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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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Die ersten Erfolge des Ordens entsprachen dieser Zuver-
sicht; viele vornehme, gelehrte und rechtschaffene Männer traten
ihm bei, darunter Knigge (1780), der alsbald eine besonders
umsichtige und energische Thätigkeit zu entfalten begann. Aber
diese Blüthe, so rasch sie gezeitigt war, so rasch ging sie vor-
über. Knigge und Weishaupt, von verschiedenen Ansichten gelei-
tet, entzweiten sich; der erstere trat zurück, mit ihm eine An-
zahl Mitglieder, und so in sich geschädigt und zerfallen, erlag
der Orden dem Sturme, der jetzt von außen her ihn traf.
Alles Illuminatenthum wurde in Baiern (das den Hauptsitz
bildete) verboten und Weishaupt 1785 seines Amtes entsetzt.
Er fand bei dem Herzoge Ernst von Gotha Aufnahme; aber
der Orden selbst erlag der staatlichen Obergewalt, die ihn, mit
Processen und Strafverfügungen energisch vorgehend, wie einen
Brand austrat.

So viel über die Illuminaten. Ein kurzes Leben. Sehr
wahrscheinlich, daß dieser Orden, wie so viele andere Verbin-
dungen jener Zeit, ohne Sang und Klang und ohne ein Blatt
in der Geschichte vom Schauplatz abgetreten wäre, wenn er nicht
während der kurzen Dauer seiner Existenz eine Gegenströ-
mung
hervorgerufen hätte, die, berühmter werdend als der
Illuminatenorden selbst, diesem alsbald einen Reflex der eigenen
Berühmtheit lieh. Mit anderen Worten, das Illumina-
tenthum
wäre vielleicht vergessen, wenn nicht der geheimbünd-
lerische Drang sofort einen feindlichen Bruder geboren hätte.
Dies waren die Rosenkreuzer; ein alter Name, aber eine
neue Sache.

Wir beginnen mit einem historischen Rückblick.

Die Rosenkreuzer waren eine alte alchymistische Verbrüde-
rung, die weit in die Geschichte zurückgeht. Ihr Stifter war
Frater Rosenkreuz, ein Deutscher, wie sein Name bezeugt. Daß
ein solcher Mönch wirklich gelebt und mit seinen Adepten die
Goldmachekunst getrieben habe, scheint unzweifelhaft; über diese
einfache Thatsache hinaus aber hüllt sich alles in Nebel und die
Geschichte vom Tode und von der Wiederauffindung des alten

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Die erſten Erfolge des Ordens entſprachen dieſer Zuver-
ſicht; viele vornehme, gelehrte und rechtſchaffene Männer traten
ihm bei, darunter Knigge (1780), der alsbald eine beſonders
umſichtige und energiſche Thätigkeit zu entfalten begann. Aber
dieſe Blüthe, ſo raſch ſie gezeitigt war, ſo raſch ging ſie vor-
über. Knigge und Weishaupt, von verſchiedenen Anſichten gelei-
tet, entzweiten ſich; der erſtere trat zurück, mit ihm eine An-
zahl Mitglieder, und ſo in ſich geſchädigt und zerfallen, erlag
der Orden dem Sturme, der jetzt von außen her ihn traf.
Alles Illuminatenthum wurde in Baiern (das den Hauptſitz
bildete) verboten und Weishaupt 1785 ſeines Amtes entſetzt.
Er fand bei dem Herzoge Ernſt von Gotha Aufnahme; aber
der Orden ſelbſt erlag der ſtaatlichen Obergewalt, die ihn, mit
Proceſſen und Strafverfügungen energiſch vorgehend, wie einen
Brand austrat.

