tember 1792 mit dem eben damals zum Kriegs- und Domainen- rath ernannten Peter Alexander von Itzenplitz (geb. am 24. August 1768 zu Groß-Bähnitz im Havelland), und in Folge dieser Vermählung ging das Lestwitz-Erbe an die Familie Itzen- plitz über, die sich, zugleich mit älteren Familiengütern in der Altmark und im Havellande, bis diesen Augenblick im Besitz der schönen Herrschaft Cunersdorf-Friedland befindet. Gleich nach sei- ner Vermählung trat das junge Paar eine vorzugsweise auch auf landwirthschaftliche Zwecke gerichtete Reise nach Holland und Eng- land an. Während dieses Aufenthaltes in England schrieb von Itzenplitz, auf ausdrücklichen Wunsch des damaligen Ministers von Struensee, verschiedene Berichte über landwirthschaftliche und commercielle Fragen, worin er seine Beobachtungen und seine Ansichten über das, was sich seinem Auge dargeboten hatte, nie- derlegte. Diese landwirthschaftliche Reise durch die verschiedenen Länder West-Europa's dehnte sich bis in's zweite Jahr hinein aus. Das junge Paar würde gern auch Frankreich besucht und die Agrikultur-Verhältnisse dieses Landes kennen gelernt haben, wenn nicht die französische Revolution, die eben damals auf ihrer Schre- ckenshöhe stand, die Ausführung dieses Planes verhindert hätte. Uebrigens erwies sich diese Reise (auch ohne daß Frankreich berührt worden war) von den segensreichsten Folgen für die Bewirthschaf- tung der eigenen Güter. Besonders waren die englischen Landwirth- schaften als mustergültig erkannt worden und ihnen wurde nun als Vorbild nachgestrebt. Darin wurde von Itzenplitz von sei- ner Gemahlin unterstützt, die den Geist ihrer Mutter geerbt hatte und namentlich nach dem Tode dieser (der Frau von Friedland) die Verwaltung der Güter mit einer dort heimisch gewordenen Um- sicht und Energie betrieb.
Von 1794 bis 1804 war von Itzenplitz Landrath des Havelländischen Kreises. In dieser Zeit machte er auch die Bekannt- schaft Thaers, der 1799 seine erste, 1801 seine zweite Reise in die Mark antrat. Thaer lernte das junge Itzenplitz'sche Paar auf Schloß Cunersdorf im Hause der damals noch lebenden Frau
tember 1792 mit dem eben damals zum Kriegs- und Domainen- rath ernannten Peter Alexander von Itzenplitz (geb. am 24. Auguſt 1768 zu Groß-Bähnitz im Havelland), und in Folge dieſer Vermählung ging das Leſtwitz-Erbe an die Familie Itzen- plitz über, die ſich, zugleich mit älteren Familiengütern in der Altmark und im Havellande, bis dieſen Augenblick im Beſitz der ſchönen Herrſchaft Cunersdorf-Friedland befindet. Gleich nach ſei- ner Vermählung trat das junge Paar eine vorzugsweiſe auch auf landwirthſchaftliche Zwecke gerichtete Reiſe nach Holland und Eng- land an. Während dieſes Aufenthaltes in England ſchrieb von Itzenplitz, auf ausdrücklichen Wunſch des damaligen Miniſters von Struenſee, verſchiedene Berichte über landwirthſchaftliche und commercielle Fragen, worin er ſeine Beobachtungen und ſeine Anſichten über das, was ſich ſeinem Auge dargeboten hatte, nie- derlegte. Dieſe landwirthſchaftliche Reiſe durch die verſchiedenen Länder Weſt-Europa’s dehnte ſich bis in’s zweite Jahr hinein aus. Das junge Paar würde gern auch Frankreich beſucht und die Agrikultur-Verhältniſſe dieſes Landes kennen gelernt haben, wenn nicht die franzöſiſche Revolution, die eben damals auf ihrer Schre- ckenshöhe ſtand, die Ausführung dieſes Planes verhindert hätte. Uebrigens erwies ſich dieſe Reiſe (auch ohne daß Frankreich berührt worden war) von den ſegensreichſten Folgen für die Bewirthſchaf- tung der eigenen Güter. Beſonders waren die engliſchen Landwirth- ſchaften als muſtergültig erkannt worden und ihnen wurde nun als Vorbild nachgeſtrebt. Darin wurde von Itzenplitz von ſei- ner Gemahlin unterſtützt, die den Geiſt ihrer Mutter geerbt hatte und namentlich nach dem Tode dieſer (der Frau von Friedland) die Verwaltung der Güter mit einer dort heimiſch gewordenen Um- ſicht und Energie betrieb.
