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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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zeilen einer poetischen Epistel an seinen Freund Christian Heinrich
Schultze, Prediger in Döbritz, vermuthen lassen. Diese lauten:

Du mir theuer, seit bei magrer Krume
Und beim Wasserglas der Freundschaft Band
Uns umschlungen an der Saale Strand etc.

Anfang der 90er Jahre scheint er die Stellung als Prediger
am Berliner Invalidenhause erhalten zu haben. In diese Zeit
fällt auch seine Verlobung mit seiner geliebten, in vielen Liedern
gefeierten Henriette, mit der er dann 1795 die glücklichste Ehe
schloß. 1796 erhielt er die Werneuchner Pfarre. Die Jahre vor
und kurz nach seiner Verheirathung bilden auch die Epoche seines
frischesten poetischen Schaffens. Die Lieder an "Henriette" ge-
hören selbstverständlich dieser Zeit an, aber auch seine Vorliebe für
das Beschreibende zeigte sich schon damals, vor allem der ihn
charakterisirende Hang für das Abmalen jener Natur, die ihm vor
der Thür lag, die er stündlich um ihre Eigenart befragen konnte.
Den Wunsch, seine Werneuchner Pfarre mit einer anderen zu
vertauschen, scheint er nie gehabt zu haben. Sein Wesen war
Genügsamkeit, Zufriedenheit mit dem Loose, das ihm gefallen.
Eine Reihe von Kindern ward ihm geboren; sie waren der Son-
nenschein des Hauses. Den jüngsten Knaben, Ulrich, verlor er
frühzeitig; kurz vorher oder nachher starb auch die Mutter. Mit
ihr begrub er die Freudigkeit seines Herzens. Eine Reihe von
Liedern verräth uns, wie tief er ihren Tod beklagte. Später ver-
mählte er sich zum zweiten Male. Seine zweite Gattin überlebte
ihn und errichtete ihm das Denkmal, ein gußeisernes Kreuz, auf
dem Werneuchner Kirchhof, das, von einem schlichten Holzgitter
eingefaßt, folgende Inschrift trägt: "F. W. A. Schmidt, Prediger
zu Werneuchen und Freudenberg, geb. den 23. März 1764, gest.
den 26. April 1838. Rückseite: "Ich will euch wiedersehen und
euer Herz soll sich freuen und eure Freude soll Niemand von euch
nehmen." Ihm zur Seite ruhen, unter überwachsenen Epheuhügeln,
seine erste Gattin (Henriette) und sein Lieblingssohn Ulrich.

Diesen kurzen biographischen Notizen laß ich eine Reihe mir
zugegangener kleiner Mittheilungen folgen, ohne weitere Zuthat von
meiner Seite.

zeilen einer poetiſchen Epiſtel an ſeinen Freund Chriſtian Heinrich
Schultze, Prediger in Döbritz, vermuthen laſſen. Dieſe lauten:

Du mir theuer, ſeit bei magrer Krume
Und beim Waſſerglas der Freundſchaft Band
Uns umſchlungen an der Saale Strand ꝛc.

Anfang der 90er Jahre ſcheint er die Stellung als Prediger
am Berliner Invalidenhauſe erhalten zu haben. In dieſe Zeit
fällt auch ſeine Verlobung mit ſeiner geliebten, in vielen Liedern
gefeierten Henriette, mit der er dann 1795 die glücklichſte Ehe
ſchloß. 1796 erhielt er die Werneuchner Pfarre. Die Jahre vor
und kurz nach ſeiner Verheirathung bilden auch die Epoche ſeines
friſcheſten poetiſchen Schaffens. Die Lieder an „Henriette“ ge-
hören ſelbſtverſtändlich dieſer Zeit an, aber auch ſeine Vorliebe für
das Beſchreibende zeigte ſich ſchon damals, vor allem der ihn
charakteriſirende Hang für das Abmalen jener Natur, die ihm vor
der Thür lag, die er ſtündlich um ihre Eigenart befragen konnte.
Den Wunſch, ſeine Werneuchner Pfarre mit einer anderen zu
vertauſchen, ſcheint er nie gehabt zu haben. Sein Weſen war
Genügſamkeit, Zufriedenheit mit dem Looſe, das ihm gefallen.
Eine Reihe von Kindern ward ihm geboren; ſie waren der Son-
nenſchein des Hauſes. Den jüngſten Knaben, Ulrich, verlor er
frühzeitig; kurz vorher oder nachher ſtarb auch die Mutter. Mit
ihr begrub er die Freudigkeit ſeines Herzens. Eine Reihe von
Liedern verräth uns, wie tief er ihren Tod beklagte. Später ver-
mählte er ſich zum zweiten Male. Seine zweite Gattin überlebte
ihn und errichtete ihm das Denkmal, ein gußeiſernes Kreuz, auf
dem Werneuchner Kirchhof, das, von einem ſchlichten Holzgitter
eingefaßt, folgende Inſchrift trägt: „F. W. A. Schmidt, Prediger
zu Werneuchen und Freudenberg, geb. den 23. März 1764, geſt.
den 26. April 1838. Rückſeite: „Ich will euch wiederſehen und
euer Herz ſoll ſich freuen und eure Freude ſoll Niemand von euch
nehmen.“ Ihm zur Seite ruhen, unter überwachſenen Epheuhügeln,
ſeine erſte Gattin (Henriette) und ſein Lieblingsſohn Ulrich.

