auf einer Spreeinsel entstanden war. Mit sich nahm er, zu allem, was er sonst besaß, ein Jahrgehalt von 8000, nach Pöllnitz sogar von 12,000 Thalern. Aber er erfreute sich desselben nicht lange mehr. Am 27. December 1704 beschloß er sein an Kämpfen und Wand- lungen reiches Leben. In einem schlichten Anbau neben der Cossen- blatter Kirche hat er seine letzte Ruhestatt gefunden.
Wir versuchen nun, nachdem wir in Vorstehendem die Le- bensgeschichte Hans Albrechts erzählt haben, eine Schilderung sei- ner äußeren Erscheinung, wie seines Charakters.
Hans Albrecht von Barfus war von großem, kräftigem Kör- perbau, über sechs Fuß hoch und durchaus militärisch in Haltung und Auftreten. Selbst groß und stattlich, legte er auch Gewicht auf Stattlichkeit, und lange bevor König Friedrich Wilhelm I. seine Riesengarde in's Leben rief, verrieth Hans Albrecht eine entschiedene Neigung, hünenhafte Leute, besonders Offiziere, in den preußischen Dienst zu ziehen. Es waren dies die ersten Anfänge der später so notorisch gewordenen "blauen Kinder" von Potsdam. So mag es auch mehr als Zufall sein, daß das einzige größere Bildniß, das von unserem Hans Albrecht existirt, ein Bild ist, das vom "Solda- tenkönig" selber gemalt wurde. Das Bild stammt etwa aus dem Jahre 1737, und da um diese Zeit unser Feldmarschall längst verstorben war, so hat es nichts Unwahrscheinliches, daß der König, nach einem Stich oder einer Zeichnung, dieses Bildniß eigens in Hul- digung gegen denjenigen ausführte, in dem die Idee der "großen Blauen" zuerst gedämmert und gelegentlich Gestalt gewonnen hatte.
Fassen wir den Charakter unseres Feldmarschalls in's Auge, so finden wir: er war tapfer, soldatisch, specifisch deutsch, antifran- zösisch (auch hierin ein Vorläufer Friedrich Wilhelms I.), hab- süchtig, aber unbestechlich, rechthaberisch, aber nicht ungerecht, in Intriguen verwickelt, aber nicht eigentlich intriguant.
Wir betrachten ihn zuerst in seinen soldatischen, dann in sei-
auf einer Spreeinſel entſtanden war. Mit ſich nahm er, zu allem, was er ſonſt beſaß, ein Jahrgehalt von 8000, nach Pöllnitz ſogar von 12,000 Thalern. Aber er erfreute ſich deſſelben nicht lange mehr. Am 27. December 1704 beſchloß er ſein an Kämpfen und Wand- lungen reiches Leben. In einem ſchlichten Anbau neben der Coſſen- blatter Kirche hat er ſeine letzte Ruheſtatt gefunden.
Wir verſuchen nun, nachdem wir in Vorſtehendem die Le- bensgeſchichte Hans Albrechts erzählt haben, eine Schilderung ſei- ner äußeren Erſcheinung, wie ſeines Charakters.
Hans Albrecht von Barfus war von großem, kräftigem Kör- perbau, über ſechs Fuß hoch und durchaus militäriſch in Haltung und Auftreten. Selbſt groß und ſtattlich, legte er auch Gewicht auf Stattlichkeit, und lange bevor König Friedrich Wilhelm I. ſeine Rieſengarde in’s Leben rief, verrieth Hans Albrecht eine entſchiedene Neigung, hünenhafte Leute, beſonders Offiziere, in den preußiſchen Dienſt zu ziehen. Es waren dies die erſten Anfänge der ſpäter ſo notoriſch gewordenen „blauen Kinder“ von Potsdam. So mag es auch mehr als Zufall ſein, daß das einzige größere Bildniß, das von unſerem Hans Albrecht exiſtirt, ein Bild iſt, das vom „Solda- tenkönig“ ſelber gemalt wurde. Das Bild ſtammt etwa aus dem Jahre 1737, und da um dieſe Zeit unſer Feldmarſchall längſt verſtorben war, ſo hat es nichts Unwahrſcheinliches, daß der König, nach einem Stich oder einer Zeichnung, dieſes Bildniß eigens in Hul- digung gegen denjenigen ausführte, in dem die Idee der „großen Blauen“ zuerſt gedämmert und gelegentlich Geſtalt gewonnen hatte.
Faſſen wir den Charakter unſeres Feldmarſchalls in’s Auge, ſo finden wir: er war tapfer, ſoldatiſch, ſpecifiſch deutſch, antifran- zöſiſch (auch hierin ein Vorläufer Friedrich Wilhelms I.), hab- ſüchtig, aber unbeſtechlich, rechthaberiſch, aber nicht ungerecht, in Intriguen verwickelt, aber nicht eigentlich intriguant.
Wir betrachten ihn zuerſt in ſeinen ſoldatiſchen, dann in ſei-
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auf einer Spreeinſel entſtanden war. Mit ſich nahm er, zu allem,
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von 12,000 Thalern. Aber er erfreute ſich deſſelben nicht lange mehr.
Am 27. December 1704 beſchloß er ſein an Kämpfen und Wand-
lungen reiches Leben. In einem ſchlichten Anbau neben der Coſſen-
blatter Kirche hat er ſeine letzte Ruheſtatt gefunden.
Wir verſuchen nun, nachdem wir in Vorſtehendem die Le-
bensgeſchichte Hans Albrechts erzählt haben, eine Schilderung ſei-
ner äußeren Erſcheinung, wie ſeines Charakters.
Hans Albrecht von Barfus war von großem, kräftigem Kör-
perbau, über ſechs Fuß hoch und durchaus militäriſch in Haltung
und Auftreten. Selbſt groß und ſtattlich, legte er auch Gewicht
auf Stattlichkeit, und lange bevor König Friedrich Wilhelm I. ſeine
Rieſengarde in’s Leben rief, verrieth Hans Albrecht eine entſchiedene
Neigung, hünenhafte Leute, beſonders Offiziere, in den preußiſchen
Dienſt zu ziehen. Es waren dies die erſten Anfänge der ſpäter ſo
notoriſch gewordenen „blauen Kinder“ von Potsdam. So mag es
auch mehr als Zufall ſein, daß das einzige größere Bildniß, das
von unſerem Hans Albrecht exiſtirt, ein Bild iſt, das vom „Solda-
tenkönig“ ſelber gemalt wurde. Das Bild ſtammt etwa aus dem Jahre
1737, und da um dieſe Zeit unſer Feldmarſchall längſt verſtorben
war, ſo hat es nichts Unwahrſcheinliches, daß der König, nach
einem Stich oder einer Zeichnung, dieſes Bildniß eigens in Hul-
digung gegen denjenigen ausführte, in dem die Idee der „großen
Blauen“ zuerſt gedämmert und gelegentlich Geſtalt gewonnen hatte.
Faſſen wir den Charakter unſeres Feldmarſchalls in’s Auge,
ſo finden wir: er war tapfer, ſoldatiſch, ſpecifiſch deutſch, antifran-
zöſiſch (auch hierin ein Vorläufer Friedrich Wilhelms I.), hab-
ſüchtig, aber unbeſtechlich, rechthaberiſch, aber nicht ungerecht, in
Intriguen verwickelt, aber nicht eigentlich intriguant.
Wir betrachten ihn zuerſt in ſeinen ſoldatiſchen, dann in ſei-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/105>, abgerufen am 24.11.2024.
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