In Beckmann's Geschichte des Johanniter-Ordens (Frank- furt a. O., 1726) findet sich als Titelkupfer ein Bild des Markgrafen. Es macht einen guten Eindruck. Er sieht statt- lich, wohlwollend aus, aber nicht klug; ein des Geistigen ent- kleidetes Großes-Kurfürsten-Gesicht. (Der große Kurfürst war sein Vater.)
Friedrichsfelde von 1731--62.
Markgraf Karl.
Markgraf Albrecht hinterließ drei Söhne, von denen der älteste, Markgraf Karl, succedirte. Er erbte Friedrichsfelde, erhielt das Regiment des Vaters (nunmehr Regiment Markgraf Karl) und wurde seitens des Johanniter-Ordens zum Herren- meister gewählt. Die beiden jüngeren Brüder fielen in den Kämpfen der schlesischen Kriege, der eine 1741 bei Mollwitz, der andere 1744 vor Prag.
Markgraf Karl lebte viel in Friedrichsfelde und begann das 1719 durch Böhme aufgeführte Schloß, namentlich in sei- nem Innern, auszubauen und zu schmücken. Dies geschah 1735. Die Stuckarbeiten in den Zimmern des ersten Stocks datiren aus dieser Zeit; sie sind, besonders die Friese und Wandreliefs, von bemerkenswerther Schönheit und zeigen, wie glänzend die Schule war, die Schlüter herangebildet hatte. Auch mit Bildern schmückten sich die Räume des Schlosses und began- nen mehr und mehr zu einer Collection zu werden. Diese führte den Namen: Gallerie des Markgrafen Karl. Er sammelte mit Neigung und Verständniß, aber eben so sehr aus gutem Her- zen. Daher war nicht Alles ersten Ranges, aber das Gute überwog.
Einen Theil seiner Bilder mochte er nicht in Friedrichs- felde, sondern im Johanniter-Ordenspalais haben, das, in den letzten Regierungsjahren Friedrich Wilhelms I., nur diesem zu Liebe und gewiß ganz gegen die Wünsche des Ordens, am Wilhelmsplatze errichtet worden war. Es war ein völliger
26*
In Beckmann’s Geſchichte des Johanniter-Ordens (Frank- furt a. O., 1726) findet ſich als Titelkupfer ein Bild des Markgrafen. Es macht einen guten Eindruck. Er ſieht ſtatt- lich, wohlwollend aus, aber nicht klug; ein des Geiſtigen ent- kleidetes Großes-Kurfürſten-Geſicht. (Der große Kurfürſt war ſein Vater.)
Friedrichsfelde von 1731—62.
Markgraf Karl.
Markgraf Albrecht hinterließ drei Söhne, von denen der älteſte, Markgraf Karl, ſuccedirte. Er erbte Friedrichsfelde, erhielt das Regiment des Vaters (nunmehr Regiment Markgraf Karl) und wurde ſeitens des Johanniter-Ordens zum Herren- meiſter gewählt. Die beiden jüngeren Brüder fielen in den Kämpfen der ſchleſiſchen Kriege, der eine 1741 bei Mollwitz, der andere 1744 vor Prag.
Markgraf Karl lebte viel in Friedrichsfelde und begann das 1719 durch Böhme aufgeführte Schloß, namentlich in ſei- nem Innern, auszubauen und zu ſchmücken. Dies geſchah 1735. Die Stuckarbeiten in den Zimmern des erſten Stocks datiren aus dieſer Zeit; ſie ſind, beſonders die Frieſe und Wandreliefs, von bemerkenswerther Schönheit und zeigen, wie glänzend die Schule war, die Schlüter herangebildet hatte. Auch mit Bildern ſchmückten ſich die Räume des Schloſſes und began- nen mehr und mehr zu einer Collection zu werden. Dieſe führte den Namen: Gallerie des Markgrafen Karl. Er ſammelte mit Neigung und Verſtändniß, aber eben ſo ſehr aus gutem Her- zen. Daher war nicht Alles erſten Ranges, aber das Gute überwog.