So viel über die Illuminaten. Ein kurzes Leben. Sehr
wahrſcheinlich, daß dieſer Orden, wie ſo viele andere Verbin-
dungen jener Zeit, ohne Sang und Klang und ohne ein Blatt
in der Geſchichte vom Schauplatz abgetreten wäre, wenn er nicht
während der kurzen Dauer ſeiner Exiſtenz eine Gegenſtrö-
mung
hervorgerufen hätte, die, berühmter werdend als der
Illuminatenorden ſelbſt, dieſem alsbald einen Reflex der eigenen
Berühmtheit lieh. Mit anderen Worten, das Illumina-
tenthum
wäre vielleicht vergeſſen, wenn nicht der geheimbünd-
leriſche Drang ſofort einen feindlichen Bruder geboren hätte.
Dies waren die Roſenkreuzer; ein alter Name, aber eine
neue Sache.

Wir beginnen mit einem hiſtoriſchen Rückblick.

Die Roſenkreuzer waren eine alte alchymiſtiſche Verbrüde-
rung, die weit in die Geſchichte zurückgeht. Ihr Stifter war
Frater Roſenkreuz, ein Deutſcher, wie ſein Name bezeugt. Daß
ein ſolcher Mönch wirklich gelebt und mit ſeinen Adepten die
Goldmachekunſt getrieben habe, ſcheint unzweifelhaft; über dieſe
einfache Thatſache hinaus aber hüllt ſich alles in Nebel und die
Geſchichte vom Tode und von der Wiederauffindung des alten

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[307/0325] Die erſten Erfolge des Ordens entſprachen dieſer Zuver- ſicht; viele vornehme, gelehrte und rechtſchaffene Männer traten ihm bei, darunter Knigge (1780), der alsbald eine beſonders umſichtige und energiſche Thätigkeit zu entfalten begann. Aber dieſe Blüthe, ſo raſch ſie gezeitigt war, ſo raſch ging ſie vor- über. Knigge und Weishaupt, von verſchiedenen Anſichten gelei- tet, entzweiten ſich; der erſtere trat zurück, mit ihm eine An- zahl Mitglieder, und ſo in ſich geſchädigt und zerfallen, erlag der Orden dem Sturme, der jetzt von außen her ihn traf. Alles Illuminatenthum wurde in Baiern (das den Hauptſitz bildete) verboten und Weishaupt 1785 ſeines Amtes entſetzt. Er fand bei dem Herzoge Ernſt von Gotha Aufnahme; aber der Orden ſelbſt erlag der ſtaatlichen Obergewalt, die ihn, mit Proceſſen und Strafverfügungen energiſch vorgehend, wie einen Brand austrat. So viel über die Illuminaten. Ein kurzes Leben. Sehr wahrſcheinlich, daß dieſer Orden, wie ſo viele andere Verbin- dungen jener Zeit, ohne Sang und Klang und ohne ein Blatt in der Geſchichte vom Schauplatz abgetreten wäre, wenn er nicht während der kurzen Dauer ſeiner Exiſtenz eine Gegenſtrö- mung hervorgerufen hätte, die, berühmter werdend als der Illuminatenorden ſelbſt, dieſem alsbald einen Reflex der eigenen Berühmtheit lieh. Mit anderen Worten, das Illumina- tenthum wäre vielleicht vergeſſen, wenn nicht der geheimbünd- leriſche Drang ſofort einen feindlichen Bruder geboren hätte. Dies waren die Roſenkreuzer; ein alter Name, aber eine neue Sache. Wir beginnen mit einem hiſtoriſchen Rückblick. Die Roſenkreuzer waren eine alte alchymiſtiſche Verbrüde- rung, die weit in die Geſchichte zurückgeht. Ihr Stifter war Frater Roſenkreuz, ein Deutſcher, wie ſein Name bezeugt. Daß ein ſolcher Mönch wirklich gelebt und mit ſeinen Adepten die Goldmachekunſt getrieben habe, ſcheint unzweifelhaft; über dieſe einfache Thatſache hinaus aber hüllt ſich alles in Nebel und die Geſchichte vom Tode und von der Wiederauffindung des alten 20*

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/325>, abgerufen am 24.11.2024.