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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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Die Wenden in der Mark.
Benutzt: L. Giesebrecht's Wendische Geschichten. Schafarik's
Geschichte der slawischen Stämme. Fidicin: die slawischen
Ortsnamen der Insel Potsdam. Heffter: Geschichte der
Stadt Brandenburg. L. Schneider: Mittheilungen des
Vereins für die Geschichte Potsdams.

Der Brieselang.
Benutzt: Berghaus Mark Brandenburg. Mündliche und briefliche
Mittheilungen, besonders des Garnisonschullehrers Wagener
in Potsdam und des Lehrers Krüger in Schönwalde.

Alte Eichen von ähnlicher Berühmtheit wie die Königseiche im
Brieselang, stehen eine Meile südlich von Liegnitz, auf dem Theile des
Katzbacher Schlachtfeldes, wo sich am 26. August 1813 der Kampf ent-
schied. Wo das Plateau zur wilden Neiße hin steil abfällt, liegen die
Dörfer Ober- und Nieder-Weinberg, Ober- und Nieder-Crayn. Bei
Nieder-Crayn befindet sich die einzige Brücke über den Fluß; diese
Brücke suchten die flüchtigen Franzosen zu gewinnen, verfehlten sie aber
und stürzten sich in das hochangeschwollene Wasser. An eben dieser
Stelle, nur 500 Schritt von der Nieder-Crayner Brücke entfernt, ragen,
auf prächtigem Wiesengrund, die erwähnten alten Eichen auf, von denen
fünf (die jüngeren) sich durch besondere Schönheit und Frische auszeich-
nen. Sie sind noch völlig gesund, kein Zweig abgestorben, dabei voll
Ebenmaß. Die schönste unter diesen fünf trägt folgende Inschrift:

O seid gegrüßt der Gottheit stille Zeugen,
Ein Meisterstück der herrlichen Natur;
Hier unter euren majestätschen Zweigen,
Im kühlen Schatten auf der prächtgen Flur,
Hier schlägt das bange Herz in freud'gem Beben,
Ein heilger Schauer dringt durch meine Brust,
Wie lange sehet ihr des Menschen Leben
Mit seinem Leiden wie mit seiner Lust.

Das eigentliche Prachtstück und die große Sehenswürdigkeit dieser
Gegenden -- wenigstens was Bäume angeht -- ist aber doch die sechste
Eiche, die in einiger Entfernung von den fünf andern steht. Sie ist
nicht voll so schön, hat durch das Absterben einzelner Partien das Eben-
maß ihrer Formen eingebüßt, ist aber um vieles stärker und wahrschein-
lich auch älter als die übrigen fünf. Ihr Umfang ist 31 Fuß, über-
trifft also noch den der Königseiche im Brieselang um ein Erhebliches.

Fontane, Wanderungen. III. 28
Die Wenden in der Mark.
Benutzt: L. Gieſebrecht’s Wendiſche Geſchichten. Schafarik’s
Geſchichte der ſlawiſchen Stämme. Fidicin: die ſlawiſchen
Ortsnamen der Inſel Potsdam. Heffter: Geſchichte der
Stadt Brandenburg. L. Schneider: Mittheilungen des
Vereins für die Geſchichte Potsdams.

Der Brieſelang.
Benutzt: Berghaus Mark Brandenburg. Mündliche und briefliche
Mittheilungen, beſonders des Garniſonſchullehrers Wagener
in Potsdam und des Lehrers Krüger in Schönwalde.

Alte Eichen von ähnlicher Berühmtheit wie die Königseiche im
Brieſelang, ſtehen eine Meile ſüdlich von Liegnitz, auf dem Theile des
Katzbacher Schlachtfeldes, wo ſich am 26. Auguſt 1813 der Kampf ent-
ſchied. Wo das Plateau zur wilden Neiße hin ſteil abfällt, liegen die
Dörfer Ober- und Nieder-Weinberg, Ober- und Nieder-Crayn. Bei
Nieder-Crayn befindet ſich die einzige Brücke über den Fluß; dieſe
Brücke ſuchten die flüchtigen Franzoſen zu gewinnen, verfehlten ſie aber
und ſtürzten ſich in das hochangeſchwollene Waſſer. An eben dieſer
Stelle, nur 500 Schritt von der Nieder-Crayner Brücke entfernt, ragen,
auf prächtigem Wieſengrund, die erwähnten alten Eichen auf, von denen
fünf (die jüngeren) ſich durch beſondere Schönheit und Friſche auszeich-
nen. Sie ſind noch völlig geſund, kein Zweig abgeſtorben, dabei voll
Ebenmaß. Die ſchönſte unter dieſen fünf trägt folgende Inſchrift:

