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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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sitz des schönen Gutes war ihm nur kurze Zeit gegönnt. Der
spanische Erbfolgekrieg, der in Italien und den Niederlanden auch
brandenburgischerseits so schwere Opfer heischte, nahm ihn hinweg.
Das Denkmal aber, das ihm von Seiten seiner Wittwe noch im Jahre
seines Todes errichtet ward, ist ganz im Geschmack jener Zeit
ausgeführt und erweist sich auf seinen Kunstwerth geprüft als
eine mit Munificenz hergestellte Dutzendarbeit. Auf dem Stein-
sarkophage steht wie immer die Büste des Hingeschiedenen und Kriegs-
trophäen und Wappenschilde gruppiren sich drum herum; ein
Genius preßt den Lorbeerkranz auf die Allongenperrücke, während die
vergoldete Front des Marmorsarges in Schnörkelschrift die herkömm-
lich stilisirte Inschrift trägt. Diese Inschrift wiederzugeben, ist hier
nöthig, weil sie eine irrthümliche Angabe über den Todestag des
tapferen Obersten beseitigt. Er fiel nämlich nicht bei Mal-
plaquet, wie immer gedruckt wird, sondern ein Jahr früher bei
Oudenarde. Die Inschrift lautet:

Dem Hochwohlgebornen Herrn, Herrn Philipp Ludwig Frei-
herrn von Canstein, Herrn der Herrschaft Canstein, Schönberg,
Neukirch, Blumberg, Eiche und Helmsdorf, Seiner Königlichen
Majestät in Preußen Obristen zu Roß der Gensdarmes, welcher
geboren A. D. 1669 den 11. April durch Geschlecht und Tugend,
durch Gottesfurcht und Tapferkeit Ehr' und Lob verdienet und
erworben, und im Treffen bei Oudenarde wider die Franzosen
im Lauf des glücklich erfolgten Sieges durch einen tödtlichen
Schuß rühmlich und auf dem Bette der Ehren verstorben im
Jahre des Heils 1708 den 11. Juli des Alters 39 Jahr und drei
Monat, -- hat dieses Denkmal zum Zeichen beständiger Liebe
und Treue setzen lassen dessen hochbetrübteste Wittwe Ehren-
gard Maria Freifrau von Canstein, geborne v. d. Schulen-
burg, 1708.

Die "hochbetrübteste Wittwe" indeß war ein Kind ihrer Zeit,
d. h. sie verheirathete sich wieder und zwar in kürzester Frist. Sie
wurde dann abermals eine Wittwe, aber nur um sich bald darauf
zum dritte Male zu vermählen. Das war damals Landesbrauch
in den Marken, und wir werden noch im Laufe dieses Aufsatzes
die Bekanntschaft eines hervorragenden Mannes jener Epoche
machen, der außer seinem Vater und Schwiegervater zwei Stief-

ſitz des ſchönen Gutes war ihm nur kurze Zeit gegönnt. Der
ſpaniſche Erbfolgekrieg, der in Italien und den Niederlanden auch
brandenburgiſcherſeits ſo ſchwere Opfer heiſchte, nahm ihn hinweg.
Das Denkmal aber, das ihm von Seiten ſeiner Wittwe noch im Jahre
ſeines Todes errichtet ward, iſt ganz im Geſchmack jener Zeit
ausgeführt und erweiſt ſich auf ſeinen Kunſtwerth geprüft als
eine mit Munificenz hergeſtellte Dutzendarbeit. Auf dem Stein-
ſarkophage ſteht wie immer die Büſte des Hingeſchiedenen und Kriegs-
trophäen und Wappenſchilde gruppiren ſich drum herum; ein
Genius preßt den Lorbeerkranz auf die Allongenperrücke, während die
vergoldete Front des Marmorſarges in Schnörkelſchrift die herkömm-
lich ſtiliſirte Inſchrift trägt. Dieſe Inſchrift wiederzugeben, iſt hier
nöthig, weil ſie eine irrthümliche Angabe über den Todestag des
tapferen Oberſten beſeitigt. Er fiel nämlich nicht bei Mal-
plaquet, wie immer gedruckt wird, ſondern ein Jahr früher bei
Oudenarde. Die Inſchrift lautet:

