thine zu Dossow in Schutz nahmen. Einst sah er sich hier durch den bischöflich Ratzeburgischen Hauptmann -- der als solcher in direkten Diensten des Bischofs Georg stand -- in der Gegend von Vogtshagen überrascht, war aber glücklich genug, uneingeholt das Schloß erreichen zu können, dessen Brücke nun hinter ihm aufgezogen wurde.
So viel Glück dies einerseits war, so war doch andrerseits des Minckwitzen Aufenthalt durch eben diesen Vorfall verrathen worden, und Bischof Georg forderte, sobald er davon gehört hatte, des Kurfürsten ernste Verwendung bei den Herzögen Albrecht und Heinrich von Mecklenburg. Joachim zeigte sich auch willig und alsbald wurde der Hauptmann zu Ruppin, Matthias v. Oppen, ferner der Hauptmann zu Zehdenick, Hans v. Hake, und der kur- fürstliche Rath Franz Neumann an den Mecklenburgischen Hof abgesandt, nicht um Minckwitzens direkte Verhaftung und Aus- lieferung, sondern nur um einen Befehl an den Eggert Quitzow und die Parkenthine "den Geächteten nicht länger bei sich hausen zu lassen" auszuwirken. Aber aller angewandten Mühen unge- achtet, gelang es der Gesandtschaft nicht, die Herzöge nach Wunsch umzustimmen, die sich vielmehr einer um den andern aus der Residenz entfernten. Als sich die kurfürstlichen Räthe schließlich überzeugen mußten, daß sie den Zweck ihrer Sendung nicht erreichen würden, entschlossen sie sich ebenfalls zur Abreise. Joachim benach- richtigte nunmehr den Georg v. Blumenthal von diesem entschiedenen Mißerfolg, empfing aber nur ein in herben und doch zugleich klug berechneten Ausdrücken abgefaßtes Antwortschreiben, worin er seitens des Bischofs zu ferneren und kräftigeren Maßregeln in dieser Angelegenheit aufgefordert wurde. "So nun Herzog Heinrich," schrieb der Bischof, "nicht begnügig Antwort gibt, so achten wir dafür, daß statt seiner wenigstens Herzog Albrecht etwas thu, auf daß Eure churfürstliche Durchlaucht nicht in Schimpf besitzen bleib und bei die Leut verachtet werd, dieweil der eine Parkenthin zu unserm Hauptmann gesagt hat: "er acht' Eure churfürstliche Durch- laucht nicht besser als seine Bauern"."
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thine zu Doſſow in Schutz nahmen. Einſt ſah er ſich hier durch den biſchöflich Ratzeburgiſchen Hauptmann — der als ſolcher in direkten Dienſten des Biſchofs Georg ſtand — in der Gegend von Vogtshagen überraſcht, war aber glücklich genug, uneingeholt das Schloß erreichen zu können, deſſen Brücke nun hinter ihm aufgezogen wurde.
So viel Glück dies einerſeits war, ſo war doch andrerſeits des Minckwitzen Aufenthalt durch eben dieſen Vorfall verrathen worden, und Biſchof Georg forderte, ſobald er davon gehört hatte, des Kurfürſten ernſte Verwendung bei den Herzögen Albrecht und Heinrich von Mecklenburg. Joachim zeigte ſich auch willig und alsbald wurde der Hauptmann zu Ruppin, Matthias v. Oppen, ferner der Hauptmann zu Zehdenick, Hans v. Hake, und der kur- fürſtliche Rath Franz Neumann an den Mecklenburgiſchen Hof abgeſandt, nicht um Minckwitzens direkte Verhaftung und Aus- lieferung, ſondern nur um einen Befehl an den Eggert Quitzow und die Parkenthine „den Geächteten nicht länger bei ſich hauſen zu laſſen“ auszuwirken. Aber aller angewandten Mühen unge- achtet, gelang es der Geſandtſchaft nicht, die Herzöge nach Wunſch umzuſtimmen, die ſich vielmehr einer um den andern aus der Reſidenz entfernten. Als ſich die kurfürſtlichen Räthe ſchließlich überzeugen mußten, daß ſie den Zweck ihrer Sendung nicht erreichen würden, entſchloſſen ſie ſich ebenfalls zur Abreiſe. Joachim benach- richtigte nunmehr den Georg v. Blumenthal von dieſem entſchiedenen Mißerfolg, empfing aber nur ein in herben und doch zugleich klug berechneten Ausdrücken abgefaßtes Antwortſchreiben, worin er ſeitens des Biſchofs zu ferneren und kräftigeren Maßregeln in dieſer Angelegenheit aufgefordert wurde. „So nun Herzog Heinrich,“ ſchrieb der Biſchof, „nicht begnügig Antwort gibt, ſo achten wir dafür, daß ſtatt ſeiner wenigſtens Herzog Albrecht etwas thu, auf daß Eure churfürſtliche Durchlaucht nicht in Schimpf beſitzen bleib und bei die Leut verachtet werd, dieweil der eine Parkenthin zu unſerm Hauptmann geſagt hat: „er acht’ Eure churfürſtliche Durch- laucht nicht beſſer als ſeine Bauern“.“
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thine zu Doſſow in Schutz nahmen. Einſt ſah er ſich hier durch
den biſchöflich Ratzeburgiſchen Hauptmann — der als ſolcher in
direkten Dienſten des Biſchofs Georg ſtand — in der Gegend
von Vogtshagen überraſcht, war aber glücklich genug, uneingeholt
das Schloß erreichen zu können, deſſen Brücke nun hinter ihm
aufgezogen wurde.
