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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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wo sie mit ihrem Gemahl zusammentraf... Kurland war
inzwischen eine russische Provinz geworden; der Herzog hatte
resignirt.

So etwa die Aufzeichnungen, die wir, wie vorerwähnt,
zu größerem Theil dem Tiedgeschen Buche (Dorothea, letzte
Herzogin von Kurland), zu kleinerem Theile dem Werke
Cruses "Kurland unter den Herzögen" entnommen haben.
Nirgends ist davon die Rede, daß in Friedrichsfelde ein beson-
deres Kunstleben sich aufgethan hätte, ein Schweigen, das um
so bemerkenswerther ist, als der alte Tiedge gerade diese
Seite in dem Leben der Herzogin besonders hervorhebt und
jedesmal genau verzeichnet, wenn in Königsberg mit Kant,
Hamann, Hippel, in Neapel mit Hackert, in Herrenhuth mit
dem alten Spangenberg etc. ein lebhafterer Verkehr angeknüpft
wurde. Man darf füglich daraus den Schluß ziehen, daß das
Friedrichsfelder Leben, während seiner kurländischen Zeit, wenig
Hervorragendes auf dem Gebiete von Kunst und Wissenschaft
geboten haben muß und daß es sich, wie wir Eingangs bereits
sagten, bei den verschiedenen Anwesenheiten in Berlin-Fried-
richsfelde, immer nur um Prinzen und Prinzessinnen, um
"Gesellschaft" und Politik, um Güterkäufe und Eheschließungen
handelte. Gewiß ging ein gelegentlicher Verkehr mit den Grö-
ßen jener Zeit (Nicolai, Ramler, Engel, Mendelssohn werden
eigens genannt) nebenher, aber doch eben nur nebenher.*)
Geistig hoch beanlagt, konnte namentlich die Herzogin auf einen
Umgang, der ihrer ästhetischen Natur Bedürfniß war, nie ganz

*) Unter diesen Besuchern werden natürlich auch Maler gewesen
sein und das eine oder andere Bild (ganz abgesehen von den Kunst-
schätzen, die man aus Italien mitgebracht hatte) wird damals seine
Stätte in Friedrichsfelde gefunden haben. Eins, aus jener Zeit her,
ist dem Schlosse verblieben, ein Aquarellbild "Vue de Friedrichsfelde"
mit den Widmungsworten: Dedie a Son Altesse Serenissime Madame
la Duchesse de Curlande et de Semigalles.
Das Bild ist aus dem
Jahre 1787 (Schwarz fecit) und zeigt das Schloß in seiner damaligen,
von der gegenwärtigen nur wenig verschiedenen Gestalt.

wo ſie mit ihrem Gemahl zuſammentraf… Kurland war
inzwiſchen eine ruſſiſche Provinz geworden; der Herzog hatte
reſignirt.

So etwa die Aufzeichnungen, die wir, wie vorerwähnt,
zu größerem Theil dem Tiedgeſchen Buche (Dorothea, letzte
Herzogin von Kurland), zu kleinerem Theile dem Werke
Cruſes „Kurland unter den Herzögen“ entnommen haben.
Nirgends iſt davon die Rede, daß in Friedrichsfelde ein beſon-
deres Kunſtleben ſich aufgethan hätte, ein Schweigen, das um
ſo bemerkenswerther iſt, als der alte Tiedge gerade dieſe
Seite in dem Leben der Herzogin beſonders hervorhebt und
jedesmal genau verzeichnet, wenn in Königsberg mit Kant,
Hamann, Hippel, in Neapel mit Hackert, in Herrenhuth mit
dem alten Spangenberg ꝛc. ein lebhafterer Verkehr angeknüpft
wurde. Man darf füglich daraus den Schluß ziehen, daß das
Friedrichsfelder Leben, während ſeiner kurländiſchen Zeit, wenig
Hervorragendes auf dem Gebiete von Kunſt und Wiſſenſchaft
geboten haben muß und daß es ſich, wie wir Eingangs bereits
ſagten, bei den verſchiedenen Anweſenheiten in Berlin-Fried-
richsfelde, immer nur um Prinzen und Prinzeſſinnen, um
„Geſellſchaft“ und Politik, um Güterkäufe und Eheſchließungen
handelte. Gewiß ging ein gelegentlicher Verkehr mit den Grö-
ßen jener Zeit (Nicolai, Ramler, Engel, Mendelsſohn werden
eigens genannt) nebenher, aber doch eben nur nebenher.*)
Geiſtig hoch beanlagt, konnte namentlich die Herzogin auf einen
Umgang, der ihrer äſthetiſchen Natur Bedürfniß war, nie ganz

