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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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v. Thümen, dessen Portrait von zwei Engeln gehalten wird,
während sich weiter unterwärts eine Schlange in den Schwanz
beißt. Der Inschrift entnehmen wir nichts Anderes, als daß
seine Ehe mit Sabine Hedwig v. Schlieben durch 18 Kinder
gesegnet war.

Wenn nun hier ein Segen vorlag, von dem wir übrigens
nicht wissen, ob er selbst damals als ein solcher empfunden
wurde, so knüpften beinahe alle anderen Denkmäler der Kirche
(und zwar die besten) an eine andere v. Thümensche Ehe an,
die in derselben Weise an die Tage Abraham's, wie jene an
die Jacob's erinnerte. Wir werden gleich zeigen wie. Es war
dies eine Ehe zwischen Kuno v. Thümen und Anna v. Schlabren-
dorff. Von dieser letzteren finden wir Grabstein, Bildniß und
Schildereien, die ihrem Begräbniß gewidmet sind.

Der Stein steht hinter dem Altar, in eine der Ecken ein-
gemauert und trägt folgende Inschrift: "Anno 1567, den
1. Januar, gegen Abend ist die edle und vieltugendsame Anna
v. Schlabrendorff
, Kuno v. Thümens eheliche Hausfrau,
mit und in Kindesgeburt gottselig entschlafen. Derselben Gott
gnädig sei." Ihr in Lebensgröße und in flachem Relief auf
dem Stein ausgemeißeltes Bildniß, zeigt eine breite Binde um
die Unterhälfte des Gesichts, was der ganzen Erscheinung auf
den ersten Blick das Ansehen giebt, als trüge sie einen Ritter-
helm mit herabgelassenem Visir. Ich sah dies, so viele Dorf-
kirchen ich auch besucht habe, hier zum ersten Male. Der Geist-
liche des Dorfs, der sich uns inzwischen zugesellt hatte, erklärte
mir: Das weiße Tuch um den Mund sei nach alttestamentari-
scher Weisung das gebotene Abzeichen der Sechswöchnerin. Er
fügte hinzu, daß diese Sitte bis den heutigen Tag in seiner
Gemeinde bestehe.

So viel über den Grabstein. Aber erst einem Oelbilde
von mittleren Dimensionen, das an der einen Längswand der
Kirche seine Stelle gefunden hat, entnehmen wir, was es mit
"Kuno v. Thümens ehelichem Gemahl" auf sich hatte und warum
ihr seinerseits durch Grabstein, Portrait-Bild und Erinnerungs-

v. Thümen, deſſen Portrait von zwei Engeln gehalten wird,
während ſich weiter unterwärts eine Schlange in den Schwanz
beißt. Der Inſchrift entnehmen wir nichts Anderes, als daß
ſeine Ehe mit Sabine Hedwig v. Schlieben durch 18 Kinder
geſegnet war.

Wenn nun hier ein Segen vorlag, von dem wir übrigens
nicht wiſſen, ob er ſelbſt damals als ein ſolcher empfunden
wurde, ſo knüpften beinahe alle anderen Denkmäler der Kirche
(und zwar die beſten) an eine andere v. Thümenſche Ehe an,
die in derſelben Weiſe an die Tage Abraham’s, wie jene an
die Jacob’s erinnerte. Wir werden gleich zeigen wie. Es war
dies eine Ehe zwiſchen Kuno v. Thümen und Anna v. Schlabren-
dorff. Von dieſer letzteren finden wir Grabſtein, Bildniß und
Schildereien, die ihrem Begräbniß gewidmet ſind.

