Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.einen Keller unter dem Berg, die auf ein altes Gebäude von größerm Die Burg Beuthen ist die einzige, die noch existirt. Ihre Trüm- Ich habe das alte Schloß Beuthen noch als eine stattliche Ruine *) Es war, wie bekannt, eines jener 4 Schlösser: Friesack, Plaue, Golzow, Beu-
then, die, den Quitzows angehörig oder mit ihnen verbündet, Widerstand gegen die Hohenzollern versuchten. Sie erlagen binnen Kurzem. Am 6. Februar 1414 begann die Belagerung durch Hans von Torgau. Goswin von Brederlow vertheidigte sie. Als ihm angezeigt wurde, daß Friesack und Plaue gefallen und Johann v. Quitzow gefangen sei, gab er (am 24. Febr.) die Antwort: "daß er sich die Sache noch einige Jahre über- legen wolle." Am 26. früh erschien, von 36 Pferden durch den tiefen Sand gezogen, die etwas sagenhafte "faule Grete" vor Beuthen und schleuderte eine ihrer ungeheuren Stein- kugeln. Die Wirkung war derart, daß von Brederlow keinen zweiten Schuß abwartete, sondern die weiße Fahne aufsteckte. einen Keller unter dem Berg, die auf ein altes Gebäude von größerm Die Burg Beuthen iſt die einzige, die noch exiſtirt. Ihre Trüm- Ich habe das alte Schloß Beuthen noch als eine ſtattliche Ruine *) Es war, wie bekannt, eines jener 4 Schlöſſer: Frieſack, Plaue, Golzow, Beu-
then, die, den Quitzows angehörig oder mit ihnen verbündet, Widerſtand gegen die Hohenzollern verſuchten. Sie erlagen binnen Kurzem. Am 6. Februar 1414 begann die Belagerung durch Hans von Torgau. Goswin von Brederlow vertheidigte ſie. Als ihm angezeigt wurde, daß Frieſack und Plaue gefallen und Johann v. Quitzow gefangen ſei, gab er (am 24. Febr.) die Antwort: „daß er ſich die Sache noch einige Jahre über- legen wolle.“ Am 26. früh erſchien, von 36 Pferden durch den tiefen Sand gezogen, die etwas ſagenhafte „faule Grete“ vor Beuthen und ſchleuderte eine ihrer ungeheuren Stein- kugeln. Die Wirkung war derart, daß von Brederlow keinen zweiten Schuß abwartete, ſondern die weiße Fahne aufſteckte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0471" n="453"/> einen Keller unter dem Berg, die auf ein altes Gebäude von größerm<lb/> Umfang hindeuten. Der Sage nach, ſoll von eben dieſem Amtsberg<lb/> ein unterirdiſcher Gang nach dem etwa 10 Minuten entfernten <hi rendition="#g">Burg-<lb/> wall</hi> geführt haben, der an der Nuthe liegt und bei hohem Waſſer zu<lb/> einer Inſel wird.“ Dies iſt alles, was man an Ort und Stelle von<lb/> den Burgen Saarmund und Trebbin anzugeben weiß; alles Hypotheſe.</p><lb/> <p>Die Burg <hi rendition="#g">Beuthen</hi> iſt die einzige, die noch exiſtirt. Ihre Trüm-<lb/> mer ragen noch übermannshoch auf und laſſen den Grundriß des alten<lb/> Baues ohne Mühe erkennen. Freilich war dieſer alte Bau das <hi rendition="#b">Schloß</hi><lb/> Beuthen des 15.<note place="foot" n="*)">Es war, wie bekannt, eines jener 4 Schlöſſer: Frieſack, Plaue, Golzow, Beu-<lb/> then, die, den Quitzows angehörig oder mit ihnen verbündet, Widerſtand gegen die<lb/> Hohenzollern verſuchten. Sie erlagen binnen Kurzem. Am 6. Februar 1414 begann<lb/> die Belagerung durch Hans von Torgau. Goswin von Brederlow vertheidigte ſie. Als<lb/> ihm angezeigt wurde, daß Frieſack und Plaue gefallen und Johann v. Quitzow gefangen<lb/> ſei, gab er (am 24. Febr.) die Antwort: „daß er ſich die Sache noch einige Jahre über-<lb/> legen wolle.“<lb/> Am 26. früh erſchien, von 36 Pferden durch den tiefen Sand gezogen, die etwas<lb/> ſagenhafte „faule Grete“ vor Beuthen und ſchleuderte eine ihrer ungeheuren Stein-<lb/> kugeln. Die Wirkung war derart, daß von Brederlow keinen zweiten Schuß abwartete,<lb/> ſondern die weiße Fahne aufſteckte.