Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.ruhig verhalten," und löste dann langsam und mürrisch (soweit Als der Kahn auflief, blieb sein Insasse stehen und sah "Guten Abend, Fährmann. Geht's Geschäft?" "J, wie wird's denn gehn?" "Na, ich sollte doch meinen. Da sind erst die Uetzer ..." "Die fahren umsonst." "Und dann all' die Dörfer, die hier hinten liegen ..." Er schüttelte griesgrämig den Kopf, beschrieb mit der Hand "Aber die Phöbener und Paretzer werden doch nicht über "Das ist es. Aber was ein richtiger Bauer is, der geht "Weil's ihm zu unsicher ist?" "Nich doch. Es is ihm bloß sicher, daß der Fährmann Die Spitze des Kahns war jetzt auf dem Trockenen; ich Fontane, Wanderungen. III. 21
ruhig verhalten,“ und löste dann langſam und mürriſch (ſoweit Als der Kahn auflief, blieb ſein Inſaſſe ſtehen und ſah „Guten Abend, Fährmann. Geht’s Geſchäft?“ „J, wie wird’s denn gehn?“ „Na, ich ſollte doch meinen. Da ſind erſt die Uetzer …“ „Die fahren umſonſt.“ „Und dann all’ die Dörfer, die hier hinten liegen …“ Er ſchüttelte griesgrämig den Kopf, beſchrieb mit der Hand „Aber die Phöbener und Paretzer werden doch nicht über „Das iſt es. Aber was ein richtiger Bauer is, der geht „Weil’s ihm zu unſicher iſt?“ „Nich doch. Es is ihm bloß ſicher, daß der Fährmann Die Spitze des Kahns war jetzt auf dem Trockenen; ich Fontane, Wanderungen. III. 21
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ruhig verhalten,“ und löste dann langſam und mürriſch (ſoweit
ſich das aus ſeiner Haltung erkennen ließ) einen Kahn vom
Ufer und ſchob ihn, ohne Ruder, an einem zwiſchen beiden
Ufern ausgeſpannten Taue von drüben zu mir herüber.
Als der Kahn auflief, blieb ſein Inſaſſe ſtehen und ſah
mich an. Ich ihn auch. Endlich gewann er’s über ſich und
bot mir „guten Abend.“ Nach dieſer Konzeſſion von ſeiner
Seite (denn ſo ſchien er es aufzufaſſen) glaubte auch ich ein
Uebriges thun zu müſſen. Es entſpann ſich, während der Kahn
langſam wieder zurückglitt, folgende Unterhaltung:
„Guten Abend, Fährmann. Geht’s Geſchäft?“
„J, wie wird’s denn gehn?“
„Na, ich ſollte doch meinen. Da ſind erſt die Uetzer …“
„Die fahren umſonſt.“
„Und dann all’ die Dörfer, die hier hinten liegen …“
Er ſchüttelte griesgrämig den Kopf, beſchrieb mit der Hand
nach Norden hin eine Kurve und brummte: „Alles ’rum,
immer ’rum!“
„Aber die Phöbener und Paretzer werden doch nicht über
Falkenrehde fahren? Das iſt ja die Meile ſieben Viertel!“
„Das iſt es. Aber was ein richtiger Bauer is, der geht
nich über’s Waſſer.“
„Weil’s ihm zu unſicher iſt?“
„Nich doch. Es is ihm bloß ſicher, daß der Fährmann
ſein Fährgeld kriegt. Das zahlt kein Bauer, wenn er nich
muß. Und er muß nich. Eine Meile oder zwei, ihm iſt’s
all’ eins. Er braucht ſie nich zu laufen. Er nimmt ſeine
Peitſche, knipst und ruft ſeinen Gäulen zu: ‚Der Hafer is
theuer heut’; verdient ihn euch!‘ Und der uetzer Fährmann —
der mag ſehen, wo er ſeine Pacht hernimmt.“
Die Spitze des Kahns war jetzt auf dem Trockenen; ich
ſprang hinaus und fragte nach meiner Schuldigkeit. Die Taxe
war niedrig; ich gab ihm ein Stück Geld, etwa das Fünffache.
Er nahm es, ſagte nichts und erwiederte meinen „guten Abend“
durch ein Geknurr, das über ſeine Enttäuſchung keinen Zwei-
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