. Der gegenwärtige Beſitzer Löwenbruchs wußte aus die- ſem glücklichen Funde etwas zu machen. Er ließ von geſchickter Hand, die das Schnitzwerk der Original-Truhe zum Muſter neh- men mußte, eine Rückenlehne anfertigen, ſchmückte dieſe Lehne mit ſeinem eigenen Wappen und erzielte auf dieſe Weiſe ein Original- Sopha, das nach Erſcheinung und Entſtehungs-Geſchichte nicht leicht ein Seitenſtück finden wird. Die alten Alvensleben hatten ein ſchlichtes Haus; aber ſie hatten eine reiche, adlige Truhe, und der Inhalt derſelben blieb muthmaßlich hinter dem vergoldeten Schnitzwerk nicht zurück. Ihren Reichthum zeigt auch die ſchön- geſchnitzte Kanzel, die Achatz v. Alvensleben der Löwenbrucher Kirche zum Geſchenk machte. Die Gröbens führen uns bis in dies Jahrhundert hinein. Die letzten dieſer Familie, die Löwenbruch beſaßen, waren zwei Brüder, die ohne männliche Descendenz verſtarben. Der jüngere von beiden, der unter Friedrich dem Großen Rittmeiſter im Regiment Gend’armes geweſen war, war der eigentliche Beſitzer. Er that

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/422>, abgerufen am 23.11.2024.