Dies Herrenhaus selbst ist neu, doch ruht es auf den Fun- damenten eines alten Gebäudes, das hier stand. Der Park, der das Herrenhaus von allen Seiten malerisch umschließt, ist eine neue Schöpfung des Generallieutenant von Pfuel, der 1846 verstarb. Auch der unmittelbar angrenzende Friedhof konnte mit in den Park hineingezogen werden, da die Hinauslegung des Begräbniß- platzes ohnehin geboten war. War doch schon seit 1244 an der- selben Stelle begraben worden. Grab über Grab.
Der gegenwärtige Besitzer von Jahnsfelde, ältester Sohn des Generallieutenants, hat voll historischen Sinnes und zugleich voll Pietät gegen die ruhmreiche Vergangenheit seines Geschlechts, die untren Räume des Hauses nach Art eines Familien-Museums ein- gerichtet. Erinnerungsstücke aller Art, Wappenschilde, Waffen, zu- mal Bildnisse, wohl mehr als 50 an der Zahl, finden sich hier auf engstem Raume zusammen. Sie alle namhaft zu machen liegt jenseits der Zwecke dieses Buchs; aber wenigstens der ältesten und interessantesten geschehe in Kürze Erwähnung.
1) Anna von Pfuel. Ein interessantes Bild aus der Gar- ziner Kirche. Es stellt eine junge, reichgeschmückte Frau dar, lebens- groß, ganze Figur; im Haar scheint sie eine Brautkrone oder etwas derartiges zu tragen. Ort und Jahreszahl lauten: Garzin, 1594. Dies ist das älteste Bild der Sammlung. Die Behand- lung, besonders der Gewandung, ist noch steif und faltenlos.
2) Heino von Pfuel im Jahre 1602. Aetatis suae 58. Eine kriegerische Gestalt in Eisenrüstung und hoher Halskrause, dazu roth und weiße Schärpe. Die Unterschrift des Bildes, vom alten Maler selbst herrührend, lautet:
Heino v. Pfuhl ich ward genannt, Ein Obrister über Reuter und Knecht, In Ungarland Und mannigen Orts sonst wohlbekannt.
Es heißt von ihm, daß er ein brandenburgisches Hülfscorps gegen die Türken kommandirt und sich überhaupt im Felde wie bei Hofe ausgezeichnet habe. Auch er hat ein Schild in der Jahns- felder Kirche und auf demselben einige Fouque'sche Reimzeilen.
Dies Herrenhaus ſelbſt iſt neu, doch ruht es auf den Fun- damenten eines alten Gebäudes, das hier ſtand. Der Park, der das Herrenhaus von allen Seiten maleriſch umſchließt, iſt eine neue Schöpfung des Generallieutenant von Pfuel, der 1846 verſtarb. Auch der unmittelbar angrenzende Friedhof konnte mit in den Park hineingezogen werden, da die Hinauslegung des Begräbniß- platzes ohnehin geboten war. War doch ſchon ſeit 1244 an der- ſelben Stelle begraben worden. Grab über Grab.
Der gegenwärtige Beſitzer von Jahnsfelde, älteſter Sohn des Generallieutenants, hat voll hiſtoriſchen Sinnes und zugleich voll Pietät gegen die ruhmreiche Vergangenheit ſeines Geſchlechts, die untren Räume des Hauſes nach Art eines Familien-Muſeums ein- gerichtet. Erinnerungsſtücke aller Art, Wappenſchilde, Waffen, zu- mal Bildniſſe, wohl mehr als 50 an der Zahl, finden ſich hier auf engſtem Raume zuſammen. Sie alle namhaft zu machen liegt jenſeits der Zwecke dieſes Buchs; aber wenigſtens der älteſten und intereſſanteſten geſchehe in Kürze Erwähnung.
1) Anna von Pfuel. Ein intereſſantes Bild aus der Gar- ziner Kirche. Es ſtellt eine junge, reichgeſchmückte Frau dar, lebens- groß, ganze Figur; im Haar ſcheint ſie eine Brautkrone oder etwas derartiges zu tragen. Ort und Jahreszahl lauten: Garzin, 1594. Dies iſt das älteſte Bild der Sammlung. Die Behand- lung, beſonders der Gewandung, iſt noch ſteif und faltenlos.
2) Heino von Pfuel im Jahre 1602. Aetatis suae 58. Eine kriegeriſche Geſtalt in Eiſenrüſtung und hoher Halskrauſe, dazu roth und weiße Schärpe. Die Unterſchrift des Bildes, vom alten Maler ſelbſt herrührend, lautet:
Heino v. Pfuhl ich ward genannt, Ein Obriſter über Reuter und Knecht, In Ungarland Und mannigen Orts ſonſt wohlbekannt.
Es heißt von ihm, daß er ein brandenburgiſches Hülfscorps gegen die Türken kommandirt und ſich überhaupt im Felde wie bei Hofe ausgezeichnet habe. Auch er hat ein Schild in der Jahns- felder Kirche und auf demſelben einige Fouqué’ſche Reimzeilen.
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Dies Herrenhaus ſelbſt iſt neu, doch ruht es auf den Fun-
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Schöpfung des Generallieutenant von Pfuel, der 1846 verſtarb.
Auch der unmittelbar angrenzende Friedhof konnte mit in den
Park hineingezogen werden, da die Hinauslegung des Begräbniß-
platzes ohnehin geboten war. War doch ſchon ſeit 1244 an der-
ſelben Stelle begraben worden. Grab über Grab.
Der gegenwärtige Beſitzer von Jahnsfelde, älteſter Sohn des
Generallieutenants, hat voll hiſtoriſchen Sinnes und zugleich voll
Pietät gegen die ruhmreiche Vergangenheit ſeines Geſchlechts, die
untren Räume des Hauſes nach Art eines Familien-Muſeums ein-
gerichtet. Erinnerungsſtücke aller Art, Wappenſchilde, Waffen, zu-
mal Bildniſſe, wohl mehr als 50 an der Zahl, finden ſich hier
auf engſtem Raume zuſammen. Sie alle namhaft zu machen liegt
jenſeits der Zwecke dieſes Buchs; aber wenigſtens der älteſten und
intereſſanteſten geſchehe in Kürze Erwähnung.
1) Anna von Pfuel. Ein intereſſantes Bild aus der Gar-
ziner Kirche. Es ſtellt eine junge, reichgeſchmückte Frau dar, lebens-
groß, ganze Figur; im Haar ſcheint ſie eine Brautkrone oder
etwas derartiges zu tragen. Ort und Jahreszahl lauten: Garzin,
1594. Dies iſt das älteſte Bild der Sammlung. Die Behand-
lung, beſonders der Gewandung, iſt noch ſteif und faltenlos.
2) Heino von Pfuel im Jahre 1602. Aetatis suae 58.
Eine kriegeriſche Geſtalt in Eiſenrüſtung und hoher Halskrauſe,
dazu roth und weiße Schärpe. Die Unterſchrift des Bildes, vom
alten Maler ſelbſt herrührend, lautet:
Heino v. Pfuhl ich ward genannt,
Ein Obriſter über Reuter und Knecht,
In Ungarland
Und mannigen Orts ſonſt wohlbekannt.
Es heißt von ihm, daß er ein brandenburgiſches Hülfscorps
gegen die Türken kommandirt und ſich überhaupt im Felde wie
bei Hofe ausgezeichnet habe. Auch er hat ein Schild in der Jahns-
felder Kirche und auf demſelben einige Fouqué’ſche Reimzeilen.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/500>, abgerufen am 22.11.2024.
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