</note>, nicht die <hi rendition="#b">Burg</hi> Beuthen des 12. Jahrhunderts;<lb/> es iſt aber mindeſtens wahrſcheinlich, daß das Schloß der Waldemar-<lb/> und Quitzow-Zeit an <hi rendition="#g">ebenderſelben</hi> Stelle errichtet wurde, an der<lb/> vorher die Burg geſtanden hatte. Die Natur wies hier beiden ein und<lb/> denſelben Platz an. Dieſer Platz iſt eine kleine Inſel in der Nuthe,<lb/> etwa eine Viertelmeile vom Dorfe Groß-Beuthen entfernt. Der frühere<lb/> Beſitzer des letztgenannten Dorfes, Major <hi rendition="#g">von Goertzke</hi>, ſchrieb mir<lb/> Folgendes über das Schloß:</p><lb/> <p>Ich habe das alte Schloß <hi rendition="#g">Beuthen</hi> noch als eine ſtattliche Ruine<lb/> gekannt. Nicht nur die 5 Fuß dicken, aus Feldſtein aufgeführten, etwa<lb/> 20 Ellen hohen Umfaſſungsmauern, ſondern auch die inneren Wände<lb/> und der Raum, welchen die Kapelle einnahm, waren noch kenntlich und<lb/> gut erhalten. Meine Vorfahren und namentlich der Domherr v. Goertzke,<lb/> welcher 1598 das Schloß von den Minorennen von Götze kaufte, hat<lb/> noch dort gewohnt, und wahrſcheinlich auch noch ſeine Nachfolger, bis<lb/> zur Zeit, wo das jetzige Wohnhaus in Groß-Beuthen erbaut worden<lb/> iſt. Es ſind wohl hierbei die wirthſchaftlichen Intereſſen maßgebend<lb/> geweſen. So viel ſteht feſt, daß noch 1687 Schloß Beuthen bewohnt<lb/> worden iſt. In dem mir vorliegenden Erbreceß von Beuthen und den<lb/> zugehörigen Dörfern, aufgenommen durch den Notar und Bürgermeiſter<lb/> zu Beelitz, Johannes <hi rendition="#g">Lilo</hi>, Actum Gr. Beuthen den 30. November<lb/> 1687, heißt es: „Klein Beuthen; Chriſtoff Görtzke (ein Hauptmann)<lb/> ſitzt auf dem Schloſſe; giebt jetzt jährlich — 2 Thlr.“ Auch fand ich<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [453/0471]
einen Keller unter dem Berg, die auf ein altes Gebäude von größerm
Umfang hindeuten. Der Sage nach, ſoll von eben dieſem Amtsberg
ein unterirdiſcher Gang nach dem etwa 10 Minuten entfernten Burg-
wall geführt haben, der an der Nuthe liegt und bei hohem Waſſer zu
einer Inſel wird.“ Dies iſt alles, was man an Ort und Stelle von
den Burgen Saarmund und Trebbin anzugeben weiß; alles Hypotheſe.
Die Burg Beuthen iſt die einzige, die noch exiſtirt. Ihre Trüm-
mer ragen noch übermannshoch auf und laſſen den Grundriß des alten
Baues ohne Mühe erkennen. Freilich war dieſer alte Bau das Schloß
Beuthen des 15. *), nicht die Burg Beuthen des 12. Jahrhunderts;
es iſt aber mindeſtens wahrſcheinlich, daß das Schloß der Waldemar-
und Quitzow-Zeit an ebenderſelben Stelle errichtet wurde, an der
vorher die Burg geſtanden hatte. Die Natur wies hier beiden ein und
denſelben Platz an. Dieſer Platz iſt eine kleine Inſel in der Nuthe,
etwa eine Viertelmeile vom Dorfe Groß-Beuthen entfernt. Der frühere
Beſitzer des letztgenannten Dorfes, Major von Goertzke, ſchrieb mir
Folgendes über das Schloß:
Ich habe das alte Schloß Beuthen noch als eine ſtattliche Ruine
gekannt. Nicht nur die 5 Fuß dicken, aus Feldſtein aufgeführten, etwa
20 Ellen hohen Umfaſſungsmauern, ſondern auch die inneren Wände
und der Raum, welchen die Kapelle einnahm, waren noch kenntlich und
gut erhalten. Meine Vorfahren und namentlich der Domherr v. Goertzke,
welcher 1598 das Schloß von den Minorennen von Götze kaufte, hat
noch dort gewohnt, und wahrſcheinlich auch noch ſeine Nachfolger, bis
zur Zeit, wo das jetzige Wohnhaus in Groß-Beuthen erbaut worden
iſt. Es ſind wohl hierbei die wirthſchaftlichen Intereſſen maßgebend
geweſen. So viel ſteht feſt, daß noch 1687 Schloß Beuthen bewohnt
worden iſt. In dem mir vorliegenden Erbreceß von Beuthen und den
zugehörigen Dörfern, aufgenommen durch den Notar und Bürgermeiſter
zu Beelitz, Johannes Lilo, Actum Gr. Beuthen den 30. November
1687, heißt es: „Klein Beuthen; Chriſtoff Görtzke (ein Hauptmann)
ſitzt auf dem Schloſſe; giebt jetzt jährlich — 2 Thlr.“ Auch fand ich
*) Es war, wie bekannt, eines jener 4 Schlöſſer: Frieſack, Plaue, Golzow, Beu-
then, die, den Quitzows angehörig oder mit ihnen verbündet, Widerſtand gegen die
Hohenzollern verſuchten. Sie erlagen binnen Kurzem. Am 6. Februar 1414 begann
die Belagerung durch Hans von Torgau. Goswin von Brederlow vertheidigte ſie. Als
ihm angezeigt wurde, daß Frieſack und Plaue gefallen und Johann v. Quitzow gefangen
ſei, gab er (am 24. Febr.) die Antwort: „daß er ſich die Sache noch einige Jahre über-
legen wolle.“
Am 26. früh erſchien, von 36 Pferden durch den tiefen Sand gezogen, die etwas
ſagenhafte „faule Grete“ vor Beuthen und ſchleuderte eine ihrer ungeheuren Stein-
kugeln. Die Wirkung war derart, daß von Brederlow keinen zweiten Schuß abwartete,
ſondern die weiße Fahne aufſteckte.
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