scharf blickende Auge der Kirche auf sich zu ziehen. So geschah denn, was sich erwarten ließ und nachdem sich die Nachfolger Albrecht des Bären zu Herren im Teltow und Barnim gemacht hatten, wurde Blumberg Kirchengut und zwar Besitzthum der reichen Bischöfe zu Brandenburg.
Blumberg blieb bischöflich bis zur Reformationszeit, bis zu jenen Tagen, wo Joachim II. den Kampf in seinem Herzen aus- gekämpft und sein christlich Gewissen über das Versprechen gesetzt hatte, das er seinem Vater auf dem Todbette hatte leisten müssen. Manches wurde nun anders im Lande; die Einziehung der Kirche ngüter drohte von Tag zu Tag und die klugen Herren zu Branden- burg, die nicht Lust hatten, sich überraschen zu lassen, veräußerten rechtzeitig allerlei Besitzthum, das über kurz oder lang doch zer- rinnen mußte. Viele Güter wurden verkauft, darunter auch Blumberg.
Der Käufer war Hans von Krummensee. Die Krum- mensees waren damals eine der reichsten Familien und besaßen unter anderm die Stadt Alt-Landsberg, die ziemlich in der Mitte des Gesammt-Areales lag, das sie durch Kauf und Erbschaft im Laufe von Jahrhunderten an sich gebracht hatten. Jetzt, durch Erwerb von Blumberg, dehnten sie ihren Besitz bis an die Bernauer Feldmark und bis an die Grenze jenes andern großen Güterkomplexes aus, der -- ebenfalls nordöstlich von Berlin -- sich in den Händen der Familie von Roebel*) befand. Aber mit dieser Erwerbung von Blumberg war plötzlich dem wachsenden Reichthume der Krummensee ein Ziel gesteckt, rasch ging es rück- wärts und der 30jährige Krieg that das Seine. Gut auf Gut ging verloren, 1701 das letzte -- Schöneiche. Ihrem reichen Besitz ist seitdem das Geschlecht selbst gefolgt. Der letzte war Carl Aegidius Ludwig von Krummensee, gestorben 1827 als Canonikus zu St. Nicolai in Magdeburg.
Blumberg besaßen die Krummensee nur etwa 80 Jahre. Eine Sandsteinplatte vor dem Altar der alten Blumberger Kirche
*) Im 17. Jahrhundert war die große Mehrzahl (17) aller im zwei- meiligen Umkreis nördlich von Berlin gelegenen Güter in Händen von nur drei Familien: Roebel, Krummensee, Loeben. Vgl. das Kapitel Buch.
ſcharf blickende Auge der Kirche auf ſich zu ziehen. So geſchah denn, was ſich erwarten ließ und nachdem ſich die Nachfolger Albrecht des Bären zu Herren im Teltow und Barnim gemacht hatten, wurde Blumberg Kirchengut und zwar Beſitzthum der reichen Biſchöfe zu Brandenburg.
Blumberg blieb biſchöflich bis zur Reformationszeit, bis zu jenen Tagen, wo Joachim II. den Kampf in ſeinem Herzen aus- gekämpft und ſein chriſtlich Gewiſſen über das Verſprechen geſetzt hatte, das er ſeinem Vater auf dem Todbette hatte leiſten müſſen. Manches wurde nun anders im Lande; die Einziehung der Kirche ngüter drohte von Tag zu Tag und die klugen Herren zu Branden- burg, die nicht Luſt hatten, ſich überraſchen zu laſſen, veräußerten rechtzeitig allerlei Beſitzthum, das über kurz oder lang doch zer- rinnen mußte. Viele Güter wurden verkauft, darunter auch Blumberg.
