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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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Eine solche Gelegenheit bot sich 1709. Wir finden dar-
über Folgendes. Als in den ersten Julitagen eben genannten
Jahres König Friedrich IV. von Dänemark und Friedrich August
von Polen auf Einladung Friedrichs I. von Preußen in Pots-
dam eine persönliche Zusammenkunft hielten (ein großes Staats-
bild im Charlottenburger Schlosse stellt diese Begegnung der
"drei Friedriche" dar), war der prachtliebende Friedrich, an
dessen Hofe diese Vereinigung stattfand, bemüht, seinen Gästen
eine Reihe von Festen zu geben. Unter andern ward am 8. Juli
auf der prächtigen Yacht, welche im Bassin des Lustgartens lag
und mit 22 Kanonen ausgerüstet war, eine Lustfahrt nach
Caput unternommen. Dieses überaus prächtige Schiff, das
mit allem nur erdenklichen Luxus ausgestattet war, und in der
That an die Prachtschiffe der alten Phönicier und Syrakuser
erinnerte, war in Holland nach Angaben des Königlichen Bau-
meisters und Malers Madersteg erbaut worden. Man schätzte
allein die goldenen und silbernen Geräthe, die sich in seinem
Innern aufgestellt befanden, auf 100,000 Thaler. Auf diesem
Schiffe, das eigens dazu gebaut war, die Havel zu befahren,
glitten die drei Könige stromabwärts nach dem Lustschlosse von
Caput. Man erging sich in dem inzwischen zu einer baumreichen
und schattigen Anlage gewordenen Parkgarten und kehrte gegen
Abend zu Tafel und Ball nach Schloß Potsdam zurück.

Wenn dieser Tag in dem historischen Leben Caputs der
glänzendste war, so war er auch der letzte. Der König, früh
alternd, schloß sich mehr und mehr in seine Gemächer ein; der
Sinn für Festlichkeiten erlosch, er begann zu kränkeln; am
25. Februar 1713 starb er. Alle Schlösser standen leer; sie
sollten bald noch leerer werden.

Dem prachtliebenden König folgte ein Sparsamkeits-König.
Die holländische Yacht im Potsdamer Bassin wurde gegen einige
Riesen vertauscht und ging nach Rußland zum Czaren Peter;
die großen Schlösser zu Cöpenick und Oranienburg (beides
Schöpfungen des eben verstorbenen Fürsten) wurden vom Etat
gestrichen; was verkaufbar war wurde verkauft, -- konnte man

Eine ſolche Gelegenheit bot ſich 1709. Wir finden dar-
über Folgendes. Als in den erſten Julitagen eben genannten
Jahres König Friedrich IV. von Dänemark und Friedrich Auguſt
von Polen auf Einladung Friedrichs I. von Preußen in Pots-
dam eine perſönliche Zuſammenkunft hielten (ein großes Staats-
bild im Charlottenburger Schloſſe ſtellt dieſe Begegnung der
„drei Friedriche“ dar), war der prachtliebende Friedrich, an
deſſen Hofe dieſe Vereinigung ſtattfand, bemüht, ſeinen Gäſten
eine Reihe von Feſten zu geben. Unter andern ward am 8. Juli
auf der prächtigen Yacht, welche im Baſſin des Luſtgartens lag
und mit 22 Kanonen ausgerüſtet war, eine Luſtfahrt nach
Caput unternommen. Dieſes überaus prächtige Schiff, das
mit allem nur erdenklichen Luxus ausgeſtattet war, und in der
That an die Prachtſchiffe der alten Phönicier und Syrakuſer
erinnerte, war in Holland nach Angaben des Königlichen Bau-
meiſters und Malers Maderſteg erbaut worden. Man ſchätzte
allein die goldenen und ſilbernen Geräthe, die ſich in ſeinem
Innern aufgeſtellt befanden, auf 100,000 Thaler. Auf dieſem
Schiffe, das eigens dazu gebaut war, die Havel zu befahren,
glitten die drei Könige ſtromabwärts nach dem Luſtſchloſſe von
Caput. Man erging ſich in dem inzwiſchen zu einer baumreichen
und ſchattigen Anlage gewordenen Parkgarten und kehrte gegen
Abend zu Tafel und Ball nach Schloß Potsdam zurück.

