hielt das Regiment des Vaters, nunmehr Regiment Markgraf Karl, und wurde seitens des Johanniter-Ordens zum Herren- meister erwählt. Die beiden jüngeren Brüder fielen in den Kämpfen der schlesischen Kriege, der eine 1741 bei Mollwitz, der andere 1744 vor Prag.
Markgraf Karl lebte viel in Friedrichsfelde und begann das 1719 durch Böhme aufgeführte Schloß, namentlich in seinem In- nern, auszubauen und zu schmücken. Dies geschah zumeist 1735. Die Stuckarbeiten in den Zimmern des ersten Stocks datiren aus dieser Zeit; sie sind, insonderheit die Wandreliefs und Friese, von bemerkenswerther Schönheit und zeigen, wie glänzend die Schule war, die Schlüter herangebildet hatte. Auch mit Bildern be- gannen die Räume sich zu füllen und wurden mehr und mehr zu einer berühmten Collection. Diese führte den Namen: Galerie des Markgrafen Karl. Er sammelte mit Neigung und Verständ- niß, aber eben so sehr aus gutem Herzen. Daher war nicht Alles ersten Ranges.
Einen Theil seiner Bilder mocht' er nicht in Friedrichs- felde, sondern im Johanniter-Ordenspalais haben, das, in den letzten Regierungsjahren Friedrich Wilhelms I., nur aus Rücksicht gegen diesen und gewiß ganz gegen die Wünsche des Ordens, am Wilhelmsplatz errichtet worden war. Es war, wie so viele Bauten damals, ein völliger Zwangsbau. Der General-Major v. Truchseß hatte die Herstellung eines ansehnlichen Hauses be- gonnen, an dessen Vollendung ihn der Tod hinderte. Da befahl der König dem Herrenmeister, Markgraf Karl, die Fertigstellung des Baus aus Ordensmitteln zu übernehmen. Dies geschah denn auch. König Friedrich Wilhelm I. war eben nicht gewohnt auf Widerspruch zu stoßen.
In diesem Palais, das Markgraf Karl zeitweilig bewohnte, befand sich, wie schon angedeutet, aller Wahrscheinlichkeit nach ein Theil seiner Galerie, vielleicht sogar der größere Theil. Nach seinem Tode wurde die Sammlung versteigert und die Bilder zer- streuten sich überall hin. Einige, die sich auf den alten Zieten beziehen, sah ich in Wustrau. In Friedrichsfelde finden sich noch einige Rudera vor, die beim Verkauf lediglich aus Indifferenz oder Bequemlichkeit zurückgelassen wurden, vielleicht erstand sie
hielt das Regiment des Vaters, nunmehr Regiment Markgraf Karl, und wurde ſeitens des Johanniter-Ordens zum Herren- meiſter erwählt. Die beiden jüngeren Brüder fielen in den Kämpfen der ſchleſiſchen Kriege, der eine 1741 bei Mollwitz, der andere 1744 vor Prag.
Markgraf Karl lebte viel in Friedrichsfelde und begann das 1719 durch Böhme aufgeführte Schloß, namentlich in ſeinem In- nern, auszubauen und zu ſchmücken. Dies geſchah zumeiſt 1735. Die Stuckarbeiten in den Zimmern des erſten Stocks datiren aus dieſer Zeit; ſie ſind, inſonderheit die Wandreliefs und Frieſe, von bemerkenswerther Schönheit und zeigen, wie glänzend die Schule war, die Schlüter herangebildet hatte. Auch mit Bildern be- gannen die Räume ſich zu füllen und wurden mehr und mehr zu einer berühmten Collection. Dieſe führte den Namen: Galerie des Markgrafen Karl. Er ſammelte mit Neigung und Verſtänd- niß, aber eben ſo ſehr aus gutem Herzen. Daher war nicht Alles erſten Ranges.
