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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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Die Erzählung fügt hinzu, der Markgraf habe täglich frische Aepfel
vor das vergitterte Fenster legen lassen, um durch den Anblick der
Labefrucht die Qual des Unglücklichen zu steigern.

1319 starb Markgraf Waldemar, es kam eine wilde, eine
herrenlose Zeit, auch Schloß Werbellin sank von seiner Höhe. Noch
im Laufe desselben Jahrhunderts, oder doch zu Anfang des nächst-
folgenden, wurde es zerstört; der eine Bericht sagt "durch die
Litthauer", ein andrer (wahrscheinlicherer), durch die Quitzows,
die in Gemeinschaft mit den Ruppiner Grafen die Burg angriffen
und brachen. Ihr Zug ging von da aus gegen Chorin. Auf dem
Felde zwischen Lichterfelde und dem Werbelliner-See wird noch die
Stelle gezeigt, wo der Abt von Chorin den Siegern entgegenging
und mit ihnen über gute Bedingungen verhandelte.

[Der Werbelliner-Forst] endlich ist der alte, klangvolle
Name des schönen, viele Quadratmeilen großen Wald- und Jagd-
Reviers, das den Werbellin- und Grimnitz-See in weitem Halb-
kreis umgiebt. Man hat den alten Namen jetzt aufgegeben, und
das weite Waldrevier, aus Gründen besserer Verwaltung, in eine
westliche und östliche Hälfte getheilt, die nun den Namen "Groß-
Schönebecker- und Grimnitzer-Forst" führen; wir aber behalten den
alten Namen bei.

Der Werbelliner-Forst, wie schon angedeutet, ist gleich aus-
gezeichnet als Wald- wie als Jagd-Grund. Als Waldgrund
mag es, auch in unsern Landen, größere und besser gepflegte ge-
ben, als Jagdgrund steht er einzig da. Ein Theil des Forstes,
die sogenannte Schürf- oder Schorfhaide, die sich eine halbe Meile
lang am Nordwest-Ufer des See's entlang zieht, dient eigens dem
Zweck, das Wild zu pflegen, also den Rest des Forstes zu einem

der Mark und Pommern geschlossen, der ausdrücklich der Friede zu Grim-
nitz heißt, und 1549 brach hier Kurfürstin Hedwig, die Gemahlin Joachims II.
(nicht die "schöne Gießerin" wie andre erzählen), durch den morsch gewor-
denen Fußboden des ersten Stockes, wobei sie auf die Hirschgeweihe der
darunter befindlichen Halle niederstürzte, und so schweren Schaden nahm,
daß sie von der Zeit ab an Krücken gehen mußte.

Die Erzählung fügt hinzu, der Markgraf habe täglich friſche Aepfel
vor das vergitterte Fenſter legen laſſen, um durch den Anblick der
Labefrucht die Qual des Unglücklichen zu ſteigern.

1319 ſtarb Markgraf Waldemar, es kam eine wilde, eine
herrenloſe Zeit, auch Schloß Werbellin ſank von ſeiner Höhe. Noch
im Laufe deſſelben Jahrhunderts, oder doch zu Anfang des nächſt-
folgenden, wurde es zerſtört; der eine Bericht ſagt „durch die
Litthauer“, ein andrer (wahrſcheinlicherer), durch die Quitzows,
die in Gemeinſchaft mit den Ruppiner Grafen die Burg angriffen
und brachen. Ihr Zug ging von da aus gegen Chorin. Auf dem
Felde zwiſchen Lichterfelde und dem Werbelliner-See wird noch die
Stelle gezeigt, wo der Abt von Chorin den Siegern entgegenging
und mit ihnen über gute Bedingungen verhandelte.

[Der Werbelliner-Forſt] endlich iſt der alte, klangvolle
Name des ſchönen, viele Quadratmeilen großen Wald- und Jagd-
Reviers, das den Werbellin- und Grimnitz-See in weitem Halb-
kreis umgiebt. Man hat den alten Namen jetzt aufgegeben, und
das weite Waldrevier, aus Gründen beſſerer Verwaltung, in eine
weſtliche und öſtliche Hälfte getheilt, die nun den Namen „Groß-
Schönebecker- und Grimnitzer-Forſt“ führen; wir aber behalten den
alten Namen bei.