Der Käufer war Hans von Krummenſee. Die Krum- menſees waren damals eine der reichſten Familien und beſaßen unter anderm die Stadt Alt-Landsberg, die ziemlich in der Mitte des Geſammt-Areales lag, das ſie durch Kauf und Erbſchaft im Laufe von Jahrhunderten an ſich gebracht hatten. Jetzt, durch Erwerb von Blumberg, dehnten ſie ihren Beſitz bis an die Bernauer Feldmark und bis an die Grenze jenes andern großen Güterkomplexes aus, der — ebenfalls nordöſtlich von Berlin — ſich in den Händen der Familie von Roebel*) befand. Aber mit dieſer Erwerbung von Blumberg war plötzlich dem wachſenden Reichthume der Krummenſee ein Ziel geſteckt, raſch ging es rück- wärts und der 30jährige Krieg that das Seine. Gut auf Gut ging verloren, 1701 das letzte — Schöneiche. Ihrem reichen Beſitz iſt ſeitdem das Geſchlecht ſelbſt gefolgt. Der letzte war Carl Aegidius Ludwig von Krummenſee, geſtorben 1827 als Canonikus zu St. Nicolai in Magdeburg.
Blumberg beſaßen die Krummenſee nur etwa 80 Jahre. Eine Sandſteinplatte vor dem Altar der alten Blumberger Kirche
*) Im 17. Jahrhundert war die große Mehrzahl (17) aller im zwei- meiligen Umkreis nördlich von Berlin gelegenen Güter in Händen von nur drei Familien: Roebel, Krummenſee, Loeben. Vgl. das Kapitel Buch.
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ſcharf blickende Auge der Kirche auf ſich zu ziehen. So geſchah
denn, was ſich erwarten ließ und nachdem ſich die Nachfolger Albrecht
des Bären zu Herren im Teltow und Barnim gemacht hatten,
wurde Blumberg Kirchengut und zwar Beſitzthum der reichen
Biſchöfe zu Brandenburg.
Blumberg blieb biſchöflich bis zur Reformationszeit, bis zu
jenen Tagen, wo Joachim II. den Kampf in ſeinem Herzen aus-
gekämpft und ſein chriſtlich Gewiſſen über das Verſprechen geſetzt
hatte, das er ſeinem Vater auf dem Todbette hatte leiſten müſſen.
Manches wurde nun anders im Lande; die Einziehung der Kirche
ngüter drohte von Tag zu Tag und die klugen Herren zu Branden-
burg, die nicht Luſt hatten, ſich überraſchen zu laſſen, veräußerten
rechtzeitig allerlei Beſitzthum, das über kurz oder lang doch zer-
rinnen mußte. Viele Güter wurden verkauft, darunter auch
Blumberg.
Der Käufer war Hans von Krummenſee. Die Krum-
menſees waren damals eine der reichſten Familien und beſaßen
unter anderm die Stadt Alt-Landsberg, die ziemlich in der Mitte
des Geſammt-Areales lag, das ſie durch Kauf und Erbſchaft im
Laufe von Jahrhunderten an ſich gebracht hatten. Jetzt, durch
Erwerb von Blumberg, dehnten ſie ihren Beſitz bis an die
Bernauer Feldmark und bis an die Grenze jenes andern großen
Güterkomplexes aus, der — ebenfalls nordöſtlich von Berlin —
ſich in den Händen der Familie von Roebel *) befand. Aber mit
dieſer Erwerbung von Blumberg war plötzlich dem wachſenden
Reichthume der Krummenſee ein Ziel geſteckt, raſch ging es rück-
wärts und der 30jährige Krieg that das Seine. Gut auf Gut
ging verloren, 1701 das letzte — Schöneiche. Ihrem reichen
Beſitz iſt ſeitdem das Geſchlecht ſelbſt gefolgt. Der letzte war
Carl Aegidius Ludwig von Krummenſee, geſtorben 1827 als
Canonikus zu St. Nicolai in Magdeburg.
Blumberg beſaßen die Krummenſee nur etwa 80 Jahre.
Eine Sandſteinplatte vor dem Altar der alten Blumberger Kirche
*) Im 17. Jahrhundert war die große Mehrzahl (17) aller im zwei-
meiligen Umkreis nördlich von Berlin gelegenen Güter in Händen von nur
drei Familien: Roebel, Krummenſee, Loeben. Vgl. das Kapitel Buch.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der vierte Band "Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow" 1882 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/206>, abgerufen am 25.11.2024.
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