Wer hat nicht von Caput (so heißt das Dorf) gehöret, Das, in verwichner Zeit, die größte Zier besaß, Als Dorothea sich, die Brandenburg noch ehret, Das Schloß am Havelstrom zum Wittwensitz erlas. Bellamintes: "das itzt-blühende Potsdam." Man hat bei diesem Schiff das Schiff sich vorzustellen, Mit dem Cleopatra, in göttlicher Figur So einer Venus glich, auf Cydnus blauen Wellen Zu dem Antonius, als ihrem Bachus, fuhr. Ebendaselbst.
Die Sonne war eine halbe Stunde unter, als wir wieder diesseit des Schwilow standen; es war keine Zeit mehr für Caput; die schmale Mondessichel reichte nicht aus; -- die Stunde war verpaßt. So sahen wir uns denn vor die Alternative gestellt, ob wir, mit der Chance den letzten Zug zu versäumen, unseren Rückweg antreten oder coute qu'il coute in Caput übernachten wollten. Ich that die entsprechende Frage, meine Bedenken hinsichtlich des Nachtlagers nicht verschweigend.
Unser Führer (der Leser wird sich freundlichst seiner ent- sinnen) sah mich leise vorwurfsvoll an und erwiderte dann ruhig: Sie kennen Boßdorf nicht.
Nein.
Nun, es ist Liebhaberei, daß er hier festsitzt. Er hat das beste Bier und die besten Betten. Von allem Andern rede ich gar nicht. Boßdorf ist ein Name in diesen Gegenden.
Gut denn. Also Boßdorf!
Diese Unterredung war zwischen Fährstelle und Dorf ge- führt worden; als wir eben schlüssig geworden, hielten wir vor
Caput.
Wer hat nicht von Caput (ſo heißt das Dorf) gehöret, Das, in verwichner Zeit, die größte Zier beſaß, Als Dorothea ſich, die Brandenburg noch ehret, Das Schloß am Havelſtrom zum Wittwenſitz erlas. Bellamintes: „das itzt-blühende Potsdam.“ Man hat bei dieſem Schiff das Schiff ſich vorzuſtellen, Mit dem Cleopatra, in göttlicher Figur So einer Venus glich, auf Cydnus blauen Wellen Zu dem Antonius, als ihrem Bachus, fuhr. Ebendaſelbſt.
Die Sonne war eine halbe Stunde unter, als wir wieder dieſſeit des Schwilow ſtanden; es war keine Zeit mehr für Caput; die ſchmale Mondesſichel reichte nicht aus; — die Stunde war verpaßt. So ſahen wir uns denn vor die Alternative geſtellt, ob wir, mit der Chance den letzten Zug zu verſäumen, unſeren Rückweg antreten oder coute qu’il coute in Caput übernachten wollten. Ich that die entſprechende Frage, meine Bedenken hinſichtlich des Nachtlagers nicht verſchweigend.
Unſer Führer (der Leſer wird ſich freundlichſt ſeiner ent- ſinnen) ſah mich leiſe vorwurfsvoll an und erwiderte dann ruhig: Sie kennen Boßdorf nicht.
Nein.
Nun, es iſt Liebhaberei, daß er hier feſtſitzt. Er hat das beſte Bier und die beſten Betten. Von allem Andern rede ich gar nicht. Boßdorf iſt ein Name in dieſen Gegenden.
Gut denn. Alſo Boßdorf!
Dieſe Unterredung war zwiſchen Fährſtelle und Dorf ge- führt worden; als wir eben ſchlüſſig geworden, hielten wir vor
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Caput.
Wer hat nicht von Caput (ſo heißt das Dorf) gehöret,
Das, in verwichner Zeit, die größte Zier beſaß,
Als Dorothea ſich, die Brandenburg noch ehret,
Das Schloß am Havelſtrom zum Wittwenſitz erlas.
Bellamintes: „das itzt-blühende Potsdam.“
Man hat bei dieſem Schiff das Schiff ſich vorzuſtellen,
Mit dem Cleopatra, in göttlicher Figur
So einer Venus glich, auf Cydnus blauen Wellen
Zu dem Antonius, als ihrem Bachus, fuhr.
Ebendaſelbſt.
Die Sonne war eine halbe Stunde unter, als wir wieder
dieſſeit des Schwilow ſtanden; es war keine Zeit mehr für
Caput; die ſchmale Mondesſichel reichte nicht aus; — die Stunde
war verpaßt. So ſahen wir uns denn vor die Alternative
geſtellt, ob wir, mit der Chance den letzten Zug zu verſäumen,
unſeren Rückweg antreten oder coute qu’il coute in Caput
übernachten wollten. Ich that die entſprechende Frage, meine
Bedenken hinſichtlich des Nachtlagers nicht verſchweigend.
Unſer Führer (der Leſer wird ſich freundlichſt ſeiner ent-
ſinnen) ſah mich leiſe vorwurfsvoll an und erwiderte dann
ruhig: Sie kennen Boßdorf nicht.
Nein.
Nun, es iſt Liebhaberei, daß er hier feſtſitzt. Er hat das
beſte Bier und die beſten Betten. Von allem Andern rede ich
gar nicht. Boßdorf iſt ein Name in dieſen Gegenden.
Gut denn. Alſo Boßdorf!
Dieſe Unterredung war zwiſchen Fährſtelle und Dorf ge-
führt worden; als wir eben ſchlüſſig geworden, hielten wir vor
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. [169]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/187>, abgerufen am 23.11.2024.
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