1791. Während ihres Aufenthaltes in Warschau (wohin sie sich im April begeben) erhielt sie von der preußischen Prinzessin Friederike eine schmeichelhafte Einladung zur Vermählung eben dieser Prinzessin mit dem Herzoge von York, wie auch zu der ihrer Schwester mit dem ältesten Prinzen des Erbstatthalters in Holland, welche beide Vermählungen im September gleichzeitig in Berlin vollzogen werden sollten. Sie nahm die Einladung an ... Der Empfang von Seiten der königlichen Familie war ein aus- zeichnender ... Bei der Anordnung der Vermählungsfeierlich- keiten befahl der König, daß der Herzogin ihr Platz an der Tafel der königlichen Familie angewiesen werden solle. Der Oberkammer- herr remonstrirte "die Hausgesetze würden es nicht zulassen, die Herzogin von Kurland bei einer so feierlichen Gelegenheit an die königliche Familientafel zu ziehen und an dem Fackeltanze Theil nehmen zu lassen." Friedrich Wilhelm antwortete: "Lassen wir es bei der ersten Anordnung; ich hoffe es beim Könige und bei den Hausgesetzen verantworten zu können." ... Bei Gelegenheit dieser Feierlichkeiten gab auch die Erbstatthalterin ihrem lebhaften Wunsche Ausdruck, ihren zweiten Prinzen mit der ältesten Tochter der Herzogin, der Prinzessin Wilhelmine, die damals 10 Jahre alt war, dereinst vermählt zu sehen. Der König unterstützte diesen Wunsch und bot sogar seine Verwendung an, um, wenn der Herzog ohne männliche Nachkommen sterben sollte, die Erbfolge in Kur- land und Semgallen für den künftigen Gemahl der Prinzessin zu vermitteln ... Dieser Plan wurde geraume Zeit hindurch fest- gehalten ... Vierzehn Tage nach Vollziehung der vorerwähnten Vermählungsfeierlichkeiten verließ die Herzogin Berlin (es ist fraglich, ob sie während dieser Besuchstage überhaupt in Fried- richsfelde war) und kehrte über Warschau nach Kurland zurück.
1793. Im April dieses Jahres trat die Herzogin ihre Reise nach Berlin an; die Dinge in Kurland hatten bereits einen solchen Charakter angenommen, daß es gut war, einen Zufluchtsort zu haben. ... In stiller Zurückgezogenheit lebte sie in Fried- richsfelde, wo sie den 21. August 1793 ihren Gemahl mit einer Tochter beschenkte, die den Namen Dorothea erhielt. ...*)
*) Diese zu Friedrichsfelde geborene Tochter Dorothea war die nachmalige Herzogin von Sagau, vermählt mit Edmund Talleyrand von Perigord,
1791. Während ihres Aufenthaltes in Warſchau (wohin ſie ſich im April begeben) erhielt ſie von der preußiſchen Prinzeſſin Friederike eine ſchmeichelhafte Einladung zur Vermählung eben dieſer Prinzeſſin mit dem Herzoge von York, wie auch zu der ihrer Schweſter mit dem älteſten Prinzen des Erbſtatthalters in Holland, welche beide Vermählungen im September gleichzeitig in Berlin vollzogen werden ſollten. Sie nahm die Einladung an … Der Empfang von Seiten der königlichen Familie war ein aus- zeichnender … Bei der Anordnung der Vermählungsfeierlich- keiten befahl der König, daß der Herzogin ihr Platz an der Tafel der königlichen Familie angewieſen werden ſolle. Der Oberkammer- herr remonſtrirte „die Hausgeſetze würden es nicht zulaſſen, die Herzogin von Kurland bei einer ſo feierlichen Gelegenheit an die königliche Familientafel zu ziehen und an dem Fackeltanze Theil nehmen zu laſſen.“ Friedrich Wilhelm antwortete: „Laſſen wir es bei der erſten Anordnung; ich hoffe es beim Könige und bei den Hausgeſetzen verantworten zu können.“ … Bei Gelegenheit dieſer Feierlichkeiten gab auch die Erbſtatthalterin ihrem lebhaften Wunſche Ausdruck, ihren zweiten Prinzen mit der älteſten Tochter der Herzogin, der Prinzeſſin Wilhelmine, die damals 10 Jahre alt war, dereinſt vermählt zu ſehen. Der König unterſtützte dieſen Wunſch und bot ſogar ſeine Verwendung an, um, wenn der Herzog ohne männliche Nachkommen ſterben ſollte, die Erbfolge in Kur- land und Semgallen für den künftigen Gemahl der Prinzeſſin zu vermitteln … Dieſer Plan wurde geraume Zeit hindurch feſt- gehalten … Vierzehn Tage nach Vollziehung der vorerwähnten Vermählungsfeierlichkeiten verließ die Herzogin Berlin (es iſt fraglich, ob ſie während dieſer Beſuchstage überhaupt in Fried- richsfelde war) und kehrte über Warſchau nach Kurland zurück.
