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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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hat aufrecht halten wollen, ist schwer einzusehen. Je mehr das
Herz ein Tempel ist (so sollte man meinen), je weniger nöthig
wurde dieser Holzbau. Gleichviel indeß. Der Holzbau sammt seiner
Inschrift ist längst hinüber und seine Alexandriner geben keine
Räthsel mehr auf.

Auch Friedrich II. fügte ein neues Brunnenhaus (das neu-
königliche) den schon vorhandenen Gebäuden hinzu und gab da-
durch dem Brunnenthal, wenn wir von feineren Zügen absehen,
den Charakter, den es noch jetzt besitzt. Eine besondere Theilnahme
scheint der große König dem Bade nicht geschenkt zu haben. An
Schönheit der Natur bot ihm die Umgegend Potsdams kaum Ge-
ringeres und was die Heilkraft des Brunnens angeht, so war es
verzeihlich, wenn er den Skepticismus, der ihn auf allen Gebieten
auszeichnete, auch auf den "flüchtigen Schwefel- und Brunnen-
geist", den Spiritus sulphuris volatilis", der Freienwalder Heil-
quelle übertrug. Es war übrigens die Zeit gekommen, wo Private
das Bad in ihre schützende Obhut nahmen, besonders Herr We-
gely aus Berlin, der unter mannigfach anderem auch Frei-Bäder
für die Armen stiftete und deshalb ebenfalls in einer Inschrift
verherrlicht wurde, deren Schluß lautete:

Was für die Armen hier Herr Wegely gethan,
Zeigt dieses Brunnenhaus der fernsten Nachwelt an;

eine Aufgabe, der sich das Brunnenhaus seit längerer Zeit nicht
mehr zu unterziehen vermag, da es wie der andere "Tempel" in-
zwischen vom Schauplatz abgetreten ist.

An die Stelle dieser Werke der Architektur trat inzwischen
als Brunnenhüterin ein Werk der Skulptur: eine Najade, mit
einem Ruderstück in der Rechten, liegt lässig hingestreckt über dem
Heilquell und aus der Urne neben ihr fließt der Wasserstrahl.
So weit ist alles gut. Aber eine sonderbare Oekonomie hat darauf
gedrungen, daß das Wasser nicht frei in ein Bassin oder eine
Rinne strömt, sondern in ein untergestelltes Gefäß, das zwischen

hat aufrecht halten wollen, iſt ſchwer einzuſehen. Je mehr das
Herz ein Tempel iſt (ſo ſollte man meinen), je weniger nöthig
wurde dieſer Holzbau. Gleichviel indeß. Der Holzbau ſammt ſeiner
Inſchrift iſt längſt hinüber und ſeine Alexandriner geben keine
Räthſel mehr auf.

Auch Friedrich II. fügte ein neues Brunnenhaus (das neu-
königliche) den ſchon vorhandenen Gebäuden hinzu und gab da-
durch dem Brunnenthal, wenn wir von feineren Zügen abſehen,
den Charakter, den es noch jetzt beſitzt. Eine beſondere Theilnahme
ſcheint der große König dem Bade nicht geſchenkt zu haben. An
Schönheit der Natur bot ihm die Umgegend Potsdams kaum Ge-
ringeres und was die Heilkraft des Brunnens angeht, ſo war es
verzeihlich, wenn er den Skepticismus, der ihn auf allen Gebieten
auszeichnete, auch auf den „flüchtigen Schwefel- und Brunnen-
geiſt“, den Spiritus sulphuris volatilis“, der Freienwalder Heil-
quelle übertrug. Es war übrigens die Zeit gekommen, wo Private
das Bad in ihre ſchützende Obhut nahmen, beſonders Herr We-
gely aus Berlin, der unter mannigfach anderem auch Frei-Bäder
für die Armen ſtiftete und deshalb ebenfalls in einer Inſchrift
verherrlicht wurde, deren Schluß lautete:

Was für die Armen hier Herr Wegely gethan,
Zeigt dieſes Brunnenhaus der fernſten Nachwelt an;

eine Aufgabe, der ſich das Brunnenhaus ſeit längerer Zeit nicht
mehr zu unterziehen vermag, da es wie der andere „Tempel“ in-
zwiſchen vom Schauplatz abgetreten iſt.

An die Stelle dieſer Werke der Architektur trat inzwiſchen
als Brunnenhüterin ein Werk der Skulptur: eine Najade, mit
einem Ruderſtück in der Rechten, liegt läſſig hingeſtreckt über dem
Heilquell und aus der Urne neben ihr fließt der Waſſerſtrahl.
So weit iſt alles gut. Aber eine ſonderbare Oekonomie hat darauf
gedrungen, daß das Waſſer nicht frei in ein Baſſin oder eine
Rinne ſtrömt, ſondern in ein untergeſtelltes Gefäß, das zwiſchen

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[287/0299] hat aufrecht halten wollen, iſt ſchwer einzuſehen. Je mehr das Herz ein Tempel iſt (ſo ſollte man meinen), je weniger nöthig wurde dieſer Holzbau. Gleichviel indeß. Der Holzbau ſammt ſeiner Inſchrift iſt längſt hinüber und ſeine Alexandriner geben keine Räthſel mehr auf. Auch Friedrich II. fügte ein neues Brunnenhaus (das neu- königliche) den ſchon vorhandenen Gebäuden hinzu und gab da- durch dem Brunnenthal, wenn wir von feineren Zügen abſehen, den Charakter, den es noch jetzt beſitzt. Eine beſondere Theilnahme ſcheint der große König dem Bade nicht geſchenkt zu haben. An Schönheit der Natur bot ihm die Umgegend Potsdams kaum Ge- ringeres und was die Heilkraft des Brunnens angeht, ſo war es verzeihlich, wenn er den Skepticismus, der ihn auf allen Gebieten auszeichnete, auch auf den „flüchtigen Schwefel- und Brunnen- geiſt“, den Spiritus sulphuris volatilis“, der Freienwalder Heil- quelle übertrug. Es war übrigens die Zeit gekommen, wo Private das Bad in ihre ſchützende Obhut nahmen, beſonders Herr We- gely aus Berlin, der unter mannigfach anderem auch Frei-Bäder für die Armen ſtiftete und deshalb ebenfalls in einer Inſchrift verherrlicht wurde, deren Schluß lautete: Was für die Armen hier Herr Wegely gethan, Zeigt dieſes Brunnenhaus der fernſten Nachwelt an; eine Aufgabe, der ſich das Brunnenhaus ſeit längerer Zeit nicht mehr zu unterziehen vermag, da es wie der andere „Tempel“ in- zwiſchen vom Schauplatz abgetreten iſt. An die Stelle dieſer Werke der Architektur trat inzwiſchen als Brunnenhüterin ein Werk der Skulptur: eine Najade, mit einem Ruderſtück in der Rechten, liegt läſſig hingeſtreckt über dem Heilquell und aus der Urne neben ihr fließt der Waſſerſtrahl. So weit iſt alles gut. Aber eine ſonderbare Oekonomie hat darauf gedrungen, daß das Waſſer nicht frei in ein Baſſin oder eine Rinne ſtrömt, ſondern in ein untergeſtelltes Gefäß, das zwiſchen

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/299>, abgerufen am 22.11.2024.