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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862.

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5.
Schinkel's Geburtshaus und seine Kinderjahre.
Ein ungedruckter Schinkel'scher Brief
.

Wenn berühmte Männer in ihren alten Tagen sich entschließen,
ihre Biographie zu schreiben, so ist es nichts Seltenes, daß die
ersten Capitel, die sich mit ihrer Kindheit beschäftigen, die aller-
interessantesten werden. Die alten Herren, nachdem sie am Tisch
von Fürsten und Herren gesessen und sich genugsam von der
Wahrheit überzeugt haben, daß alles eitel sei, kehren dann mit
rührender Vorliebe zu den Spielen ihrer Kindheit zurück und ver-
weilen lieber dabei, als bei dem Ordens- und Ehrenempfang ihrer
späteren Jahre. Anders verhält es sich, wenn Berühmtheiten es
verschmähen oder vergessen, ihre Lebensbeschreibung niederzuschreiben,
und nur das zu unserer Kenntniß kommt, was Andre von ihnen
wissen. Diese "Anderen" wissen nie etwas von den Kinderjahren
des berühmten Mannes; sie lebten damals kaum, und der
Berühmte hat die vielleicht hübschesten Capitel seines Lebens mit
in's Grab genommen. So ist es mit Schinkel. Er hat seine
Biographie nicht geschrieben, kaum Material zu derselben hinter-
lassen; besondre Unglücksfälle haben das Wenige, das da war,
abermals vermindert. Ich habe an seinem Geburtsort nachgeforscht;
es leben noch Personen, die ihn als Kind gekannt haben, und ich
gebe in Nachstehendem, was ich über ihn erfuhr.

Karl Friedrich Schinkel wurde am 13. März 1781 zu Neu-
Ruppin geboren. Sein Vater war daselbst Superintendent und

5.
Schinkel’s Geburtshaus und ſeine Kinderjahre.
Ein ungedruckter Schinkel’ſcher Brief
.

Wenn berühmte Männer in ihren alten Tagen ſich entſchließen,
ihre Biographie zu ſchreiben, ſo iſt es nichts Seltenes, daß die
erſten Capitel, die ſich mit ihrer Kindheit beſchäftigen, die aller-
intereſſanteſten werden. Die alten Herren, nachdem ſie am Tiſch
von Fürſten und Herren geſeſſen und ſich genugſam von der
Wahrheit überzeugt haben, daß alles eitel ſei, kehren dann mit
rührender Vorliebe zu den Spielen ihrer Kindheit zurück und ver-
weilen lieber dabei, als bei dem Ordens- und Ehrenempfang ihrer
ſpäteren Jahre. Anders verhält es ſich, wenn Berühmtheiten es
verſchmähen oder vergeſſen, ihre Lebensbeſchreibung niederzuſchreiben,
und nur das zu unſerer Kenntniß kommt, was Andre von ihnen
wiſſen. Dieſe „Anderen“ wiſſen nie etwas von den Kinderjahren
des berühmten Mannes; ſie lebten damals kaum, und der
Berühmte hat die vielleicht hübſcheſten Capitel ſeines Lebens mit
in’s Grab genommen. So iſt es mit Schinkel. Er hat ſeine
Biographie nicht geſchrieben, kaum Material zu derſelben hinter-
laſſen; beſondre Unglücksfälle haben das Wenige, das da war,
abermals vermindert. Ich habe an ſeinem Geburtsort nachgeforſcht;
es leben noch Perſonen, die ihn als Kind gekannt haben, und ich
gebe in Nachſtehendem, was ich über ihn erfuhr.

Karl Friedrich Schinkel wurde am 13. März 1781 zu Neu-
Ruppin geboren. Sein Vater war daſelbſt Superintendent und

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[[63]/0081] 5. Schinkel’s Geburtshaus und ſeine Kinderjahre. Ein ungedruckter Schinkel’ſcher Brief. Wenn berühmte Männer in ihren alten Tagen ſich entſchließen, ihre Biographie zu ſchreiben, ſo iſt es nichts Seltenes, daß die erſten Capitel, die ſich mit ihrer Kindheit beſchäftigen, die aller- intereſſanteſten werden. Die alten Herren, nachdem ſie am Tiſch von Fürſten und Herren geſeſſen und ſich genugſam von der Wahrheit überzeugt haben, daß alles eitel ſei, kehren dann mit rührender Vorliebe zu den Spielen ihrer Kindheit zurück und ver- weilen lieber dabei, als bei dem Ordens- und Ehrenempfang ihrer ſpäteren Jahre. Anders verhält es ſich, wenn Berühmtheiten es verſchmähen oder vergeſſen, ihre Lebensbeſchreibung niederzuſchreiben, und nur das zu unſerer Kenntniß kommt, was Andre von ihnen wiſſen. Dieſe „Anderen“ wiſſen nie etwas von den Kinderjahren des berühmten Mannes; ſie lebten damals kaum, und der Berühmte hat die vielleicht hübſcheſten Capitel ſeines Lebens mit in’s Grab genommen. So iſt es mit Schinkel. Er hat ſeine Biographie nicht geſchrieben, kaum Material zu derſelben hinter- laſſen; beſondre Unglücksfälle haben das Wenige, das da war, abermals vermindert. Ich habe an ſeinem Geburtsort nachgeforſcht; es leben noch Perſonen, die ihn als Kind gekannt haben, und ich gebe in Nachſtehendem, was ich über ihn erfuhr. Karl Friedrich Schinkel wurde am 13. März 1781 zu Neu- Ruppin geboren. Sein Vater war daſelbſt Superintendent und

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. [Bd. 1: Die Grafschaft Ruppin. Der Barnim. Der Teltow]. Berlin, 1862, S. [63]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg01_1862/81>, abgerufen am 24.11.2024.