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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873.

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Aber nicht blos für glückbringend und heilig, auch für
geeignet zu geheimnißvollem Zauber und ſelbſt zu teufliſchem
Beginnen galt und gilt noch der Eibenbaum. Daher fehlen in
der Macbeth’ſchen Hexenküche neben dem Auge des Waſſermolchs,
dem Fledermaushaar, Eidechsbein und Käuzchenflügel und der
gegabelten Natterzunge auch nicht

„Eibenzweige, abgeriſſen,
In des Mondes Finſterniſſen.“

In Thüringen heißt es, daß die „Ife“ (Eibe) gegen
Viehbezauberung ſchütze. Die Hälfte der Bewohner des Dorfes
Angelrothe bei Arnſtadt, in deſſen Nähe Eibenſträuche noch ziem-
lich häufig ſind, zieht an einem beſtimmten Tage des Jahres
hinaus und bricht ſich Taxuszweige ab, um ſie in die Vieh-
ſtälle zu ſtecken. Im Speſſart meint man, daß ein Stück Eiben-
holz, am Körper getragen, allen Zauber vertreibe. Das Volk
ſagt dort: „Vor der Euwe, ka Zauber bleibe.“

Im Alterthume wurde die Eibe ihres elaſtiſchen und feſten
Holzes wegen vorzüglich zu Bogen verwendet. Ebenſo machte
man Pfeile aus deren zähem Kernholz. Während des ganzen
Mittelalters gab ſo der Eibenbaum den Stoff für die vorzüg-
lichſten Kriegswaffen ab, beſonders in England und Schweden.
Auch Uller, der nordiſche Jagdgott, hatte nach der Edda einen
Eibenbogen (altnordiſch ybogi). Heutzutage wird das rothe oder
purpurbraune Kernholz der Eibe zu viel friedlicheren und proſai-
ſcheren Gegenſtänden verarbeitet, namentlich zu Faßpipen. Beſon-
ders in Ungarn werden aus dem dort ſogenannten „Theißholz“
(„tisza-fa“, welcher Name aber nicht auf die Theiß bezogen
werden ſollte, ſondern ſlaviſchen Urſprungs iſt, da die Eibe
ſlaviſch tis heißt) viele Haus- und Wirthſchaftsgegenſtände ver-
fertigt und zahlreiche Pipen aus Eibenholz in den Handel
gebracht.

In modernem Engliſch heißt die Eibe yew, der Epheu
ivy; dieſes deutſch, jenes keltiſch. Beide Wörter (vergl. oben)
bedeuten „immergrün.“


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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 3: Ost-Havelland. Berlin, 1873, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg03_1873/80>, abgerufen am 20.02.2025.