Der Werbelliner-Forſt, wie ſchon angedeutet, iſt gleich aus-
gezeichnet als Wald- wie als Jagd-Grund. Als Waldgrund
mag es, auch in unſern Landen, größere und beſſer gepflegte ge-
ben, als Jagdgrund ſteht er einzig da. Ein Theil des Forſtes,
die ſogenannte Schürf- oder Schorfhaide, die ſich eine halbe Meile
lang am Nordweſt-Ufer des See’s entlang zieht, dient eigens dem
Zweck, das Wild zu pflegen, alſo den Reſt des Forſtes zu einem

der Mark und Pommern geſchloſſen, der ausdrücklich der Friede zu Grim-
nitz heißt, und 1549 brach hier Kurfürſtin Hedwig, die Gemahlin Joachims II.
(nicht die „ſchöne Gießerin“ wie andre erzählen), durch den morſch gewor-
denen Fußboden des erſten Stockes, wobei ſie auf die Hirſchgeweihe der
darunter befindlichen Halle niederſtürzte, und ſo ſchweren Schaden nahm,
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[341/0353] Die Erzählung fügt hinzu, der Markgraf habe täglich friſche Aepfel vor das vergitterte Fenſter legen laſſen, um durch den Anblick der Labefrucht die Qual des Unglücklichen zu ſteigern. 1319 ſtarb Markgraf Waldemar, es kam eine wilde, eine herrenloſe Zeit, auch Schloß Werbellin ſank von ſeiner Höhe. Noch im Laufe deſſelben Jahrhunderts, oder doch zu Anfang des nächſt- folgenden, wurde es zerſtört; der eine Bericht ſagt „durch die Litthauer“, ein andrer (wahrſcheinlicherer), durch die Quitzows, die in Gemeinſchaft mit den Ruppiner Grafen die Burg angriffen und brachen. Ihr Zug ging von da aus gegen Chorin. Auf dem Felde zwiſchen Lichterfelde und dem Werbelliner-See wird noch die Stelle gezeigt, wo der Abt von Chorin den Siegern entgegenging und mit ihnen über gute Bedingungen verhandelte. [Der Werbelliner-Forſt] endlich iſt der alte, klangvolle Name des ſchönen, viele Quadratmeilen großen Wald- und Jagd- Reviers, das den Werbellin- und Grimnitz-See in weitem Halb- kreis umgiebt. Man hat den alten Namen jetzt aufgegeben, und das weite Waldrevier, aus Gründen beſſerer Verwaltung, in eine weſtliche und öſtliche Hälfte getheilt, die nun den Namen „Groß- Schönebecker- und Grimnitzer-Forſt“ führen; wir aber behalten den alten Namen bei. Der Werbelliner-Forſt, wie ſchon angedeutet, iſt gleich aus- gezeichnet als Wald- wie als Jagd-Grund. Als Waldgrund mag es, auch in unſern Landen, größere und beſſer gepflegte ge- ben, als Jagdgrund ſteht er einzig da. Ein Theil des Forſtes, die ſogenannte Schürf- oder Schorfhaide, die ſich eine halbe Meile lang am Nordweſt-Ufer des See’s entlang zieht, dient eigens dem Zweck, das Wild zu pflegen, alſo den Reſt des Forſtes zu einem *) *) der Mark und Pommern geſchloſſen, der ausdrücklich der Friede zu Grim- nitz heißt, und 1549 brach hier Kurfürſtin Hedwig, die Gemahlin Joachims II. (nicht die „ſchöne Gießerin“ wie andre erzählen), durch den morſch gewor- denen Fußboden des erſten Stockes, wobei ſie auf die Hirſchgeweihe der darunter befindlichen Halle niederſtürzte, und ſo ſchweren Schaden nahm, daß ſie von der Zeit ab an Krücken gehen mußte.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/353>, abgerufen am 22.11.2024.