(Ein Erdfall.) S. 183 habe ich von den "Erdfällen" in der Mark gesprochen und dabei den Ausspruch einer geognostischen Autorität citirt, "daß die Natur bei der Bildung von Erdfällen nur erst selten auf frischer That ertappt worden sei." Es hat inzwischen, seit- dem ich den Aufsatz über "Buckow" und über Erdfälle in diesen Gegenden schrieb, wirklich ein solcher Erdfall stattgefunden; zwar nicht unmittelbar in der Mark, aber doch in unserer Nachbarschaft, in Thüringen. Aus Sachsenburg wurde neuerdings berichtet: Hier hat am 11. September ein "Erdsturz" alle Gemüther erschreckt. Nach- mittags 3 Uhr versank auf einem Rasenplatze in der Nähe der Kirche, unter donnerartigem Krachen, ein Stück Erde, und unmittelbar darauf schlugen die Wasser aus der Tiefe in die Höhe. Am Abend betrug die Länge der eingestürzten Fläche bereits 18 Fuß und die Breite 16 Fuß; seitdem vergrößert sich die Versenkung täglich. Die Tiefe des entstandenen Loches mißt 174 Fuß und das Wasser stand 160 Fuß. Man ist sehr be- sorgt um die neugebaute Kirche, welche etwa 150 Fuß von dem einen Ende des Erdsturzes entfernt ist. Der Communicationsweg zwischen Bilzingsleben und Sachsenburg ist bereits erfaßt, so daß er an dieser Stelle -- wenig- stens mit Fuhrwerk -- nicht ohne Gefahr passirt werden kann.
Der große und kleine Tornow-See.
Der Schnitz-Altar in der Bollersdorfer Kirche.
Der schöne alte Schnitz-Altar in der Bollersdorfer Kirche, dessen Re- staurirung (durch den Maler Holbein) ganz vor Kurzem durch den Grafen Itzenplitz veranlaßt wurde, zeigt in seinem Mittelstück, dem sogenannten "Schrein", die Kreuzigung, jedoch nur mit Maria, Johannes und Magda- lena. Der landschaftlich gemalte Hintergrund mußte, da nur unverständ- liche Ueberreste vorhanden waren, neu erfunden werden. Die beiden Flügel des Altars zeigen in ihrer obern Reihe hier Petrus und Paulus, dort Johannes und St. Georg, die der untern die vier Evangelisten mit ihren Symbolen. Sonderbarer Weise stammt das Ganze nicht aus einer und der- selben Zeit. Der größere Theil, die Kreuzigung sammt den 4 Evangelisten, zeigt nämlich den manierirten Stil, der sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts durch den Einfluß der italienischen Kunst in Deutschland bildete, während die anderen vier Heiligen ziemlich gute Arbeiten deutschen Kunsthandwerks vom Anfange desselben Jahrhunderts sind. Wie diese Ver- bindung heterogener Theile entstanden und ob diese älteren Figuren gleich
Buckow.
Benutzt: Berghaus Landbuch. Mündliches.
(Ein Erdfall.) S. 183 habe ich von den „Erdfällen“ in der Mark geſprochen und dabei den Ausſpruch einer geognoſtiſchen Autorität citirt, „daß die Natur bei der Bildung von Erdfällen nur erſt ſelten auf friſcher That ertappt worden ſei.“ Es hat inzwiſchen, ſeit- dem ich den Aufſatz über „Buckow“ und über Erdfälle in dieſen Gegenden ſchrieb, wirklich ein ſolcher Erdfall ſtattgefunden; zwar nicht unmittelbar in der Mark, aber doch in unſerer Nachbarſchaft, in Thüringen. Aus Sachſenburg wurde neuerdings berichtet: Hier hat am 11. September ein „Erdſturz“ alle Gemüther erſchreckt. Nach- mittags 3 Uhr verſank auf einem Raſenplatze in der Nähe der Kirche, unter donnerartigem Krachen, ein Stück Erde, und unmittelbar darauf ſchlugen die Waſſer aus der Tiefe in die Höhe. Am Abend betrug die Länge der eingeſtürzten Fläche bereits 18 Fuß und die Breite 16 Fuß; ſeitdem vergrößert ſich die Verſenkung täglich. Die Tiefe des entſtandenen Loches mißt 174 Fuß und das Waſſer ſtand 160 Fuß. Man iſt ſehr be- ſorgt um die neugebaute Kirche, welche etwa 150 Fuß von dem einen Ende des Erdſturzes entfernt iſt. Der Communicationsweg zwiſchen Bilzingsleben und Sachſenburg iſt bereits erfaßt, ſo daß er an dieſer Stelle — wenig- ſtens mit Fuhrwerk — nicht ohne Gefahr paſſirt werden kann.
Der große und kleine Tornow-See.
Der Schnitz-Altar in der Bollersdorfer Kirche.