Einen Theil ſeiner Bilder mocht’ er nicht in Friedrichs- felde, ſondern im Johanniter-Ordenspalais haben, das, in den letzten Regierungsjahren Friedrich Wilhelms I., nur aus Rückſicht gegen dieſen und gewiß ganz gegen die Wünſche des Ordens, am Wilhelmsplatz errichtet worden war. Es war, wie ſo viele Bauten damals, ein völliger Zwangsbau. Der General-Major v. Truchſeß hatte die Herſtellung eines anſehnlichen Hauſes be- gonnen, an deſſen Vollendung ihn der Tod hinderte. Da befahl der König dem Herrenmeiſter, Markgraf Karl, die Fertigſtellung des Baus aus Ordensmitteln zu übernehmen. Dies geſchah denn auch. König Friedrich Wilhelm I. war eben nicht gewohnt auf Widerſpruch zu ſtoßen.
In dieſem Palais, das Markgraf Karl zeitweilig bewohnte, befand ſich, wie ſchon angedeutet, aller Wahrſcheinlichkeit nach ein Theil ſeiner Galerie, vielleicht ſogar der größere Theil. Nach ſeinem Tode wurde die Sammlung verſteigert und die Bilder zer- ſtreuten ſich überall hin. Einige, die ſich auf den alten Zieten beziehen, ſah ich in Wuſtrau. In Friedrichsfelde finden ſich noch einige Rudera vor, die beim Verkauf lediglich aus Indifferenz oder Bequemlichkeit zurückgelaſſen wurden, vielleicht erſtand ſie
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0151"n="135"/>
hielt das Regiment des Vaters, nunmehr Regiment Markgraf<lb/>
Karl, und wurde ſeitens des Johanniter-Ordens zum Herren-<lb/>
meiſter erwählt. Die beiden jüngeren Brüder fielen in den<lb/>
Kämpfen der ſchleſiſchen Kriege, der eine 1741 bei Mollwitz, der<lb/>
andere 1744 vor Prag.</p><lb/><p>Markgraf Karl lebte viel in Friedrichsfelde und begann das<lb/>
1719 durch Böhme aufgeführte Schloß, namentlich in ſeinem In-<lb/>
nern, auszubauen und zu ſchmücken. Dies geſchah zumeiſt 1735.<lb/>
Die Stuckarbeiten in den Zimmern des erſten Stocks datiren aus<lb/>
dieſer Zeit; ſie ſind, inſonderheit die Wandreliefs und Frieſe, von<lb/>
bemerkenswerther Schönheit und zeigen, wie glänzend die Schule<lb/>
war, die Schlüter herangebildet hatte. Auch mit Bildern be-<lb/>
gannen die Räume ſich zu füllen und wurden mehr und mehr<lb/>
zu einer berühmten Collection. Dieſe führte den Namen: Galerie<lb/>
des Markgrafen Karl. Er ſammelte mit Neigung und Verſtänd-<lb/>
niß, aber eben ſo ſehr aus gutem Herzen. Daher war nicht<lb/>
Alles erſten Ranges.</p><lb/><p>Einen Theil ſeiner Bilder mocht’ er <hirendition="#g">nicht</hi> in Friedrichs-<lb/>
felde, ſondern im Johanniter-Ordenspalais haben, das, in den<lb/>
letzten Regierungsjahren Friedrich Wilhelms <hirendition="#aq">I.</hi>, nur aus Rückſicht<lb/>
gegen <hirendition="#g">dieſen</hi> und gewiß ganz gegen die Wünſche des Ordens,<lb/>
am Wilhelmsplatz errichtet worden war. Es war, wie ſo viele<lb/>
Bauten damals, ein völliger <hirendition="#g">Zwangsbau</hi>. Der General-Major<lb/>
v. Truchſeß hatte die Herſtellung eines anſehnlichen Hauſes be-<lb/>
gonnen, an deſſen Vollendung ihn der Tod hinderte. Da befahl<lb/>
der König dem Herrenmeiſter, Markgraf Karl, die Fertigſtellung des<lb/>
Baus aus Ordensmitteln zu übernehmen. Dies geſchah denn<lb/>
