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Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882.

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soweit es der Krieg gestattete, beständig um und an der Seite des
Königs, der an ihm einen Mann zu seinem Umgang und Ver-
gnügen fand, einen Mann, den er als Soldaten und Philosophen
und zugleich auch in politicis jederzeit gebrauchen konnte. Kurz
er war der Favorit unseres großen Monarchen, und kein Tag
verging, an dem er nicht um ihn gewesen wäre. So weit man
Friedrichs Namen kannte, so weit kannte man auch den des
Quintus Icilius, mit welchem Namen ihn der König selbst be-
ehret hatte.*)

Wer Alexander ehrte, der sah auch freundlich auf Hephästion,
und als Quintus Icilius seinen Commentar zum Julius Caesar
an Kaiser Joseph überreicht hatte, ward ihm ein Gegengeschenk:
ein rothes Etui mit 22 goldnen Medaillen, auf deren jeder das
Bildniß eines Mitgliedes der kaiserlichen Familie befindlich war.
Alles in einem Gesammtwerth von mehr als 1000 Thaler.

Sein Körper ward auf Befehl des Königs, der den Sitz der

*) An Königs Tafel im Lager zu Landshut, Mai 1759, wurde hin und
her gestritten, welchen Namen einer der Centurios in der 10. Legion geführt
habe. Der König behauptete Quintus Caecilius, Guichard aber versicherte:
Quintus Icilius, und da sich Letzteres als das Richtige herausstellte, so
sagte der König: "Gut. Aber Er soll nun auch zeitlebens Quintus Icilius
heißen." Und so geschah es. Auch bei späteren Gelegenheiten erwies sich der
König stets als sehr gnädig gegen Guichard und ließ sich Dinge von ihm
sagen, die kein audrer wagen durfte. Nur ein Beispiel. Nach Plünderung
des dem Grafen Brühl zugehörigen Schlosses Pförten in der Lausitz, die durch
Guichard, auf ausdrücklichen Befehl des Königs, ausgeführt worden war,
fragte dieser über Tisch: "Und wie viel hat Er denn eigentlich mitgenommen?"
"Das müssen Ew. Majestät am besten wissen, denn wir haben ja
getheilt
." Ein ander Mal kam es freilich zu wenigstens momentaner Un-
gnade. Das war 1770. Als Guichard in eben diesem Jahr die Zustimmung
zu seiner Verheirathung mit Fräulein v. Schlabrendorf auf Groeben nach-
suchte, verweigerte der König den Consens und zwar "weil er von zu schlechter
Herkunft sei; sein Großvater sei blos Töpfer gewesen." Auch diesen Hieb
suchte Guichard zu pariren und erwiderte: "Seine Majestät seien auch Töpfer.
Die ganze Differenz bestehe darin, daß sein Großvater Fayence gebrannt
habe, während der König Porzellan brenne." Letzterer blieb aber bei seinem
ungnädigen Widerspruch und Guichard nahm den Abschied. Indeß nicht auf
lange. Kein Jahr, so ließ ihn der König wieder rufen und war gnädiger als
zuvor.

ſoweit es der Krieg geſtattete, beſtändig um und an der Seite des
Königs, der an ihm einen Mann zu ſeinem Umgang und Ver-
gnügen fand, einen Mann, den er als Soldaten und Philoſophen
und zugleich auch in politicis jederzeit gebrauchen konnte. Kurz
er war der Favorit unſeres großen Monarchen, und kein Tag
verging, an dem er nicht um ihn geweſen wäre. So weit man
Friedrichs Namen kannte, ſo weit kannte man auch den des
Quintus Icilius, mit welchem Namen ihn der König ſelbſt be-
ehret hatte.*)

Wer Alexander ehrte, der ſah auch freundlich auf Hephäſtion,
und als Quintus Icilius ſeinen Commentar zum Julius Caeſar
an Kaiſer Joſeph überreicht hatte, ward ihm ein Gegengeſchenk:
ein rothes Etui mit 22 goldnen Medaillen, auf deren jeder das
Bildniß eines Mitgliedes der kaiſerlichen Familie befindlich war.
Alles in einem Geſammtwerth von mehr als 1000 Thaler.