Dem Hochwohlgebornen Herrn, Herrn Philipp Ludwig Frei-
herrn von Canſtein, Herrn der Herrſchaft Canſtein, Schönberg,
Neukirch, Blumberg, Eiche und Helmsdorf, Seiner Königlichen
Majeſtät in Preußen Obriſten zu Roß der Gensdarmes, welcher
geboren A. D. 1669 den 11. April durch Geſchlecht und Tugend,
durch Gottesfurcht und Tapferkeit Ehr’ und Lob verdienet und
erworben, und im Treffen bei Oudenarde wider die Franzoſen
im Lauf des glücklich erfolgten Sieges durch einen tödtlichen
Schuß rühmlich und auf dem Bette der Ehren verſtorben im
Jahre des Heils 1708 den 11. Juli des Alters 39 Jahr und drei
Monat, — hat dieſes Denkmal zum Zeichen beſtändiger Liebe
und Treue ſetzen laſſen deſſen hochbetrübteſte Wittwe Ehren-
gard Maria Freifrau von Canſtein, geborne v. d. Schulen-
burg, 1708.

Die „hochbetrübteſte Wittwe“ indeß war ein Kind ihrer Zeit,
d. h. ſie verheirathete ſich wieder und zwar in kürzeſter Friſt. Sie
wurde dann abermals eine Wittwe, aber nur um ſich bald darauf
zum dritte Male zu vermählen. Das war damals Landesbrauch
in den Marken, und wir werden noch im Laufe dieſes Aufſatzes
die Bekanntſchaft eines hervorragenden Mannes jener Epoche
machen, der außer ſeinem Vater und Schwiegervater zwei Stief-

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[192/0208] ſitz des ſchönen Gutes war ihm nur kurze Zeit gegönnt. Der ſpaniſche Erbfolgekrieg, der in Italien und den Niederlanden auch brandenburgiſcherſeits ſo ſchwere Opfer heiſchte, nahm ihn hinweg. Das Denkmal aber, das ihm von Seiten ſeiner Wittwe noch im Jahre ſeines Todes errichtet ward, iſt ganz im Geſchmack jener Zeit ausgeführt und erweiſt ſich auf ſeinen Kunſtwerth geprüft als eine mit Munificenz hergeſtellte Dutzendarbeit. Auf dem Stein- ſarkophage ſteht wie immer die Büſte des Hingeſchiedenen und Kriegs- trophäen und Wappenſchilde gruppiren ſich drum herum; ein Genius preßt den Lorbeerkranz auf die Allongenperrücke, während die vergoldete Front des Marmorſarges in Schnörkelſchrift die herkömm- lich ſtiliſirte Inſchrift trägt. Dieſe Inſchrift wiederzugeben, iſt hier nöthig, weil ſie eine irrthümliche Angabe über den Todestag des tapferen Oberſten beſeitigt. Er fiel nämlich nicht bei Mal- plaquet, wie immer gedruckt wird, ſondern ein Jahr früher bei Oudenarde. Die Inſchrift lautet: Dem Hochwohlgebornen Herrn, Herrn Philipp Ludwig Frei- herrn von Canſtein, Herrn der Herrſchaft Canſtein, Schönberg, Neukirch, Blumberg, Eiche und Helmsdorf, Seiner Königlichen Majeſtät in Preußen Obriſten zu Roß der Gensdarmes, welcher geboren A. D. 1669 den 11. April durch Geſchlecht und Tugend, durch Gottesfurcht und Tapferkeit Ehr’ und Lob verdienet und erworben, und im Treffen bei Oudenarde wider die Franzoſen im Lauf des glücklich erfolgten Sieges durch einen tödtlichen Schuß rühmlich und auf dem Bette der Ehren verſtorben im Jahre des Heils 1708 den 11. Juli des Alters 39 Jahr und drei Monat, — hat dieſes Denkmal zum Zeichen beſtändiger Liebe und Treue ſetzen laſſen deſſen hochbetrübteſte Wittwe Ehren- gard Maria Freifrau von Canſtein, geborne v. d. Schulen- burg, 1708. Die „hochbetrübteſte Wittwe“ indeß war ein Kind ihrer Zeit, d. h. ſie verheirathete ſich wieder und zwar in kürzeſter Friſt. Sie wurde dann abermals eine Wittwe, aber nur um ſich bald darauf zum dritte Male zu vermählen. Das war damals Landesbrauch in den Marken, und wir werden noch im Laufe dieſes Aufſatzes die Bekanntſchaft eines hervorragenden Mannes jener Epoche machen, der außer ſeinem Vater und Schwiegervater zwei Stief-

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/208>, abgerufen am 25.11.2024.