1793. Im April dieſes Jahres trat die Herzogin ihre Reiſe nach Berlin an; die Dinge in Kurland hatten bereits einen ſolchen Charakter angenommen, daß es gut war, einen Zufluchtsort zu haben. … In ſtiller Zurückgezogenheit lebte ſie in Fried- richsfelde, wo ſie den 21. Auguſt 1793 ihren Gemahl mit einer Tochter beſchenkte, die den Namen Dorothea erhielt. …*)
*) Dieſe zu Friedrichsfelde geborene Tochter Dorothea war die nachmalige Herzogin von Sagau, vermählt mit Edmund Talleyrand von Perigord,
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1791. Während ihres Aufenthaltes in Warſchau (wohin ſie
ſich im April begeben) erhielt ſie von der preußiſchen Prinzeſſin
Friederike eine ſchmeichelhafte Einladung zur Vermählung eben
dieſer Prinzeſſin mit dem Herzoge von York, wie auch zu der
ihrer Schweſter mit dem älteſten Prinzen des Erbſtatthalters in
Holland, welche beide Vermählungen im September gleichzeitig in
Berlin vollzogen werden ſollten. Sie nahm die Einladung an …
Der Empfang von Seiten der königlichen Familie war ein aus-
zeichnender … Bei der Anordnung der Vermählungsfeierlich-
keiten befahl der König, daß der Herzogin ihr Platz an der Tafel
der königlichen Familie angewieſen werden ſolle. Der Oberkammer-
herr remonſtrirte „die Hausgeſetze würden es nicht zulaſſen, die
Herzogin von Kurland bei einer ſo feierlichen Gelegenheit an die
königliche Familientafel zu ziehen und an dem Fackeltanze Theil
nehmen zu laſſen.“ Friedrich Wilhelm antwortete: „Laſſen wir es
bei der erſten Anordnung; ich hoffe es beim Könige und bei
den Hausgeſetzen verantworten zu können.“ … Bei Gelegenheit
dieſer Feierlichkeiten gab auch die Erbſtatthalterin ihrem lebhaften
Wunſche Ausdruck, ihren zweiten Prinzen mit der älteſten Tochter
der Herzogin, der Prinzeſſin Wilhelmine, die damals 10 Jahre
alt war, dereinſt vermählt zu ſehen. Der König unterſtützte dieſen
Wunſch und bot ſogar ſeine Verwendung an, um, wenn der Herzog
ohne männliche Nachkommen ſterben ſollte, die Erbfolge in Kur-
land und Semgallen für den künftigen Gemahl der Prinzeſſin zu
vermitteln … Dieſer Plan wurde geraume Zeit hindurch feſt-
gehalten … Vierzehn Tage nach Vollziehung der vorerwähnten
Vermählungsfeierlichkeiten verließ die Herzogin Berlin (es iſt
fraglich, ob ſie während dieſer Beſuchstage überhaupt in Fried-
richsfelde war) und kehrte über Warſchau nach Kurland zurück.
1793. Im April dieſes Jahres trat die Herzogin ihre Reiſe
nach Berlin an; die Dinge in Kurland hatten bereits einen ſolchen
Charakter angenommen, daß es gut war, einen Zufluchtsort
zu haben. … In ſtiller Zurückgezogenheit lebte ſie in Fried-
richsfelde, wo ſie den 21. Auguſt 1793 ihren Gemahl mit einer
Tochter beſchenkte, die den Namen Dorothea erhielt. … *)
*) Dieſe zu Friedrichsfelde geborene Tochter Dorothea war die nachmalige
Herzogin von Sagau, vermählt mit Edmund Talleyrand von Perigord,
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der vierte Band "Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow" 1882 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/157>, abgerufen am 24.11.2024.
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