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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863.

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fus II., Nonne. -- Magdalene von Löwenberg. --
Ursula von Hoppenrade
.

Die Letztgenannte war die Jüngste. Sie war 42 Jahre früher
als letzte Nonne aufgenommen worden, jetzt also, bei Unterzeich-
nung der Urkunde, muthmaßlich eine Dame von einigen sechzig
Jahren. Es drängt sich unwillkürlich die Frage auf, wie alt die
älteste gewesen sein möge.

Kloster Friedland blieb zwei, vielleicht nur anderthalb Jahrhun-
derte lang im Besitz der Roebels. Etwa um die Mitte des vorigen Jahr-
hunderts kam es, wie bereits Eingangs erwähnt, zusammen mit Quilitz,
an den Markgrafen Karl, der sich wenigstens vorübergehend, hier
aufzuhalten pflegte. Seine bevorzugte Geliebte, eine Mamsell Sie-
bert (der er in der Cöpnicker-Straße zu Berlin ein schönes Haus
bauen ließ) war eine Tagelöhnertochter aus Friedland.

Wie Friedland endlich an den General von Lestwitz und
dadurch an die Familie Itzenplitz kam, erzähle ich im folgenden
Kapitel, unter Cunersdorf.

Die Lage Kloster Friedlands, -- auf einem schmalen Land-
streifen zwischen zwei Seen, dem Kloster- und dem Kiezer-See
-- muß von nicht gewöhnlicher Schönheit gewesen sein, als die
umgebende Bruchlandschaft noch ihren alten Charakter hatte und
die hohen Giebel der Klostergebäude abwechselnd in den einen oder
andern See ihre Schatten warfen. Aber ein solches Bild bietet
sich dem Auge nicht länger dar, und die Trümmer verschiedener
anderer märkischer Klöster machen einen tieferen und mehr poeti-
schen Eindruck, theils, weil die Trümmer selber pittoresker, theils,
weil ihre Umgebungen (bei sonst mannigfach Verwandtem) anspre-
chender sind. Die Lage z. B. des zur Schwedenzeit durch Feuer
zerstörten Jungfrauen-Klosters zu Lindow, zwischen dem Wutz-
und Gudelack-See, ist der Lage Kloster Friedlands nahe verwandt,
aber die epheuumrankten Mauern, die Storchnestgeschmückten Gie-
bel, vielleicht auch die Hügel-Lage zwischen den Seen, leihen
jener Klosterruine im Ruppinschen einen romantischen Reiz, dessen
Kloster Friedland entbehrt.


fus II., Nonne. — Magdalene von Löwenberg. —
Urſula von Hoppenrade
.

Die Letztgenannte war die Jüngſte. Sie war 42 Jahre früher
als letzte Nonne aufgenommen worden, jetzt alſo, bei Unterzeich-
nung der Urkunde, muthmaßlich eine Dame von einigen ſechzig
Jahren. Es drängt ſich unwillkürlich die Frage auf, wie alt die
älteſte geweſen ſein möge.

Kloſter Friedland blieb zwei, vielleicht nur anderthalb Jahrhun-
derte lang im Beſitz der Roebels. Etwa um die Mitte des vorigen Jahr-
hunderts kam es, wie bereits Eingangs erwähnt, zuſammen mit Quilitz,
an den Markgrafen Karl, der ſich wenigſtens vorübergehend, hier
aufzuhalten pflegte. Seine bevorzugte Geliebte, eine Mamſell Sie-
bert (der er in der Cöpnicker-Straße zu Berlin ein ſchönes Haus
bauen ließ) war eine Tagelöhnertochter aus Friedland.

Wie Friedland endlich an den General von Leſtwitz und
dadurch an die Familie Itzenplitz kam, erzähle ich im folgenden
Kapitel, unter Cunersdorf.

