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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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auf seinem letzten Gange. Wir benutzen dabei, mit geringen
Abweichungen, einen zeitgenössischen Bericht:

"v. Gundling wurde vor Ostern des Jahres 1731 krank
und starb den 11. April auf seiner Stube im K. Schlosse zu
Potsdam. Sein Körper ward sogleich auf einem Brette nach
dem Wittwenhause der Lakaienfrauen getragen und hier von den
Wundärzten geöffnet. In seinem Magen fand man ein Loch.

"Sein Leichenbegängniß war äußerst lustig und seinem
geführten Lebenswandel völlig angemessen. Schon vor zehn
Jahren hatte ihm der König seinen Sarg in Form eines
Weinfasses verfertigen lassen. Es war schwarz angestrichen
und auf dem obern Theile mit einem weißen Kreuze geschmückt,
welches nach allen vier Seiten herunterging. Es wird erzählt,
daß Gundling sich schon bei Lebzeiten öfters in diesen Sarg
gelegt und zur Ergötzung des Hofes ein Glas Wein darin ge-
trunken habe. Nachdem er todt war, legte man ihn in seinem
rothsammtenen, mit blauen Aufschlägen besetzten Kleide, desgleichen
mit rothen seidenen Strümpfen und einer großen Staatsperrücke,
in dasselbe hinein. Umher stellte man zwölf Gueridons mit
brennenden weißen Wachskerzen. In dieser Parade ward er
Jedermann öffentlich gezeigt. Besonders kamen viele Fremde
nach Potsdam, um ihn zu sehen.

"Nachdem der Kastellan des Schlosses vom Könige den
Befehl erhalten hatte, alles zum Begräbniß Erforderliche zu
besorgen, ward dem Verstorbenen die Kirche zu Bornstädt als
Ruhestätte bestimmt. Zur Leichenbegleitung wurden mehr als
fünfzig Offiziere, Generale, Obersten und andere angesehene
Kriegsbediente, die Geistlichen, die potsdamer Schule, die K. Ka-
binetssekretäre, Kammerdiener, Küchen- und Kellerei-Bediente
eingeladen. Hiezu kam noch der Rath und die Bürgerschaft der
Stadt, welche sich sämmtlich, mit schwarzen Mänteln angethan,
bei dieser Handlung einfinden mußten. Alle diese Begleiter
waren bereit und willig, Gundlingen die letzte Ehre zu erweisen,
bis auf die lutherischen und reformirten Geistlichen, die zu er-
scheinen sich weigerten. Da sie um die Ursache befragt wurden,

auf ſeinem letzten Gange. Wir benutzen dabei, mit geringen
Abweichungen, einen zeitgenöſſiſchen Bericht:

„v. Gundling wurde vor Oſtern des Jahres 1731 krank
und ſtarb den 11. April auf ſeiner Stube im K. Schloſſe zu
Potsdam. Sein Körper ward ſogleich auf einem Brette nach
dem Wittwenhauſe der Lakaienfrauen getragen und hier von den
Wundärzten geöffnet. In ſeinem Magen fand man ein Loch.

„Sein Leichenbegängniß war äußerſt luſtig und ſeinem
geführten Lebenswandel völlig angemeſſen. Schon vor zehn
Jahren hatte ihm der König ſeinen Sarg in Form eines
Weinfaſſes verfertigen laſſen. Es war ſchwarz angeſtrichen
und auf dem obern Theile mit einem weißen Kreuze geſchmückt,
welches nach allen vier Seiten herunterging. Es wird erzählt,
daß Gundling ſich ſchon bei Lebzeiten öfters in dieſen Sarg
gelegt und zur Ergötzung des Hofes ein Glas Wein darin ge-
trunken habe. Nachdem er todt war, legte man ihn in ſeinem
rothſammtenen, mit blauen Aufſchlägen beſetzten Kleide, desgleichen
mit rothen ſeidenen Strümpfen und einer großen Staatsperrücke,
in daſſelbe hinein. Umher ſtellte man zwölf Gueridons mit
brennenden weißen Wachskerzen. In dieſer Parade ward er
Jedermann öffentlich gezeigt. Beſonders kamen viele Fremde
nach Potsdam, um ihn zu ſehen.

