licher Kriegsschilde", so auch auf "wohlgelahrte, verständige und versuchte Männer" hinzuweisen, die, wie vor so auch nach 1603, dem alten Hause entsprossen sind. Einige waren "Kriegsschilde" und "wohlgelahrte Männer" zugleich; keiner glänzender vielleicht als Jener eine, der noch, als "Jüngling-Greis", unter uns weilt und, ein halb Jahrhundert zurück, in großen, begeisterten Tagen, die bessere Kämpfe als den der Tagesmeinung kämpften, hoffnungsreich, geliebt, bewundert, in das Leben und in die Schlacht trat.
Aber ich habe von den Pfuels vergangener Jahrhunderte zu berichten. Sie gehörten zu den Schloß-gesessenen Geschlechtern der Mark, insoweit sie Besitzer der damals, im 15. und 16. Jahr- hundert, festen Schlösser Quilitz, Ranft und Leuenberg waren, und ihr Ansehen war bedeutend genug, um noch am Ende des 15. Jahr- hunderts, also 100 Jahre später als die Quitzows, wegen ange- thaner Beileidigung (eine rückgängig gemachte Verlobung) eine zehnjährige Fehde mit den Mecklenburger Herzögen führen zu können. Diese Zeiten liegen zurück; der reiche Besitz ist zusammen- geschmolzen, aber was die Familie an altem Besitz noch inne hat, das hat sie an alter Stelle, in Barnim und Lebus.
In beiden Landestheilen haben die Besitzverhältnisse im All- gemeinen vielfach gewechselt; nur drei alte Familien sind auf alter Scholle geblieben, die Barfuse in Ober-Barnim, die Burgsdorffs in Lebus, die Pfuels in beiden.
Der alte Besitz der Pfuels betrug, zur Zeit des höchsten Glanzes der Familie, vielleicht das Zehnfache von dem, was sie jetzt inne haben und umfaßte, zwischen 1550 und 1650, folgende Güter theils ganz, theils antheilsweise: Dannenberg, Leuenberg, Steinbeck, Alt-Ranft, Schulzendorf, Hohenfinow, Prötzel, Tiefen- see, Werftpfuhl, Hasenholz, Garzin, Garzau, Dahmsdorf, Obers- dorf, Quilitz, Friedersdorff, Kinitz, Münchehofe, Jahnsfelde, Gielsdorf und Wilkendorf.
Von diesem ganzen reichen Besitz sind der Familie nur drei Güter geblieben und zwar die drei letztgenannten: Jahnsfelde,
licher Kriegsſchilde“, ſo auch auf „wohlgelahrte, verſtändige und verſuchte Männer“ hinzuweiſen, die, wie vor ſo auch nach 1603, dem alten Hauſe entſproſſen ſind. Einige waren „Kriegsſchilde“ und „wohlgelahrte Männer“ zugleich; keiner glänzender vielleicht als Jener eine, der noch, als „Jüngling-Greis“, unter uns weilt und, ein halb Jahrhundert zurück, in großen, begeiſterten Tagen, die beſſere Kämpfe als den der Tagesmeinung kämpften, hoffnungsreich, geliebt, bewundert, in das Leben und in die Schlacht trat.
Aber ich habe von den Pfuels vergangener Jahrhunderte zu berichten. Sie gehörten zu den Schloß-geſeſſenen Geſchlechtern der Mark, inſoweit ſie Beſitzer der damals, im 15. und 16. Jahr- hundert, feſten Schlöſſer Quilitz, Ranft und Leuenberg waren, und ihr Anſehen war bedeutend genug, um noch am Ende des 15. Jahr- hunderts, alſo 100 Jahre ſpäter als die Quitzows, wegen ange- thaner Beileidigung (eine rückgängig gemachte Verlobung) eine zehnjährige Fehde mit den Mecklenburger Herzögen führen zu können. Dieſe Zeiten liegen zurück; der reiche Beſitz iſt zuſammen- geſchmolzen, aber was die Familie an altem Beſitz noch inne hat, das hat ſie an alter Stelle, in Barnim und Lebus.
In beiden Landestheilen haben die Beſitzverhältniſſe im All- gemeinen vielfach gewechſelt; nur drei alte Familien ſind auf alter Scholle geblieben, die Barfuſe in Ober-Barnim, die Burgsdorffs in Lebus, die Pfuels in beiden.
Der alte Beſitz der Pfuels betrug, zur Zeit des höchſten Glanzes der Familie, vielleicht das Zehnfache von dem, was ſie jetzt inne haben und umfaßte, zwiſchen 1550 und 1650, folgende Güter theils ganz, theils antheilsweiſe: Dannenberg, Leuenberg, Steinbeck, Alt-Ranft, Schulzendorf, Hohenfinow, Prötzel, Tiefen- ſee, Werftpfuhl, Haſenholz, Garzin, Garzau, Dahmsdorf, Obers- dorf, Quilitz, Friedersdorff, Kinitz, Münchehofe, Jahnsfelde, Gielsdorf und Wilkendorf.
Von dieſem ganzen reichen Beſitz ſind der Familie nur drei Güter geblieben und zwar die drei letztgenannten: Jahnsfelde,
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licher Kriegsſchilde“, ſo auch auf „wohlgelahrte, verſtändige und
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als Jener eine, der noch, als „Jüngling-Greis“, unter uns weilt
und, ein halb Jahrhundert zurück, in großen, begeiſterten
Tagen, die beſſere Kämpfe als den der Tagesmeinung kämpften,
hoffnungsreich, geliebt, bewundert, in das Leben und in die
Schlacht trat.
Aber ich habe von den Pfuels vergangener Jahrhunderte zu
berichten. Sie gehörten zu den Schloß-geſeſſenen Geſchlechtern der
Mark, inſoweit ſie Beſitzer der damals, im 15. und 16. Jahr-
hundert, feſten Schlöſſer Quilitz, Ranft und Leuenberg waren, und
ihr Anſehen war bedeutend genug, um noch am Ende des 15. Jahr-
hunderts, alſo 100 Jahre ſpäter als die Quitzows, wegen ange-
thaner Beileidigung (eine rückgängig gemachte Verlobung) eine
zehnjährige Fehde mit den Mecklenburger Herzögen führen zu
können. Dieſe Zeiten liegen zurück; der reiche Beſitz iſt zuſammen-
geſchmolzen, aber was die Familie an altem Beſitz noch inne hat,
das hat ſie an alter Stelle, in Barnim und Lebus.
In beiden Landestheilen haben die Beſitzverhältniſſe im All-
gemeinen vielfach gewechſelt; nur drei alte Familien ſind auf alter
Scholle geblieben, die Barfuſe in Ober-Barnim, die Burgsdorffs
in Lebus, die Pfuels in beiden.
Der alte Beſitz der Pfuels betrug, zur Zeit des höchſten
Glanzes der Familie, vielleicht das Zehnfache von dem, was ſie
jetzt inne haben und umfaßte, zwiſchen 1550 und 1650, folgende
Güter theils ganz, theils antheilsweiſe: Dannenberg, Leuenberg,
Steinbeck, Alt-Ranft, Schulzendorf, Hohenfinow, Prötzel, Tiefen-
ſee, Werftpfuhl, Haſenholz, Garzin, Garzau, Dahmsdorf, Obers-
dorf, Quilitz, Friedersdorff, Kinitz, Münchehofe, Jahnsfelde,
Gielsdorf und Wilkendorf.
Von dieſem ganzen reichen Beſitz ſind der Familie nur drei
Güter geblieben und zwar die drei letztgenannten: Jahnsfelde,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/492>, abgerufen am 23.11.2024.
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