de Sa Majeste la Reine Mere a Orangebourg et Reinsberg 1745, (wahrscheinlich von Poellnitz) mitgetheilt in Koenig's Versuch einer historischen Schilderung der Stadt Berlin (Theil V, 2. Abtheilung). Mündliche Mittheilungen.
1. (Die Autorschaft des Liedes: "Jesus, meine Zuver- sicht.") Ueber die Autorschaft dieses schonen Liedes ist bekanntlich viel hin und her gestritten worden; man hat in Abrede gestellt, daß es von der Kurfürstin Louise Henriette herrühre. Das Berliner Gesangbuch vom Jahre 1653 aber, das durch den Buchdrucker Christoph Runge auf Befehl der Kurfürstin herausgegeben wurde, beseitigt darüber jeden Zweifel. Es heißt in der Dedikation eigens: "ich (Christoph Runge) bin mit gro- ßer Freude dero gnädigstem Befehl nachgekommen, geschweige der Auf- munterung, die darin lag, daß Ew. Kurfürstl. Durchlaucht nicht nur an die Beschleunigung der Herausgabe erinnert, sondern das Buch auch durch dero eigne Lieder vermehrt und verziert haben." (Wörtlich steht da: "haben vermehren und verzieren wollen;" dies ändert aber nichts in der Hauptsache.) Nun werden folgende 4 Lieder genannt: 1) Ein ander stelle sein Vertraun; 2) Gott, der Reichthum deiner Güter; 3) Ich will von meiner Missethat und 4) Jesus meine Zuversicht. Nach Nam- haftmachung dieser vier Lieder fährt Christoph Runge fort: "Es haben Ew. Kurfürstl. Durchlaucht nicht nur in den itzt gemeldeten geist- reichen Ihren eignen Liedern dero christliches Gemüth.... der gantzen Welt kund gemachet, sondern haben zugleich diejenigen widerleget, die aus bloßer Boshaftigkeit gemeinet haben, daß Ew. Kurfürstl. Durchlaucht die Evangelische Religion der Lutherischen hasseten etc."
So weit Christoph Runge in seiner Dedikation. Daß diese Stelle der Zueignung Runge's der Kurfürstin bekannt geworden ist, unterliegt keinem Zweifel, da selbst drei Exemplare (auf Pergament) des auf ihren Befehl veranstalteten Gesangbuches in ihre Hände kamen, von denen sie eins dem Oberpräsidenten Otto von Schwerin verehrte, das heute noch in der gräflichen Bibliothek zu Werningerode zu finden ist. Wäre nun die Angabe des Christoph Runge hinsichtlich der Autorschaft der angeführten Lieder eine Fiktion gewesen, so würde die von Herzen demüthige Kurfürstin derselben entgegen getreten sein, aber nirgends be- gegnet man einer Zurückweisung, vielmehr wird bei den spätern Ausgaben dieses Gesangbuches das Gedächtniß der fürstlichen Sängerin an den be- treffenden Orten fortgeführt. -- Ist nun schon durch die Angabe des Christoph Runge das Recht der Kurfürstin an dem gedachten Liede wider alle dagegen erhobenen Zweifel historisch sicher gestellt, so daß es weiter keines Zeugnisses bedarf, so wollen wir doch nicht unerwähnt lassen, daß auch zu Gunsten derselben die fragliche Sache vom psychologischen Standpunkte aus entschie- den werden muß. Es liegt offenbar am Tage, daß die Grundgedanken aus
de Sa Majesté la Reine Mère à Orangebourg et Reinsberg 1745, (wahrſcheinlich von Poellnitz) mitgetheilt in Koenig’s Verſuch einer hiſtoriſchen Schilderung der Stadt Berlin (Theil V, 2. Abtheilung). Mündliche Mittheilungen.
1. (Die Autorſchaft des Liedes: „Jeſus, meine Zuver- ſicht.“) Ueber die Autorſchaft dieſes ſchonen Liedes iſt bekanntlich viel hin und her geſtritten worden; man hat in Abrede geſtellt, daß es von der Kurfürſtin Louiſe Henriette herrühre. Das Berliner Geſangbuch vom Jahre 1653 aber, das durch den Buchdrucker Chriſtoph Runge auf Befehl der Kurfürſtin herausgegeben wurde, beſeitigt darüber jeden Zweifel. Es heißt in der Dedikation eigens: „ich (Chriſtoph Runge) bin mit gro- ßer Freude dero gnädigſtem Befehl nachgekommen, geſchweige der Auf- munterung, die darin lag, daß Ew. Kurfürſtl. Durchlaucht nicht nur an die Beſchleunigung der Herausgabe erinnert, ſondern das Buch auch durch dero eigne Lieder vermehrt und verziert haben.“ (Wörtlich ſteht da: „haben vermehren und verzieren wollen;“ dies ändert aber nichts in der Hauptſache.) Nun werden folgende 4 Lieder genannt: 1) Ein ander ſtelle ſein Vertraun; 2) Gott, der Reichthum deiner Güter; 3) Ich will von meiner Miſſethat und 4) Jeſus meine Zuverſicht. Nach Nam- haftmachung dieſer vier Lieder fährt Chriſtoph Runge fort: „Es haben Ew. Kurfürſtl. Durchlaucht nicht nur in den itzt gemeldeten geiſt- reichen Ihren eignen Liedern dero chriſtliches Gemüth.... der gantzen Welt kund gemachet, ſondern haben zugleich diejenigen widerleget, die aus bloßer Boshaftigkeit gemeinet haben, daß Ew. Kurfürſtl. Durchlaucht die Evangeliſche Religion der Lutheriſchen haſſeten ꝛc.“