Sein Körper ward auf Befehl des Königs, der den Sitz der

*) An Königs Tafel im Lager zu Landshut, Mai 1759, wurde hin und
her geſtritten, welchen Namen einer der Centurios in der 10. Legion geführt
habe. Der König behauptete Quintus Caecilius, Guichard aber verſicherte:
Quintus Icilius, und da ſich Letzteres als das Richtige herausſtellte, ſo
ſagte der König: „Gut. Aber Er ſoll nun auch zeitlebens Quintus Icilius
heißen.“ Und ſo geſchah es. Auch bei ſpäteren Gelegenheiten erwies ſich der
König ſtets als ſehr gnädig gegen Guichard und ließ ſich Dinge von ihm
ſagen, die kein audrer wagen durfte. Nur ein Beiſpiel. Nach Plünderung
des dem Grafen Brühl zugehörigen Schloſſes Pförten in der Lauſitz, die durch
Guichard, auf ausdrücklichen Befehl des Königs, ausgeführt worden war,
fragte dieſer über Tiſch: „Und wie viel hat Er denn eigentlich mitgenommen?“
Das müſſen Ew. Majeſtät am beſten wiſſen, denn wir haben ja
getheilt
.“ Ein ander Mal kam es freilich zu wenigſtens momentaner Un-
gnade. Das war 1770. Als Guichard in eben dieſem Jahr die Zuſtimmung
zu ſeiner Verheirathung mit Fräulein v. Schlabrendorf auf Groeben nach-
ſuchte, verweigerte der König den Conſens und zwar „weil er von zu ſchlechter
Herkunft ſei; ſein Großvater ſei blos Töpfer geweſen.“ Auch dieſen Hieb
ſuchte Guichard zu pariren und erwiderte: „Seine Majeſtät ſeien auch Töpfer.
Die ganze Differenz beſtehe darin, daß ſein Großvater Fayence gebrannt
habe, während der König Porzellan brenne.“ Letzterer blieb aber bei ſeinem
ungnädigen Widerſpruch und Guichard nahm den Abſchied. Indeß nicht auf
lange. Kein Jahr, ſo ließ ihn der König wieder rufen und war gnädiger als
zuvor.
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[365/0381] ſoweit es der Krieg geſtattete, beſtändig um und an der Seite des Königs, der an ihm einen Mann zu ſeinem Umgang und Ver- gnügen fand, einen Mann, den er als Soldaten und Philoſophen und zugleich auch in politicis jederzeit gebrauchen konnte. Kurz er war der Favorit unſeres großen Monarchen, und kein Tag verging, an dem er nicht um ihn geweſen wäre. So weit man Friedrichs Namen kannte, ſo weit kannte man auch den des Quintus Icilius, mit welchem Namen ihn der König ſelbſt be- ehret hatte. *) Wer Alexander ehrte, der ſah auch freundlich auf Hephäſtion, und als Quintus Icilius ſeinen Commentar zum Julius Caeſar an Kaiſer Joſeph überreicht hatte, ward ihm ein Gegengeſchenk: ein rothes Etui mit 22 goldnen Medaillen, auf deren jeder das Bildniß eines Mitgliedes der kaiſerlichen Familie befindlich war. Alles in einem Geſammtwerth von mehr als 1000 Thaler. Sein Körper ward auf Befehl des Königs, der den Sitz der *) An Königs Tafel im Lager zu Landshut, Mai 1759, wurde hin und her geſtritten, welchen Namen einer der Centurios in der 10. Legion geführt habe. Der König behauptete Quintus Caecilius, Guichard aber verſicherte: Quintus Icilius, und da ſich Letzteres als das Richtige herausſtellte, ſo ſagte der König: „Gut. Aber Er ſoll nun auch zeitlebens Quintus Icilius heißen.“ Und ſo geſchah es. Auch bei ſpäteren Gelegenheiten erwies ſich der König ſtets als ſehr gnädig gegen Guichard und ließ ſich Dinge von ihm ſagen, die kein audrer wagen durfte. Nur ein Beiſpiel. Nach Plünderung des dem Grafen Brühl zugehörigen Schloſſes Pförten in der Lauſitz, die durch Guichard, auf ausdrücklichen Befehl des Königs, ausgeführt worden war, fragte dieſer über Tiſch: „Und wie viel hat Er denn eigentlich mitgenommen?“ „Das müſſen Ew. Majeſtät am beſten wiſſen, denn wir haben ja getheilt.“ Ein ander Mal kam es freilich zu wenigſtens momentaner Un- gnade. Das war 1770. Als Guichard in eben dieſem Jahr die Zuſtimmung zu ſeiner Verheirathung mit Fräulein v. Schlabrendorf auf Groeben nach- ſuchte, verweigerte der König den Conſens und zwar „weil er von zu ſchlechter Herkunft ſei; ſein Großvater ſei blos Töpfer geweſen.“ Auch dieſen Hieb ſuchte Guichard zu pariren und erwiderte: „Seine Majeſtät ſeien auch Töpfer. Die ganze Differenz beſtehe darin, daß ſein Großvater Fayence gebrannt habe, während der König Porzellan brenne.“ Letzterer blieb aber bei ſeinem ungnädigen Widerſpruch und Guichard nahm den Abſchied. Indeß nicht auf lange. Kein Jahr, ſo ließ ihn der König wieder rufen und war gnädiger als zuvor.

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/381>, abgerufen am 22.11.2024.