Johann Heinrich Günther, ein ausgezeichneter Führer leichter Trup- pen, der glorreich fortsetzte, was unter Zieten und Belling begon- nen worden war, wurde im Sommer 1736, also in demselben Jahre, in dem Kronprinz Friedrich nach Rheinsberg übersiedelte, zu Neu-Ruppin geboren. Er war aus bürgerlichem Stande. Sein Vater stand als Feldprediger beim Regiment Kronprinz und zeich- nete sich durch große Kanzelgaben aus. Bald nach dem Tode des Vaters, der bereits einige Monate vor der Geburt Johann Hein- richs erfolgte, wurden mehrere Bände seiner Predigten heraus- gegeben.
Sein Sohn, unser General Günther, gehört unbestreitbar zu den bedeutendsten Persönlichkeiten, die aus den Mauern Neu-Rup- pin's hervorgegangen sind; dennoch bin ich nicht völlig sicher, ob unsre Darstellung vor dem alten Reitergeneral Halt machen und ihm die pflichtschuldigen Honneurs erweisen würde, wenn nicht, im Lauf der Zeiten, die Person Günthers durch das Geflüster: "er sei ein illegitimer Sohn des Kronprinzen Friedrich," ein gesteigertes Interesse gewonnen hätte, oder, wie Droysen sich ausdrückt, "wenn nicht das Gerücht entstanden wäre, daß der Kronprinz bei der schönen Predigersfrau in Neu-Ruppin die Rolle des Jupiter in Amphitryos Haus gespielt habe." Dies Gerücht (wir werden zu untersuchen haben, woraus entstanden) war sicher- lich ohne alles Fundament, dennoch hat es sich erhalten, auch
4. General v. Günther.
Johann Heinrich Günther, ein ausgezeichneter Führer leichter Trup- pen, der glorreich fortſetzte, was unter Zieten und Belling begon- nen worden war, wurde im Sommer 1736, alſo in demſelben Jahre, in dem Kronprinz Friedrich nach Rheinsberg überſiedelte, zu Neu-Ruppin geboren. Er war aus bürgerlichem Stande. Sein Vater ſtand als Feldprediger beim Regiment Kronprinz und zeich- nete ſich durch große Kanzelgaben aus. Bald nach dem Tode des Vaters, der bereits einige Monate vor der Geburt Johann Hein- richs erfolgte, wurden mehrere Bände ſeiner Predigten heraus- gegeben.
Sein Sohn, unſer General Günther, gehört unbeſtreitbar zu den bedeutendſten Perſönlichkeiten, die aus den Mauern Neu-Rup- pin’s hervorgegangen ſind; dennoch bin ich nicht völlig ſicher, ob unſre Darſtellung vor dem alten Reitergeneral Halt machen und ihm die pflichtſchuldigen Honneurs erweiſen würde, wenn nicht, im Lauf der Zeiten, die Perſon Günthers durch das Geflüſter: „er ſei ein illegitimer Sohn des Kronprinzen Friedrich,“ ein geſteigertes Intereſſe gewonnen hätte, oder, wie Droyſen ſich ausdrückt, „wenn nicht das Gerücht entſtanden wäre, daß der Kronprinz bei der ſchönen Predigersfrau in Neu-Ruppin die Rolle des Jupiter in Amphitryos Haus geſpielt habe.“ Dies Gerücht (wir werden zu unterſuchen haben, woraus entſtanden) war ſicher- lich ohne alles Fundament, dennoch hat es ſich erhalten, auch
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4.
General v. Günther.
Johann Heinrich Günther, ein ausgezeichneter Führer leichter Trup-
pen, der glorreich fortſetzte, was unter Zieten und Belling begon-
nen worden war, wurde im Sommer 1736, alſo in demſelben
Jahre, in dem Kronprinz Friedrich nach Rheinsberg überſiedelte,
zu Neu-Ruppin geboren. Er war aus bürgerlichem Stande. Sein
Vater ſtand als Feldprediger beim Regiment Kronprinz und zeich-
nete ſich durch große Kanzelgaben aus. Bald nach dem Tode des
Vaters, der bereits einige Monate vor der Geburt Johann Hein-
richs erfolgte, wurden mehrere Bände ſeiner Predigten heraus-
gegeben.
Sein Sohn, unſer General Günther, gehört unbeſtreitbar zu
den bedeutendſten Perſönlichkeiten, die aus den Mauern Neu-Rup-
pin’s hervorgegangen ſind; dennoch bin ich nicht völlig ſicher, ob
unſre Darſtellung vor dem alten Reitergeneral Halt machen und
ihm die pflichtſchuldigen Honneurs erweiſen würde, wenn nicht, im
Lauf der Zeiten, die Perſon Günthers durch das Geflüſter: „er
ſei ein illegitimer Sohn des Kronprinzen Friedrich,“
ein geſteigertes Intereſſe gewonnen hätte, oder, wie Droyſen ſich
ausdrückt, „wenn nicht das Gerücht entſtanden wäre, daß der
Kronprinz bei der ſchönen Predigersfrau in Neu-Ruppin die Rolle
des Jupiter in Amphitryos Haus geſpielt habe.“ Dies Gerücht
(wir werden zu unterſuchen haben, woraus entſtanden) war ſicher-
lich ohne alles Fundament, dennoch hat es ſich erhalten, auch
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der erste Band "Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow" 1862 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. [52]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/70>, abgerufen am 24.11.2024.
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