So viel Glück dies einerſeits war, ſo war doch andrerſeits
des Minckwitzen Aufenthalt durch eben dieſen Vorfall verrathen
worden, und Biſchof Georg forderte, ſobald er davon gehört hatte,
des Kurfürſten ernſte Verwendung bei den Herzögen Albrecht und
Heinrich von Mecklenburg. Joachim zeigte ſich auch willig und
alsbald wurde der Hauptmann zu Ruppin, Matthias v. Oppen,
ferner der Hauptmann zu Zehdenick, Hans v. Hake, und der kur-
fürſtliche Rath Franz Neumann an den Mecklenburgiſchen Hof
abgeſandt, nicht um Minckwitzens direkte Verhaftung und Aus-
lieferung, ſondern nur um einen Befehl an den Eggert Quitzow
und die Parkenthine „den Geächteten nicht länger bei ſich hauſen
zu laſſen“ auszuwirken. Aber aller angewandten Mühen unge-
achtet, gelang es der Geſandtſchaft nicht, die Herzöge nach Wunſch
umzuſtimmen, die ſich vielmehr einer um den andern aus der
Reſidenz entfernten. Als ſich die kurfürſtlichen Räthe ſchließlich
überzeugen mußten, daß ſie den Zweck ihrer Sendung nicht erreichen
würden, entſchloſſen ſie ſich ebenfalls zur Abreiſe. Joachim benach-
richtigte nunmehr den Georg v. Blumenthal von dieſem entſchiedenen
Mißerfolg, empfing aber nur ein in herben und doch zugleich klug
berechneten Ausdrücken abgefaßtes Antwortſchreiben, worin er
ſeitens des Biſchofs zu ferneren und kräftigeren Maßregeln in
dieſer Angelegenheit aufgefordert wurde. „So nun Herzog Heinrich,“
ſchrieb der Biſchof, „nicht begnügig Antwort gibt, ſo achten wir
dafür, daß ſtatt ſeiner wenigſtens Herzog Albrecht etwas thu, auf
daß Eure churfürſtliche Durchlaucht nicht in Schimpf beſitzen bleib
und bei die Leut verachtet werd, dieweil der eine Parkenthin zu
unſerm Hauptmann geſagt hat: „er acht’ Eure churfürſtliche Durch-
laucht nicht beſſer als ſeine Bauern“.“
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Forts… [mehr]
Fontanes "Wanderungen" erschienen zuerst in Fortsetzungen in der Neuen Preußischen (Kreuz-)Zeitung 1859 bzw. im Morgenblatt für gebildete Leser (zwischen 1860 und 1864). Als Buchausgabe erschien der vierte Band "Spreeland. Beeskow-Storkow und Barnim-Teltow" 1882 bei W. Hertz in Berlin. In der Folge wurde der Text von Fontane mehrfach überarbeitet und erweitert. Für das DTA wurde die erste Auflage der Buchausgabe digitalisiert.
Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Bd. 4: Spreeland. Berlin, 1882, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_brandenburg04_1882/67>, abgerufen am 27.11.2024.
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