So weit Chriſtoph Runge in ſeiner Dedikation. Daß dieſe Stelle der Zueignung Runge’s der Kurfürſtin bekannt geworden iſt, unterliegt keinem Zweifel, da ſelbſt drei Exemplare (auf Pergament) des auf ihren Befehl veranſtalteten Geſangbuches in ihre Hände kamen, von denen ſie eins dem Oberpräſidenten Otto von Schwerin verehrte, das heute noch in der gräflichen Bibliothek zu Werningerode zu finden iſt. Wäre nun die Angabe des Chriſtoph Runge hinſichtlich der Autorſchaft der angeführten Lieder eine Fiktion geweſen, ſo würde die von Herzen demüthige Kurfürſtin derſelben entgegen getreten ſein, aber nirgends be- gegnet man einer Zurückweiſung, vielmehr wird bei den ſpätern Ausgaben dieſes Geſangbuches das Gedächtniß der fürſtlichen Sängerin an den be- treffenden Orten fortgeführt. — Iſt nun ſchon durch die Angabe des Chriſtoph Runge das Recht der Kurfürſtin an dem gedachten Liede wider alle dagegen erhobenen Zweifel hiſtoriſch ſicher geſtellt, ſo daß es weiter keines Zeugniſſes bedarf, ſo wollen wir doch nicht unerwähnt laſſen, daß auch zu Gunſten derſelben die fragliche Sache vom pſychologiſchen Standpunkte aus entſchie- den werden muß. Es liegt offenbar am Tage, daß die Grundgedanken aus
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de Sa Majesté la Reine Mère à Orangebourg et Reinsberg
1745, (wahrſcheinlich von Poellnitz) mitgetheilt in Koenig’s
Verſuch einer hiſtoriſchen Schilderung der Stadt Berlin
(Theil V, 2. Abtheilung). Mündliche Mittheilungen.
1. (Die Autorſchaft des Liedes: „Jeſus, meine Zuver-
ſicht.“) Ueber die Autorſchaft dieſes ſchonen Liedes iſt bekanntlich viel
hin und her geſtritten worden; man hat in Abrede geſtellt, daß es von
der Kurfürſtin Louiſe Henriette herrühre. Das Berliner Geſangbuch
vom Jahre 1653 aber, das durch den Buchdrucker Chriſtoph Runge auf
Befehl der Kurfürſtin herausgegeben wurde, beſeitigt darüber jeden Zweifel.
Es heißt in der Dedikation eigens: „ich (Chriſtoph Runge) bin mit gro-
ßer Freude dero gnädigſtem Befehl nachgekommen, geſchweige der Auf-
munterung, die darin lag, daß Ew. Kurfürſtl. Durchlaucht nicht nur an
die Beſchleunigung der Herausgabe erinnert, ſondern das Buch auch
durch dero eigne Lieder vermehrt und verziert haben.“ (Wörtlich ſteht
da: „haben vermehren und verzieren wollen;“ dies ändert aber nichts
in der Hauptſache.) Nun werden folgende 4 Lieder genannt: 1) Ein ander
ſtelle ſein Vertraun; 2) Gott, der Reichthum deiner Güter; 3) Ich will
von meiner Miſſethat und 4) Jeſus meine Zuverſicht. Nach Nam-
haftmachung dieſer vier Lieder fährt Chriſtoph Runge fort: „Es haben
Ew. Kurfürſtl. Durchlaucht nicht nur in den itzt gemeldeten geiſt-
reichen Ihren eignen Liedern dero chriſtliches Gemüth.... der gantzen
Welt kund gemachet, ſondern haben zugleich diejenigen widerleget, die aus
bloßer Boshaftigkeit gemeinet haben, daß Ew. Kurfürſtl. Durchlaucht die
Evangeliſche Religion der Lutheriſchen haſſeten ꝛc.“
So weit Chriſtoph Runge in ſeiner Dedikation. Daß dieſe Stelle
der Zueignung Runge’s der Kurfürſtin bekannt geworden iſt, unterliegt
keinem Zweifel, da ſelbſt drei Exemplare (auf Pergament) des auf ihren
Befehl veranſtalteten Geſangbuches in ihre Hände kamen, von denen ſie
eins dem Oberpräſidenten Otto von Schwerin verehrte, das heute noch in
der gräflichen Bibliothek zu Werningerode zu finden iſt. Wäre nun die
Angabe des Chriſtoph Runge hinſichtlich der Autorſchaft der angeführten
Lieder eine Fiktion geweſen, ſo würde die von Herzen demüthige
Kurfürſtin derſelben entgegen getreten ſein, aber nirgends be-
gegnet man einer Zurückweiſung, vielmehr wird bei den ſpätern Ausgaben
dieſes Geſangbuches das Gedächtniß der fürſtlichen Sängerin an den be-
treffenden Orten fortgeführt. — Iſt nun ſchon durch die Angabe des Chriſtoph
Runge das Recht der Kurfürſtin an dem gedachten Liede wider alle dagegen
erhobenen Zweifel hiſtoriſch ſicher geſtellt, ſo daß es weiter keines Zeugniſſes
bedarf, ſo wollen wir doch nicht unerwähnt laſſen, daß auch zu Gunſten
derſelben die fragliche Sache vom pſychologiſchen Standpunkte aus entſchie-
den werden muß. Es liegt offenbar am Tage, daß die Grundgedanken aus
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/475>, abgerufen am 27.11.2024.
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