„Nachdem der Kaſtellan des Schloſſes vom Könige den
Befehl erhalten hatte, alles zum Begräbniß Erforderliche zu
beſorgen, ward dem Verſtorbenen die Kirche zu Bornſtädt als
Ruheſtätte beſtimmt. Zur Leichenbegleitung wurden mehr als
fünfzig Offiziere, Generale, Oberſten und andere angeſehene
Kriegsbediente, die Geiſtlichen, die potsdamer Schule, die K. Ka-
binetsſekretäre, Kammerdiener, Küchen- und Kellerei-Bediente
eingeladen. Hiezu kam noch der Rath und die Bürgerſchaft der
Stadt, welche ſich ſämmtlich, mit ſchwarzen Mänteln angethan,
bei dieſer Handlung einfinden mußten. Alle dieſe Begleiter
waren bereit und willig, Gundlingen die letzte Ehre zu erweiſen,
bis auf die lutheriſchen und reformirten Geiſtlichen, die zu er-
ſcheinen ſich weigerten. Da ſie um die Urſache befragt wurden,

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[253/0271] auf ſeinem letzten Gange. Wir benutzen dabei, mit geringen Abweichungen, einen zeitgenöſſiſchen Bericht: „v. Gundling wurde vor Oſtern des Jahres 1731 krank und ſtarb den 11. April auf ſeiner Stube im K. Schloſſe zu Potsdam. Sein Körper ward ſogleich auf einem Brette nach dem Wittwenhauſe der Lakaienfrauen getragen und hier von den Wundärzten geöffnet. In ſeinem Magen fand man ein Loch. „Sein Leichenbegängniß war äußerſt luſtig und ſeinem geführten Lebenswandel völlig angemeſſen. Schon vor zehn Jahren hatte ihm der König ſeinen Sarg in Form eines Weinfaſſes verfertigen laſſen. Es war ſchwarz angeſtrichen und auf dem obern Theile mit einem weißen Kreuze geſchmückt, welches nach allen vier Seiten herunterging. Es wird erzählt, daß Gundling ſich ſchon bei Lebzeiten öfters in dieſen Sarg gelegt und zur Ergötzung des Hofes ein Glas Wein darin ge- trunken habe. Nachdem er todt war, legte man ihn in ſeinem rothſammtenen, mit blauen Aufſchlägen beſetzten Kleide, desgleichen mit rothen ſeidenen Strümpfen und einer großen Staatsperrücke, in daſſelbe hinein. Umher ſtellte man zwölf Gueridons mit brennenden weißen Wachskerzen. In dieſer Parade ward er Jedermann öffentlich gezeigt. Beſonders kamen viele Fremde nach Potsdam, um ihn zu ſehen. „Nachdem der Kaſtellan des Schloſſes vom Könige den Befehl erhalten hatte, alles zum Begräbniß Erforderliche zu beſorgen, ward dem Verſtorbenen die Kirche zu Bornſtädt als Ruheſtätte beſtimmt. Zur Leichenbegleitung wurden mehr als fünfzig Offiziere, Generale, Oberſten und andere angeſehene Kriegsbediente, die Geiſtlichen, die potsdamer Schule, die K. Ka- binetsſekretäre, Kammerdiener, Küchen- und Kellerei-Bediente eingeladen. Hiezu kam noch der Rath und die Bürgerſchaft der Stadt, welche ſich ſämmtlich, mit ſchwarzen Mänteln angethan, bei dieſer Handlung einfinden mußten. Alle dieſe Begleiter waren bereit und willig, Gundlingen die letzte Ehre zu erweiſen, bis auf die lutheriſchen und reformirten Geiſtlichen, die zu er- ſcheinen ſich weigerten. Da ſie um die Urſache befragt wurden,

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/271>, abgerufen am 24.11.2024.