Der Stein ſteht hinter dem Altar, in eine der Ecken ein-
gemauert und trägt folgende Inſchrift: „Anno 1567, den
1. Januar, gegen Abend iſt die edle und vieltugendſame Anna
v. Schlabrendorff
, Kuno v. Thümens eheliche Hausfrau,
mit und in Kindesgeburt gottſelig entſchlafen. Derſelben Gott
gnädig ſei.“ Ihr in Lebensgröße und in flachem Relief auf
dem Stein ausgemeißeltes Bildniß, zeigt eine breite Binde um
die Unterhälfte des Geſichts, was der ganzen Erſcheinung auf
den erſten Blick das Anſehen giebt, als trüge ſie einen Ritter-
helm mit herabgelaſſenem Viſir. Ich ſah dies, ſo viele Dorf-
kirchen ich auch beſucht habe, hier zum erſten Male. Der Geiſt-
liche des Dorfs, der ſich uns inzwiſchen zugeſellt hatte, erklärte
mir: Das weiße Tuch um den Mund ſei nach altteſtamentari-
ſcher Weiſung das gebotene Abzeichen der Sechswöchnerin. Er
fügte hinzu, daß dieſe Sitte bis den heutigen Tag in ſeiner
Gemeinde beſtehe.

So viel über den Grabſtein. Aber erſt einem Oelbilde
von mittleren Dimenſionen, das an der einen Längswand der
Kirche ſeine Stelle gefunden hat, entnehmen wir, was es mit
„Kuno v. Thümens ehelichem Gemahl“ auf ſich hatte und warum
ihr ſeinerſeits durch Grabſtein, Portrait-Bild und Erinnerungs-

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[376/0394] v. Thümen, deſſen Portrait von zwei Engeln gehalten wird, während ſich weiter unterwärts eine Schlange in den Schwanz beißt. Der Inſchrift entnehmen wir nichts Anderes, als daß ſeine Ehe mit Sabine Hedwig v. Schlieben durch 18 Kinder geſegnet war. Wenn nun hier ein Segen vorlag, von dem wir übrigens nicht wiſſen, ob er ſelbſt damals als ein ſolcher empfunden wurde, ſo knüpften beinahe alle anderen Denkmäler der Kirche (und zwar die beſten) an eine andere v. Thümenſche Ehe an, die in derſelben Weiſe an die Tage Abraham’s, wie jene an die Jacob’s erinnerte. Wir werden gleich zeigen wie. Es war dies eine Ehe zwiſchen Kuno v. Thümen und Anna v. Schlabren- dorff. Von dieſer letzteren finden wir Grabſtein, Bildniß und Schildereien, die ihrem Begräbniß gewidmet ſind. Der Stein ſteht hinter dem Altar, in eine der Ecken ein- gemauert und trägt folgende Inſchrift: „Anno 1567, den 1. Januar, gegen Abend iſt die edle und vieltugendſame Anna v. Schlabrendorff, Kuno v. Thümens eheliche Hausfrau, mit und in Kindesgeburt gottſelig entſchlafen. Derſelben Gott gnädig ſei.“ Ihr in Lebensgröße und in flachem Relief auf dem Stein ausgemeißeltes Bildniß, zeigt eine breite Binde um die Unterhälfte des Geſichts, was der ganzen Erſcheinung auf den erſten Blick das Anſehen giebt, als trüge ſie einen Ritter- helm mit herabgelaſſenem Viſir. Ich ſah dies, ſo viele Dorf- kirchen ich auch beſucht habe, hier zum erſten Male. Der Geiſt- liche des Dorfs, der ſich uns inzwiſchen zugeſellt hatte, erklärte mir: Das weiße Tuch um den Mund ſei nach altteſtamentari- ſcher Weiſung das gebotene Abzeichen der Sechswöchnerin. Er fügte hinzu, daß dieſe Sitte bis den heutigen Tag in ſeiner Gemeinde beſtehe. So viel über den Grabſtein. Aber erſt einem Oelbilde von mittleren Dimenſionen, das an der einen Längswand der Kirche ſeine Stelle gefunden hat, entnehmen wir, was es mit „Kuno v. Thümens ehelichem Gemahl“ auf ſich hatte und warum ihr ſeinerſeits durch Grabſtein, Portrait-Bild und Erinnerungs-

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 376. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/394>, abgerufen am 24.11.2024.