Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.fürsten Raum schaffte, Bonn enger und mit mehr Aussicht auf Die Belagerung hatte schon über zwei Monate gewährt (von Barfus fand den Schöning auf einem Stuhle sitzend, trat an Aber diese Scene im Vorzimmer war nur Vorspiel. Barfus, *) Aehnliche Eifersüchteleien und ein entsprechender Grad von Ver- bitterung herrschte damals überhaupt in der brandenburgischen Armee, und Schöning, was neben manchem andern ihn entschuldigen mag, war all die Zeit über gereizt. Vielfach wurden ihm die Honneurs versagt, beson- ders seitdem Feldmarschall Schomberg bei der Armee war. Graf Dohna z. B., der -- ein Anhänger Schombergs und ein Gegner Schönings -- als Obristlieutenant bei den Grands Musquetaires stand, rief den Offi- zieren zu, als Schöning ihre Reihen passirte: "Meine Herren, daß Sie nicht grüßen! Ich verbiete es Ihnen." 3
fürſten Raum ſchaffte, Bonn enger und mit mehr Ausſicht auf Die Belagerung hatte ſchon über zwei Monate gewährt (von Barfus fand den Schöning auf einem Stuhle ſitzend, trat an Aber dieſe Scene im Vorzimmer war nur Vorſpiel. Barfus, *) Aehnliche Eiferſüchteleien und ein entſprechender Grad von Ver- bitterung herrſchte damals überhaupt in der brandenburgiſchen Armee, und Schöning, was neben manchem andern ihn entſchuldigen mag, war all die Zeit über gereizt. Vielfach wurden ihm die Honneurs verſagt, beſon- ders ſeitdem Feldmarſchall Schomberg bei der Armee war. Graf Dohna z. B., der — ein Anhänger Schombergs und ein Gegner Schönings — als Obriſtlieutenant bei den Grands Musquetaires ſtand, rief den Offi- zieren zu, als Schöning ihre Reihen paſſirte: „Meine Herren, daß Sie nicht grüßen! Ich verbiete es Ihnen.“ 3
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fürſten Raum ſchaffte, Bonn enger und mit mehr Ausſicht auf
Erfolg zu umſchließen.
Die Belagerung hatte ſchon über zwei Monate gewährt (von
Ende Juni an), als von Mainz her, das vom Herzog Karl von
Lothringen belagert wurde, die Nachricht anlangte, daß ein fran-
zöſiſches Entſatzheer heranrücke und eine Verſtärkung des dortigen
deutſchen Belagerungsheeres dringend wünſchenswerth mache. Bar-
fus mit 6000 Brandenburgern wurde zu dieſem Zweck von Bonn
nach Mainz detachirt. Als er am 30. Auguſt vor dem Kurfürſten
Friedrich III. (ſpäter König Friedrich I.) erſchien, um ſich zu ver-
abſchieden, fand im Vorzimmer zwiſchen den beiden Generalen
folgende Scene ſtatt. *)
Barfus fand den Schöning auf einem Stuhle ſitzend, trat an
ihn heran und meldete: „daß er mit dem detachirten Corps nach
Mainz marſchire, was er hiemit dem Herrn Feldmarſchall-Lieutenant
zu wiſſen thue.“ Hierauf gab Schöning, wie es im Berichte heißt,
eine „choquante Antwort“ des Inhalts: „wie es ein Wunder
wäre, daß ihm der Barfus endlich einmal die Civilität thäte
und ihm die gebührende Meldung machte.“ Barfus, dieſer choquan-
ten Sprache begreiflicherweiſe choquant begegnend, antwortete ſchnell,
„daß er die Meldung nur auf Befehl des Kurfürſten gemacht
und ſie ſicher unterlaſſen haben würde, wenn er gewußt hätte, daß
er einer ſolchen Antwort zu begegnen habe.“ Darauf Schöning:
„auch ohne Befehl des Kurfürſten wäre die Meldung ſeine Schul-
digkeit geweſen.“ Darauf trennte man ſich.
Aber dieſe Scene im Vorzimmer war nur Vorſpiel. Barfus,
*) Aehnliche Eiferſüchteleien und ein entſprechender Grad von Ver-
bitterung herrſchte damals überhaupt in der brandenburgiſchen Armee, und
Schöning, was neben manchem andern ihn entſchuldigen mag, war all
die Zeit über gereizt. Vielfach wurden ihm die Honneurs verſagt, beſon-
ders ſeitdem Feldmarſchall Schomberg bei der Armee war. Graf Dohna
z. B., der — ein Anhänger Schombergs und ein Gegner Schönings —
als Obriſtlieutenant bei den Grands Musquetaires ſtand, rief den Offi-
zieren zu, als Schöning ihre Reihen paſſirte: „Meine Herren, daß Sie
nicht grüßen! Ich verbiete es Ihnen.“
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