Vor Wonne zitternd hat die Mittagsschwüle Auf Thal und Höh in Stille sich gebreitet, Man hört nur, wie der Specht im Tannicht schreitet Und wie durch's Tobel rauscht die Sägemühle.
Hier ist es nicht die Sägemühle, die rauscht, aber ein Bach, der, aus dem Felde kommend, über ein natürliches Wehr von Feld- steinblöcken niedersprudelt und schillernd in Regenbogenfarben, in den hellbeleuchteten Park tritt. Weiterhin dehnt sich der Bach zu einem ruhigen Teich aus, (das flinke Leben ist rasch still geworden) und die umstehenden Bäume werfen ihr Bild in die dunkelklare Tiefe. Durch den Park hin, nach Süden zu, ist eine Lichtung ge- schlagen, und vor die lichte Oeffnung schiebt sich, in Dämmerferne, der Hügelzug der "Rauenschen Berge". Der scharf gezogene Con- tur ihres Profils mahnt an südlich Land und blauen Himmel. Ueber den Teich hin fliegen Libellen, die einzigen, die um diese heiße Stunde noch munter sind; das macht ihre Flügel sind groß und ihre Leiber sind leicht.
Ein seltsam Klingen und Tönen zieht durch die Luft,
Jetzt ist die Zeit, wo oft im Schilf ein Wimmern Den Fischer weckt etc.
aber eh noch das Klingen ein bestimmter Klang geworden, fällt die Kirchglocke mit ihren zwölf Mittagsschlägen ein; der Mittags- spuk verfliegt und nur der Zauber der Stille und Schönheit bleibt.
Vor Wonne zitternd hat die Mittagsſchwüle Auf Thal und Höh in Stille ſich gebreitet, Man hört nur, wie der Specht im Tannicht ſchreitet Und wie durch’s Tobel rauſcht die Sägemühle.
Hier iſt es nicht die Sägemühle, die rauſcht, aber ein Bach, der, aus dem Felde kommend, über ein natürliches Wehr von Feld- ſteinblöcken niederſprudelt und ſchillernd in Regenbogenfarben, in den hellbeleuchteten Park tritt. Weiterhin dehnt ſich der Bach zu einem ruhigen Teich aus, (das flinke Leben iſt raſch ſtill geworden) und die umſtehenden Bäume werfen ihr Bild in die dunkelklare Tiefe. Durch den Park hin, nach Süden zu, iſt eine Lichtung ge- ſchlagen, und vor die lichte Oeffnung ſchiebt ſich, in Dämmerferne, der Hügelzug der „Rauenſchen Berge“. Der ſcharf gezogene Con- tur ihres Profils mahnt an ſüdlich Land und blauen Himmel. Ueber den Teich hin fliegen Libellen, die einzigen, die um dieſe heiße Stunde noch munter ſind; das macht ihre Flügel ſind groß und ihre Leiber ſind leicht.
Ein ſeltſam Klingen und Tönen zieht durch die Luft,
Jetzt iſt die Zeit, wo oft im Schilf ein Wimmern Den Fiſcher weckt ꝛc.
aber eh noch das Klingen ein beſtimmter Klang geworden, fällt die Kirchglocke mit ihren zwölf Mittagsſchlägen ein; der Mittags- ſpuk verfliegt und nur der Zauber der Stille und Schönheit bleibt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0185"n="173"/><lgtype="poem"><l>Vor Wonne zitternd hat die Mittagsſchwüle</l><lb/><l>Auf Thal und Höh in Stille ſich gebreitet,</l><lb/><l>Man hört nur, wie der Specht im Tannicht ſchreitet</l><lb/><l>Und wie durch’s Tobel rauſcht die Sägemühle.</l></lg><lb/><p>Hier iſt es nicht die Sägemühle, die rauſcht, aber ein Bach, der,<lb/>
aus dem Felde kommend, über ein natürliches Wehr von Feld-<lb/>ſteinblöcken niederſprudelt und ſchillernd in Regenbogenfarben, in<lb/>
den hellbeleuchteten Park tritt. Weiterhin dehnt ſich der Bach zu<lb/>
einem ruhigen Teich aus, (das flinke Leben iſt raſch ſtill geworden)<lb/>
und die umſtehenden Bäume werfen ihr Bild in die dunkelklare<lb/>
Tiefe. Durch den Park hin, nach Süden zu, iſt eine Lichtung ge-<lb/>ſchlagen, und vor die lichte Oeffnung ſchiebt ſich, in Dämmerferne,<lb/>
der Hügelzug der „Rauenſchen Berge“. Der ſcharf gezogene Con-<lb/>
tur ihres Profils mahnt an ſüdlich Land und blauen Himmel.<lb/>
Ueber den Teich hin fliegen Libellen, die einzigen, die um dieſe<lb/>
heiße Stunde noch munter ſind; das macht ihre Flügel ſind groß<lb/>
und ihre Leiber ſind leicht.</p><lb/><p>Ein ſeltſam Klingen und Tönen zieht durch die Luft,</p><lb/><lgtype="poem"><l>Jetzt iſt die Zeit, wo oft im Schilf ein Wimmern</l><lb/><l>Den Fiſcher weckt ꝛc.</l></lg><lb/><p>aber eh noch das Klingen ein beſtimmter Klang geworden, fällt<lb/>
die Kirchglocke mit ihren zwölf Mittagsſchlägen ein; der Mittags-<lb/>ſpuk verfliegt und nur der Zauber der Stille und Schönheit bleibt.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></body></text></TEI>
[173/0185]
Vor Wonne zitternd hat die Mittagsſchwüle
Auf Thal und Höh in Stille ſich gebreitet,
Man hört nur, wie der Specht im Tannicht ſchreitet
Und wie durch’s Tobel rauſcht die Sägemühle.
Hier iſt es nicht die Sägemühle, die rauſcht, aber ein Bach, der,
aus dem Felde kommend, über ein natürliches Wehr von Feld-
ſteinblöcken niederſprudelt und ſchillernd in Regenbogenfarben, in
den hellbeleuchteten Park tritt. Weiterhin dehnt ſich der Bach zu
einem ruhigen Teich aus, (das flinke Leben iſt raſch ſtill geworden)
und die umſtehenden Bäume werfen ihr Bild in die dunkelklare
Tiefe. Durch den Park hin, nach Süden zu, iſt eine Lichtung ge-
ſchlagen, und vor die lichte Oeffnung ſchiebt ſich, in Dämmerferne,
der Hügelzug der „Rauenſchen Berge“. Der ſcharf gezogene Con-
tur ihres Profils mahnt an ſüdlich Land und blauen Himmel.
Ueber den Teich hin fliegen Libellen, die einzigen, die um dieſe
heiße Stunde noch munter ſind; das macht ihre Flügel ſind groß
und ihre Leiber ſind leicht.
Ein ſeltſam Klingen und Tönen zieht durch die Luft,
Jetzt iſt die Zeit, wo oft im Schilf ein Wimmern
Den Fiſcher weckt ꝛc.
aber eh noch das Klingen ein beſtimmter Klang geworden, fällt
die Kirchglocke mit ihren zwölf Mittagsſchlägen ein; der Mittags-
ſpuk verfliegt und nur der Zauber der Stille und Schönheit bleibt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/185>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.