*) Unter dieſen Beſuchern werden natürlich auch Maler geweſen
ſein und das eine oder andere Bild (ganz abgeſehen von den Kunſt-
ſchätzen, die man aus Italien mitgebracht hatte) wird damals ſeine
Stätte in Friedrichsfelde gefunden haben. Eins, aus jener Zeit her,
iſt dem Schloſſe verblieben, ein Aquarellbild „Vue de Friedrichsfelde“
mit den Widmungsworten: Dedié à Son Altesse Serenissime Madame
la Duchesse de Curlande et de Semigalles.
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Jahre 1787 (Schwarz fecit) und zeigt das Schloß in ſeiner damaligen,
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[411/0429] wo ſie mit ihrem Gemahl zuſammentraf… Kurland war inzwiſchen eine ruſſiſche Provinz geworden; der Herzog hatte reſignirt. So etwa die Aufzeichnungen, die wir, wie vorerwähnt, zu größerem Theil dem Tiedgeſchen Buche (Dorothea, letzte Herzogin von Kurland), zu kleinerem Theile dem Werke Cruſes „Kurland unter den Herzögen“ entnommen haben. Nirgends iſt davon die Rede, daß in Friedrichsfelde ein beſon- deres Kunſtleben ſich aufgethan hätte, ein Schweigen, das um ſo bemerkenswerther iſt, als der alte Tiedge gerade dieſe Seite in dem Leben der Herzogin beſonders hervorhebt und jedesmal genau verzeichnet, wenn in Königsberg mit Kant, Hamann, Hippel, in Neapel mit Hackert, in Herrenhuth mit dem alten Spangenberg ꝛc. ein lebhafterer Verkehr angeknüpft wurde. Man darf füglich daraus den Schluß ziehen, daß das Friedrichsfelder Leben, während ſeiner kurländiſchen Zeit, wenig Hervorragendes auf dem Gebiete von Kunſt und Wiſſenſchaft geboten haben muß und daß es ſich, wie wir Eingangs bereits ſagten, bei den verſchiedenen Anweſenheiten in Berlin-Fried- richsfelde, immer nur um Prinzen und Prinzeſſinnen, um „Geſellſchaft“ und Politik, um Güterkäufe und Eheſchließungen handelte. Gewiß ging ein gelegentlicher Verkehr mit den Grö- ßen jener Zeit (Nicolai, Ramler, Engel, Mendelsſohn werden eigens genannt) nebenher, aber doch eben nur nebenher. *) Geiſtig hoch beanlagt, konnte namentlich die Herzogin auf einen Umgang, der ihrer äſthetiſchen Natur Bedürfniß war, nie ganz *) Unter dieſen Beſuchern werden natürlich auch Maler geweſen ſein und das eine oder andere Bild (ganz abgeſehen von den Kunſt- ſchätzen, die man aus Italien mitgebracht hatte) wird damals ſeine Stätte in Friedrichsfelde gefunden haben. Eins, aus jener Zeit her, iſt dem Schloſſe verblieben, ein Aquarellbild „Vue de Friedrichsfelde“ mit den Widmungsworten: Dedié à Son Altesse Serenissime Madame la Duchesse de Curlande et de Semigalles. Das Bild iſt aus dem Jahre 1787 (Schwarz fecit) und zeigt das Schloß in ſeiner damaligen, von der gegenwärtigen nur wenig verſchiedenen Geſtalt.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/429>, abgerufen am 24.11.2024.