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Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896.

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Effi Briest
können wir da nicht wohnen? Warum gerade hier?
Ich habe, wenn wir Freunde und Verwandte zum
Besuch hatten, oft gehört, daß in Berlin Familien
ausziehen wegen Klavierspiel oder wegen Schwaben
oder wegen einer unfreundlichen Portiersfrau; wenn
das um solcher Kleinigkeit willen geschieht ..."

"Kleinigkeiten? das sage nicht ..."

"Wenn das um solcher Dinge willen möglich
ist, so muß es doch auch hier möglich sein, wo Du
Landrat bist und die Leute Dir zu Willen sind und
viele selbst zu Dank verpflichtet. Gieshübler würde
uns gewiß dabei behülflich sein, wenn auch nur um
meinetwegen, denn er wird Mitleid mit mir haben.
Und nun sage, Geert, wollen wir dies verwunschene
Haus aufgeben, dies Haus mit dem ..."

"... Chinesen willst Du sagen. Du siehst,
Effi, man kann das furchtbare Wort aussprechen,
ohne daß er erscheint. Was Du da gesehen hast
oder was da, wie Du meinst, an Deinem Bette
vorüberschlich, das war der kleine Chinese, den die
Mädchen oben an die Stuhllehne geklebt haben; ich
wette, daß er einen blauen Rock an hatte und einen
ganz flachen Deckelhut mit einem blanken Knopf
oben."

Sie nickte.

"Nun siehst Du, Traum, Sinnestäuschung.

9 *

Effi Brieſt
können wir da nicht wohnen? Warum gerade hier?
Ich habe, wenn wir Freunde und Verwandte zum
Beſuch hatten, oft gehört, daß in Berlin Familien
ausziehen wegen Klavierſpiel oder wegen Schwaben
oder wegen einer unfreundlichen Portiersfrau; wenn
das um ſolcher Kleinigkeit willen geſchieht …“

„Kleinigkeiten? das ſage nicht …“

„Wenn das um ſolcher Dinge willen möglich
iſt, ſo muß es doch auch hier möglich ſein, wo Du
Landrat biſt und die Leute Dir zu Willen ſind und
viele ſelbſt zu Dank verpflichtet. Gieshübler würde
uns gewiß dabei behülflich ſein, wenn auch nur um
meinetwegen, denn er wird Mitleid mit mir haben.
Und nun ſage, Geert, wollen wir dies verwunſchene
Haus aufgeben, dies Haus mit dem …“

„… Chineſen willſt Du ſagen. Du ſiehſt,
Effi, man kann das furchtbare Wort ausſprechen,
ohne daß er erſcheint. Was Du da geſehen haſt
oder was da, wie Du meinſt, an Deinem Bette
vorüberſchlich, das war der kleine Chineſe, den die
Mädchen oben an die Stuhllehne geklebt haben; ich
wette, daß er einen blauen Rock an hatte und einen
ganz flachen Deckelhut mit einem blanken Knopf
oben.“

Sie nickte.

„Nun ſiehſt Du, Traum, Sinnestäuſchung.

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[131/0140] Effi Brieſt können wir da nicht wohnen? Warum gerade hier? Ich habe, wenn wir Freunde und Verwandte zum Beſuch hatten, oft gehört, daß in Berlin Familien ausziehen wegen Klavierſpiel oder wegen Schwaben oder wegen einer unfreundlichen Portiersfrau; wenn das um ſolcher Kleinigkeit willen geſchieht …“ „Kleinigkeiten? das ſage nicht …“ „Wenn das um ſolcher Dinge willen möglich iſt, ſo muß es doch auch hier möglich ſein, wo Du Landrat biſt und die Leute Dir zu Willen ſind und viele ſelbſt zu Dank verpflichtet. Gieshübler würde uns gewiß dabei behülflich ſein, wenn auch nur um meinetwegen, denn er wird Mitleid mit mir haben. Und nun ſage, Geert, wollen wir dies verwunſchene Haus aufgeben, dies Haus mit dem …“ „… Chineſen willſt Du ſagen. Du ſiehſt, Effi, man kann das furchtbare Wort ausſprechen, ohne daß er erſcheint. Was Du da geſehen haſt oder was da, wie Du meinſt, an Deinem Bette vorüberſchlich, das war der kleine Chineſe, den die Mädchen oben an die Stuhllehne geklebt haben; ich wette, daß er einen blauen Rock an hatte und einen ganz flachen Deckelhut mit einem blanken Knopf oben.“ Sie nickte. „Nun ſiehſt Du, Traum, Sinnestäuſchung. 9 *

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Zitationshilfe: Fontane, Theodor: Effi Briest. Berlin, 1896, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fontane_briest_1896/140>, abgerufen am 25.11.2024.