O ſeid gegrüßt der Gottheit ſtille Zeugen,
Ein Meiſterſtück der herrlichen Natur;
Hier unter euren majeſtätſchen Zweigen,
Im kühlen Schatten auf der prächtgen Flur,
Hier ſchlägt das bange Herz in freud’gem Beben,
Ein heilger Schauer dringt durch meine Bruſt,
Wie lange ſehet ihr des Menſchen Leben
Mit ſeinem Leiden wie mit ſeiner Luſt.

Das eigentliche Prachtſtück und die große Sehenswürdigkeit dieſer
Gegenden — wenigſtens was Bäume angeht — iſt aber doch die ſechste
Eiche, die in einiger Entfernung von den fünf andern ſteht. Sie iſt
nicht voll ſo ſchön, hat durch das Abſterben einzelner Partien das Eben-
maß ihrer Formen eingebüßt, iſt aber um vieles ſtärker und wahrſchein-
lich auch älter als die übrigen fünf. Ihr Umfang iſt 31 Fuß, über-
trifft alſo noch den der Königseiche im Brieſelang um ein Erhebliches.

Fontane, Wanderungen. III. 28
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[433/0451] Die Wenden in der Mark. Benutzt: L. Gieſebrecht’s Wendiſche Geſchichten. Schafarik’s Geſchichte der ſlawiſchen Stämme. Fidicin: die ſlawiſchen Ortsnamen der Inſel Potsdam. Heffter: Geſchichte der Stadt Brandenburg. L. Schneider: Mittheilungen des Vereins für die Geſchichte Potsdams. Der Brieſelang. Benutzt: Berghaus Mark Brandenburg. Mündliche und briefliche Mittheilungen, beſonders des Garniſonſchullehrers Wagener in Potsdam und des Lehrers Krüger in Schönwalde. Alte Eichen von ähnlicher Berühmtheit wie die Königseiche im Brieſelang, ſtehen eine Meile ſüdlich von Liegnitz, auf dem Theile des Katzbacher Schlachtfeldes, wo ſich am 26. Auguſt 1813 der Kampf ent- ſchied. Wo das Plateau zur wilden Neiße hin ſteil abfällt, liegen die Dörfer Ober- und Nieder-Weinberg, Ober- und Nieder-Crayn. Bei Nieder-Crayn befindet ſich die einzige Brücke über den Fluß; dieſe Brücke ſuchten die flüchtigen Franzoſen zu gewinnen, verfehlten ſie aber und ſtürzten ſich in das hochangeſchwollene Waſſer. An eben dieſer Stelle, nur 500 Schritt von der Nieder-Crayner Brücke entfernt, ragen, auf prächtigem Wieſengrund, die erwähnten alten Eichen auf, von denen fünf (die jüngeren) ſich durch beſondere Schönheit und Friſche auszeich- nen. Sie ſind noch völlig geſund, kein Zweig abgeſtorben, dabei voll Ebenmaß. Die ſchönſte unter dieſen fünf trägt folgende Inſchrift: O ſeid gegrüßt der Gottheit ſtille Zeugen, Ein Meiſterſtück der herrlichen Natur; Hier unter euren majeſtätſchen Zweigen, Im kühlen Schatten auf der prächtgen Flur, Hier ſchlägt das bange Herz in freud’gem Beben, Ein heilger Schauer dringt durch meine Bruſt, Wie lange ſehet ihr des Menſchen Leben Mit ſeinem Leiden wie mit ſeiner Luſt. Das eigentliche Prachtſtück und die große Sehenswürdigkeit dieſer Gegenden — wenigſtens was Bäume angeht — iſt aber doch die ſechste Eiche, die in einiger Entfernung von den fünf andern ſteht. Sie iſt nicht voll ſo ſchön, hat durch das Abſterben einzelner Partien das Eben- maß ihrer Formen eingebüßt, iſt aber um vieles ſtärker und wahrſchein- lich auch älter als die übrigen fünf. Ihr Umfang iſt 31 Fuß, über- trifft alſo noch den der Königseiche im Brieſelang um ein Erhebliches. Fontane, Wanderungen. III. 28

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/451>, abgerufen am 24.11.2024.