Der ſchöne alte Schnitz-Altar in der Bollersdorfer Kirche, deſſen Re- ſtaurirung (durch den Maler Holbein) ganz vor Kurzem durch den Grafen Itzenplitz veranlaßt wurde, zeigt in ſeinem Mittelſtück, dem ſogenannten „Schrein“, die Kreuzigung, jedoch nur mit Maria, Johannes und Magda- lena. Der landſchaftlich gemalte Hintergrund mußte, da nur unverſtänd- liche Ueberreſte vorhanden waren, neu erfunden werden. Die beiden Flügel des Altars zeigen in ihrer obern Reihe hier Petrus und Paulus, dort Johannes und St. Georg, die der untern die vier Evangeliſten mit ihren Symbolen. Sonderbarer Weiſe ſtammt das Ganze nicht aus einer und der- ſelben Zeit. Der größere Theil, die Kreuzigung ſammt den 4 Evangeliſten, zeigt nämlich den manierirten Stil, der ſich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts durch den Einfluß der italieniſchen Kunſt in Deutſchland bildete, während die anderen vier Heiligen ziemlich gute Arbeiten deutſchen Kunſthandwerks vom Anfange deſſelben Jahrhunderts ſind. Wie dieſe Ver- bindung heterogener Theile entſtanden und ob dieſe älteren Figuren gleich
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Buckow.
Benutzt: Berghaus Landbuch. Mündliches.
(Ein Erdfall.) S. 183 habe ich von den „Erdfällen“ in der Mark
geſprochen und dabei den Ausſpruch einer geognoſtiſchen Autorität citirt,
„daß die Natur bei der Bildung von Erdfällen nur erſt ſelten auf
friſcher That ertappt worden ſei.“ Es hat inzwiſchen, ſeit-
dem ich den Aufſatz über „Buckow“ und über Erdfälle in dieſen
Gegenden ſchrieb, wirklich ein ſolcher Erdfall ſtattgefunden; zwar
nicht unmittelbar in der Mark, aber doch in unſerer Nachbarſchaft,
in Thüringen. Aus Sachſenburg wurde neuerdings berichtet: Hier
hat am 11. September ein „Erdſturz“ alle Gemüther erſchreckt. Nach-
mittags 3 Uhr verſank auf einem Raſenplatze in der Nähe der Kirche,
unter donnerartigem Krachen, ein Stück Erde, und unmittelbar darauf
ſchlugen die Waſſer aus der Tiefe in die Höhe. Am Abend betrug die
Länge der eingeſtürzten Fläche bereits 18 Fuß und die Breite 16 Fuß;
ſeitdem vergrößert ſich die Verſenkung täglich. Die Tiefe des entſtandenen
Loches mißt 174 Fuß und das Waſſer ſtand 160 Fuß. Man iſt ſehr be-
ſorgt um die neugebaute Kirche, welche etwa 150 Fuß von dem einen Ende
des Erdſturzes entfernt iſt. Der Communicationsweg zwiſchen Bilzingsleben
und Sachſenburg iſt bereits erfaßt, ſo daß er an dieſer Stelle — wenig-
ſtens mit Fuhrwerk — nicht ohne Gefahr paſſirt werden kann.
Der große und kleine Tornow-See.
Der Schnitz-Altar in der Bollersdorfer Kirche.
Der ſchöne alte Schnitz-Altar in der Bollersdorfer Kirche, deſſen Re-
ſtaurirung (durch den Maler Holbein) ganz vor Kurzem durch den Grafen
Itzenplitz veranlaßt wurde, zeigt in ſeinem Mittelſtück, dem ſogenannten
„Schrein“, die Kreuzigung, jedoch nur mit Maria, Johannes und Magda-
lena. Der landſchaftlich gemalte Hintergrund mußte, da nur unverſtänd-
liche Ueberreſte vorhanden waren, neu erfunden werden. Die beiden Flügel
des Altars zeigen in ihrer obern Reihe hier Petrus und Paulus, dort
Johannes und St. Georg, die der untern die vier Evangeliſten mit ihren
Symbolen. Sonderbarer Weiſe ſtammt das Ganze nicht aus einer und der-
ſelben Zeit. Der größere Theil, die Kreuzigung ſammt den 4 Evangeliſten,
zeigt nämlich den manierirten Stil, der ſich in der zweiten Hälfte des 16.
Jahrhunderts durch den Einfluß der italieniſchen Kunſt in Deutſchland
bildete, während die anderen vier Heiligen ziemlich gute Arbeiten deutſchen
Kunſthandwerks vom Anfange deſſelben Jahrhunderts ſind. Wie dieſe Ver-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der zweite Band "Das Oderland, Barnim, Lebus" 1863 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 2: Das Oderland. Berlin, 1863, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg02_1863/538>, abgerufen am 21.11.2024.
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