Von 1794 bis 1804 war von Itzenplitz Landrath des Havelländiſchen Kreiſes. In dieſer Zeit machte er auch die Bekannt- ſchaft Thaers, der 1799 ſeine erſte, 1801 ſeine zweite Reiſe in die Mark antrat. Thaer lernte das junge Itzenplitz’ſche Paar auf Schloß Cunersdorf im Hauſe der damals noch lebenden Frau
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tember 1792 mit dem eben damals zum Kriegs- und Domainen-
rath ernannten Peter Alexander von Itzenplitz (geb. am
24. Auguſt 1768 zu Groß-Bähnitz im Havelland), und in Folge
dieſer Vermählung ging das Leſtwitz-Erbe an die Familie Itzen-
plitz über, die ſich, zugleich mit älteren Familiengütern in der
Altmark und im Havellande, bis dieſen Augenblick im Beſitz der
ſchönen Herrſchaft Cunersdorf-Friedland befindet. Gleich nach ſei-
ner Vermählung trat das junge Paar eine vorzugsweiſe auch auf
landwirthſchaftliche Zwecke gerichtete Reiſe nach Holland und Eng-
land an. Während dieſes Aufenthaltes in England ſchrieb von
Itzenplitz, auf ausdrücklichen Wunſch des damaligen Miniſters
von Struenſee, verſchiedene Berichte über landwirthſchaftliche
und commercielle Fragen, worin er ſeine Beobachtungen und ſeine
Anſichten über das, was ſich ſeinem Auge dargeboten hatte, nie-
derlegte. Dieſe landwirthſchaftliche Reiſe durch die verſchiedenen
Länder Weſt-Europa’s dehnte ſich bis in’s zweite Jahr hinein aus.
Das junge Paar würde gern auch Frankreich beſucht und die
Agrikultur-Verhältniſſe dieſes Landes kennen gelernt haben, wenn
nicht die franzöſiſche Revolution, die eben damals auf ihrer Schre-
ckenshöhe ſtand, die Ausführung dieſes Planes verhindert hätte.
Uebrigens erwies ſich dieſe Reiſe (auch ohne daß Frankreich berührt
worden war) von den ſegensreichſten Folgen für die Bewirthſchaf-
tung der eigenen Güter. Beſonders waren die engliſchen Landwirth-
ſchaften als muſtergültig erkannt worden und ihnen wurde nun
als Vorbild nachgeſtrebt. Darin wurde von Itzenplitz von ſei-
ner Gemahlin unterſtützt, die den Geiſt ihrer Mutter geerbt hatte
und namentlich nach dem Tode dieſer (der Frau von Friedland)
die Verwaltung der Güter mit einer dort heimiſch gewordenen Um-
ſicht und Energie betrieb.
Von 1794 bis 1804 war von Itzenplitz Landrath des
Havelländiſchen Kreiſes. In dieſer Zeit machte er auch die Bekannt-
ſchaft Thaers, der 1799 ſeine erſte, 1801 ſeine zweite Reiſe in
die Mark antrat. Thaer lernte das junge Itzenplitz’ſche Paar
auf Schloß Cunersdorf im Hauſe der damals noch lebenden Frau
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/473>, abgerufen am 25.11.2024.
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