Dieſen kurzen biographiſchen Notizen laß ich eine Reihe mir
zugegangener kleiner Mittheilungen folgen, ohne weitere Zuthat von
meiner Seite.

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[220/0236] zeilen einer poetiſchen Epiſtel an ſeinen Freund Chriſtian Heinrich Schultze, Prediger in Döbritz, vermuthen laſſen. Dieſe lauten: Du mir theuer, ſeit bei magrer Krume Und beim Waſſerglas der Freundſchaft Band Uns umſchlungen an der Saale Strand ꝛc. Anfang der 90er Jahre ſcheint er die Stellung als Prediger am Berliner Invalidenhauſe erhalten zu haben. In dieſe Zeit fällt auch ſeine Verlobung mit ſeiner geliebten, in vielen Liedern gefeierten Henriette, mit der er dann 1795 die glücklichſte Ehe ſchloß. 1796 erhielt er die Werneuchner Pfarre. Die Jahre vor und kurz nach ſeiner Verheirathung bilden auch die Epoche ſeines friſcheſten poetiſchen Schaffens. Die Lieder an „Henriette“ ge- hören ſelbſtverſtändlich dieſer Zeit an, aber auch ſeine Vorliebe für das Beſchreibende zeigte ſich ſchon damals, vor allem der ihn charakteriſirende Hang für das Abmalen jener Natur, die ihm vor der Thür lag, die er ſtündlich um ihre Eigenart befragen konnte. Den Wunſch, ſeine Werneuchner Pfarre mit einer anderen zu vertauſchen, ſcheint er nie gehabt zu haben. Sein Weſen war Genügſamkeit, Zufriedenheit mit dem Looſe, das ihm gefallen. Eine Reihe von Kindern ward ihm geboren; ſie waren der Son- nenſchein des Hauſes. Den jüngſten Knaben, Ulrich, verlor er frühzeitig; kurz vorher oder nachher ſtarb auch die Mutter. Mit ihr begrub er die Freudigkeit ſeines Herzens. Eine Reihe von Liedern verräth uns, wie tief er ihren Tod beklagte. Später ver- mählte er ſich zum zweiten Male. Seine zweite Gattin überlebte ihn und errichtete ihm das Denkmal, ein gußeiſernes Kreuz, auf dem Werneuchner Kirchhof, das, von einem ſchlichten Holzgitter eingefaßt, folgende Inſchrift trägt: „F. W. A. Schmidt, Prediger zu Werneuchen und Freudenberg, geb. den 23. März 1764, geſt. den 26. April 1838. Rückſeite: „Ich will euch wiederſehen und euer Herz ſoll ſich freuen und eure Freude ſoll Niemand von euch nehmen.“ Ihm zur Seite ruhen, unter überwachſenen Epheuhügeln, ſeine erſte Gattin (Henriette) und ſein Lieblingsſohn Ulrich. Dieſen kurzen biographiſchen Notizen laß ich eine Reihe mir zugegangener kleiner Mittheilungen folgen, ohne weitere Zuthat von meiner Seite.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/236>, abgerufen am 27.11.2024.