Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.Die Erzählung fügt hinzu, der Markgraf habe täglich frische Aepfel 1319 starb Markgraf Waldemar, es kam eine wilde, eine [Der Werbelliner-Forst] endlich ist der alte, klangvolle Der Werbelliner-Forst, wie schon angedeutet, ist gleich aus- der Mark und Pommern geschlossen, der ausdrücklich der Friede zu Grim-
nitz heißt, und 1549 brach hier Kurfürstin Hedwig, die Gemahlin Joachims II. (nicht die "schöne Gießerin" wie andre erzählen), durch den morsch gewor- denen Fußboden des ersten Stockes, wobei sie auf die Hirschgeweihe der darunter befindlichen Halle niederstürzte, und so schweren Schaden nahm, daß sie von der Zeit ab an Krücken gehen mußte. Die Erzählung fügt hinzu, der Markgraf habe täglich friſche Aepfel 1319 ſtarb Markgraf Waldemar, es kam eine wilde, eine [Der Werbelliner-Forſt] endlich iſt der alte, klangvolle Der Werbelliner-Forſt, wie ſchon angedeutet, iſt gleich aus- der Mark und Pommern geſchloſſen, der ausdrücklich der Friede zu Grim-
nitz heißt, und 1549 brach hier Kurfürſtin Hedwig, die Gemahlin Joachims II. (nicht die „ſchöne Gießerin“ wie andre erzählen), durch den morſch gewor- denen Fußboden des erſten Stockes, wobei ſie auf die Hirſchgeweihe der darunter befindlichen Halle niederſtürzte, und ſo ſchweren Schaden nahm, daß ſie von der Zeit ab an Krücken gehen mußte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0353" n="341"/> Die Erzählung fügt hinzu, der Markgraf habe täglich friſche Aepfel<lb/> vor das vergitterte Fenſter legen laſſen, um durch den Anblick der<lb/> Labefrucht die Qual des Unglücklichen zu ſteigern.</p><lb/> <p>1319 ſtarb Markgraf Waldemar, es kam eine wilde, eine<lb/> herrenloſe Zeit, auch Schloß Werbellin ſank von ſeiner Höhe. Noch<lb/> im Laufe deſſelben Jahrhunderts, oder doch zu Anfang des nächſt-<lb/> folgenden, wurde es zerſtört; der eine Bericht ſagt „durch die<lb/><hi rendition="#g">Litthauer</hi>“, ein andrer (wahrſcheinlicherer), durch die <hi rendition="#g">Quitzows</hi>,<lb/> die in Gemeinſchaft mit den Ruppiner Grafen die Burg angriffen<lb/> und brachen. Ihr Zug ging von da aus gegen Chorin. Auf dem<lb/> Felde zwiſchen Lichterfelde und dem Werbelliner-See wird noch die<lb/> Stelle gezeigt, wo der Abt von Chorin den Siegern entgegenging<lb/> und mit ihnen über gute Bedingungen verhandelte.</p><lb/> <p>[Der <hi rendition="#g">Werbelliner-Forſt</hi>] endlich iſt der alte, klangvolle<lb/> Name des ſchönen, viele Quadratmeilen großen Wald- und Jagd-<lb/> Reviers, das den Werbellin- und Grimnitz-See in weitem Halb-<lb/> kreis umgiebt. Man hat den alten Namen jetzt aufgegeben, und<lb/> das weite Waldrevier, aus Gründen beſſerer Verwaltung, in eine<lb/> weſtliche und öſtliche Hälfte getheilt, die nun den Namen „Groß-<lb/> Schönebecker- und Grimnitzer-Forſt“ führen; wir aber behalten den<lb/> alten Namen bei.