Einen Theil ſeiner Bilder mochte er nicht in Friedrichs- felde, ſondern im Johanniter-Ordenspalais haben, das, in den letzten Regierungsjahren Friedrich Wilhelms I., nur dieſem zu Liebe und gewiß ganz gegen die Wünſche des Ordens, am Wilhelmsplatze errichtet worden war. Es war ein völliger
26*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0421"n="403"/><p>In Beckmann’s Geſchichte des Johanniter-Ordens (Frank-<lb/>
furt a. O., 1726) findet ſich als Titelkupfer ein Bild des<lb/>
Markgrafen. Es macht einen guten Eindruck. Er ſieht ſtatt-<lb/>
lich, wohlwollend aus, aber nicht klug; ein des Geiſtigen ent-<lb/>
kleidetes Großes-Kurfürſten-Geſicht. (Der große Kurfürſt war<lb/>ſein Vater.)</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head><hirendition="#b">Friedrichsfelde von 1731—62.</hi></head><lb/><p><hirendition="#c"><hirendition="#g">Markgraf Karl</hi>.</hi></p><lb/><p>Markgraf Albrecht hinterließ drei Söhne, von denen der<lb/>
älteſte, Markgraf <hirendition="#g">Karl</hi>, ſuccedirte. Er erbte Friedrichsfelde,<lb/>
erhielt das Regiment des Vaters (nunmehr Regiment Markgraf<lb/>
Karl) und wurde ſeitens des Johanniter-Ordens zum Herren-<lb/>
meiſter gewählt. Die beiden jüngeren Brüder fielen in den<lb/>
Kämpfen der ſchleſiſchen Kriege, der eine 1741 bei Mollwitz,<lb/>
der andere 1744 vor Prag.</p><lb/><p>Markgraf Karl lebte viel in Friedrichsfelde und begann<lb/>
das 1719 durch Böhme aufgeführte Schloß, namentlich in ſei-<lb/>
nem Innern, auszubauen und zu ſchmücken. Dies geſchah<lb/>
1735. Die Stuckarbeiten in den Zimmern des erſten Stocks<lb/>
datiren aus dieſer Zeit; ſie ſind, beſonders die Frieſe und<lb/>
Wandreliefs, von bemerkenswerther Schönheit und zeigen, wie<lb/>
glänzend die Schule war, die Schlüter herangebildet hatte. Auch<lb/>
mit Bildern ſchmückten ſich die Räume des Schloſſes und began-<lb/>
nen mehr und mehr zu einer Collection zu werden. Dieſe führte<lb/>
den Namen: Gallerie des Markgrafen Karl. Er ſammelte mit<lb/>
Neigung und Verſtändniß, aber eben ſo ſehr aus gutem Her-<lb/>
zen. Daher war nicht Alles erſten Ranges, aber das Gute<lb/>
überwog.</p><lb/><p>Einen Theil ſeiner Bilder mochte er <hirendition="#g">nicht</hi> in Friedrichs-<lb/>
felde, ſondern im Johanniter-Ordenspalais haben, das, in den<lb/>
letzten Regierungsjahren Friedrich Wilhelms <hirendition="#aq">I.</hi>, nur <hirendition="#g">dieſem</hi><lb/>
zu Liebe und gewiß ganz gegen die Wünſche des Ordens, am<lb/>
Wilhelmsplatze errichtet worden war. Es war ein völliger<lb/><fwplace="bottom"type="sig">26*</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[403/0421]
In Beckmann’s Geſchichte des Johanniter-Ordens (Frank-
furt a. O., 1726) findet ſich als Titelkupfer ein Bild des
Markgrafen. Es macht einen guten Eindruck. Er ſieht ſtatt-
lich, wohlwollend aus, aber nicht klug; ein des Geiſtigen ent-
kleidetes Großes-Kurfürſten-Geſicht. (Der große Kurfürſt war
ſein Vater.)
Friedrichsfelde von 1731—62.
Markgraf Karl.
Markgraf Albrecht hinterließ drei Söhne, von denen der
älteſte, Markgraf Karl, ſuccedirte. Er erbte Friedrichsfelde,
erhielt das Regiment des Vaters (nunmehr Regiment Markgraf
Karl) und wurde ſeitens des Johanniter-Ordens zum Herren-
meiſter gewählt. Die beiden jüngeren Brüder fielen in den
Kämpfen der ſchleſiſchen Kriege, der eine 1741 bei Mollwitz,
der andere 1744 vor Prag.
Markgraf Karl lebte viel in Friedrichsfelde und begann
das 1719 durch Böhme aufgeführte Schloß, namentlich in ſei-
nem Innern, auszubauen und zu ſchmücken. Dies geſchah
1735. Die Stuckarbeiten in den Zimmern des erſten Stocks
datiren aus dieſer Zeit; ſie ſind, beſonders die Frieſe und
Wandreliefs, von bemerkenswerther Schönheit und zeigen, wie
glänzend die Schule war, die Schlüter herangebildet hatte. Auch
mit Bildern ſchmückten ſich die Räume des Schloſſes und began-
nen mehr und mehr zu einer Collection zu werden. Dieſe führte
den Namen: Gallerie des Markgrafen Karl. Er ſammelte mit
Neigung und Verſtändniß, aber eben ſo ſehr aus gutem Her-
zen. Daher war nicht Alles erſten Ranges, aber das Gute
überwog.
Einen Theil ſeiner Bilder mochte er nicht in Friedrichs-
felde, ſondern im Johanniter-Ordenspalais haben, das, in den
letzten Regierungsjahren Friedrich Wilhelms I., nur dieſem
zu Liebe und gewiß ganz gegen die Wünſche des Ordens, am
Wilhelmsplatze errichtet worden war. Es war ein völliger
26*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der dritte Band "Ost-Havelland. Die Landschaft um Spandau, Potsdam, Brandenburg" 1873 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/421>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.