Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.Jesu geh voran Auf der Lebensbahn, Und wir wollen nicht verweilen Dir getreulich nachzueilen. Führ' uns an der Hand Bis in's Vaterland. Eine Pause trat ein, und erst als Käthner Post uns gemustert Solls uns hart ergehn Laß uns feste stehn, Und auch in den schwersten Tagen Niemals über Lasten klagen, Denn durch Trübsal hier Geht der Weg zu Dir. Rühret eigner Schmerz Irgend unser Herz, Kümmert uns ein fremdes Leiden, O so gieb Geduld zu beiden, Richte unsren Sinn Auf das Ende hin. Ordne unsren Gang, Jesu, lebenslang; Führst Du uns durch rauhe Wege, Gieb uns auch die nöthge Pflege, Thu uns nach dem Lauf Deine Thüre auf. Das Lied hätte die doppelte Zahl von Strophen haben können, Jeſu geh voran Auf der Lebensbahn, Und wir wollen nicht verweilen Dir getreulich nachzueilen. Führ’ uns an der Hand Bis in’s Vaterland. Eine Pauſe trat ein, und erſt als Käthner Poſt uns gemuſtert Solls uns hart ergehn Laß uns feſte ſtehn, Und auch in den ſchwerſten Tagen Niemals über Laſten klagen, Denn durch Trübſal hier Geht der Weg zu Dir. Rühret eigner Schmerz Irgend unſer Herz, Kümmert uns ein fremdes Leiden, O ſo gieb Geduld zu beiden, Richte unſren Sinn Auf das Ende hin. Ordne unſren Gang, Jeſu, lebenslang; Führſt Du uns durch rauhe Wege, Gieb uns auch die nöthge Pflege, Thu uns nach dem Lauf Deine Thüre auf. Das Lied hätte die doppelte Zahl von Strophen haben können, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0029" n="13"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Jeſu geh voran</l><lb/> <l>Auf der Lebensbahn,</l><lb/> <l>Und wir wollen nicht verweilen</l><lb/> <l>Dir getreulich nachzueilen.</l><lb/> <l>Führ’ uns an der Hand</l><lb/> <l>Bis in’s Vaterland.</l> </lg> </lg><lb/> <p>Eine Pauſe trat ein, und erſt als Käthner Poſt uns gemuſtert<lb/> und ſich über unſere Theilnahme vergewiſſert hatte, gab er aufs<lb/> Neue das Zeichen und ſang nun ſelber mit:</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Solls uns hart ergehn</l><lb/> <l>Laß uns feſte ſtehn,</l><lb/> <l>Und auch in den ſchwerſten Tagen</l><lb/> <l>Niemals über Laſten klagen,</l><lb/> <l>Denn durch Trübſal hier</l><lb/> <l>Geht der Weg zu Dir.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Rühret eigner Schmerz</l><lb/> <l>Irgend unſer Herz,</l><lb/> <l>Kümmert uns ein fremdes Leiden,</l><lb/> <l>O ſo gieb Geduld zu beiden,</l><lb/> <l>Richte unſren Sinn</l><lb/> <l>Auf das Ende hin.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ordne unſren Gang,</l><lb/> <l>Jeſu, lebenslang;</l><lb/> <l>Führſt Du uns durch rauhe Wege,</l><lb/> <l>Gieb uns auch die nöthge Pflege,</l><lb/> <l>Thu uns nach dem Lauf</l><lb/> <l>Deine Thüre auf.</l> </lg> </lg><lb/> <p>Das Lied hätte die doppelte Zahl von Strophen haben können,<lb/> wir wären willig gefolgt. Es hatte jeden von uns ergriffen, am<lb/> meiſten den Neſtor unſeres Kreiſes, der faſt verlegen vor ſich<lb/> niederſah und auf unſere wiederholte Frage nach dem „warum“<lb/> endlich antwortete: „Sie ſind alle bewegt durch das Lied. Ich<lb/> bin es doppelt und <hi rendition="#g">muß</hi> es ſein. Daß Ihnen dieſes Lied hier<lb/> begegnet, iſt zu beſcheidenem Theile mein Verdienſt. Es ſind jetzt<lb/> gerade fünf Jahre, daß ich auf einer ähnlichen Reiſe, wie dieſe,<lb/> in eine Dorfſchule trat und das ſchöne Zinzendorf’ſche Lied in<lb/> jener rythmiſchen Form ſingen hörte, darin Sie’s eben vernommen<lb/> haben. In dieſer Form wirkte das längſt Bekannte wie neu auf<lb/> mich und riß mich nicht nur fort durch ſeine Kraft und Innig-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [13/0029]
Jeſu geh voran
Auf der Lebensbahn,
Und wir wollen nicht verweilen
Dir getreulich nachzueilen.
Führ’ uns an der Hand
Bis in’s Vaterland.
Eine Pauſe trat ein, und erſt als Käthner Poſt uns gemuſtert
und ſich über unſere Theilnahme vergewiſſert hatte, gab er aufs
Neue das Zeichen und ſang nun ſelber mit:
Solls uns hart ergehn
Laß uns feſte ſtehn,
Und auch in den ſchwerſten Tagen
Niemals über Laſten klagen,
Denn durch Trübſal hier
Geht der Weg zu Dir.
Rühret eigner Schmerz
Irgend unſer Herz,
Kümmert uns ein fremdes Leiden,
O ſo gieb Geduld zu beiden,
Richte unſren Sinn
Auf das Ende hin.
Ordne unſren Gang,
Jeſu, lebenslang;
Führſt Du uns durch rauhe Wege,
Gieb uns auch die nöthge Pflege,
Thu uns nach dem Lauf
Deine Thüre auf.
Das Lied hätte die doppelte Zahl von Strophen haben können,
wir wären willig gefolgt. Es hatte jeden von uns ergriffen, am
meiſten den Neſtor unſeres Kreiſes, der faſt verlegen vor ſich
niederſah und auf unſere wiederholte Frage nach dem „warum“
endlich antwortete: „Sie ſind alle bewegt durch das Lied. Ich
bin es doppelt und muß es ſein. Daß Ihnen dieſes Lied hier
begegnet, iſt zu beſcheidenem Theile mein Verdienſt. Es ſind jetzt
gerade fünf Jahre, daß ich auf einer ähnlichen Reiſe, wie dieſe,
in eine Dorfſchule trat und das ſchöne Zinzendorf’ſche Lied in
jener rythmiſchen Form ſingen hörte, darin Sie’s eben vernommen
haben. In dieſer Form wirkte das längſt Bekannte wie neu auf
mich und riß mich nicht nur fort durch ſeine Kraft und Innig-
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