auch. König Friedrich Wilhelm <hirendition="#aq">I.</hi> war eben nicht gewohnt auf<lb/>
Widerſpruch zu ſtoßen.</p><lb/><p>In dieſem Palais, das Markgraf Karl zeitweilig bewohnte,<lb/>
befand ſich, wie ſchon angedeutet, aller Wahrſcheinlichkeit nach ein<lb/>
Theil ſeiner Galerie, vielleicht ſogar der größere Theil. Nach<lb/>ſeinem Tode wurde die Sammlung verſteigert und die Bilder zer-<lb/>ſtreuten ſich überall hin. Einige, die ſich auf den alten <hirendition="#g">Zieten</hi><lb/>
beziehen, ſah ich in Wuſtrau. In Friedrichsfelde finden ſich noch<lb/>
einige Rudera vor, die beim Verkauf lediglich aus Indifferenz<lb/>
oder Bequemlichkeit zurückgelaſſen wurden, vielleicht erſtand ſie<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[135/0151]
hielt das Regiment des Vaters, nunmehr Regiment Markgraf
Karl, und wurde ſeitens des Johanniter-Ordens zum Herren-
meiſter erwählt. Die beiden jüngeren Brüder fielen in den
Kämpfen der ſchleſiſchen Kriege, der eine 1741 bei Mollwitz, der
andere 1744 vor Prag.
Markgraf Karl lebte viel in Friedrichsfelde und begann das
1719 durch Böhme aufgeführte Schloß, namentlich in ſeinem In-
nern, auszubauen und zu ſchmücken. Dies geſchah zumeiſt 1735.
Die Stuckarbeiten in den Zimmern des erſten Stocks datiren aus
dieſer Zeit; ſie ſind, inſonderheit die Wandreliefs und Frieſe, von
bemerkenswerther Schönheit und zeigen, wie glänzend die Schule
war, die Schlüter herangebildet hatte. Auch mit Bildern be-
gannen die Räume ſich zu füllen und wurden mehr und mehr
zu einer berühmten Collection. Dieſe führte den Namen: Galerie
des Markgrafen Karl. Er ſammelte mit Neigung und Verſtänd-
niß, aber eben ſo ſehr aus gutem Herzen. Daher war nicht
Alles erſten Ranges.
Einen Theil ſeiner Bilder mocht’ er nicht in Friedrichs-
felde, ſondern im Johanniter-Ordenspalais haben, das, in den
letzten Regierungsjahren Friedrich Wilhelms I., nur aus Rückſicht
gegen dieſen und gewiß ganz gegen die Wünſche des Ordens,
am Wilhelmsplatz errichtet worden war. Es war, wie ſo viele
Bauten damals, ein völliger Zwangsbau. Der General-Major
v. Truchſeß hatte die Herſtellung eines anſehnlichen Hauſes be-
gonnen, an deſſen Vollendung ihn der Tod hinderte. Da befahl
der König dem Herrenmeiſter, Markgraf Karl, die Fertigſtellung des
Baus aus Ordensmitteln zu übernehmen. Dies geſchah denn
auch. König Friedrich Wilhelm I. war eben nicht gewohnt auf
Widerſpruch zu ſtoßen.
In dieſem Palais, das Markgraf Karl zeitweilig bewohnte,
befand ſich, wie ſchon angedeutet, aller Wahrſcheinlichkeit nach ein
Theil ſeiner Galerie, vielleicht ſogar der größere Theil. Nach
ſeinem Tode wurde die Sammlung verſteigert und die Bilder zer-
ſtreuten ſich überall hin. Einige, die ſich auf den alten Zieten
beziehen, ſah ich in Wuſtrau. In Friedrichsfelde finden ſich noch
einige Rudera vor, die beim Verkauf lediglich aus Indifferenz
oder Bequemlichkeit zurückgelaſſen wurden, vielleicht erſtand ſie
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der vierte Band "Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow" 1882 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/151>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.