</p><lb/> <p>Der Werbelliner-Forſt, wie ſchon angedeutet, iſt gleich aus-<lb/> gezeichnet als <hi rendition="#g">Wald</hi>- wie als <hi rendition="#g">Jagd-Grund</hi>. Als Waldgrund<lb/> mag es, auch in unſern Landen, größere und beſſer gepflegte ge-<lb/> ben, als <hi rendition="#g">Jagdgrund</hi> ſteht er einzig da. Ein Theil des Forſtes,<lb/> die ſogenannte Schürf- oder Schorfhaide, die ſich eine halbe Meile<lb/> lang am Nordweſt-Ufer des See’s entlang zieht, dient eigens dem<lb/> Zweck, das Wild zu pflegen, alſo den Reſt des Forſtes zu einem<lb/><note xml:id="note-0353" prev="#note-0352" place="foot" n="*)">der Mark und Pommern geſchloſſen, der ausdrücklich der Friede zu Grim-<lb/> nitz heißt, und 1549 brach hier Kurfürſtin Hedwig, die Gemahlin Joachims <hi rendition="#aq">II.</hi><lb/> (nicht die „ſchöne Gießerin“ wie andre erzählen), durch den morſch gewor-<lb/> denen Fußboden des erſten Stockes, wobei ſie auf die Hirſchgeweihe der<lb/> darunter befindlichen Halle niederſtürzte, und ſo ſchweren Schaden nahm,<lb/> daß ſie von der Zeit ab an Krücken gehen mußte.</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [341/0353]
Die Erzählung fügt hinzu, der Markgraf habe täglich friſche Aepfel
vor das vergitterte Fenſter legen laſſen, um durch den Anblick der
Labefrucht die Qual des Unglücklichen zu ſteigern.
1319 ſtarb Markgraf Waldemar, es kam eine wilde, eine
herrenloſe Zeit, auch Schloß Werbellin ſank von ſeiner Höhe. Noch
im Laufe deſſelben Jahrhunderts, oder doch zu Anfang des nächſt-
folgenden, wurde es zerſtört; der eine Bericht ſagt „durch die
Litthauer“, ein andrer (wahrſcheinlicherer), durch die Quitzows,
die in Gemeinſchaft mit den Ruppiner Grafen die Burg angriffen
und brachen. Ihr Zug ging von da aus gegen Chorin. Auf dem
Felde zwiſchen Lichterfelde und dem Werbelliner-See wird noch die
Stelle gezeigt, wo der Abt von Chorin den Siegern entgegenging
und mit ihnen über gute Bedingungen verhandelte.
[Der Werbelliner-Forſt] endlich iſt der alte, klangvolle
Name des ſchönen, viele Quadratmeilen großen Wald- und Jagd-
Reviers, das den Werbellin- und Grimnitz-See in weitem Halb-
kreis umgiebt. Man hat den alten Namen jetzt aufgegeben, und
das weite Waldrevier, aus Gründen beſſerer Verwaltung, in eine
weſtliche und öſtliche Hälfte getheilt, die nun den Namen „Groß-
Schönebecker- und Grimnitzer-Forſt“ führen; wir aber behalten den
alten Namen bei.
Der Werbelliner-Forſt, wie ſchon angedeutet, iſt gleich aus-
gezeichnet als Wald- wie als Jagd-Grund. Als Waldgrund
mag es, auch in unſern Landen, größere und beſſer gepflegte ge-
ben, als Jagdgrund ſteht er einzig da. Ein Theil des Forſtes,
die ſogenannte Schürf- oder Schorfhaide, die ſich eine halbe Meile
lang am Nordweſt-Ufer des See’s entlang zieht, dient eigens dem
Zweck, das Wild zu pflegen, alſo den Reſt des Forſtes zu einem
*)
*) der Mark und Pommern geſchloſſen, der ausdrücklich der Friede zu Grim-
nitz heißt, und 1549 brach hier Kurfürſtin Hedwig, die Gemahlin Joachims II.
(nicht die „ſchöne Gießerin“ wie andre erzählen), durch den morſch gewor-
denen Fußboden des erſten Stockes, wobei ſie auf die Hirſchgeweihe der
darunter befindlichen Halle niederſtürzte, und ſo ſchweren Schaden nahm,
daß ſie von der Zeit ab an Krücken gehen mußte.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeFontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |