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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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Gottfried Schönicke, Jonas Müller, Ignatz Rasenack, an der
Zahl 24.

Um 9 Uhr endlich sah man die vereinte Berliner und
Cöllner Flotte, die sich am Tegelschen See armirt und formirt
hatte, die Havel herunter gesteuert kommen; sie steuerten, den
Eiswerder rechts lassend, nach der kleinen Malche, und legten
sich dort vor Anker, um sich zum Streit noch besser anzuschicken
und dann das Signal zu erwarten. Voran lag das Admiral-
schiff mit dem Berliner Wappen, einem Bären im weißen Felde,
am Vordertheil. Alle Schiffe waren mit prächtigen Flaggen
und die Segelbäume und Stangen mit bunten Bändern geschmückt,
die Steuerleute und Ruderer trugen runde Hüte mit rothen
Bändern umwunden und grüne Federbüsche.

Die meisten Schiffe waren mit Zelten von buntbemalter
Leinwand überspannt, doch so, das die Streiter, welche mit
denselben Waffen wie die Spandower versehen waren, sich auf
den Schiffen vertheilt befanden. Alles gewährte einen präch-
tigen, imposanten Anblick. Freude und Jubel waren unter
Begünstigung des schönsten Wetters allgemein.

Endlich wurde von dem Bastion der Festung, auf welchem
sich der Kurfürst mit seinem Hofstaate eingefunden hatte und
von welchem aus er das Ganze übersehen konnte, das Zeichen
zum Angriff durch einen Kanonenschuß und durch den Schall
der Trompeten gegeben. Im Nu war jetzt die ganze Wasser-
fläche, welche den großen und den kleinen Malche-
See
zwischen der Festung und dem Eiswerder bildet, mit
Schiffen bedeckt. Unter dem Donner der Kanonen und dem
Schalle der Trompeten, welche unaufhörlich vom Walle der
Festung ertönten, bemühten sich beide Parteien, einander so
viele Schläge und Stöße zu ertheilen, um wo möglich eine die
andere zum Weichen zu bringen. Und wie es denn gewöhnlich
zu gehen pflegt, so ging es auch hier, die Gemüther erhitzten
sich zu sehr, so, daß das Spandower Admiralschiff zwei von
den Berliner Schiffen dergestalt überfuhr, daß deren Steuer-
männer ins Wasser gestoßen wurden und auch einige Streiter

Gottfried Schönicke, Jonas Müller, Ignatz Raſenack, an der
Zahl 24.

Um 9 Uhr endlich ſah man die vereinte Berliner und
Cöllner Flotte, die ſich am Tegelſchen See armirt und formirt
hatte, die Havel herunter geſteuert kommen; ſie ſteuerten, den
Eiswerder rechts laſſend, nach der kleinen Malche, und legten
ſich dort vor Anker, um ſich zum Streit noch beſſer anzuſchicken
und dann das Signal zu erwarten. Voran lag das Admiral-
ſchiff mit dem Berliner Wappen, einem Bären im weißen Felde,
am Vordertheil. Alle Schiffe waren mit prächtigen Flaggen
und die Segelbäume und Stangen mit bunten Bändern geſchmückt,
die Steuerleute und Ruderer trugen runde Hüte mit rothen
Bändern umwunden und grüne Federbüſche.

Die meiſten Schiffe waren mit Zelten von buntbemalter
Leinwand überſpannt, doch ſo, das die Streiter, welche mit
denſelben Waffen wie die Spandower verſehen waren, ſich auf
den Schiffen vertheilt befanden. Alles gewährte einen präch-
tigen, impoſanten Anblick. Freude und Jubel waren unter
Begünſtigung des ſchönſten Wetters allgemein.

Endlich wurde von dem Baſtion der Feſtung, auf welchem
ſich der Kurfürſt mit ſeinem Hofſtaate eingefunden hatte und
von welchem aus er das Ganze überſehen konnte, das Zeichen
zum Angriff durch einen Kanonenſchuß und durch den Schall
der Trompeten gegeben. Im Nu war jetzt die ganze Waſſer-
fläche, welche den großen und den kleinen Malche-
See
zwiſchen der Feſtung und dem Eiswerder bildet, mit
Schiffen bedeckt. Unter dem Donner der Kanonen und dem
Schalle der Trompeten, welche unaufhörlich vom Walle der
Feſtung ertönten, bemühten ſich beide Parteien, einander ſo
viele Schläge und Stöße zu ertheilen, um wo möglich eine die
andere zum Weichen zu bringen. Und wie es denn gewöhnlich
zu gehen pflegt, ſo ging es auch hier, die Gemüther erhitzten
ſich zu ſehr, ſo, daß das Spandower Admiralſchiff zwei von
den Berliner Schiffen dergeſtalt überfuhr, daß deren Steuer-
männer ins Waſſer geſtoßen wurden und auch einige Streiter

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[133/0151] Gottfried Schönicke, Jonas Müller, Ignatz Raſenack, an der Zahl 24. Um 9 Uhr endlich ſah man die vereinte Berliner und Cöllner Flotte, die ſich am Tegelſchen See armirt und formirt hatte, die Havel herunter geſteuert kommen; ſie ſteuerten, den Eiswerder rechts laſſend, nach der kleinen Malche, und legten ſich dort vor Anker, um ſich zum Streit noch beſſer anzuſchicken und dann das Signal zu erwarten. Voran lag das Admiral- ſchiff mit dem Berliner Wappen, einem Bären im weißen Felde, am Vordertheil. Alle Schiffe waren mit prächtigen Flaggen und die Segelbäume und Stangen mit bunten Bändern geſchmückt, die Steuerleute und Ruderer trugen runde Hüte mit rothen Bändern umwunden und grüne Federbüſche. Die meiſten Schiffe waren mit Zelten von buntbemalter Leinwand überſpannt, doch ſo, das die Streiter, welche mit denſelben Waffen wie die Spandower verſehen waren, ſich auf den Schiffen vertheilt befanden. Alles gewährte einen präch- tigen, impoſanten Anblick. Freude und Jubel waren unter Begünſtigung des ſchönſten Wetters allgemein. Endlich wurde von dem Baſtion der Feſtung, auf welchem ſich der Kurfürſt mit ſeinem Hofſtaate eingefunden hatte und von welchem aus er das Ganze überſehen konnte, das Zeichen zum Angriff durch einen Kanonenſchuß und durch den Schall der Trompeten gegeben. Im Nu war jetzt die ganze Waſſer- fläche, welche den großen und den kleinen Malche- See zwiſchen der Feſtung und dem Eiswerder bildet, mit Schiffen bedeckt. Unter dem Donner der Kanonen und dem Schalle der Trompeten, welche unaufhörlich vom Walle der Feſtung ertönten, bemühten ſich beide Parteien, einander ſo viele Schläge und Stöße zu ertheilen, um wo möglich eine die andere zum Weichen zu bringen. Und wie es denn gewöhnlich zu gehen pflegt, ſo ging es auch hier, die Gemüther erhitzten ſich zu ſehr, ſo, daß das Spandower Admiralſchiff zwei von den Berliner Schiffen dergeſtalt überfuhr, daß deren Steuer- männer ins Waſſer geſtoßen wurden und auch einige Streiter

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/151>, abgerufen am 23.11.2024.