Wenn dieſer Tag in dem hiſtoriſchen Leben Caputs der
glänzendſte war, ſo war er auch der letzte. Der König, früh
alternd, ſchloß ſich mehr und mehr in ſeine Gemächer ein; der
Sinn für Feſtlichkeiten erloſch, er begann zu kränkeln; am
25. Februar 1713 ſtarb er. Alle Schlöſſer ſtanden leer; ſie
ſollten bald noch leerer werden.

Dem prachtliebenden König folgte ein Sparſamkeits-König.
Die holländiſche Yacht im Potsdamer Baſſin wurde gegen einige
Rieſen vertauſcht und ging nach Rußland zum Czaren Peter;
die großen Schlöſſer zu Cöpenick und Oranienburg (beides
Schöpfungen des eben verſtorbenen Fürſten) wurden vom Etat
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[180/0198] Eine ſolche Gelegenheit bot ſich 1709. Wir finden dar- über Folgendes. Als in den erſten Julitagen eben genannten Jahres König Friedrich IV. von Dänemark und Friedrich Auguſt von Polen auf Einladung Friedrichs I. von Preußen in Pots- dam eine perſönliche Zuſammenkunft hielten (ein großes Staats- bild im Charlottenburger Schloſſe ſtellt dieſe Begegnung der „drei Friedriche“ dar), war der prachtliebende Friedrich, an deſſen Hofe dieſe Vereinigung ſtattfand, bemüht, ſeinen Gäſten eine Reihe von Feſten zu geben. Unter andern ward am 8. Juli auf der prächtigen Yacht, welche im Baſſin des Luſtgartens lag und mit 22 Kanonen ausgerüſtet war, eine Luſtfahrt nach Caput unternommen. Dieſes überaus prächtige Schiff, das mit allem nur erdenklichen Luxus ausgeſtattet war, und in der That an die Prachtſchiffe der alten Phönicier und Syrakuſer erinnerte, war in Holland nach Angaben des Königlichen Bau- meiſters und Malers Maderſteg erbaut worden. Man ſchätzte allein die goldenen und ſilbernen Geräthe, die ſich in ſeinem Innern aufgeſtellt befanden, auf 100,000 Thaler. Auf dieſem Schiffe, das eigens dazu gebaut war, die Havel zu befahren, glitten die drei Könige ſtromabwärts nach dem Luſtſchloſſe von Caput. Man erging ſich in dem inzwiſchen zu einer baumreichen und ſchattigen Anlage gewordenen Parkgarten und kehrte gegen Abend zu Tafel und Ball nach Schloß Potsdam zurück. Wenn dieſer Tag in dem hiſtoriſchen Leben Caputs der glänzendſte war, ſo war er auch der letzte. Der König, früh alternd, ſchloß ſich mehr und mehr in ſeine Gemächer ein; der Sinn für Feſtlichkeiten erloſch, er begann zu kränkeln; am 25. Februar 1713 ſtarb er. Alle Schlöſſer ſtanden leer; ſie ſollten bald noch leerer werden. Dem prachtliebenden König folgte ein Sparſamkeits-König. Die holländiſche Yacht im Potsdamer Baſſin wurde gegen einige Rieſen vertauſcht und ging nach Rußland zum Czaren Peter; die großen Schlöſſer zu Cöpenick und Oranienburg (beides Schöpfungen des eben verſtorbenen Fürſten) wurden vom Etat geſtrichen; was verkaufbar war wurde verkauft, — konnte man

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/198>, abgerufen am 24.11.2024.