Die Lage Kloſter Friedlands, — auf einem ſchmalen Land-
ſtreifen zwiſchen zwei Seen, dem Kloſter- und dem Kiezer-See
— muß von nicht gewöhnlicher Schönheit geweſen ſein, als die
umgebende Bruchlandſchaft noch ihren alten Charakter hatte und
die hohen Giebel der Kloſtergebäude abwechſelnd in den einen oder
andern See ihre Schatten warfen. Aber ein ſolches Bild bietet
ſich dem Auge nicht länger dar, und die Trümmer verſchiedener
anderer märkiſcher Klöſter machen einen tieferen und mehr poeti-
ſchen Eindruck, theils, weil die Trümmer ſelber pittoresker, theils,
weil ihre Umgebungen (bei ſonſt mannigfach Verwandtem) anſpre-
chender ſind. Die Lage z. B. des zur Schwedenzeit durch Feuer
zerſtörten Jungfrauen-Kloſters zu Lindow, zwiſchen dem Wutz-
und Gudelack-See, iſt der Lage Kloſter Friedlands nahe verwandt,
aber die epheuumrankten Mauern, die Storchneſtgeſchmückten Gie-
bel, vielleicht auch die Hügel-Lage zwiſchen den Seen, leihen
jener Kloſterruine im Ruppinſchen einen romantiſchen Reiz, deſſen
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[446/0458] fus II., Nonne. — Magdalene von Löwenberg. — Urſula von Hoppenrade. Die Letztgenannte war die Jüngſte. Sie war 42 Jahre früher als letzte Nonne aufgenommen worden, jetzt alſo, bei Unterzeich- nung der Urkunde, muthmaßlich eine Dame von einigen ſechzig Jahren. Es drängt ſich unwillkürlich die Frage auf, wie alt die älteſte geweſen ſein möge. Kloſter Friedland blieb zwei, vielleicht nur anderthalb Jahrhun- derte lang im Beſitz der Roebels. Etwa um die Mitte des vorigen Jahr- hunderts kam es, wie bereits Eingangs erwähnt, zuſammen mit Quilitz, an den Markgrafen Karl, der ſich wenigſtens vorübergehend, hier aufzuhalten pflegte. Seine bevorzugte Geliebte, eine Mamſell Sie- bert (der er in der Cöpnicker-Straße zu Berlin ein ſchönes Haus bauen ließ) war eine Tagelöhnertochter aus Friedland. Wie Friedland endlich an den General von Leſtwitz und dadurch an die Familie Itzenplitz kam, erzähle ich im folgenden Kapitel, unter Cunersdorf. Die Lage Kloſter Friedlands, — auf einem ſchmalen Land- ſtreifen zwiſchen zwei Seen, dem Kloſter- und dem Kiezer-See — muß von nicht gewöhnlicher Schönheit geweſen ſein, als die umgebende Bruchlandſchaft noch ihren alten Charakter hatte und die hohen Giebel der Kloſtergebäude abwechſelnd in den einen oder andern See ihre Schatten warfen. Aber ein ſolches Bild bietet ſich dem Auge nicht länger dar, und die Trümmer verſchiedener anderer märkiſcher Klöſter machen einen tieferen und mehr poeti- ſchen Eindruck, theils, weil die Trümmer ſelber pittoresker, theils, weil ihre Umgebungen (bei ſonſt mannigfach Verwandtem) anſpre- chender ſind. Die Lage z. B. des zur Schwedenzeit durch Feuer zerſtörten Jungfrauen-Kloſters zu Lindow, zwiſchen dem Wutz- und Gudelack-See, iſt der Lage Kloſter Friedlands nahe verwandt, aber die epheuumrankten Mauern, die Storchneſtgeſchmückten Gie- bel, vielleicht auch die Hügel-Lage zwiſchen den Seen, leihen jener Kloſterruine im Ruppinſchen einen romantiſchen Reiz, deſſen Kloſter Friedland entbehrt.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/458>, abgerufen am 23.11.2024.