Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.Das letztgenannte Bild zählt zu Schinkels gelungensten Ar- Ein stimmungsreiches Bild! Aber das Bild, das sich eben Die nahe Hauptstadt sammt ihrem Lärm, wir empfinden sie betreffenden beiden Bilder auf der Wagnerschen Galerie, die die Bezeichnung
tragen: nach Schinkelschen Originalen von Ahlborn 1823 copirt Die Frage entsteht, sind nun diese beiden Friedrichsfelder die Originale? Wolzogen in seinem "Leben Schinkels" schreibt: Der Besitzer des einen Bildes (Abendbeleuchtung) ist Banquier Brose, der Besitzer des andern (Morgenbe- leuchtung) unbekannt. Das eine Bild scheint also die Annahme zu rechtfer- tigen, das andere sie zu verbieten. Eine Entscheidung in dieser Frage, die ohne exacte technische Kenntniß nicht zu geben ist, liegt außerhalb unserer Kraft; wir geben deshalb einfach die Thatsache, daß sich zwei solche Bilder in Frie- drichsfelde befinden und überlassen andern den Beweis der Aechtheit, oder -- des Gegentheils. Das letztgenannte Bild zählt zu Schinkels gelungenſten Ar- Ein ſtimmungsreiches Bild! Aber das Bild, das ſich eben Die nahe Hauptſtadt ſammt ihrem Lärm, wir empfinden ſie betreffenden beiden Bilder auf der Wagnerſchen Galerie, die die Bezeichnung
tragen: nach Schinkelſchen Originalen von Ahlborn 1823 copirt Die Frage entſteht, ſind nun dieſe beiden Friedrichsfelder die Originale? Wolzogen in ſeinem „Leben Schinkels“ ſchreibt: Der Beſitzer des einen Bildes (Abendbeleuchtung) iſt Banquier Broſe, der Beſitzer des andern (Morgenbe- leuchtung) unbekannt. Das eine Bild ſcheint alſo die Annahme zu rechtfer- tigen, das andere ſie zu verbieten. Eine Entſcheidung in dieſer Frage, die ohne exacte techniſche Kenntniß nicht zu geben iſt, liegt außerhalb unſerer Kraft; wir geben deshalb einfach die Thatſache, daß ſich zwei ſolche Bilder in Frie- drichsfelde befinden und überlaſſen andern den Beweis der Aechtheit, oder — des Gegentheils. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0166" n="150"/> <p>Das letztgenannte Bild zählt zu Schinkels gelungenſten Ar-<lb/> beiten. In der Mitte — wir erweitern die kurze Beſchreibung,<lb/> die wir eben gegeben — eine Inſel mit einem weitläufigen Schloß;<lb/> eine Bogenbrücke führt zu dem zunächſt liegenden Felſenufer<lb/> hinüber. Rechts ein ländliches Feſt. Der See iſt mit Barken<lb/> erfüllt, denen Muſikchöre folgen. Eine rothe Abendbeleuchtung<lb/> liegt auf dem See.</p><lb/> <p>Ein ſtimmungsreiches Bild! Aber das Bild, das ſich eben<lb/> jetzt, von der Gartenthüre des Schloſſes eingerahmt, vor unſeren<lb/> Blicken aufthut, thut es ihm gleich. Eine Parkwieſe voll blühender<lb/> Linden, zwiſchen den Kronen ein Streifen blauer Himmel und an<lb/> dem Himmelsſtreifen ein Volk weißer Tauben, das, die letzten<lb/> Sonnenſtrahlen einſaugend, ſich oben in den Lüften wiegt.</p><lb/> <p>Die nahe Hauptſtadt ſammt ihrem Lärm, wir empfinden ſie<lb/> wie hundert Meilen weit. Hier iſt Friede!</p><lb/> <note xml:id="note-0166" prev="#note-0165" place="foot" n="*)">betreffenden beiden Bilder auf der Wagnerſchen Galerie, die die Bezeichnung<lb/> tragen: <hi rendition="#g">nach Schinkelſchen Originalen von Ahlborn</hi> 1823 <hi rendition="#g">copirt</hi><lb/> Die Frage entſteht, ſind nun dieſe beiden Friedrichsfelder die Originale?<lb/> Wolzogen in ſeinem „Leben Schinkels“ ſchreibt: Der Beſitzer des einen Bildes<lb/> (Abendbeleuchtung) iſt Banquier Broſe, der Beſitzer des andern (Morgenbe-<lb/> leuchtung) unbekannt. Das eine Bild ſcheint alſo die Annahme zu rechtfer-<lb/> tigen, das andere ſie zu verbieten. Eine Entſcheidung in dieſer Frage, die<lb/> ohne exacte techniſche Kenntniß nicht zu geben iſt, liegt außerhalb unſerer Kraft;<lb/> wir geben deshalb einfach die Thatſache, daß ſich zwei ſolche Bilder in Frie-<lb/> drichsfelde befinden und überlaſſen andern den Beweis der Aechtheit, oder —<lb/> des Gegentheils.</note> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [150/0166]
Das letztgenannte Bild zählt zu Schinkels gelungenſten Ar-
beiten. In der Mitte — wir erweitern die kurze Beſchreibung,
die wir eben gegeben — eine Inſel mit einem weitläufigen Schloß;
eine Bogenbrücke führt zu dem zunächſt liegenden Felſenufer
hinüber. Rechts ein ländliches Feſt. Der See iſt mit Barken
erfüllt, denen Muſikchöre folgen. Eine rothe Abendbeleuchtung
liegt auf dem See.
Ein ſtimmungsreiches Bild! Aber das Bild, das ſich eben
jetzt, von der Gartenthüre des Schloſſes eingerahmt, vor unſeren
Blicken aufthut, thut es ihm gleich. Eine Parkwieſe voll blühender
Linden, zwiſchen den Kronen ein Streifen blauer Himmel und an
dem Himmelsſtreifen ein Volk weißer Tauben, das, die letzten
Sonnenſtrahlen einſaugend, ſich oben in den Lüften wiegt.
Die nahe Hauptſtadt ſammt ihrem Lärm, wir empfinden ſie
wie hundert Meilen weit. Hier iſt Friede!
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*) betreffenden beiden Bilder auf der Wagnerſchen Galerie, die die Bezeichnung
tragen: nach Schinkelſchen Originalen von Ahlborn 1823 copirt
Die Frage entſteht, ſind nun dieſe beiden Friedrichsfelder die Originale?
Wolzogen in ſeinem „Leben Schinkels“ ſchreibt: Der Beſitzer des einen Bildes
(Abendbeleuchtung) iſt Banquier Broſe, der Beſitzer des andern (Morgenbe-
leuchtung) unbekannt. Das eine Bild ſcheint alſo die Annahme zu rechtfer-
tigen, das andere ſie zu verbieten. Eine Entſcheidung in dieſer Frage, die
ohne exacte techniſche Kenntniß nicht zu geben iſt, liegt außerhalb unſerer Kraft;
wir geben deshalb einfach die Thatſache, daß ſich zwei ſolche Bilder in Frie-
drichsfelde befinden und überlaſſen andern den Beweis der Aechtheit, oder —
des Gegentheils.
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